Die Tetralogie von Max Goldt als Bildband · 25. September 2014

Morgen erscheint im Rowohlt Berlin Verlag ein Bildband mit allen vier in der Druckerey entstandenen Büchern von Max Goldt mit dem Titel »Chefinnen in bodenlangen Jeansröcken«. Sie wurden nicht etwa durch einen Scanner gejagt, sondern mit viel Aufwand und Sorgfalt von Volker Möhrke fotografiert und sind in Originalgröße abgebildet. Der Grafikdesigner und Kalligraf Frank Ortmann hat auf einigen Seiten Anmerkungen von Max Goldt in kalligrafischer Spitzfederhandschrift hinzugefügt. Ich selbst habe ein längeres Vorwort zur Geschichte der vier Büchlein beigetragen und die gesamte Ausstattung übernommen. Der Verlag hat mir sogar erlaubt, sein Verlagszeichen in eine spezielle Form zu bringen. Im Anhang des Buches finden sich Fotos der Schuber-Edition, eine Visitenkarte von Max Goldt und eine unserer handgesetzten Postkarten. Band 2 und 3 sind schon lange vergriffen, Band 1 und 4 sowie einige Schuber-Editionen sind noch im Original erhältlich. Den Bildband von Rowohlt gibt es ab morgen im Buchhandel.

— Martin Z. Schröder

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Alle vier auf einmal mit Zugaben · 9. Mai 2014

Die Internet-Buchhandlungen führen das Werk schon, jetzt muß es auch hier angezeigt werden: Im September soll bei Rowohlt Berlin ein Faksimile der vier typografischen Hefte von Max Goldt erscheinen, die ich seit 1998 gedruckt habe. Es heißt: »Chefinnen in bodenlangen Jeansröcken«. Dieser Titel greift einen Text aus dem letzten Büchlein auf und bezieht sich auf das letzte »richtige« Buch von Max Goldt »Die Chefin verzichtet«. Er wird neben den sorgfältig fotografierten Büchlein auch die Beilage zeigen, die im Original nur den fünfzig feinen Schubern beigefügt wurde sowie eine in kleiner Auflage gedruckte Postkarte aus dem Jahr 2003 und eine Visitenkarte von Max Goldt aus demselben Jahr. Ich habe ein Vorwort geschrieben und mit ein paar Fotos versehen, die die Blogleser schon kennen. Max Goldt hat für einige faksimilierte Seiten Texte ergänzt. Diese Ergänzungen wird der Kalligraf und Designer Frank Ortmann von Hand schreiben.

Das Buch wird in Halbleinen gebunden sein, den Titel habe ich digital gesetzt mit der Schrift Wood Bonnet von Andreas Seidel. Diese Schrift hat für jedes Zeichen mehrere Alternativen, um eine im Buchdruck gedruckte echte Holzschrift zu imitieren.

Ich befasse mich zur Zeit mit dem Haupttitel. Zuerst hatte ich ihn digital gesetzt, aber das ist mir nicht gelungen. Nun habe ich eine andere Idee. Ich möchte den Bleisatz auf dem Haupttitel zeigen, aber nicht drucken und nur den Druck faksimilieren. Es muß etwas besonderes werden. Heute habe ich erst einmal den Titeltext in verschiedenen Bleischriften gesetzt und auch Abzüge davon gemacht.

Hier ist ein Ausschnitt des Abzugs zu sehen.

Man könnte den Bleisatz freilich einfärben und das Foto spiegeln, aber solch ein Foto würde ja nicht das zeigen, was auf der Arbeitsplatte liegt. Der Setzer liest nun mal kopfstehende Spiegelschrift.

Die mit einem Spiegel für jeden lesbar wird. Jetzt muß ich mich für ein oder zwei Schriften entscheiden und dann mit einem größeren Spiegel ein Foto herstellen. Und dieses Foto muß so gut gemacht sein, daß es den ganzen Titel gut lesbar zeigt und tauglich ist für den Haupttitel des Buches. Ob ich das hinbekomme?

— Martin Z. Schröder

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Schuber für Goldt-Tetralogie bis 5.3. bestellbar · 28. Februar 2013

Auf Wunsch lasse ich Leerschuber für die Max-Goldt-Tetralogie herstellen. Diese Schuber werden in der kommenden Woche in Auftrag gebeben. Es werden 50 Schuber für die Schuber-Edition hergestellt und auf Wunsch zusätzliche Schuber ohne Inhalt. Letztere lasse ich nur in der Menge herstellen, wie verbindliche Bestellungen eingehen. Die Schuber werden vom Buchbinder in Handarbeit hergestellt aus einem stabilen Karton, und die Leerschuber mit einem maisgelben Papier bezogen. Sie bekommen ein Rückenschild mit einem Hinweis zum Inhalt. Der Schuber wird 42 Euro brutto inkl. 19% MWSt. und inkl. Versand kosten. Er ist im Online-Shop ab sofort und bis zum 5. März erhältlich.

Die Schuber für die Schuber-Edition werden mit (natürlich echtem) Marmorpapier bezogen. Es wird pro Design nur zwei Schuber geben. Der Edition wird ein Einblattdruck beigegeben. Diese Edition ist noch nicht bestellbar, der Preis steht noch nicht fest.

— Martin Z. Schröder

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Verlautbarung zur Schuber-Edition der Tetralogie "Max Goldt im Bleisatz" · 7. November 2012

Verehrte Leser,

da ich nun oft gefragt wurde, ob die Schuber-Edition der vier Bücher von Max Goldt aus meiner Werkstatt bereits zu bestellen ist, habe ich eine Reservierungsliste eröffnet und schreibe diese Verlautbarung – in welcher es nur um diese Büchlein geht, Sie also in der Lektüre fortzufahren sich bitte nicht bemüßigt sehen wollen, wenn Sie an diesen Arbeiten nicht interessiert sind.

Weil heute der Preis der Tetralogie-Ausgabe noch nicht feststeht (wohl nicht unter 300 Euro), kann die Edition noch nicht bestellt werden. Aber ich trage die Interessenten in die Liste ein, und wenn die Edition erscheint, biete ich den eingetragenen Interessenten das Werk zuerst an.

Wie aufwendig der Schuber sein wird, weiß ich noch nicht, aber schön muß er werden, also mit Kleisterpapier, Leinen oder Leder bezogen und mit Schildchen ausgestattet, und diese handgemachten Schuber werden numeriert sein, damit die Limitierung garantiert ist. Ich habe vor, dem Schuber eine Beilage mitzugeben. Ein Text von Max Goldt im Handsatz auf Echt Bütten vielleicht. Handwerk für gedruckten Luxus.

Gefragt wurde ich auch, ob der Schuber leer geliefert werden kann, damit die Besitzer der vier Bände sie in einen Schuber ordnen können. – Es wird nicht möglich sein, den gleichen Schuber zu bekommen, das würde dem Gedanken der limitierten Edition mit Beilage widersprechen. Ich könnte aber einen weniger aufwendig gemachten Schuber anfertigen lassen, der sich äußerlich vom Editionsschuber deutlich unterscheidet. Ich würde die Interessenten bitten, mir ihr Interesse kundzutun für eine zweite Liste zum Vormerken. Bevor die Schuber dann in die Produktion gehen, zeige ich ein Modell, nehme die Bestellungen mit Vorauszahlung entgegen und lasse die gewünschte Menge produzieren.

Zusammengefaßt: Wenn Sie interessiert sind an der Schuber-Edition, schreiben Sie mir bitte eine E-Mail mit dem Betreff „Reservierung Edition“. Wenn Sie einen leeren Schuber zu erwerben in Erwägung ziehen, schreiben Sie in die Betreffzeile bitte: „Reservierung Leerschuber“. Wenn Sie an beidem interessiert sind, schreiben Sie mir bitte zwei E-Mails. Sie kaufen damit nichts, sondern reservieren unverbindlich in der Reihenfolge des Eingangs Ihrer Nachrichten in der Druckerey-Postannahmestelle.

Freundlich grüßt Sie
Ihr Martin Z. Schröder

— Martin Z. Schröder

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Zitate und Brüche · 6. September 2008

Mir fehlt zwar jetzt die Zeit für einen längeren Text über die Typografie des Goldt’schen Atlas’, aber ein paar „Lesehilfen“ möchte ich stichpunktartig geben. Dieser Blog-Eintrag ist für die Leser des Büchleins geschrieben, wenn man es nicht vor sich hat, bleibt er unverständlich. Ist leider nicht anders zu machen — ich bitte um Verständnis.

Der Haupttitel und das Frontispiz (frontispicium = Vorderansicht; aus frons [lat. Front] und spicere [sehen]): Der Haupttitel ist typografisch durch die Schrift Walbaum und die Stellung der Zeilen auf horizontale Mittelachse klassizistisch, die Farbstellung schwarz rot findet man bereits in handgeschriebenen Büchern, rot ist die klassische Zweitfarbe der Buchkunst. Weil die Titelei kein reines Zitat sein soll, wurde dem Haupttitel ein Spezialkringel im Frontispiz vis-à-vis gestellt. Der Kringel bricht durch seinen Strich (Kugelschreiber, kontrastlos) mit dem Duktus der Schrift (Fett-fein-Kontrast). Der Künstler, der diese Zeichnung eigens anfertigte, ja sogar eine ganze Auswahl verschiedenster Spezialkringel, aus denen ich mir in einem zwei Stunden währenden Schau- und Denkprozeß den gedruckten aussuchte, wird im Impressum genannt.

Seite 5: Lichte Futura zur Unger-Fraktur; Figur aus Schrift- und Setzkastenelementen. Die Dadaisten waren die ersten, die sich solche Frechheiten trauten und neue typografische Bilder auch durch Stilmischung schufen. Die Fraktur ist die Schrift der deutschen Leser seit dem frühen 16. Jahrhundert, die es in ihren Büchern auch gemütlich und romantisch haben möchten. Ich kann Adalbert Stifter nur in Fraktur genießen. Die Serifenlose ist die Schrift des Industriezeitalters, der Sachlichkeit und des Konsums. Eine lichte Serifenlose mit ornamentalem Charakter wird vor allem für Reklame eingesetzt, also für Verbrauch, für den gierigen materialistischen Menschen der Revolutionen und des Fortschritts.

Seiten 6/7: Solemnis in rot, Walbaum schwarz. Unziale mit Klassizistischer, hier werden von links nach rechts 1500 Jahre Schriftgeschichte übersprungen, grob gerechnet. Wobei die Unziale eine modernisierte Form hat, sie ist keine Originaltype des 6. Jahrhunderts. Im Text geht es darum, daß manches nicht altert. Die Schönheit des (eigenen) menschlichen Fußes überwindet alles mediale Rauschen.

Seite 8: Renaissancehafter Rahmen aus Linien, Renaissance-Type (Garamond), dazu Telefone und @-Zeichen als Schmuck in den Ecken. Es klingelt und fiept in den Ecken wie das Privatfernsehen im Text.

Seite 9: Rahmen aus renaissancehaftem Schmuck, dazu passende Schrift, dann im Text ein Umschlagen ins Dekorative, weil Phonetik der Sprache in der Schrift ein Ornament abbildet, betont durch die lichte Largo: ein O besteht in der lichten Type aus zwei Kullern. Und visuell rhythmisiert durch Abweichen von der Mittelachse. Da geht auch gleich ein Element des Rahmens aus der Angel.

Seite 10: Typografische Malerei gewissermaßen. Eine Fläche entsteht durch Begrenzungen, ein florales Zier-Stück wird zur Speise. Das ist eine ganz regellose Seite, auch aus der Dada-Tradition, nur eben im Satzspiegel der Gutenberg-Bibel.

Seite 11: ein Dialog, dessen zweite Stimme erst im Kopf des Lesers entsteht, dargestellt durch kleine Wellenelemente. Zu der Seite gibt es nicht viel zu sagen. Amorphe Satzgestalt, fast alle Zeilen haben einen eigenen Anfangspunkt, nur die linke Satzkante wird stabilisiert durch dreieinhalb Anfänge auf einer Höhe.

Seite 12: Das Oval im Spitzfeder-Duktus ist natürlich der Rahmen des Textes im Badezimmer. Wer in der Seite ein Gesicht erkennt, in dem ein Auge zugekniffen wird, liest die Intention des Gestalters.

Seite 13: So ein wilder Text von so kreischenden Gegensätzen brauchte eine typografische Entsprechung: klassizistisch-strenge Fraktur mit holpernder Schreibschrift. Hier wird versucht, unsere geistige Verfassung zu untergraben, den moralischen und bürgerlichen Boden des Deutschlands unserer Zeit aufzuwühlen, und wer ein Beispiel für die Erklärung von Ironie braucht, ist mit Text und typografischer Umsetzung wohl nicht schlecht bedient. Ich habe alle Texte des Büchleins sehr, sehr oft gelesen, sicherlich mehr als hundertmal. Bei diesem hier brach ich noch beim Drucken immer wieder in Gelächter aus. Und nach dem Drucken taten mir nicht nur die Beine weh, sondern auch das Gesicht vom langen Grinsen. Gut, daß mir dabei keiner zusehen mußte.

Seiten 14/15: Dramensatz in klassischer Vollendung bis in alle mikrotypografischen Details. Zwei Schriftschnitte (gerade und kursiv), Versalien ausgeglichen und leicht gesperrt, einen Grad kleiner als die Textschrift, enger Blocksatz in mustergültiger Satzweise mit Randausgleich (Bindestriche und Kommas stehen über die Satzkante hinaus). Optimale Schriftmischung: Anglaise mit Walbaum, klassizistisch, Spitzfeder-/Kupferstichduktus. Ich würde gern die Überschrift in der Mitte über den Bundsteg näher aneinanderstellen, aber nun ist es zu spät dafür. Meine erste Lieblingsdoppelseite.

Seiten 16/17: Echte Doppelseite wird die Seite genannt, bei der auf einem Druckbogen zwei nebeneinanderliegende Buchseiten ebenfalls nebeneinander stehen und nicht erst durch die Bindung zueinander kommen. Dreifarbig: grüne Schrift, violette „Knöpfe“, brauner Faden. Schriften: Pinselschrift Reporter mit Futura. Akzentuierung und leichte Verwirbelung durch Mischung der Schriftschnitte rechts. Figürliche Textfläche, vor dem Satz digital skizziert. Die Skizze wurde mit senkrechten Linien versehen, um sie im Bleisatz exakt nachbauen zu können. Früher hätte man den Text erst glatt abgesetzt, dann eine Skizze geklebt, darauf den Satz neu zusammengebaut, enormer Aufwand. Meine zweite Lieblingsdoppelseite.

Seite 18: Schlüpfrige Lyrik, deren Subtext typografisch eine dritte Strophe bekommen hat. Unten eine auf den Kopf gestellte Ziffer als ornamentales Gegengewicht zur verschnörkelten Überschrift.

Seite 19: Typografische Komik gibt es. Der „O-Ton“ einer Mitarbeiterin einer „sozialen Brennpunkteinrichtung“ in einer arg verschnörkelten Ziergotisch.

Seite 20: Schrift als Ornament. Ein Gedicht in Form eines umsinkenden Kreuzes auf einem Grabhügel. Ob das außer mir noch jemand sieht? An dem Entwurf zweifle ich etwas. Ich finde ihn ja schön, aber ob meine Idee den Leser erreicht? Der Entwurf hat aber einen gravierenden Mangel, den ich nicht rechtzeitig erkannt habe. Kommt jemand drauf?

Seite 21: Rundfunkmanuskript mit hereingereichten Zetteln. Daß manche Texte wirken, als seien sie für den Satzspiegel auf die Zeile genau geschrieben worden, liegt an der Schriftwahl, also der typografischen Bearbeitung.

Seiten 22/23: Typografische Aufteilung eines Textes in seine Bestandteile, Hervorhebungen, typografisches Zitat, also eine zitierte Zeitungs-Überschrift mit dem Gesicht einer Zeitungsüberschrift, akzentuiert durch ein Initial, das sie zum Text macht, weil sie als Text zu lesen ist. Wirr? Na ja, typografisches Denken geht mitunter auch um Ecken. Rechts ein Textblock in Kleinschreibung mit Randausgleich und eingebautem Initial. Weil das Q der kursiven Garamond so einen schönen Schweif hat. Als ich das setzte, wußte ich schon, daß man sich von so etwas eigentlich nicht leiten lassen darf, aber wenn ich doch nun einmal das kursive Q der Garamond setzen kann!

Seiten 24/25: Die achtziger Jahre sind schon so staubig, daß man eine Fraktur einsetzen kann, wenn man ein Punk-Gedicht zitiert, oder?

Seite 26: Sogar eine dreiviertelfette Futura ist durchrüttelbar. Wie zu beweisen war.

Seite 27: Selbst eine gewöhnliche Plattheit wird komisch, wenn man sie ins rechte Licht setzt und sich Zeit nimmt, sie zu lesen. Viel Zeit, denn man muß das ganze Büchlein dafür mehrmals drehen. Aber es lohnt sich.

Seiten 28/29: Zentenar-Fraktur und schmalmagere Futura sind ähnlich hochaufgeschossen, also eng und schmal. Die beiden Zeit-Vorstellungen im Text, also in der Gegenwart erinnerte Vergangenheit, werden in den harmonisch beieinander stehenden und dabei stilistisch so verschiedenen Schriften gespiegelt.

Seite 30: Ein Text als Rahmen für ein Ornament aus Schrift. Und wie bringt man Spannung in eine Fläche? Dafür gibt es Regeln.

Seite 31: Zu so einem Text paßt die WANTED-Assoziation aus Wildwest.

Seite 32: Impressum, brav und nach allen Regeln der Kunst gesetzt.

Den Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt kann man jetzt im Buchhandel, bei Amazon, im Verlag oder gleich hier bestellen.

— Martin Z. Schröder

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Auslieferung des neuen Buches von Max Goldt · 3. September 2008

Der Landt Verlag hat die ersten Bestellungen des Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen an die geschätzten Blog- und Atlas-Leser ausgeliefert. Die Kunde davon erhielt ich ausnahmsweise nicht vom Verlag, wo gerade sehr viel zu tun ist, sondern vom zehnten Besteller des Büchleins, dessen Freude mich höchlich erfreut:

Vorweg eine kleiner Ausruf:

Hammer!

Ich suche noch nach den treffenden Worten, um meiner Freude über die eben eingetroffene Nr. 000010 angemessen Ausdruck zu verleihen.

Der changierende Umschlag mit der großartigen Titelgestaltung. Dann ein Blättern wie in einem Bildband, nur kurz mal Zeilen anlesen, aber die Satzbilder sind erst einmal viel zu aufregend, um die Texte zu lesen. Das kommt schon noch. Und auch wenn ich schon einige Seiten hier im Blog gesehen habe, sind sie in Buchform und auf Papier doch ganz was anderes.

Aber jetzt wird erst einmal die Rechnung überwiesen.

Begeisterte Grüße von
mischa gerloff

(der anfänglich den Eindruck hatte, der Satzspiegel ist vielleicht etwas zu sehr zum Bundsteg ausgerichtet – aber da fürchte ich eher meinen geschmäcklerischen Reflex als fundiertes Wissen …)

Ich danke vielmals und herzlich!

Geschmäcklerisch kann die kritische Erwägung des Satzspiegels gar nicht sein, wenn geschmäcklerisch bedeutet, ein verfeinertes Geschmacksurteil über den unpassenden Gegenstand zu sprechen (Weinkenner trinkt Cola und würdigt spudelnden Abgang), denn es geht hier nicht um ein Taschenbuch aus einem Ramschverlag, wo man nur Taschen- aber keine Satzspiegel kennt. Der Gegenstand der Kritik hat kritische Erwägungen ja verdient, weil bewußtes Entwerfen zugrunde liegt. Der Satzspiegel ist in der Tat heute ungewöhnlich, denn er entspricht in den Proportionen dem der Gutenberg-Bibel in der Konstruktion der Villardschen Figur nach Jan Tschichold. Der Bundsteg der Seite ist halb so breit wie der Außensteg, der Fußsteg doppelt so hoch wie der Kopfsteg. Als ich vor zehn Jahren das erste Büchlein entwarf, hielt ich die Orientierung am Buch der Bücher für sinnvoll, und beim zweiten Buch sah ich keinen überzeugenden Grund, davon abzuweichen. Ich habe mir nur öfter die Freiheit gewährt, den Satzspiegel zu verlassen.

— Martin Z. Schröder

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Ein Büchlein geht erste Schritte in die weite Welt · 26. August 2008

Freitag, 10 Uhr, der Verleger fährt im schwarzen Volvo vor der Druckerey in Berlin-Pankow vor. Erstmals nimmt Andreas Krause Landt das Buch in die Hand, das er in sein Verlagsprogramm aufgenommen hat. Er setzt sich und liest, kichert und hört nach wenigen Seiten wieder auf. „Ich glaube, das macht mich jetzt zu albern.“ Vier Kartons mit Büchern werden durchgezählt, eine Liste mit den Vorbestellungen wird zur Sicherheit überreicht, damit die Nr. 1 der 600 numerierten Bücher wirklich den ersten Besteller erreicht, das Übergabeprotokoll wird signiert, mit Mineralwasser (Spreequell medium) angestoßen. Ein Foto der Verlegerhand. Wir sprechen über neue Vorhaben für das kommende Jahr. Nach zwei Stunden Konferenz betten wir vier Kartons in den Kofferraum des Firmenwagens.

Freitag, zehn Stunden später, Berlin-Charlottenburg, der Drucker klingelt beim Autor. Er überreicht dem Schriftsteller zwei Päckchen mit zwanzig Exemplaren des neuen Büchleins. Max Goldt packt aus, lehnt sich ins Polster, betrachtet den Umschlag, bewegt ihn im Licht der Stehlampe. „Es sieht teuer aus.“ Die Druckfarben wechseln ihre Intensität auf dem changierenden metallgrünen Karton. Der Autor blättert, sein Drucker schaut ihm aufmerksam zu. Wird er zufrieden sein? Der Autor lächelt. Er holt jungen portugiesischen Weißwein aus dem Kühlschrank und stößt mit dem nun sehr frohen Drucker an. Ein Foto der Übergabe. Wir sprechen über neue Vorhaben für das Jahr 2010, dann soll der dritte und letzte Band der bibliophilen Trilogie entstehen.

In diesen Tagen wird die Auslieferung des Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt im Landt Verlag vorbereitet.

— Martin Z. Schröder

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Drucken, Fliegenvermessen, Reisen · 22. August 2008

Die Danksagungen (Foto) haben meine Werkstatt vorübergehend in größere Unordnung versetzt, weil ich sie für zwei Tage auslegen mußte, damit sie gut trocknen und die rote Farbe überdruckt werden konnte. Richtig steril aufgeräumt ist es in meiner Werkstatt nie, ich muß nur aufpassen, daß die Unordnung nicht ins Chaos umschlägt.

Beim Umlegen der Schutzumschläge um den Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt habe ich innen in einem der metallgrünen Umschläge eine Fliege entdeckt, die sich in dem Umschlag bestattet hat. Die Gesamtspannbreite beider Flügel umfaßt etwa 14 Punkt (1p = 0,376 mm). Ich erwog erst, den Umschlag auszusortieren, dann überlegte ich, ihn zum Sonderpreis anzubieten, schließlich legte ich ihn um und registrierte die Nummer des Exemplars. An welcher man sieht, wie weit die Produktion fortgeschritten ist. Heute überreiche ich morgens dem Verleger die ersten Exemplare. Im Verlag wird man sich Gedanken um die Verpackung des Büchleins machen und die Auslieferung der ersten Exemplare vorbereiten. Abends dann erhält der Autor seine Beleg-Exemplare. Neulich hat ein Besucher ein Büchlein durchgeblättert und festgestellt: “Es gibt tatsächlich so was wie typographische Komik.” Und ich merkte: wenn jemand sich an dem Buch vor meinen Augen erfreut, schmilzt meine Selbstkritik. Der wohlwollende fremde Blick verschönt die Arbeit. Das ist angenehm, aber ich werde trotzdem beizeiten das Büchlein kritisch durchgehen. Man lernt ja nichts ohne Kritik.

Freunde gedruckter Worte, die heute an den Lektüre-Luxus von morgen denken, werden den Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt einfach schon heute bestellen.

Presse: Vor einigen Wochen habe ich für das AD-Magazin den Tiefdrucker Niels Borch Jensen in Kopenhagen besucht. Er arbeitet als berühmter Meisterdrucker für Künstler aus aller Welt. Die Arbeiten werden in der Berliner Galerie Niels Borch Jensen in Ausstellungen gezeigt und verkauft. Es lohnt sich, mit der Galeristin Isabelle Gräfin Du Moulin einen Einkaufsbummel zu unternehmen durch die Grafikschränke, die eigentlich Schatzkammern sind und von denen uns die Augen übergingen. Wie die Arbeiten gemeinsam mit Künstlern wie Tacita Dean, Carsten Höller, Thomas Demand, Olafur Eliasson, Rodney Graham, Robin Rhode, Takehito Koganezawa, Anton Henning, Superflex und auch weniger bekannten entstehen (siehe Künstlerverzeichnis der Galerie), habe ich recht ausführlich in der September-Ausgabe von AD erzählt.

Mit mir im Kopenhagener Atelier war der Berliner Fotograf Wolfgang Stahr. Einen ganzen Tag verbrachten wir in Jensens Atelier, und ich war hin- und hergerissen: einerseits den berühmten Drucker und seine Mitarbeiter bei der Arbeit zu sehen, die mir größten Respekt machte, andererseits einem Fotografen von Rang über die Schulter schauen zu dürfen. AD liegt jetzt druckfrisch im Kiosk.

— Martin Z. Schröder

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Bindeprobleme und Grübelei · 1. August 2008

Der Buchbinder holte heute 450 der Goldt’schen Atlanten wieder ab, denn aus den ersten 150 habe ich beim Beschneiden zehn Mängelexemplare geklaubt. Und möchte die Qualitätskontrolle und Nacharbeit doch in der Buchbinderei erledigt wissen, nicht bei mir. Der Faden geht durch drei vorgestochene Löcher und wird ausnahmsweise innen verknotet, damit die Enden hübsch aus dem gedruckten Knopf in der Mittelseite herausschauen. Gewöhnlich werden die Enden unter dem Umschlag versteckt. Nun fand ich also an den genannten Exemplaren, daß der Faden nicht durch das mittelere Loch geführt wurde, d.h. geführt wurde er, aber der Knoten wurde falsch angesetzt, so daß sich der fälschlich nicht durch den Knoten führende Faden löste, das mittlere Loch nun leer steht und der Knoten frei baumelt.

Meine Reklamation wurde mit Verblüffung entgegengenommen, aber man eilte freundlich, Abhilfe zu schaffen. Fehler können vorkommen, die Art oder Unart eines Handwerksbetriebes zeigt sich am Umgang damit. Ich bin zuversichtlich, in der Buchbinderei Ines Neumann bestens behandelt zu werden.

In den nächsten Tagen wird das Büchlein dann von mir weiterverarbeitet, also beschnitten und mit dem Umschlag versehen. Die ersten 100 Exemplare werde ich Ende August feierlich dem Verlag überreichen, welcher mit der Auslieferung beginnen wird. Manche Verlage sortieren bei ihren limitierten numerierten bibliophilen Produktionen die ersten Nummern aus für den Autor oder das Archiv, wir liefern ab der Nummer 000001 an unsere Kunden. Nr. 1 geht nach Zürich, Nr. 2 nach Berlin-Stralau, Nr. 3 nach Wuppertal …

Grübeln sieht man mich angesichts der Vollendung des Werkes. Einerseits wird es ein sehr angenehmes Gefühl sein, nach acht Monaten Arbeit die 600 fertigen Büchlein vor Augen zu haben. Andererseits finde ich es schade, mich von der Arbeit verabschieden zu müssen. So ein Vorhaben ist schließlich sehr intensiv. Jeden Buchstaben hatte ich in den Fingern, jeder Druckbogen und der Umschlag gingen mehrfach durch meine Hände. Das fertige Büchlein gibt man aus dem Haus und wünscht ihm, daß es in der Fremde Freude zeitigt. Dann wird die Werkstatt plötzlich etwas verwaist wirken (wobei eher die Büchlein Waisen sind, bis sie einen neuen Halter gefunden haben).

Die Typografie der einzelnen Seiten konnte ich hier nicht ausführlich besprechen, weil ich die Seiten nicht im Internet abbilden darf. Der Autor hat ein Urheberrecht an den Texten, das sich nur auf die vom Bleisatz auf Papier gedruckte Form erstreckt. Sie sollen nicht abfotografiert und als Kopien vervielfältigt werden; es sind Texte für ein Buch, nicht für Fotos. Viele Leser des DruckereyBlogs haben nun aber das Büchlein bestellt und werden sich selbst ein Bild machen können. Nach dem Vergnügen an den Texten, das ich deren Lesern wünsche, entstehen vielleicht Fragen. Möglicherweise gibt es typografische Kritik. So denke ich mir nun, daß es vielleicht interessant wäre, nach der Auslieferung ein Gespräch zu beginnen. Und möglicherweise entsteht daraus ein so lehrreicher Austausch, daß ich daraus eine kleine Textbroschüre erstellen und hier als PDF zum Download oder als geheftete Broschur für geringen Preis anbieten könnte.

Ich werde zu gegebener Zeit, wenn die ersten Büchlein ausgeliefert sind, darauf zurückkommen. Würde jetzt schon der Wunsch an solchem Gespräch geäußert werden, überlegte ich schon, wie man dieses am gescheitesten führen könnte. Beispielsweise durch Gastbeiträge im Blog …

Freunde gedruckter Worte, die heute an den Lektüre-Luxus von morgen denken, werden den Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt einfach schon heute bestellen.

— Martin Z. Schröder

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Schneiden, Rillen, Legen · 25. Juli 2008

Wenn nächste Woche die 600 Büchlein aus der Buchbinderei kommen, geht es noch einmal richtig los. Jedes Buch muß an den drei offenen Seiten beschnitten werden, denn durch das Binden einer Lage ineinandergesteckter Bogen ergibt sich eine unsaubere Kante. Durch den Falz ist das Büchlein aber auf der Falzseite etwas höher, so daß man nicht so viele Bücher übereinander legen kann zum Schneiden. Erst werden Kopf und Fuß beschnitten, dann die Vorderseite. Industriell werden Bücher im Dreiseitenschneider beschnitten. Da liegt ein Stapel drin, entweder der Buchblock oder beim Softcover das fertige Stück. Das Messer ist zum U geformt und schneidet alle drei Seiten mit einem Mal.

Berichtigung 29. Juli 2008 von sf: eine Anmerkung zum Dreischneider: diese Maschinen werden mit 3 Messern betrieben, sonst käme der berühmte Schrägschwingschnitt nicht zum Tragen. Würde das Messer parallel zum Schnittgut aufsetzen, wäre die aufzubringende Kraft erheblich größer. Das Messer wäre auch schnell stumpf. Also erst Kopf- und Fußbeschnitt gleichzeitig, dann vorn. Oder umgekehrt.

Das beschnittene Büchlein hat eine Höhe von 200 Millimetern, und so kann ich auch den grünen Umschlag schon auf Format schneiden. Außerdem habe ich die Breite der Klappen nun genau abgemessen. Unter den Klappen ist der angebundene rosa Umschlag bei diesem Büchlein auch bedruckt worden, davon soll aber nur ein kleiner Teil, nämlich die Schnauzen zweier Kraftfahrzeuge, zu sehen sein.

Das Messer ist scharf wie eine Rasierklinge. Natürlich schneidet man sich daran nicht, weil man die Finger davon läßt (nachdem man irgendwann so blöd war, doch mal nachzugucken, ob es wirklich so scharf ist wie alle sagen, die eine Schneidemaschine haben). Es kommt aber immer wieder vor, daß man sich an den scharfen Kanten des Papiers schneidet. Und wehe man merkt es nicht gleich und befleckt das Papier!

Nach dem Schneiden hat man einen Berg von Schnipseln. Und wenn gerade gut aufgelegte Kundschaft zu Besuch ist, baut sie sich eine modische Kopfbedeckung daraus.

— Martin Z. Schröder

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In der Buchbinderei · 22. Juli 2008

Am Montagvormittag bin ich in die Buchbinderei Ines Neumann gefahren und habe dem Buchbinder beim Heften zugeschaut. Herr Bausen (auf der verlinkten Website werden alle vier Mitarbeiter vorgestellt) nahm die Nadel in eine kleine Zange und stach von innen die Löcher vor, genau in die gedruckten Knopflöcher. Dickere Lagen werden mit einer Ahle vorgestochen, aber das Papier und der Karton sind nicht übermäßig dick.

Dann wird der Faden ins Nadelöhr eingefädelt, geht in der Mitte ins Büchlein hinein, wird durch die beiden anderen Löcher geführt und kommt in der Mitte auch wieder an, damit er dort mit dem Anfang verknotet werden kann. Herr Hartmann hat mir erklärt, daß die Anzahl der Löcher immer eine ungerade sein muß, also bei größeren Formaten müssen es fünf Einstiche sein.

Wenn so eine Broschur einen Umschlag erhält, also zur Englischen Broschur wird, knotet man den Faden gewöhnlich außen zu, so daß der Knoten außen vom Umschlag verdeckt wird und innen nur der unauffälige weiße Faden auf weißem Papier zu sehen ist. Die ersten Exemplare hat Herr Bausen auch so geheftet. Dann hab ich mir aber überlegt, daß es ganz hübsch wäre, wenn aus dem mittleren Knopf zwei kleine Fädchen gucken. In diesem Fall soll der Faden ja sichtbar sein und nicht versteckt werden. Die Bindeweise wurde also nach einigen Exemplaren geändert. Ein paar fertige Büchlein durfte ich schon mitnehmen. Nun kann ich sie schon an drei Seiten beschneiden, den Umschlag auf Maß schneiden und mit dem Rillen beginnen. Die Lieferung aus der Buchbinderei kommt nächste Woche.

Wir haben übrigens die Zeit gestoppt: Herr Bausen brauchte für ein Büchlein 1 Minute und 45 Sekunden. Mit der Zeit wird er vermutlich schneller werden, ich kenne das auch aus meinem Handwerk. Selbst wenn man eine bekannte Arbeit durchführt, dauert es anfangs immer etwas länger, dann wird man routinierter. So eine Arbeit, wie sie Herr Bausen jetzt tut, kann man auch nicht stundenlang ohne Pause und Bewegung machen. Man muß sich ja sehr konzentrieren und genau sein und die ganze Zeit nach unten gucken. Ich bin froh, daß ich von meinem ursprünglichen Plan abgekommen bin, das Binden selbst zu machen. Ich hätte es nicht in der Qualität hinbekommen, und es hätte viel länger gedauert. Wie gut, daß es Buchbinder gibt!

Freunde gedruckter Worte, die heute an den Lektüre-Luxus von morgen denken, werden den Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt einfach schon heute bestellen.

— Martin Z. Schröder

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Looking for Haberdashery · 21. Juli 2008

Vor ein paar Tagen hatte ich die Druckbogen in die Buchbinderei Ines Neumann geschafft. Nun fehlte noch der Faden für die Heftung. Ich wollte einen braunen Faden haben, weil dieser Faden eine typografische Funktion erfüllen soll. Die Bindung ist Teil des Entwurfs der Doppelseite, auf der es sogar angenähte Knöpfe geben wird. Wenn das Büchlein gebunden und geknöpft ist, werde ich das zeigen.

Es ist gar nicht so einfach, heutzutage ein Fachgeschäft für Kurzwaren zu finden. Aus meinem Englisch-Unterricht (nicht der schulische, ein späterer) ist mir noch die haberdashery als exotischer Begriff in Erinnerung, aber einen solchen Laden habe ich nicht in Fußwegnähe. Früher gab es die überall. Dank Internet fand ich ein Geschäft in Fahrradwegnähe (Berliner Allee 13a in Pankow, am S-Bahnhof Pankow).

Bevor ich bedient wurde, klärte die kompetente Dame hinterm Tresen des mit Knöpfen und Knäulen vollgestopften Lädchens eine Kundin darüber auf, daß sie einen Schaden im hitzeempfindlichen Futter ihrer Jacke nicht überbügeln könne, aber überkleben. So habe ich nebenbei was gelernt für den Fall, das mir auch mal ein Jackenfutter reißt. Und ich folgerte: Dieser Verkäuferin sage ich gleich den Zweck, für den ich ein Zwirn brauche, die Frau versteht es bestimmt sofort. So kam es auch.

Stabil und reißfest muß ein Faden zur Fadenknotenheftung sein. Man unterscheidet Fadenheftung und Fadenknotenheftung. Die Fadenheftung wird eingesetzt, wenn mehrere Lagen geheftet und anschließend verklebt werden. Die Fadenknotenheftung bindet nur eine Lage und bekommt deshalb einen haltbaren Knoten.

Mit sicherem Griff förderte the haberdasher drei braune Garne, extra reißfest zum Knöpfeannähen, aus einem Regal. The bookbinder (im hiesigen Buchgewerbe Bubi geheißen) hatte mir aufgetragen, ihm 200 Meter davon zu beschaffen, und glücklicherweise hatte die Kurzwarenhändlerin sieben Rollen à 30 Meter parat. Ach, ist das schön!, wenn man auf der Suche nach einem bestimmten Artikel in ein Fachgeschäft geht und ihn sofort bekommt.

Dann radelte ich in die Buchbinderei nach Berlin-Buchholz und fand zu meiner Überraschung bereits alle Druckbogen gefalzt und zusammengetragen und ineinandergesteckt vor. Heute soll es mit dem Heften losgehen. Drei Löcher werden von innen vorgestochen, dann kann alles geheftet und verknotet werden. Ich werde mal hinfahren und gucken.

In der nächsten Woche werde ich die fertige Arbeit abholen, dann muß ich die Büchlein an drei Seiten beschneiden, den grün schimmernden Umschlag auf Maß schneiden, 1800 mal mit einem Fußpedal auf der uralten eisernen Nutmaschine rillen und 600 mal umlegen.

Der 15. September ist offizieller Erscheinungstermin, aber wenn mir die täglichen Druckaufträge ein bißchen mehr Zeit lassen als vorgesehen, können wir die ersten Bücher schon eher ausliefern.

Freunde gedruckter Worte, die heute an den Lektüre-Luxus von morgen denken, werden den Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt einfach schon heute bestellen.

— Martin Z. Schröder

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Umschlag komplett · 14. Juli 2008

An diesen drei Aufnahmen läßt sich sehen, wie der Karton mit den Farben umgeht, manchmal verschwinden sie fast, weil der Karton so hell wird unter bestimmtem Lichteinfall, manchmal tritt die hellste Farbe am stärksten hervor. Die letzte Farbe steht nun also auf dem Umschlag, er ist fertig, jedenfalls gedruckt. Es steht ja noch der Beschnitt aus, das Rillen und das 600fache Umlegen, wenn der Inhalt aus der Buchbinderei kommt. Und der muß vorher auch noch beschnitten werden. Auf dem letzten Foto ist die Skizze zu sehen, die ich aus einem schwarzen Abzug geschnitten und zusammengeklebt habe. Ich wollte einen Umschlag entwerfen, der so stark wie möglich vom klassizistischen Haupttitel innen abweicht, weil auch die Buchseiten einander nicht gleichen.

Der Haupttitel Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen bildet vielmehr einen Text für sich und behauptet, es gebe neue niederländische Fledermäuse, deren Zahl groß genug sei, einen Atlas zu füllen. Vor Augen hatte ich einen etwas gewagten naturwissenschaftlich-schulbuchartigen Umschlag der 1970er Jahre mit serifenloser Type, wie sie in dieser Zeit für am ehesten für tauglich gehalten wurden, wissenschaftliche Verlautbarungen typografisch auszuzeichnen. Der Umschlag sollte aber auch zeitgemäß wirken, deshalb das schimmernde Material, das in großer Auswahl erst seit einigen Jahren von den Herstellern angeboten wird. Als ich 1998 das Vorgänger-Büchlein druckte, waren Metallic-Papiere noch neu und nur in wenigen Farben von wenigen Herstellern lieferbar. Zuletzt steht der Umschlag gegen die in meinen Augen falsche Überlegung, bibliophil mit Bleisatz gemachtes sei etwas betont krumm und unsauber auf gelbes Fusselpapier gedrucktes, also die Unvollkommenheit der Handarbeit geradezu demonstrierend; eine nostalgische, also irrig sehnsüchtelnde Vorstellung, die mit der Geschichte des handgemachten Buches nichts zu tun hat. Man bemühte sich immer um Perfektion. Im Bewußtsein, sich immer nur annähern zu können und sie niemals zu erreichen.

Freunde gedruckter Worte, die heute an den Lektüre-Luxus von morgen denken, werden den Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt einfach schon heute bestellen.

— Martin Z. Schröder

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Rot zu rosa und grün · 7. Juli 2008

Der dritte Druckgang des Umschlages vom Goldt’schen Atlas der neuen niederländischen Fledermäuse rollte mit roter Farbe durch die Maschine. Wieder ergänzt mit Bologneser Kreide, damit die Farbe deckt. Weil der schimmernde Karton changiert und damit mal mehr und mal weniger hell wirkt, treten auch die Farben verschieden hervor, mal eher rosa, mal mehr die dunkleren roten Zeilen. Jetzt fehlt nur noch eine Farbe, in welcher der Name des Autors gedruckt wird. Auf dem Foto mit dem Bleisatz ist wieder der Ausgleich der Lettern zu sehen: das kleine w hat mehr Fleisch als die anderen Typen, beim kleinen v nimmt das eng beschnittene l so viel Luft, daß auch dort spationiert werden mußte.

Freunde gedruckter Worte, die heute an den Leseluxus von morgen denken, werden den Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt einfach schon heute bestellen.

— Martin Z. Schröder

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Grün, grün, grün · 27. Juni 2008

Die Führung des Journals artet in Nachträge aus. Aus Kopenhagen, wo ich auch eine winzige Akzidenzdruckerei mit Buchdruckmaschinen fand, berichte ich im Lauf der nächsten Woche (die Glyptotek ist wundervoll!), heute erst einmal der Nachtrag, wie es mit den Schutzumschlägen für das Buch von Max Goldt weitergeht. Die rosa Farbe braucht wirklich lange, trocken zu werden. Nun habe ich Anfang der Woche erst einmal grün eingedruckt. Anhand der genauen Klebeskizze konnte ich den Stand der grünen Linie punktgenau bestimmen. Es ist schon zu sehen, daß der Umschlag keine Mittelachsen-Typografie zeigen wird. Der Abstand zum klassizistischen Haupttitel soll groß sein, hier wird eine Art typografisches Bild aufgebaut. Die grüne Farbe habe ich nicht mit dem deckenden Farbkörper der Bologneser Kreide ergänzt, nur etwas grau und schwarz eingerührt. Die Farbe lasiert, also der Untergrund wird nicht überdeckt. Ich bin selbst gespannt, wie die Arbeit am Ende aussehen wird. Das Risiko ist nicht unbeträchtlich, denn der Karton ist teuer und der Aufwand des Druckens groß. Jetzt hilft nur noch, sich auf den Plan zu verlassen. Freunde gedruckter Worte, die heute an den Luxus von morgen denken, werden den Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt einfach schon heute bestellen.

— Martin Z. Schröder

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Rillen · 20. Juni 2008

Bevor der innere Umschlag mit den Druckbogen in die Buchbinderei geliefert werden kann, mußte ich ihn rillen. Mit der Nutmaschine wird eine Rille in den Karton gepreßt, damit er nicht bricht, wenn er gefalzt wird. Die Rille macht es einfach. In der Buchbinderei werden Löcher in den gefalzten, ineinandergesteckten Inhalt und den Kartonumschlag gestochen, nach dem Heften wird der Karton einfach zugeklappt. Auch die Nutmaschine ist wie meine Pressen alt und aus Gußeisen mit aufgeschraubten hölzernen Anlagen. Wird das Pedal getreten, senkt sich die Feder oder der Spund in die Nut (beides aus Eisen) und formt so die Rille. Freunde gedruckter Worte, die heute an den Luxus von morgen denken, werden den Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt einfach schon heute bestellen.

— Martin Z. Schröder

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Pinke Paste für die Fledermäuse von Max Goldt · 16. Juni 2008

Den Umschlag drucke ich auf dieses raffinierte Material von Schneidersöhne namens Majestic in Gardeners green. Die erste Farbe: rosa. Weil dieser Karton so dunkel ist, wenn er nicht gerade glänzt, braucht die Farbe viel Pigment. Meine Farben sind nicht sehr pigmentreich. Also habe ich aus roter Farbe, viel Deckweiß und viel Bologneser Kreide mit etwas Drucköl eine Druckfarbe geknetet. Mit dem Spachtel. Die rosa Paste hat mich an das gummiartige Zeug erinnert, das einem bei Kieferorthopäden und Zahnärzten in stahlblechernen Abdruckformen bis zum Hals ins Kauorgan gerammt wird, um eine Matritze für ein Gipsmodell abzuformen. Auf dem folgenden Bild sind zwei Zeilen zu sehen, wie sie enger nicht aufeinander stehen können. Der Entwurf für den Umschlag hat mich viel Überlegung und Zeit gekostet, denn der Titel “Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen” ist in seinem Zeilenfall alles andere als geschmeidig. Erst vier kurze Wörter, dann zwei lange, das letzte das längste. Einen schönen Zeilenfall auf Mittelachse zu bringen, war schon für den Haupttitel eine harte Nuß. Wir wollen also abwarten, wo nun das Wort nieuwe plaziert werden wird.

Auf dem Foto mit dem Bleisatz (Schrift: Kristall halbfett) kann man auch noch sehen, daß die Buchstaben ausgeglichen wurden. Bei kleinen Schriften ist die Laufweite durch die Schriftgießerei nach den Vorgaben des Schriftentwerfers und Schriftschneiders zugerichtet, also die Laufweite ist festgelegt und soll nicht verändert werden. Bei großen Schriftgraden müssen auch die Minuskeln ausgeglichen werden, hier entstand Korrekturbedarf durch das v in van.

Ich habe den Umschlag erst skizziert, dann alle Elemente in schwarz gedruckt und davon mit Schere und Klebstoff eine Klebeskizze angefertigt, also so montiert, wie ich ihn in mehreren, wahrscheinlich vier, eventuell fünf Farben drucken werde. Damit meine verehrten Leser dem Ergebnis noch stärker entgegenzittern können als ich, zeige ich die Skizze erst, wenn der Umschlag fertig ist. Das grün-silbrige Material ist wirklich raffiniert, es zeigt die Farben je nach Lichteinfall mehr oder weniger deutlich, an den zwei Bildern, die ich heute bei Tageslicht auf dem Hof machen konnte, läßt sich das gut erkennen. Die Farbe braucht mehrere Tage zum Trocknen, es wird sich also hinziehen, bis ich den nächsten Gang drucken kann, weil ich mit der zweiten Farbe die erste zum Teil überdrucke. Wenn ich damit zu sehr eile, gibt es Matsch, die Konturen würden an den Doppeldruckstellen unscharf. Außerdem kann es zum Verwischen kommen, wenn ich den Bogen in die Hand nehme, denn für jeden Farbgang geht jeder Bogen einzeln durch meine Hände. Also wird man das Entstehen des Gesamtwerkes hier langsam verfolgen können.

Freunde gedruckter Worte, die heute an den Luxus von morgen denken, werden den Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt einfach schon heute bestellen.

— Martin Z. Schröder

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Letzter Druckgang (aber mit meinem Niedrigplunger!) · 11. Juni 2008

Der letzte Druckgang des Buchblocks, wie man den Inhalt eines zwischen Deckel gehefteten Buches heißt, ist erledigt. Ich habe zum Schluß das Impressum und den Schmutztitel auf einen Bogen nebeneinander gedruckt, die Seiten 1 und 32. Typografisch sollte auf das Impressum nur Mühe hinsichtlich Ordnung und Lesbarkeit aufgewandt werden, keine schöpferische. Wenn der Schmutztitel verrät, daß über ihn nachgedacht wurde, er aber trotzdem nur die ihm zustehende Bedeutung erlangt, kann man zufrieden sein.

Schmutztitel wird die erste Seite des Buches genannt, die bei in festen Einband gebundenen Büchern am Vorsatzpapier festgeklebt und deshalb nicht völlig zu sehen ist. Das Vorsatzpapier (vorderes und hinteres) verbindet die Deckel mit dem Buchblock und verdeckt auf den Deckeln die Ränder des um den Deckel geleimten Bezugstoffes wie Leinen oder Papier. Wenn das Buch einen neuen Einband bekommt, ist es nicht so tragisch, den Schmutztitel beim Lösen vom Vorsatz zu beschädigen, der Haupttitel auf Seite 3 bleibt von solchen Eingriffen unberührt. Die Titelei, wie man alle Seiten nennt, die dem Text vorangestellt sind, also Schmutztitel, Frontispiz (oder die Vakat-, also eine leere Seite) und Haupttitel, sollte typografisch aus einem Guß sein, deshalb treten im Schmutztitel die Schriften auf, die auch im Haupttitel verwendet werden. An den beiden Versalzeilen kann man das Ausgleichen der Versalien gut sehen, vor allem zwischen L und A weicht der eingelegte Raum deutlich von denen der anderen ab. Schriftgröße: Nonpareille, also 6 Punkt, deutlich kleiner als auf dem Foto.

Das Impressum, das “Eingedruckte”, enthält alle Angaben technischer Art, gibt Hinweise auf die Urheberrechte und zur Herstellung. In bibliophilen Werken werden mehr Details zur Herstellung mitgeteilt als in anderen. Im Goldtschen Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen habe ich alle im Innenteil verwendeten Schriften aufgezählt in der Reihenfolge ihres ersten Auftrittes im Buch. Im Impressum dieses Büchleins steht auch, daß es sich um eine einmalige Auflage handelt (der Bleisatz ist zum überwiegenden Teil schon lange wieder in die Setzkästen abgelegt), und daß die Auflage numeriert wurde, also jedes Büchlein hat eine eigene Nummer. Man kann diese von Hand ins Buch schreiben, das macht man bei kleinen Auflagen von Künstlerbüchern, wenn etwa künstlerische Grafik gedruckt wird. Man könnte die Nummer auch im Bleisatz für jedes Büchlein neu setzen, also die Ziffern austauschen. Dabei würde man wenn nicht irre werden, so doch mißlaunig. Und es gibt das segensreiche Numerierwerk, das ich in die Form eingebaut habe.

Ich verwende ein Werk mit Niedrigplunger, um die Walzen zu schonen. Auf dem Plunger steckt das No.-Zeichen. Es steht etwas über der Schrifthöhe, deshalb werden die Walzen von diesem Stahl-Zeichen recht stark beeinflußt. Kein Drucker, der seine Walzen schonen möchte, druckt gern mit Numerierwerken. Aber manchmal muß es eben sein. Das Werk bewegt die Zahl um eine Stelle, wenn sich der Druck vom Plunger löst. Daß das No.-Zeichen etwas höher steht als die Ziffern, ist auch in der Vergrößerung des Druckbildes zu sehen. Der Schmitz entsteht. Die Schrift schmitzt, wenn die Walzen zu stramm über die Lettern gehen und die Farbe zum Teil wieder abwischen und am Rand der Type abquetschen. Auch wenn Walzen sich in den Lagern nicht gut drehen, kommt es zum Schmitzen der Druckform.

Numerierwerke werden noch hergestellt von der Firma Leibinger, ob in allen Ausführungen, das weiß ich nicht. Meines ist ein rückwärtslaufendes Werk mit Niedrigplunger, es war wegen dieses Niedrigplungers (ich mag das Wort) etwas teurer beim heute nicht mehr bestehenden Letternservice Ingolstadt, wo ich es vor etwa zehn Jahren kaufte. Ich nehme an, die Mechanik muß etwas präziser und mit härterem Stahl betrieben werden, weil der Hubweg kürzer ist. Rückwärts läuft das Werk, damit am Ende des Druckganges die kleinste Zahl oben auf dem Stapel liegt. Bei Druckwerken mit mehreren Druckgängen muß man freilich planen, in welchem Gang die Numerierung eingedruckt werden soll.

Menschen, die heute an die Lektüre von morgen denken, werden den Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt einfach schon heute bestellen.

— Martin Z. Schröder

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Atlas bestellen · 6. Juni 2008

Eine wichtige Durchsage: Wer ein Exemplar der 600 noch nicht fertigen und erst im Herbst erscheinenden Büchlein, von denen ein jedes numeriert sein und 32 Seiten haben wird sowie zwei Umschläge plus einen Faden, für 38 Euro kaufen und sich schon jetzt durch eine fixe (verbindliche) Bestellung sichern möchte, der sende uns bitte eine E-Mail mit dem Stichwort Atlas. Ich werde diese Bestellung sogleich an den Landt-Verlag weiterleiten, wo sie bis zur Auslieferung aufbewahrt wird. Bitte beachten Sie ggf. Adreßänderungen zwischen heute und Herbst und geben Sie uns bitte Nachricht, wenn sich Ihre Adresse nach der Bestellung ändert!

Ich mache mich einstweilen an den Satz des Impressums, in welchem alle verwendeten Schriften namentlich genannt werden. Die Buchbinderei von Ines Neumann in Berlin-Pankow, die bis in die 90er Jahre in der Schonenschen Straße war (aber in einem anderen Haus als meine kleine Offizin), wird das Büchlein in Handarbeit falzen und binden, wenn ich mit dem Drucken des Inhalts fertig bin.

— Martin Z. Schröder

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Drei Reproduktionsverfahren und eine Weltschmerzattacke · 5. Juni 2008

Das wird ganz anders, als es hier aussieht. Das sieht ja aus! So durcheinander sieht es aus, weil wieder zwei Abteilungen auf einem Druckbogen stehen, die im gebundenen Buch denkbar weit auseinander liegen. Heute zeige ich hier den inneren Umschlag, den ich am Dienstag gedruckt habe. Um diesen Umschlag wird der dunkelgrüne herumgelegt, so daß die Texte und der längste Teil der automobilen Kraftfahrzeuge hinter den grünen Klappen verschwinden. Aus ihnen gucken nur die dunkelgrünen Schnauzen der LKW heraus und werden den Leser dazu bewegen, die Klappen zu öffnen, um dann hinter der hinteren Klappe eine Anzeige meiner Werkstatt, unter der vorderen die eines sehr guten kleinen Verlages zu entdecken: des Landt-Verlages, dessen Programm gut gemachter Bücher anzuschauen ich meinen verehrten Lesern ans Herz lege. Der Landt-Verlag wird das Goldt-Büchlein nämlich, wie sein Name es nahelegt: verlegen, also nach besten Kräften verkaufen. Aber darüber erzähle ich mehr, wenn es soweit ist, nicht vor September. Es muß ja noch so viel getan werden. Im letzten Druckgang werden demnächst Schmutztitel (erkläre ich später) und Impressum folgen, der rosa Umschlag braucht eine Rille, damit er beim Falzen nicht bricht, und wenn das getan ist, schleppe ich zwei Kisten bedrucktes Papier zur Buchbinderei.

Hier ist die Druckform des Umschlages zu sehen. Diese Druckform zuzurichten, also alle Elemente auf eine richtige Höhe zu bringen, so daß sie gut Farbe aufnehmen und gut drucken, war ein längeres Stück Arbeit, bei dem viel Seidenpapier zum Einsatz kam. Zum Glück ist es im Souterrain der Werkstatt dieser Tage deutlich kühler als vor der Türe.

Die beiden Autos habe ich mit anderem alten Anzeigenmaterial nur nach Fotos gekauft ohne zu wissen, wie sie drucken werden. Ich nehme an, daß sie vor langer Zeit in einer Zeitung abgedruckt wurden. Diese Art Autos gab es vor dem zweiten Weltkrieg, oder? Kennt jemand die Fahrzeugtypen? Ich würde auf die 1920er Jahre tippen. Dieser Druckstock hier, von dem nach rechts fahrenden Lastzug, ist so gleichmäßig dunkel eingefärbt, daß ich zwar sagen kann: es handelt sich um eine Ätzung, aber in welches Metall, das weiß ich nicht. Aufgenagelt ist die Platte auf einen Holzklotz. Das zweite Exemplar, das nach links fährt und unter der hinteren Grünumschlagklappe rausgucken wird, ist eine Stereotypie: Satz oder Druckstöcke von Bildern, für den Zeitungsdruck sogar ganze Druckbogen, wurden in weiche Matern aus Papier und Gips gepreßt, die man mit Blei ausgießen konnte. Das ging schnell, und von den Vorlagen konnten mehrere Platten gegossen werden. Diese Druckstöcke nutzten sich schnell ab bei den hohen Auflagen, für die man Stereos goß, aber man konnte sie ja jederzeit billig erneuern und nach Gebrauch wieder einschmelzen. Erstaunlich scheint mir, daß überhaupt so alte Stereos übriggeblieben sind. Sie müssen lange vergessen worden sein. Das Loch vor der Frontscheibe dieses Autos war einst für einen Nagel bestimmt. Ich kaufte es allerdings nicht aufgeklotzt, wie wir Schwarzkünstler dazu sagen, und habe es durch Kleben auf eine bestimmte Sorte Stege auf die Druckhöhe gebracht.

Zwischen Zugmaschine und Anhänger hat das Stereo noch ein Loch für einen Nagel, das so ausgeschlagen aussieht, daß ich mit einer Beschädigung des Druckbildes rechnete, dann aber angenehm überrascht wurde. Wie wenig ich mir ein Bild vorstellen kann, wenn ich nur das Negativ des Druckstockes sehe! Schrift kann ich mir immer recht gut vorstellen allein durch das Ansehen der Letter. Nun, wohl eine Frage der täglichen Übung. Der erste Abzug des Bogens zeigte nur die Umrisse und ein paar Flecken; dieses alte, abgenudelte Gefährt noch einmal sichtbar zu machen, war ein hübsches Stück Arbeit. Man sieht auf den Fotos, wie sehr die Kanten schon rund und verschwommen sind. Ich war am Ende angenehm überrascht von der Reichhaltigkeit der Details.

Auf einem Druckbogen drei verschiedene Reproduktionsverfahren: Die beiden Fußballfreunde sind in Holz gestochen; dieser Druckstock ist auch schon stark abgenutzt. Vor hundert Jahren war jener des Holzstechers ein alltäglicher grafischer Beruf, heute können es nur noch ganz wenige Künstler. Es gab damals eine uns heute beeindruckende Vielfalt verschiedener Berufe in der grafischen Industrie, also neben den Schriftsetzern und Druckern, die an verschiedenartigen Maschinen tätig waren, auch Zeichner, Retuscheure, Holzstecher, Chemigrafen. Die Eintönigkeit, die heute in der Gebrauchsgrafik herrscht, ist nicht auf eine Strömung und eine Mode zurückzuführen, sondern einerseits auf die weltweit gleichförmigen digitalen Arbeitsmittel, die es erschweren, eine eigene Handschrift zu entfalten, und andererseits auf das Versagen in der Ausbildung: Man kann heute an jeder Hochschule, die Design als Studienfach anbietet, ein Zeugnis erlangen, auf dem geschrieben steht, man verstünde etwas von der Sache und vermöge einen entsprechenden Beruf auszuüben, ohne daß diese Absolventen einen Umzugs-LKW oder zwei Fußballer zeichnen könnten oder einen Buchstaben mit der Feder schreiben, so daß er aussieht wie gedruckt. In Holz wird höchstens abstrakt gekratzt, und das nennt sich dann gerne Kunst. Früher erkannte man die Gebrauchsgrafiker an ihren disziplinierten Handschriften, mit denen sie übrigens ohne Rechtschreibkontrolle eines Computers Gedanken in ordentlichem Ausdruck und richtiger Schreibweise zu Papier zu bringen vermochten, weil ein Typograf Bücher las, wenn er welche entwerfen wollte (und Schreiben lernt man durch Lesen). Verantwortlich für die Eintönigkeit, die Beliebigkeit und die zahlreichen Dummheiten des typografischen und gebrauchsgrafischen Designs und der unbeholfenen Reden darüber in unseren Tagen sind die Lehrkräfte an den Hochschulen, also jener Typ Lehrer für Schrift, Design, Gebrauchsgrafik und Typografie, der selbst zwei linke Hände hat, von denen eine die Computer-Mouse bedient und die andere ab und zu eine Umstelltaste oder einen Knopf auf der Knopfleiste einer seiner Kommunikations-, Berieselungs- und Bastelmaschinen und der gebrauchsgrafisches Design, namentlich Kommunikations-Design (einer der dümmsten Begriffe, die für die Gestaltung von Briefköpfen und Reklame erdacht wurden) als Mittel zur Selbstverwirklichung betrachtet und vor allem das Sprechblasenblasen unterrichtet, mit dem Designer ihre technische Unfähigkeit und ihre aus Naivität erwachsene Begeisterungsfähigkeit unentwegt kommunizierend (plappernd) tarnen können. Zu jenen Professoren, die einen Eindruck der Zucht vermitteln, der sich der angehende Typograf unterwerfen muß, wenn er sein kompliziertes Handwerk erlernen will, oder die gar eine Ausbildung der Hände abseits von Tastaturen anbieten und fordern, finden nur sehr wenige junge Leute. Es hat den meisten zu wenig Schick und Sensation.

Solche bitteren Gedanken, wie die Jugend aus Dummheit verblödet wird oder weil es üblich geworden ist, sich an leistungsunwillige junge Leute anzubiedern und die leistungswilligen mit der sozialistischen Bürokratie von verwaltungsdurchwucherten Hochschulen, wie sie ein Gratisstudium naturgemäß mit sich bringt, zu belästigen, gehen mir durch den Kopf, wenn ich die technische Bewältigung der schnödesten Tagesarbeit früherer Zeiten sehe (für die man kein Hochschuldiplom benötigte) und mit dem vergleiche, was mir als frische Arbeiten unter die Augen kommt. Ich darf nicht oft und nicht lange solche Gedanken denken, denn sonst fühle ich mich so alt wie die hundertjährigen Druckstöcke von Umzugswagen und Fußballern.

— Martin Z. Schröder

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Schreibschrift in Großbuchstaben? · 30. Mai 2008

Schreibschriften niemals in Versalien zu setzen, gilt als eine Regel der typografischen Manieren. Verschnörkelte Großbuchstaben geben kein gut lesbares Wortbild; manche Buchstaben kann man, wenn sie allein stehen, gar nicht erkennen.

Der berühmte Schriftkünstler und Lehrer F.H. Ernst Schneidler (1882 bis 1956) entwarf für die Bauersche Gießerei eine Schreibschrift, die 1937 erstmals gegossen wurde: die Legende. Er hat einigen Versalien eine zweite Variante beigesellt und derart dem Schriftsetzer eine größere Freiheit in der Anwendung gegeben. Einige Buchstaben sind für sich stehend besser lesbar als andere. Die Legende ist eine eigenwillige Schreibschrift – ich darf das Augenmerk meiner verehrten Leserschaft auf das untere der beiden L lenken, das sowohl im Ansatz wie im Auslauf eine Gestalt bekommen hat, die man bis heute selten sehen dürfte, zumal Schriften heute kaum noch von Kalligraphen gezeichnet zu werden scheinen, sondern von Entwerfern mit vorzugsweise digitalem Werkzeug, welche den Formenreichtum eines Federzuges nicht kennen.

Die beiden Zeilen habe ich gesetzt, um für den Umschlag des „Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen“ von Max Goldt die beste Form zu finden und erst einmal alle Varianten zu sehen. Auf dem ersten Foto sind die Buchstaben nicht ausgeglichen, das O klebt am G, zwischen O und L entsteht eine Lücke. D und T sind für sich genommen keine gut lesbaren Buchstaben. Das zweite Bild zeigt meine Auswahl und ein ausgeglicheneres Schriftbild, das ich noch korrigieren werde, bevor ich den Umschlag drucke. Es ist gut lesbar, zumal es sich um ein kurzes und unkompliziertes Wort handelt.

Nachtrag 31. Mai 2008 zu den Kommentaren Zeilen aus Großbuchstaben einer Schreibschrift zu setzen, habe ich nicht erfunden. Diese Abbildungen entnahm ich dem “Meisterbuch der Schrift” von Jan Tschichold. Dazu seine Bilderklärungen, die erste: “Doubles Capitales romaines de fantasie (Nr. 818), Doubles Capitales italiques de fantasie (Nr. 819), Doubles Capitales écrites ombrées (Nr. 820) und Doubles Capitales romaines de fantasie (Nr. 821), sämtlich von Jacques François Rosart (1714–1777). Nach Ch. Enschedé, “Fonderies de Caractères …”, Haarlem 1908” und die zweite: “Aus dem Schreibbuche “Les œuvres” des Lucas Materot, Avignon 1608. Die Originale sind Kupferstiche; sie sind hier in wirklicher Größe wiedergegeben. Materot ist einer der bedeutendsten französischen Kalligraphen; alle seine Blätter zeichnen sich durch höchst vollendete Einzelformen und große Eleganz der ganzen Anlage aus. Jeder seiner Buchstaben ist ein Kunstwerk. Materot ist der unübertroffene Mozart der Kalligraphie.”

— Martin Z. Schröder

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Bleigefüllte Gummiroulade · 26. Mai 2008

Neulich wurde ich gefragt, ob ich mich durch die technischen Grenzen des Bleisatzes eingeschränkt fühlen würde. Ich antwortete darauf, daß der Bleisatz in den vergangenen Jahrhunderten den Reichtum seiner Möglichkeiten gezeigt hätte und auch mit dem Foto- und digitalen Satz die Schönheit der Werke von Gutenberg und Manutius nicht zu übertreffen seien.

Typografische Meisterschaft kann durch Reichtum technischer Möglichkeiten sogar erschwert werden. Wer nur eine Schrift zur Verfügung hat, wird sich auf das Studium dieser konzentrieren müssen und alle Möglichkeiten ihrer guten Anwendung aus ihr herauskitzeln. Die Vergangenheit des Bleisatzes hat es gezeigt, bis weit in unsere Zeit hinein, ich erinnere an Giovanni Mardersteig und seine Schrift Dante, deren Satz er zur Meisterschaft trieb.

Die berühmtesten mittelalterlichen Druckereien, in denen die Schrift auch geschnitten und gegossen wurde, verfügten nicht einmal über die Varianten der Werkstatt späterer Drucker, sie kamen mit einer Type in ganz wenigen Größen aus. Die Werke gelten bis heute als Meisterleistungen des “Designs”.

Die geläuterte reine Form eines klassizistischen Buchtitels ist ein größeres Ereignis als das Spiel mit den technischen Möglichkeiten. Aber vielleicht hilft mir dieses Spiel, eine klassische Form immer mehr zu schätzen. Die Möglichkeiten des Bleisatzes zu verspielten Formen sind keine geringen. Die Vielfalt der typografischen Formen wurde in den letzten Jahren, nach dem Vergehen des Bleisatzes, in der Qualität nicht vergrößert, nur quantitativ verbreitert; manche geübte Hand, das räume ich gern ein, hat mit digitaler Technik Meisterwerke geschaffen, die sich allerdings in der Konvention bewegen, denn Typographie braucht wenig Schöpfertum, weil sie eine konventionelle Handwerkskunst ist, die dem Leser dient und ihn nicht bevormundet. Im 21. Jahrhundert aber wurde noch kein Beitrag geleistet, der mir wesentlich das bisherige an dienender Leistung zu übertreffen scheint, und mit den Techniken der Fotografie und den Befreiungsströmungen der Kunst wurde schon im frühen 20. Jahrhundert schöpferisch alles geleistet, was bis heute denkbar ist. Mag die Brillanz von Wiedergabe sich verstärkt haben, das Spiel mit den Effekten fülliger geworden sein, meistens steht man bei dem, was heute Design geheißen wird, vor einem plattgedrückten Haufen Kehricht, der frech darum wirbt, um jeden Preis den Besitzer zu wechseln. Die Ausnahmen, die Perlen, die gut gemachten Bücher etwa oder auch Magazine, wie sie manche Verlage in zeitgemäßer und zugleich guter Manier herstellen, stellen schon eine Art Trotz dar, weil sie mangels breiter Wertschätzung, überhaupt der Fähigkeit dazu, nur wenig Würdigung finden.

Soviel zur Einleitung für die geduldigen unter den Lesern, die ich um Verzeihung für meine Anwandlung bitte. Jetzt zu einer technischen Spielart, die man meines Wissens bislang nirgends erklärend festgehalten hat:

Heute möchte ich eine selten eingesetzte Satztechnik zeigen: den Spiralsatz. Während man eine Kreisform auch mit gebogenen Metallregletten bauen kann, wenn die vorgefertigten Blei- und Messingformen nicht zur Verfügung stehen, ist man beim Spiralsatz mit mehr Flexibilität besser bedient. Ich setze dafür Gummiregletten ein, die ich vor Jahren erwarb bei der heute nicht mehr bestehenden Schriftgießerei und Messinglinienfabrik Wagner, die sich später Letternservice Ingolstadt nannte und auch Werkzeug verkaufte. Den Umgang mit diesen Gummiregletten, die von der Rolle auf das erforderliche Maß zugeschnitten werden, habe ich erfunden, weil ich solcherlei weder in meiner Lehrzeit lernte noch Anweisungen dazu in Büchern fand.

Zuerst lege ich die gesetzte Zeile aus dem Winkelhaken auf einer Holzleiste ab, daneben lege ich das Gummiband aus. Es muß deutlich länger sein als die Zeile, weil sich beim Einrollen die Zeile verlängert durch die vielen spitzen Winkel der eingedrehten Lettern. Von der Leiste wird die Zeile auf die Gummireglette geschoben. Mit der rechten Hand drücke ich die Zeile gegen die Rollrichtung, mit der linken rolle ich eine Roulade. Es wird mit ruhiger Hand aber zügig gerollt, wobei auf die Parallelität zu achten ist. Die fertige Rolle wird gesichert, am besten mit einem Gummiband, und in die Schließform gestellt. Wenn sie von Satzelementen eng umschlossen ist und unter leichtem Schließen der Form, kann das Halteband entfernt werden. Dann werden die verbleibenden Räume mit Blindmaterial, also allem, was nicht druckt, so geschlossen, daß die Form Halt hat.

Im nächsten Schritt müssen die Buchstaben einzeln ausgerichtet werden. Da sie sehr fest stecken, geht das nur mit einer kleinen Pinzette. Man muß fest und mit Gefühl zugreifen, damit die Pinzette nicht abrutscht und die Schriftbilder nicht zerkratzt. Winzige Kartonspäne geben den Buchstaben halt und bestimmen den Drehwinkel der einzelnen Letter. Auf dem Foto mit der Spiralform sind die Kartonspäne vom Abwaschen der roten Druckfarbe eingefärbt. Die Doppelseite zeigt das druckreife Bild mit der eingebauten Spriale. Diese Arbeit ist sehr langwierig. Man könnte es bis zur Perfektion treiben und jeden Buchstaben exakt ausrichten, ich finde ein bißchen Unordnung in einer solchen eingedrehten Lockenzeile aber recht charmant.

Hier ist die rote Seite an ihren Platz neben die schwarze eines früher gedruckten Bogens gelegt zu sehen. Das folgende Foto zeigt: Auf der linken Seite stehen einige Zeilen aus der Schrift Solemnis, die ich hier bereits ausführlich besprochen habe. Im Katalog der Schriftgießerei Berthold wurde die Solemnis zur Walbaum gestellt, diese Schriftmischung und auch die Farbkombination schwarz/rot habe ich im „Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen“ von Max Goldt wiederholt. Links Solemnis in rot, rechts Walbaum schwarz gedruckt. Eine optimale Schriftmischung mit der Solemnis ist nur durch weitere Kontraste zu erreichen, also das Stellen in eine zweite Farbe, einen deutlichen Unterschied der Schriftgröße und einen räumlichen Abstand. Hier also links freigestellt in rot Solemnis, rechts der Fließtext dazu in schwarz. Darunter ein Foto aus dem Schriftmusterbuch der Gießerei Berthold. Beide Schriften, sowohl die Walbaum als Nachschnitt als auch die Solemnis als neue Schöpfung, sind von Günter Gerhard Lange, über den ich hier ebenfalls schon Mitteilungen gemacht habe, gezeichnet worden.

Nicht vorenthalten wollte ich meinem verehrten Publikum den Probetext aus dem Schriftmusterbuch über den Vorzug „sehr“ verschiedener Tische, den wichtigsten und gefragtesten Möbelstücken – im Sonderangebot!

— Martin Z. Schröder

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Darf man das? · 20. Mai 2008

Weil ich rot in der Maschine hatte, habe ich einen Farbtest auf dem metallic-grünen Karton der Marke Majestic in gardeners green von Schneidersöhne gedruckt, den ich für den Umschlag des Büchleins von Max Goldt einsetzen werde. Der Karton schimmert so stark und dunkel (ich kann ihn fotografisch kaum darstellen), daß ich eine kräftige Schrift einsetzen möchte und eine stark hervortretende Farbe. Es wird sicherlich nicht dieser Rotton werden, aber ich möchte sehen, wie die Farbe deckt.

Typografisch ist das hier noch nichts. Die Schrift ziehe ich allerdings in die sehr enge Wahl, es handelt sich um die halbfette Kristall in 4 Cicero (48 Punkt), zuerst gegossen 1937 als Hausschnitt von der Norddeutschen Schriftgießerei in Berlin. Der Entwerfer ist mir nicht bekannt (falls es jemand weiß, würde ich mich über eine Mitteilung freuen). Mit dieser Schrift, in roter Farbe auf diesem Karton, wird der Kontrast zum klassizistischen Haupttitel wirklich groß. Man kann hier sehen, daß die Abstände zwischen den Zeilen, die rechnerisch gleich sind, optisch ausgeglichen werden müssen. Da die zweite Zeile keine Oberlänge hat, nur den i-Punkt, entsteht optisch ein größerer Raum als zwischen den Zeilen darunter. Auch der linke Rand ist nicht ausgeglichen, und so kommt der Text ohnehin nicht auf den Umschlag.

Nun mein Hilfe-Ersuchen an die fachkundigen Leser: Darf ich hier das lange ? in Nederland?e verwenden oder ist es unzulässig? Ich bin ahnungslos und weiß nicht, wie ich es rausbekommen soll. Mein Handbuch für fremdsprachlichen Satz ist in Antiqua ohne ? gedruckt. Daß der Buchstabe auch in der niederländischen Schriftsprache verwendet wurde (ggf. wird), ist keine Frage, nach den deutschen Regeln wäre das ? hier korrekt, aber die niederländischen sind mir unbekannt.

Übrigens, nur am Rande, ganz nebenbei, en passant & by the way: dies ist der 101. Eintrag im DruckereyBlog.

— Martin Z. Schröder

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Typographie als Inszenierung am Beispiel eines Haupttitels · 17. Mai 2008

Nach einer Woche Familiengeschichte nun wieder zur typografischen Sache: Ist das nicht schön rot? Für den Haupttitel des Goldtschen Fledermaus-Atlas’ waren zwei Zeilen in Farbe zu drucken. Außerdem wurde auf demselben Druckbogen eine Textseite mit einem typographischen Ornament versehen. Das zweite Bild zeigt den Druckbogen, das darauffolgende die Druckform. Unspektakulär ist so eine Farbform, aber rot ist eine so stark hervortretende Farbe, daß man sie sparsam einsetzen muß, um ihr gerecht werden zu können.

Auch der Titel dieses Werkes von Max Goldt steht nicht für seinen Inhalt. Das war schon bei dem ersten gemeinsamen Büchlein so: „Ein gelbes Plastikthermometer in Form eines roten Plastikfisches“. Dieser Gebrauchsgegenstand für Wannenbäder für Kinder ist bekannt, kommt in der Literatur indes wohl kaum vor. Eine Zeit lang wurden Romane geschrieben, die an alltägliche Erscheinungen der Warenwelt die Hauptrolle vergaben, aber dramatischen Charakter bekamen die Gegenstände allein dadurch nicht. Doch das isolierte Aussprechen eines solchen Namens für einen Gebrauchsgegenstand kann eine kleine sprachliche Feier sein: „Ein gelbes Plastikthermometer in Form eines roten Plastikfisches“. Ich habe vor zehn Jahren diesen Buchtitel mit einem reich geschmückten zweifarbigen Frontispiz (der dem Haupttitel rechts auf der linken Seite gegenüberstehenden Illustration) inszeniert. Max Goldt greift solche sprachlichen Schmakazien (so werden im Jargon der Bleisetzer Schmuckzeichen und Ornamente genannt) auf und verarbeitet sie nicht selten in sprachkritischen Essays; ein jüngeres Beispiel ist die „Rohlingsspindel“ in einem Text, der in Goldts Buch „QQ“ (2007) steht.

Auch der im Herbst erscheinende „Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen“ ist ein solcher Titel. Einen Atlas der niederländischen Fledermäuse gibt es bereits. Vor das unschöne Wagnis gestellt, ein völlig anderes Buch unter demselben Titel zu veröffentlichen und damit in den Niederlanden die die Fledermaus erforschenden Naturwissenschaftler zu verärgern, hat Max Goldt dem Titel nicht weniger als eine Dimension hinzugefügt, behauptet er doch nun, daß es in den Niederlanden neue, also bis eben heute noch nicht entdeckte Fledermäuse gibt, und zwar nicht nur eine, sondern eine Vielfalt, die einen ganzen Atlas füllt. Das ist eine so hübsche Vorstellung, daß der neue Titel nun schon alles hergibt, was man von einem Text verlangt, denn was ich hier dazu schreibe, geschieht auch in der Vorstellung des Lesers. Der Titel paßt überdies in die Zeit, da wir immer wieder Nachricht von weltreisenden Insekten erlangen, sei es die spanische Schnecke in den Alpen oder der Asiatische Marienkäfer in der Mark Brandenburg. (Korrektur siehe Kommentare!)

Wie jeder Text in diesem Büchlein eine ihm eigene Form erhält, wie Sinn typographisch in Szene gesetzt wird, so hatte es also auch mit dem Haupttitel zu geschehen. Der Klang, der Sound dieses Titels erinnert mich an die mit Kupferstichen ausgestatteten naturwissenschaftlichen Pracht-Atlanten des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts, an die naturgeschichtlichen Schriften der Aufklärung. Zugleich war mir aber daran gelegen, keine Kopie des Titels einer Abhandlung abzubilden. Die rechte Seite, also den Haupttitel habe ich aus der klassizistischen Walbaum gesetzt; die Mischung der Schriftgrade (-größen) und -schnitte (gewöhnlich und kursiv) sowie die Anordnung der Schmucklinien und die Zweifarbigkeit schwarz/rot sind traditionell. Das Frontispiz ist zugleich historisch und modern. In der Anordnung, Rahmung (die Linien zeigen den Satzspiegeln an) und selbst in der Idee ist das Gesamtbild traditionell, denn die Lust an der reichhaltigen Darstellung von Absonderlichkeit ist in der Buchkunst bis zu ihren Anfängen zu finden. Aber das Motiv selbst, nämlich eine abstrakte Darstellung, spricht die Bildsprache unserer Zeit.

Auf diesem Bild ist der Bleisatz zu sehen und kann man erkennen, daß zwischen den Versalien verschieden dicke Spatien liegen, um die Zeile auszugleichen. Das Wort ATLAS zeigt besonders viele und eine weite Lücke, nämlich zwischen L und A. Ich glaube, das ist der weiteste Abstand, den Versalien haben können. Nach dieser Weite müssen sich alle anderen Abstände richten.

Seite 3, der Haupttitel, steht auf einem Druckbogen mit Seite 30. Für das Foto habe ich die Seiten 30 und 31 nebeneinander gelegt, wie sie nachher im Buch zusammenfinden werden. Links geht es um einen etwas seltsamen Dialog, in dem die Buchstaben G und K verwechselt werden. Der Text ließ sich sehr gut in diese Rahmenform setzen, als sei er dafür geschrieben worden. Und in diesen Rahmen habe ich nun ein rotes Ornament plaziert. Der Rahmen ist gesetzt aus Garamond gewöhnlich mit Futura dreiviertelfett. Es ist ein Dialog, und der Wechsel der Schriften zeigt den Wechsel der Stimmen an. Im Ornament sind ebenfalls Garamond und Futura verarbeitet, allerdings neben der gewöhnlichen Garamond noch zwei verschiedene Minuskeln k der kursiven und die schmalmagere Futura im Schriftgrad Perl. Das sind 5 Punkt. Die kleinste Schrift meiner Setzerei ist die schmalmagere Futura in Diamant (4p), dafür greife ich dann schon öfter zum Vergrößerungsglas. Es kommt aber selten vor, daß jemand etwas mit dieser Schrift gedruckt haben möchte. Bei der Zurichtung in der Presse (siehe erstes Bild) half heute das Glück, auch die winzige Schrift druckte sehr gut aus. Nun fehlen nur noch ein weiterer Druckgang in rot und einer in schwarz, dann ist der Inhalt komplett gedruckt, und ich kann mich den beiden Umschlägen zuwenden. Da steckt noch Arbeit drin.

— Martin Z. Schröder

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Andruck des Haupttitels · 4. Mai 2008

Diese Bilder zeigen den ersten Andruck des Haupttitels: “Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen”. Als ich den gestern aus der Maschine gezogen, die Druckform herausgenommen und gereinigt hatte, hab ich die Korrekturen für den nächsten Tag angezeichnet, das Licht ausgemacht und bin gegangen. Wenn man müde wird, arbeitet sich sowieso nicht gut. So mies sieht das also aus, was ohne jede Einstellung und unkorrigiert aus der Presse kommt. Jetzt beginnen erst die Satzkorrekturen, dann die Zurichtung der Druckform und die Einstellung der Farbe. Der eiserne Rahmen mit dem Schriftblei und den Eisen- und Bleistegen wiegt an die zehn Kilo und muß etliche Male rein in die Maschine und wieder raus aus der Maschine. Etliche Male wird die Form mit dem eisernen Schlüssel geöffnet und wieder geschlossen, wird gebürstet und werden mit dem Klopfholz alle druckenden Elemente auf eine Höhe geklopft. Etliche Male wird das Schwungrad angezogen und stellt sich der Drucker auf das Pedal. Allein das Einrichten der Form für zwei Buchseiten kann sich mit so alter Technik stundenlang hinziehen und die Arme lang machen, wenn es sich um eine komplizierte Druckform handelt.

Hier muß erst einmal der Setzer noch einiges tun. Der Titel ist zweifarbig angelegt, schwarz und rot, in der Form sind aber noch alle Elemente enthalten. Was später rot gedruckt wird, entferne ich aus der Druckform, wenn typografisch alles steht, wo es stehen soll. Die Typographie des Titels erkläre ich, wenn er zweifarbig gedruckt vorliegt. Das zweite Bild zeigt die auszuführenden Korrekturen auf dem Haupttitel: Der Raum zwischen Rahmen und erster Zeile wird um 2 Punkt (= 2 × 0,376 mm) verringert, dieser Raum wird wie angegeben im Text verteilt. Die zweite (kursive) Zeile des aus der Walbaum gesetzten Titels muß noch fertig ausgeglichen werden. Auf dem dritten Foto ist die Buchstabenfügung LA zu sehen und welch große Lücke diese Letternfolge in die Zeile reißt. Das Foto danach zeigt das Wort VAN; hier ist der Raum zwischen V und A der natürliche im Bleisatz, kein Spatium liegt dazwischen. Und zwischen A und N liegen 2 Punkt. Geringer als mit 2 Punkt zwischen zwei Lettern mit geringem Weißraum kann ich also nicht ausgleichen; das wollte ich erst prüfen, um sicherzugehen, daß die Zeile nicht zu breit wird und mein Entwurf hinfällig.

Auf dem Foto BERLIN | MMVIII ist ein druckerischer Mangel zu sehen im Bild der Linie. Der Linienrahmen ist aus Teilen zusammengesetzt, die freilich bei geringsten Verkantungen nicht gut ausdrucken. Die erste Maßnahme wird sein, die Linien noch einmal gründlich auf Höhe zu klopfen, wobei oben erwähntes Klopfholz aufgelegt und mit einem Hämmerchen leicht beklopft wird. Bedeutende Gefühlssache, der Spaß, denn Klopfen kann auch in der Form an anderer Stelle Buchstaben hoch- und Zeilen auseinandertreiben. Die Form muß leicht geschlossen werden, also seitlich unter Druck gesetzt, damit das nicht passiert. Wird schon zu kräftig geschlossen, erbringt das Klopfen nichts. Auch wird der Drucker die geschlossene Form anheben und auf der Unterseite nachschauen, ob kein Krümel ein druckendes Element unzulässig anhebt.

Dieses Foto zeigt einen sogenannten Spieß. So nennt man das Druckbild von Spatien, also den kleinen Teilen zwischen den Wörtern, die eigentlich nicht mitdrucken sollen, das aber doch tun. Da muß der Drucker hergehen und das Teil herunterdrücken, möglichst mit dem Fingernagel; wenn die stählerne Ahlenspitze eingesetzt wird, dann mit Feingefühl. An diesem Spieß ist zu sehen, daß zwischen den Wörtern mehr als nur ein Spatium liegen muß. Die Wortzwischenräume der Zeile wurden erweitert, um genau die typografische Form zu erhalten, die nun auf dem Abzug steht. Auch die linke Seite, im Büchlein wird es die Seite 30, bekommt eine rote Ergänzung.

Jetzt fehlen noch vier Druckgänge, davon zwei in rot, dann wird der Inhalt des Büchleins fertig gedruckt vorliegen, die Arbeit an den beiden Umschlägen wird dann beginnen.

Eingetroffen sind die neulich angekündigten Anstecker in dunkelblau und orangerot mit dem großen Eszett und dessen Code im digitalen Setzkasten. Sie stecken in Tütchen, damit die Oberfläche vor Kratzern bewahrt wird. Eines ist für 4 Euro inkl. Briefversand (innerhalb Deutschlands) zu haben. Solange Vorrat reicht.

— Martin Z. Schröder

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Pudelschrift für Rinderhirten · 1. Mai 2008

Die Arbeit am Innenteil des “Atlas van de nieuwe Nederlandse Vleermuizen” von Max Goldt nähert sich allmählich dem Ende. Gedruckt wurde gestern der Bogen mit den Seiten 2 und 31. Die Seite 2 zeigt das Frontispiz, so wird die dem Haupttitel gegenüberliegende Titelseite genannt, wenn sie eine Illustration oder andere Zierde trägt. Für das Frontispiz des Atlas habe ich von einem namhaften deutschen Kringelkünstler, der nur im Impressum des Büchleins genannt werden möchte, mehrere abstrakte Spezialkringel zeichnen lassen, einen dieser fürs Frontispiz ausgesucht und ein Klischee davon anfertigen lassen. Es erscheint mir sinnvoll, diese Illustration erst zu erläutern, wenn der klassizistisch und in zwei Farben angelegte Haupttitel gedruckt ist und daneben gestellt werden kann. Dauert noch ein bißchen.

Der Text auf der rechten Seite wurde aus der 1961 als Hausschnitt der Schriftgießerei Johannes Wagner in Ingolstadt erstmals gegossenen Schrift Figaro gesetzt. Diese Art einer Egyptienne (oder auch serifenbetonten Linear-Antiqua) mit den enormen Serifen wird Italienne genannt, in der heutigen englisch geprägten Designer-Sprache auch Ultra Slab Serif. Mich erinnert diese Type an einen Pudel, dem man nicht auf die “Krone” fassen darf, wenn er gerade vom Friseur kommt und ihm dieser bei der Ganzkörperrasur nur über den Pfoten noch Puschel gelassen hat. Man sieht solche Tiere heute in Berlin nur noch selten, in meiner Kindheit war der Pudel ein beliebter Stadthund. Die Italienne wird auch mit dem Wilden Westen assoziiert, weshalb sie mir zu diesem Text die am besten passende zu sein schien.

Es war gar nicht einfach, die Versalien auszugleichen wegen dieser überprortionierten Stiefel und Kosakenmützen der Buchstaben, auf dem Foto vom Bleisatz sieht man, wieviel mehr Material zwischen A und S als zwischen W und A liegt. Um das Wort auf die optische Mitte zu stellen, wurde die rechnerische Mittelachse vernachlässigt. Das W hat links unten so viel freien Raum, daß man tricksen muß. Die zeigenden Hände sind schon viel benutzt worden, gerade deshalb habe ich sie solchen in einem besseren Zustand vorgezogen.

Am Ende des Textes steht ein Fragezeichen, das ich wie das Fragewort vom Text abgegrenzt und außerdem zum Ornament aus drei Schriftgraden verarbeitet habe. Wenn es so allein steht, wirkt es recht merkwürdig; als ob ihm der Schwanz amputiert worden sei. Aber wie man auf dem Foto des Bleisatzes sehen kann, ist es unversehrt. Über den Ursprung seiner Form gibt es meines Wissens nur Vermutungen. Stünde das Zeichen direkt hinter dem letzten Wort, würde man seine auffällige Form vielleicht kaum bemerken.

— Martin Z. Schröder

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Initial: Steile kursiv · 26. April 2008

Auf dem Leipzig-Paunsdorfer Emil-Kahle-Tiegel, den ich nebenstehend noch einmal in voller schwungradhaften Schönheit zeige, habe ich in einen Druckbogen des Goldtschen „Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen“ eine zweite Farbe gedruckt: bläulichrot. Die zweite Seite des Druckbogens war eigentlich fertig, aber mir fiel ein, wie ich doch einen passenden Akzent setzen könnte. Auf der schwarz gedruckten Doppelseite wird nur dieser kleine Kringel am Ende eines Textes farbig sein. Es gibt einige Seiten in diesem Buch, die allein wenig attraktiv wirken und die erst mit der Doppelseite im fertigen Buch vernünftig aussehen werden. Fotos sind eben etwas unvollkommen, wenn man ein Buch darstellen möchte.

Die Arafat-Seite bildet als ein Zitat den Vorspann zu einem Text, der rechts auf einer weiteren Seite daneben steht. Gesetzt aus der Steilen Futura im Schriftgrad Text (20 Punkt) mit einem Initial-A aus der kursiven Steilen Futura in 3 Cicero (36p), das nach links aus der Satzkante gezogen wurde, damit oben durch den schrägen Anstrich des A kein Loch entsteht. Die rechte Seite des kursiven A geht nicht gerade abwärts, so entsteht zwischen A und dem folgenden geradestehenden r ein etwas seltsam anmutender spitzer Winkel. Der dem Charakter dieser Schrift nicht gerecht wird, könnte man meinen. Das Initial sieht “schief” aus, es sind zwei grundsätzliche Neigungswinkel zweier Schriftschnitte, die hier aufeinanderprallen. Hätte das Initial eine runde Form und wäre aus einer anderen Schrift, würde dieser Eindruck gar nicht entstehen können: auf der gegenüberliegenden Seite ist ein kursives Q aus Garamond in eine gewöhnliche Garamond eingefügt. Ich bin mir nicht sicher, was ich von diesem Initial halten soll. Ob es richtig war, es so zu drucken. Manchmal dauert es ein bißchen, bis ich mir eine Meinung bilde.

— Martin Z. Schröder

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Emil Kahle 1900 – Max Goldt 2008 · 17. April 2008

Gedruckt wird der Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt auf einem Tiegel nach dem Boston-Prinzip mit Schwungrad und Pedal aus der Maschinenfabrik Emil Kahle in Leipzig-Paunsdorf, wo er um 1900 gebaut wurde. Allein die Maschine in die Werkstatt über vier Stufen abwärts ins Souterrain einzubringen, war ein nicht ganz einfacher Akt. Um die vor dem Haus stehende Laterne haben wir einen Seilzug geschlungen, über die Treppe Bretter gelegt, zwei Mann stemmten sich von unten gegen das Fundament der Maschine, einer hängte sich oben ins Seil, und so ließen wir sie langsam abwärts rutschen. Obwohl das Gewicht, das Schwungrad, Walzenstühle, Farbteller, Farbkasten und andere Teile gar nicht montiert waren, konnten wir die Maschine zu dritt nicht aufrichten. Eine halbe Fußballmannschaft, bestehend aus Kraftsportlern, hat das dann zwischen Training und Kneipenbesuch in einem Augenblick erledigt. Das Montieren dauerte zwei Tage, danach machten sich noch zwei Schlossereien an dem Tiegel zu schaffen und ersetzten einige Teile. Die ruinierten Walzenkerne aus Stahl wurden komplett erneuert, wofür ich mit Hilfe alter Buchdrucklehrbücher und Maschinenabbildungen Konstruktionspläne zeichnete. Ein Tischler fertigte ein neues Ablagebrett aus Buchenholz an, nach einem halben Jahr war die Maschine wieder produktionsbereit. Sie hatte zuvor in einem Privatmuseum gestanden. Es dürfte nicht oft vorkommen, daß eine 100 Jahre alte Maschine wieder ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt wird und nicht in einer musealen Umgebung, sondern einem Handwerksbetrieb zum Einsatz kommt. Auf ihr wird das Buch von Max Goldt gedruckt.

Einerseits ist es wirklich ein Genuß, mit solchen Maschinen zu arbeiten. Auf den Fotos wird deutlich, wie robust dieses gußeiserne Stück ist. Aber manchmal hört man mich auch fluchen. Für die feinsten Einstellungen, wo es um Bruchteile von Millimetern geht, wenn nämlich der Abstand der Walzen zur Schrift und vor allem die Stärke des Drucks justiert werden, kommt ein 32er Schraubenschlüssel unter Kraftanwendung zum Einsatz. Und wenn man mit diesem ungefähr 40 cm langen Schlüssel kraftvoll abrutscht, geht es nicht ohne Schrammen und Blutergüsse ab. Statistik: Wenn das Laufrad dann surrt und Hunderte von Kilogramm über Wellen und Zahnräder in Bewegung sind, kommt der Drucker ins Schwitzen, weil die Maschine über ein Fußpedal bewegt wird. Für einen Druck muß das Pedal fünfmal getreten werden. Für eine 600er Auflage mit einem Zuschuß von 20 Bogen trete ich das Pedal also 3100 mal, dazu etwa 150 mal, bis die Maschine eingerichtet ist und alle Korrekturen in Satz, Farbe und Druck ausgeführt sind. Etwa 25 Druckgänge kommen für das Goldt-Büchlein mit allen Farbgängen und Umschlägen zusammen. Am Ende werde ich das Pedal also über 80 000 mal getreten haben. Ja, man kann die Beine abwechseln.

Auch die Farbe ist ein schöner Anblick, diese satte, glänzende, leicht gekräuselte Oberfläche des Films auf den Walzen. Auf dem Foto ist schwarze Farbe zu sehen, deren Glanz freilich die Farben des darauffallenden Lichts reflektiert. Die Konsistenz der Farbe entscheidet über die Druckqualität. Die Farbe muß gleichmäßig auf die Lettern aufgetragen werden, und dann muß sie ebenso gleichmäßig auf das Papier gelangen, sie darf nicht zu streng sein und nicht zu flüssig. Mit Öl, Druckpaste oder Bologneser Kreide läßt sich die Konsistenz beeinflussen. Zu viel Farbe schmiert, zu wenig Farbe deckt nicht ausreichend. Die Papierqualität, die Stärke des Drucks entscheiden mit. Manchmal dauert es zwei Stunden, bis der erste gute Druckbogen aus der Maschine kommt. Das Drucken selbst geht zügig: Auf einem solchen Tiegel können 600 Bogen in der Stunde gedruckt werden. (Sofern beide Beine des Druckers in einem so guten Zustand sind wie die Maschine.)

Die rechte Seite des abgebildeten Druckbogen ist neu, zur neulich besprochenen Sinkwitz-Gotisch habe ich die schmalmagere Futura auf die gegenüberliegende Seite gestellt. Jetzt sind 24 von 32 Seiten gedruckt. Der Entwurf für den Haupttitel und das Frontispiz (die dem Haupttitel gegenüberliegende Illustration) liegen vor. Auch die Entwürfe der restlichen Seiten sind fertig, und ich komme mir manchmal vor wie ein Rennpferdchen, das sich dem Ziel nähert. Aber bis in den Sommer wird sich die Produktion noch hinziehen, zumal ich noch einige Zeit mit dem Entwerfen des Umschlags verbringen werde.

Ausnahmsweise bitte ich, die Fotos 2 und 3 (von oben gezählt) von Rijko L. Jeschke aus diesem Beitrag nicht ohne Genehmigung zu übernehmen, diese Bilder unterliegen nicht der sonst in diesem Blog erteilten Creative Commons-Lizenz, sondern dem normalen Urheberrecht.

— Martin Z. Schröder

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Zwei gebrochene Schriften · 5. April 2008

Auf diesem neuen Druckbogen des Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt, der die Seiten 5 und 26 trägt und den ich am Freitag gedruckt habe, sind zwei gebrochene Schriften zu sehen, die ihre Bezeichnung den eckig statt rund wechselnden Schreibzügen verdanken. Links die Sinkwitz-Gotisch in 2 Cicero (24 Punkt), rechts die Unger-Fraktur in Korpus (10p) zusammen mit vier Graden der lichten Futura und vier Buchstaben Walbaum-Antiqua in Borgis (9p).

Die linke Seite des Druckbogens zeigt die Seite 26 des Büchleins, wo sich nur ein Teil des gesamten Textes findet, der später auf Seite 27 fortgesetzt wird. Die Sinkwitz-Gotisch wurde 1942 von der Schriftguß AG Dresden erstmals gegossen und später von der DDR-Firma VEB Typoart geliefert. Paul Sinkwitz (1899–1981) hat sie geschaffen. Diese Schrift zeigt nicht die Merkmale der brachial “versachlichten”, charakterlosen, schwunglosen, klobigen Gotischen, die das gebrauchsgrafische Bild des Nationalsozialismus geprägt haben und von den Schriftsetzern “Schaftstiefelgrotesk” genannt wurden, weil sie bildlich nichts anderes vermochten als zu stampfen. Sinkwitz, Dresdner Maler, Grafiker, Holzschneider, war stärker an religiösen Themen als an Propaganda interessiert. Aber auch seine Interpretation einer gotischen Schrift zeigt moderne Züge, ohne daß die Schrift dadurch häßlich werden mußte. So wie Sinkwitz oder Zeitgenossen wie Georg Trump mit der Trump-Deutsch (1936/37), E.R. Weiß mit der Weiß-Gotisch oder Rudolf Koch 1931 mit der Peter-Jessen-Schrift oder Ernst Schneidler mit der Ganz groben Gotisch (1930) und zvor Heinrich Wieynck mit der Wieynck-Gotisch (1926) konnte man es eben auch machen, wenn man eine Gotische neu und zeitgemäß formen wollte.

Wenn die Sinkwitz-Gotisch allein in einer kurzen Zeile steht, verströmt sie wenig Reiz. In der Kolumne aus mehreren Zeilen entsteht ein dunkles holzschnittartiges Bild, dessen Starrheit durch kalligraphische Zierden fließender wird, beispielsweise in der Minuskel a. Einige sonst in gebrochenen Schriften üblichen Ligaturen fehlen, beispielsweise ff, sind aber auch nicht nötig wegen der schmalen Formen.

Auf der rechten Seite wollte ich meinem Spieltrieb keine Zügel anlegen. Das Bild illustriert den Text. Der Bus stammt aus einer Sendung meines Lieferanten, die erst vor wenigen Tagen eingetroffen ist. Dieses Zeichen wurde früher für den Satz von Fahrplänen verwendet. Die Kreise und Linien sind Lettern aus der Lichten Futura, und den Windzug darüber habe ich aus einem bleiernen Federzug eingefügt. Auf den beiden Fotos von Druck und Druckstock sind die Beschädigungen zu sehen, die der Bleiguß erlitten hat (bevor er in meinen Besitz gelangt war). Ich habe dieselbe Form zwar noch als unbeschädigten Druckstock, aber satztechnische Patina hat auch ihren Reiz. Kreise und die baumstammbildende Linie sind also Typen aus der Schrift. Schrift besteht aus Formen, die in anderen Zusammenhängen keine Buchstaben mehr sind. Eine Schrift ohne Serifen und mit gleichbleibender Strichstärke verliert, aus dem Zusammenhang genommen, schnell die Merkmale einer Schrift. (Gelesen wird sie als Bild übrigens dennoch.) Der holprige Waldboden, über den der Bus fährt, besteht aus Teilen einer Schmucklinie, aus der gewöhnlich Rahmen gebaut werden. Daß die Linienstücken so schlecht ausdrucken, ist ihrem Alter geschuldet. Ich habe absichtlich darauf verzichtet, das Druckbild durch Zurichten zu verbessern, also beispielsweise Seidenpapier unter den Fuß der Lettern zu heften, weil mir die Unregelmäßigkeit passend erschien. Das Bild hätte man noch ausbauen können. Punkte und Kommas beispielsweise hätten hinter dem Bus zu einem Wölkchen angeordnet werden können. Die Phantasie stößt nur an technische Grenzen …

Auf der Seite kommen drei Schriften zusammen. Die Blickfänge sind aus der lichten Futura gesetzt, die einen größtmöglichen Kontrast zur Unger-Fraktur bildet. In der Abkürzung ÖPNV, auf dem Foto zu sehen, ging es nicht zum Kontrastbildung, sondern um Lesbarkeit. Selbst wer Fraktur flüssig liest, wird bei reinem Versalsatz in Stolpern geraten. Deshalb ist die Abkürzung aus einer Antiqua gesetzt. Mit der klassizistischen Unger-Fraktur harmoniert die klassizistische Walbaum-Antiqua.

Das letzte Bild zeigt den in Blei gegossenen Blumenschmuck, den ich zur Sinkwitz-Gotisch gestellt habe. Woher weiß man, welches Ornament zu welcher Schrift paßt? Für alle Elemente, ob Schrift oder Zierstück, gilt immer: entweder im Duktus bleiben oder deutliche Kontraste setzen. Blumenschmuck in der gotischen Kirche ist ein deutlicher und schöner Gegensatz.

— Martin Z. Schröder

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Schmalhalbfette durchrütteln · 28. März 2008

Wieder zwei Seiten Max Goldt gedruckt: Die Überschrift des Textes, dessen Gestalt zu entwerfen war, forderte heraus: „Das Unverrüttelbare“. Ich habe den Text aus der schmalhalbfetten Futura gesetzt, als Block mit drei verschiedenen Satzbreiten, dann die Zeilenzwischenräume entfernt, ihn also kompreß gesetzt (im Gegensatz zu splendid). Der Block steht auf einer Linie, diese balanciert auf einem Kreis, siehe Foto. Daneben eine zeigende Hand, die es im Bleisatz in verschiedenen Größen gibt und in verschiedenen Ausführungen der zahlreichen Gießereien, welche dieses Symbol für den Fingerzeig im regelmäßigen Angebot führten. Die beiden comic-artigen gerundeten Strichlein neben dem Kreis sind Klammern von zwei Graden der dreiviertelfetten Futura. Schließlich habe ich den Text ordentlich durchgerüttelt, denn was ist schon unverrüttelbar? Hoffentlich ist der Autor nicht gekränkt! Zwecks Durchrütteln habe ich innerhalb des Textes Blindmaterial zwischen die Zeilen gestopft, einige Quadraten in der Stärke von ein und zwei Punkt und etwas Ausschluß aus dem Setzkasten, nur die erste und letzte Zeile habe ich nicht angerührt, um die Blockform in den Umrissen nicht zu beeinträchtigen. Am besten erkennt man die Technik des Durchrüttelns, wenn man sich die Druckform von unten anschaut, also die Füße der Lettern.

Einst als Lehrlinge haben uns die Bezeichnungen der Schriftschnitte amüsiert, wir haben sie auf Menschen angewendet: gewöhnlich, mager, zart, schmalmager, halbfett, schmalhalbfett, dreiviertelfett, schmalfett, fett, extrafett, breit, breitfett usw. Kennt jemand ungewöhnliche deutsche Bezeichnungen von Schriftschnitten?

Die zweite Seite ist Teil eines doppelseitigen Textes, der erst im Ganzen funktioniert, ich zeige auf dem Foto nur einen kleinen Ausschnitt des Satzes aus der Walbaum, ein besseres Foto gibt es sicherlich später von der wirklichen Doppelseite im fertigen Buch. In den Ostertagen konnte ich endlich eine Menge Satz ablegen, also Druckformen auseinandernehmen und die Lettern zurück in ihre Setzkästen sortieren. Und nach Ostern prasselten wie nach Verabredung lauter eilige Druckaufträge herein. Deswegen bleibe ich dieser Tage etwas wort- und bildkarg.

— Martin Z. Schröder

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Och, Kugeln · 17. März 2008

Wieder ein neuer Druckbogen vom Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt. Übrigens wird das Fleerrrmoisen ausgesprochen, mit rollendem rrr. Und wenn das so rollt, dann hört man fast ein deutsches „Fleder“ darin. Hört sich sowieso sehr gut an; wer einen Niederländer oder Belgier oder eine Niederländerin oder eine Belgierin oder einen Arubaner oder eine Arubanerin oder einen Surinamer oder eine Surinamerin oder jemanden von den Niederländischen Antillen oder sonstwoher kennt, der diese Sprache spricht, sollte sich von diesem oder dieser oder jenem mal Nederlandse vleermuizen aufsagen lassen.

Der Druckbogen wirkt wie fast immer unspektakulär und seltsam zugleich, denn es sind ja keine echten Doppelseiten, die gedruckt werden. Doppelseiten werden es erst beim Binden. Das erste Foto also zeigt den Druckbogen von gestern, ein dunkles Grün habe ich dafür gemischt. Auf dem zweiten Foto ist die Druckform zu sehen mit den beiden schräg laufenden Zeilen. Das ist ja immer etwas fummelig, man muß den Schließrahmen genau verkantet füllen, so daß die Form hält, aber nur das schräg bleibt, was schräg gedruckt werden soll. Früher haben Setzer und Drucker in solchen Fällen die Form gemeinsam geschlossen. Schließform heißt dieser Rahmen mit Inhalt, weil die Form mit Keilschlössern befestigt wird, auf dem Foto hier abgeschnitten. Ein andermal mehr dazu. Das dritte Foto zeigt eine wirkliche Doppelseite, wie sie später im Buche steht. Hier läßt sich der Satzspiegel ahnen. Er gleicht haargenau dem des ersten Buches, die Konstruktion wurde via Tschichold aus der Gutenberg-Bibel geklaut. Also: der Typograf Jan Tschichold hat, wie viele vor ihm, gemerkt, wie sich die Proportionen in den mittelalterlichen Büchern, die Seitenverhältnisse, die Verhältnisse der Buchseite, die der Kolumne und die zwischen Seite und Kolumne, also bedruckter Fläche, ähneln und hat ein Konstruktionsprinzip dahinter vermutet. Er hat etliche Handschriften nachgemessen, an denen sich die Inkunabeldrucker orientiert haben. (Inkunabel – Wiege, Windel; aus der Wiege des Buchdruckes; alle Drucke von 1440 bis 1500 werden Inkunabeln genannt.) 1953 gelang es Tschichold, den „Goldenen Kanon der spätgotischen Buchseiteneinteilung“ zu rekonstruieren. Er hat das in seinem berühmten Aufsatz „Willkürfreie Maßverhältnisse der Buchseite und des Satzspiegels“, dem die schöne Formulierung entnommen ist, ausführlich dargestellt (J. Tschichold: Schriften 1925 – 1974, Brinkmann & Bose, Berlin 1992). Seither fehlt diese Unterrichtung in keiner vernünftigen Schrift über Buchtypographie. Die Neunteilung der Buchseite in Höhe und Breite hat Tschichold in der nach dem französischen Baumeister Villard de Honnecourt genannten „Villardschen Figur“ wiederentdeckt: „Die letzte und schönste Bestätigung für die Richtigkeit meines (…) Ergebnisses gewährt mir (…) die (…) Villardsche Figur. Dieser noch wenig bekannte, wahrhaft erregende gotische Kanon bewirkt harmonikale Teilungen und kann in jedem beliebigen Rechteck errichtet werden.“ (ebd.) Ich hab das vor zehn Jahren in meinem ersten (und dafür recht meinungsstarken) Zeitungsartikel über Typografie etwas genauer dargestellt und begnüge mich daher hier nur noch mit einem Hinweis auf den Text in der Manuskriptfassung: Anmut – Berliner Zeitung 1989.pdf

Der zweiten Doppelseite sieht man den Satzspiegel nicht an, die rechte Seite geht oben sogar darüber hinaus. Ich nehme mir in diesem Buch etwas mehr Freiheit für die typografisch spielerischen Abteilungen. Das folgende Bild zeigt die drei Schriften, die auf dieser Doppelseite zusammenfinden. Links eine 1980er-Jahre-Parole aus den Schriften Neon (Erstguß 1935) und Forum (1948) mit der Futura, rechts ein längeres Gedicht dazu aus der Zentenar-Fraktur. Das Foto darauf zeigt ein Detail der Satzform der linken Seite. Die Neon ist schon etwas abgenudelt, wurde offenbar gern eingesetzt, vermutlich für Reklame. Da die Schrift wegen der fetten Form ohnehin etwas mehr Druck braucht und nicht besonders empfindlich ist, kann ich damit aber noch ausreichend gut drucken. Sogar das kleine Loch im Schaft des B verschwand im Druckbild.

Nächstes Bild: Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, fünfmal ein OCH untereinander zu setzen: Kugeln, Halbkugeln und eine Leiter. Die Schrift heißt Largo und wurde 1950 erstmals gegossen. Durch die Umrisse verdoppeln sich die Kugeln. Weil durch diese Abweichung von der Mittelachse die traditionelle Form ohnehin gestört war, habe ich den Schmuckrahmen aus den Meister-Ornamenten geöffnet.

Die Schriftsetzer werden hier sehen, daß mich eine Handwerksregel wenig interessiert: das kleinste Blindmaterial innerhalb einer Zeile wird immer nach innen gesetzt, an die Schrift. Durch dieses System ist es immer einfach auszurechnen, wieviel Blindmaterial in einer Zeile liegt. Außen muß immer großes Material liegen, damit es nicht umfällt, wenn die Zeile einmal seitlich frei steht und nicht durch Steg oder Kolumnenschnur gehalten wird und damit es nicht verrutscht in der Schließform. Meistens halte ich mich an diese Regel, aber diese Zeilen habe ich nachträglich korrigiert und dabei das Blindmaterial nicht an die Schrift gesteckt, um die späteren Korrekturen zu erleichtern. Wenn man die dünnen Spatien mit der spitzen Ahle greift und dabei abrutscht, kann der weiter entfernt stehenden kostbaren Letter kein Unglück geschehen. Das Loch in der Form hätte ich ausfüllen können, genau ein Geviert von Nonpareille (6 Punkt) paßt hinein, aber es hätte hier keine Funktion zu erfüllen, auch ohne dieses Geviert kann kein Teil verrutschen.

Über der Largo steht der Text in der hier schon ausführlich besprochenen Schrift Delphin, die ich hier noch einmal im Bleisatz zeige; drumherum der Rahmen aus Meister-Ornamenten, so ist alles im Duktus der Breitfederzüge gehalten, eine Seite in Renaissance-Charakter also.

— Martin Z. Schröder

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Ein I soll nicht auf dem Seil tanzen · 4. März 2008

Die neulich erwähnte Schreibschrift von Ernst Schneidler zeige ich heute noch nicht, weil dem Druckbogen noch eine zweite Farbe fehlt und er ohne diese nicht gut genug aussieht, ihn hier zu zeigen. Aber eine andere Schrift von Schneidler. Heute habe ich die Seiten 8 und 25 vom „Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen“ von Max Goldt gedruckt, also so, wie sie auf den Druckbogen stehen, stehen sie später nicht im fertigen Buch. Der linken Seite mit dem Rahmen wird eine ebenfalls gerahmte rechte Seite gegenübergestellt, und die rechte Seite in der gebrochenen Schrift ist Teil eines Entwurfs, der auf den Satzspiegel, also die Stellung der Kolumne auf der Seite, keine Rücksicht nimmt. Auf dem Druckbogen sieht diese Kombination merkwürdig und falsch aus.

Auf der Seite 8 steht ein Text, in dem Wörter vorkommen, die unappetitliche Dinge benennen: Bronchialschleim, Popel – und dazu kommt dann noch ein krasser Kommentar. Wie setzt man das typografisch um? Ich habe mich entschieden, den Inhalt kühl zu übersehen und eben nicht typografisch zu interpretieren, sondern klassisch zu schönen: Satz aus Garamond, wörtliche Rede aus kursiver Garamond, angeordnet als Rosenstock. Ich meine, dies einmal als Begriff für diese figürliche Satzweise gelesen zu haben, weiß aber nicht mehr, wo. In den Rahmen habe ich statt der passenden Renaissance-Ornamente modernere Zeichen gestellt. Das Telefon mit Hörer auf der Gabel ist schon etwas älter, das @-Zeichen noch jung, beide als Ornament ungebräuchlich. So läßt sich eine klassische Form dem Zeitgeist annähern.

Einen Linienrahmen zu bauen, braucht es ein wenig mehr Kenntnis der stofflichen Materie, als nur des Setzkastens. Namentlich, wenn es sich um halbfette Linien handelt: deren Bild ist schmaler als ihr Korpus, und an den Ecken würden diese Linien folglich nicht schließen. Deshalb gibt es im gutsortierten Linienkasten Gehrungen, mit denen sich Lücken vermeiden lassen. Die gesamte Form wird in sich etwas unsystematisch in dem Sinne, daß ihr mit dem Duodezimalsystem allein nicht beizukommen ist. Es geht nicht jede Stück Blindmaterial in halben oder ganzen Cicero auf. Bei dieser Art des Satzes werden Größen immer wieder umgerechnet. Will man beispielsweise einen Raum füllen, der 27 Cicero und 2 Punkt lang und 2 Punkt stark ist, wird man das erstgenannte Maß umrechnen müssen, weil es kein Blindmaterial gibt, das 2 mal 2 Punkt im Grundriß mißt. Also werden aus 27 Cicero + 2p: 26 Cicero + 14p. Wenn die Setzerei kein 14p-Blindmaterial hat, wird weiter zerkleinert: 26 Cicero + 8p + 6p. Am Ende ist die Druckform gefüllt, und zwar so genau, daß keine Linie übersteht, nichts wackelt, nichts sperrt. Die Schrift innerhalb eines solchen Rahmens wird etwas enger ausgeschlossen als üblich, damit sie nicht aufträgt und die Form verbreitert. Und so gibt es noch eine Reihe von Spezialitäten des Schriftsetzens, die dem Setzer, der es knifflig mag, ein wenig Unterhaltung bieten. Ich hatte meinen Spaß daran, satztechnisch mal wieder etwas stärker als üblich gefordert zu werden.

Rechts, auf der Seite 25, ist eine Schrift zu sehen, die der namhafte Typograph Albert Kapr, Schüler von Ernst Schneidler, in seinem Buch „Fraktur. Form und Geschichte der gebrochenen Schriften“ (Verlag Hermann Schmidt, Mainz 1993) die „wahrscheinlich schönste aller Frakturschriften“ nennt. Er schreibt dazu (auf Seite 192): „Es ist kaum verständlich, daß diese Schätze [die Schrift wurde in gewöhnlich, halbfett sowie mit zwei Zierversal-Sätzen geschnitten] der Schriftkunst von Verlegern und Buchgestaltern nicht wieder entdeckt und für die Typografie nutzbar gemacht werden.“ Die Zentenar-Fraktur ist gesetzt aus 3 Cicero (Initial) und Tertia (36 Punkt und 16p).

F.H. Ernst Schneidler (1882 bis 1956), der bei Peter Behrens und Fritz Helmut Ehmke an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf studierte, schrieb in einem Brief an Imre Reiner: „Seit 25 bis 30 Jahren sind Schriftschreiben und –zeichnen, Setzen und Schneiden für mich Quelle gräßlicher Anstrengungen, wilder Abenteuer, tiefster Entzückungen gewesen. Und heute? Immer noch, Gott sei Dank, im Anfang: welche Möglichkeiten, von Tag zu Tag immer mehr! … Seit 25 Jahren bin ich der Schrift wie einer magischen Kraft ausgeliefert.“ (zitiert nach Axel Bertram: Das wohltemperierte Alphabet, Faber & Faber, Leipzig 2004, Seite 161)

Diese Leidenschaft spricht aus der Genauigkeit und Schärfe der Eleganz dieser Schrift, die Schneidler als Zentenar-Fraktur zum 100jährigen Bestehen der Bauerschen Gießerei in Frankfurt am Main 1937 schuf (daher der Name). Ein aufmerksamer Beobachter und Kenner der Zentenar-Fraktur wird feststellen, daß es sich bei dem Initial nicht um das I der Schrift handelt, sondern um das J mit Unterlänge. Warum? Ich glaube, daß das I in dem Schriftsatz nur ein Zugeständnis war an die Sitte, ein zusätzliches I ohne Unterlänge anzubieten. Wann diese Type eingeführt wurde, kann ich nicht sagen. In den Zentenar-Alphabeten, die Kapr im oben genannten Buch zeigt, ist sie nur einmal vorhanden, nämlich im gewöhnlichen. In der halbfetten Schrift wird nur eine Type für I und J gezeigt, und auch in den beiden Zierversal-Alphabeten gibt es kein I ohne Unterlänge.

In seinem „Meisterbuch der Schrift“ schreibt Jan Tschichold: „In den älteren Fraktur- und Texturschriften sind I und J nicht unterschieden. Das I sieht sozusagen wie ein J aus. Überempfindliche Leute haben das zu verbessern gesucht, und neuere gebrochene Schriften zeigen nicht nur ein J [im Original Fraktur], sondern auch ein sonderbares I [im Original Fraktur], das auf der Schriftlinie seiltanzt. Der charakteristische untere Bogen vom J [im Original Fraktur] der Fraktur kann sich aber nur wie der des F [im Original Fraktur] unterhalb der Schriftlinie bewegen. Das von Schriftkundigen ausgeheckte neue I [im Original Fraktur] der Fraktur ist eine Mißgeburt, die wieder verschwinden muß.“ Schaut man sich das I von Schneidler in der mageren Zentenar-Fraktur genauer an, wird man allerdings finden, daß sein Schöpfer es nicht seiltanzen läßt. Der untere Bogen geht leicht unter die Schriftlinie hinaus, so daß der Buchstabe in diesem Alphabet eine (trotz seiner Eleganz) etwas merkwürdige Sonderstellung einnimmt.

Die rechte Seite des Druckbogen also ist nur Teil einer Doppelseite und auch nur Teil eines Textes, der vor allem aus einem Zitat besteht. Ihr gegenüber wird in einer anderen Farbe, wahrscheinlich dunkelgrün, ein bißchen Heckmeck getrieben werden. Demnächst in diesem Theater.

— Martin Z. Schröder

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Sapristi! · 20. Februar 2008

Nicht, daß die Arbeit am neuen Buch von Max Goldt zögerlich fortschritte. Nur kam am Freitag voriger Woche ein Paket meines Bleisatzlieferanten, das mich etwas aus dem Tritt brachte. Es enthielt drei Grade einer Schrift mit dem sprechenden Namen Solemnis. Diese Type haben wir dem Schriftentwerfer Günter Gerhard Lange (geb. 1921) zu verdanken, 1953 wurde sie erstmals gegossen. Es ist die erste Bleischrift, die ich kaufe, dessen Entwerfer lebt. Sie ist mit ihren 55 Jahren eine der jungen Schriften, und sie wurde von einem damals jungen Mann gemacht.

Günter Gerhard Lange hat 1996 einen Vortrag gehalten, den man sich hier ansehen und anhören kann.

Als ich diese Schrift im Angebot meines Lieferanten entdeckte, wurde ich schon etwas nervös, denn ohne eine bestimmte Type vor Augen zu haben, so wußte ich doch schon, daß mir eine Schrift mit einer gewissen Strichstärke und zugleich Grazilität für den Umschlag noch fehlte. Hier nun meinte ich etwas zu entdecken, orderte, und als die Sendung am Freitag hereingeschleppt wurde, ließ ich alles andere stehen, packte aus, setzte die drei Grade in einen Kasten, machte, daß ich die Maschine von einem Auftrag freibekam, indem ich schnell noch Visitenkarten zu Ende druckte und probierte endlich die Solemnis im Andruck aus, gleich mit dem Titel des Büchleins.

Die Unziale (lat. uncia – Zoll), so heißt diese Klasse von nur aus Majuskeln (Großbuchstaben) bestehenden Schriften, ist eine heute wenig gebräuchliche Type. Sie stammt aus einer Zeit, da es noch keine Minuskeln (Kleinbuchstaben) gab. Mit gemächlichen Zügen wurde sie von den schreibkundigen Mönchen zu Pergament gebracht – an Papier war noch nicht zu denken. Die Unziale war die erste Schrift, der man eine gewisse Routine in den Breitfederzügen ansah, ihre Vorgängerinnen, die Formen der Capitalis, waren noch geformt wie die in Stein gemeißelten Schriften und erforderten noch langsamere Schreibbewegungen. Die ersten Unziale sind seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. nachweisbar. In Lexika findet man die Unterteilung griechisch (4. Jh. bis Ende Mittelalter), lateinisch (vor allem 4. bis 8. Jh.) und gotisch (12. bis 15. Jahrhundert). In England und Irland wurden die Unziale und vornehmlich Formen der Halbunziale, in welcher sich die Kleinbuchstaben schon andeuten, länger beibehalten. Die karolingische Minuskel, also die erste flüssige Schreibschrift mit schnell zu ziehenden Kleinbuchstaben, erreichte erst mit den normannischen Eroberungen 1066 den angelsächsischen Raum.

Die Solemnis von Günter Gerhard Lange ist eine Neuinterpretation einer lateinischen Unziale. Man erkennt das Neue zuerst am augenfälligen i-Punkt, der sich erst im Spätmittelalter aus einem Akzentzeichen von Minuskeln herausbildete. Man sieht es aber auch an den Antiqua-Formen, etwa des T in „Atlas“ auf den Fotos, des A, auch das M der Solemnis ist nicht so rund wie die M der echten Unzialen. Freilich gab es um das Jahr 700 auch kein W, das entstand ja erst viel später als Ligatur (aus V resp. U – im englischen Namen „double U“ für den Buchstaben W ist das noch kenntlich). Auch andere unserer Buchstaben sind damals noch nicht geformt. Aber E, D, L zeigen klare Unzial-Figuren.

Ich habe die Schrift zuerst ganz eng gesetzt, so wie die handschriftlichen Unziale gefügt waren. Aber das erschien mir sogleich undiskutabel. Die Solemnis ist eben keine Unziale, sondern eine versale Druckschrift mit Unzial-Zügen. Man muß wohl ausgleichen, und weil sie sehr kräftig geschnitten ist, also breite Striche zeigt, habe ich sie auch so weit spationiert wie hier zu sehen ist. Ob das richtig ist? Ich bin mit meinen ersten einfarbigen Drucken nach Hause marschiert, hab den Abend lang meine Bücher und das Internet ohne große Erfolge durchsucht (aus wenig Quellen drippen Unzial-Infos, nur bei Edward Johnston finden sich ausführlichere Hinweise auf die Schreibweisen mit Kiel- und Rohrfedern), mich schlafen gelegt und bin am Tag darauf schon morgens ungeduldig wie ein Kind auf den Spielplatz in die Werkstatt geeilt, denn nach dem Aufwachen hatte mir klar vor Augen gestanden, welche Farben und welches Papier diese Schrift nun zum Leuchten bringen würden.

Ich habe, angekommen in der Offizin, die beiden T-Varianten eingesetzt, ohne zu wissen, ob ich im Sinne meiner neuen Schrift handelte, habe die Harmonisierung der Buchstaben korrigiert und vor allem eine ebenfalls nur nach dem Gefühl getroffene Entscheidung umgesetzt, nämlich als zweite Schrift, als Note am Fuß des Textes, die kursive Walbaum einzusetzen. Welche Druckschrift kann man denn vernünftig zu einer Unziale stellen? Ich handle selten nur in Verlaß auf mein Gefühl, diesmal blieb mir nichts anderes übrig, und ich ermutigte mich: Nach 27 Jahren Umgang mit Druckschrift hat dein Gefühl doch wohl ein Mitspracherecht und sogar Entscheidungskompetenz nun im Falle des Zweifels, also bitte! Ein zweifelhaftes Argument, aber ein anderes hatte ich nicht. Diese Karte (im Original 148 × 98 mm) betrachte ich vorerst als Studie, nicht als mustergültige Lösung. Ich habe die Karte an einen kalligrafisch beschlagenen und mit allen Wassern gewaschenen Gebrauchsgrafiker geschickt mit der Bitte um Literaturhinweise über die Unziale. Ein befreundeter Mediävist, der zufällig hereingeschneit war, tippte auf die Karte, meinte: „Ottonisch?“ und empfahl mir das Paläografische Lexikon für weitere Recherche.

Farben: das Blumenornament ist gedruckt in einem kräftigen Grau mit einem Stich Orange, den Rot-Ton habe ich aus einem bläulichen Rot mit einem Stich orange gemischt, das Blau ist ein dunkles, pigmentreiches in Richtung rot gebrochenes.

Ich kann mich gar nicht satt sehen an dieser Schrift. Ich habe lange nicht so große Freude über einen Neuzugang empfunden. Ich werde sie wohl selten einsetzen, sie ist vor allem für Titel geeignet, für Akzidenzen nur in Ausnahmen. Sie erscheint mir so freundlich, heiter, leicht, trägt aber auch den festlichen Charakter ihrer Vorbilder in sich. Sie ist eine Erinnerung an die farbigen Seiten des Mittelalters, sie braucht Farbe oder farbige Umgebung, sie ist von Natur aus eine lebendige Prachtschrift, sie verheißt Freude. Aber ich muß noch ein wenig mehr lernen, wie ich sie am besten zur Geltung bringe. Ich werde das dann hier darlegen, wenn ich mehr weiß.

Von meinem Autor Max Goldt erreichte mich dieser Kommentar: Sapristi! Man fühlt sich sofortamento in ein altes, ja niederländisches Naturkundemuseum versetzt.

— Martin Z. Schröder

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Manieren im Umgang mit Typen / Unästhetisches Schnarchen · 14. Februar 2008

Das Zwiebelfischfinden ging ja sehr schnell! Hier lesen Experten, wie? Binnen weniger Stunden waren die Zwiebelfische gefischt, deshalb gibt es jetzt auch hier das Foto mit den markierten Biestern, die mich einige Zeit gekostet haben. Es sind mindestens zwei Schriften, eine klassizistische und eine serifenlose, die in die Pracht-Antiqua gerührt worden waren. Man kann solche Buchstaben ja nicht einfach austauschen, weil sie geringfügig breiter oder schmaler sind als die korrekten. So mußte ich jede fehlerhafte Zeile neu ausschließen, also im Winkelhaken auf die korrekte Breite bringen, damit sie in der Druckform nicht durchfällt oder sperrt.

Die Texte von Max Goldt zu setzen, ist eine Freude. Ich will nicht darauf herumreiten, daß sie komisch sind und schon gar nicht von Satire sprechen, wie es so oft irrig getan wird, weil unser Begriff von Satire nicht auf die Essays von Max Goldt anwendbar ist. Auch wenn er etwas „aufs Korn nimmt“, so liegt doch die Einzigartigkeit seiner Texte nicht in diesen eher nebenher wirkenden Spitzen, sondern in seinen Entdeckungen. Goldt äußert nicht Meinung, er erschafft neue Sichtachsen in dem Gelände, durch das wir uns bewegen und das wir für bekannt bis zur Langweile halten, bis Max Goldt uns auf einen bisher übersehenen Aspekt aufmerksam macht. Wenig Satire, dafür aber viel Witz durch Verbindungen abseitiger Gebiete, durch Änderung der Perspektive, durch Genauigkeit, Übertreibung, Fortführung eines Gedankens.

Als Schriftsetzer, der die Texte Buchstabe für Buchstabe erfaßt, staune ich immer wieder über die Präzision, die sich mit Eleganz verbindet. In den Sätzen von Max Goldt, und mögen sie noch so leicht hingesprochen scheinen, gibt es keine Nachlässigkeiten; jedes Wort steht wie in den Satz geschliffen. Manchmal ist man als Typograf versucht, für einen Zeilenfall einen Satz umzustellen und probiert theoretisch Varianten aus. Oft erweisen sich Umstellungen dann als günstig, die meisten Texte werden nachlässig geschrieben. Die Luxus-Prosa von Max Goldt ist in dieser Hinsicht wie aus Diamant. Nähme man Umstellungen vor, würde man die ganze Arbeit zerschmettern. Einem Freund des Wortes macht das Bewundern dieser sprachlichen Schönheit enormes Vergnügen, zumeist stilles.

Ich muß aber einräumen, daß ich manchmal, nachdem ich einen Text für den Entwurf etliche Male studiert habe, nachdem ich ihn gesetzt habe und korrigiert und dabei wieder und wieder gelesen, daß ich dann beim Drucken vielleicht beim 400sten Bogen einen akustisch profanen Lachanfall über mich ergehen lasse, weil die Texte von einer Komik, einem Geistesblitze sprühenden Witz illuminiert sind, daß mich mein Gelächter eben unvermittelt überfällt. Max Goldt erklärte in einem Interview, das er der Berliner Zeitung gab: „Das Lachen ist ja streng genommen gar kein besonders attraktives Geräusch, rein ästhetisch gesehen ist es so etwas wie Schnarchen oder Aufstoßen. Ich nehme das Lachen aber nicht ungerne hin, es ist ja ein Zeichen der Anteilnahme.“ (Berliner Zeitung, 20. Januar 2001)

Heute zeige ich hier technische Ansichten vom Satzbau. Bleisatz paßt gut zu den Texten von Max Goldt, weil man ihn so genau bauen muß. Digital läßt jeder Buchstabe mit sich anstellen, was dem Menschen vor dem Bildschirm damit einfällt. Das erfordert vom Anfänger in der Typografie viel Selbstdisziplin, die sogar manch älterem Hasen leider sichtlich abgeht, weil er sich für Buchstaben als Träger von Bedeutungen zu wenig interessiert. Typografie wird oft zu wenig als Form des Benehmens betrachtet. Im Bleisatz setzt das starre Material Grenzen. Die Aufgabe des Typografen besteht darin, vorgegebene Formen (die einer Schrift) in ihrem Sinne zu vollenden, also Formvollendung zu schaffen, die dem Text zum Nutzen des Lesers dienen soll. Man bewegt sich mehr oder weniger geschickt auf dem Felde der Manieren: je unauffälliger, desto näher an ihrer Vollendung. Wenn ein Typograf sich erarbeitet hat, was das Dienen bedeutet und von sich selbst abzusehen vermag, sich fern hält von Bedeutungserschleichung und nicht nach Aufmerksamkeit für seinen Anteil an einem gedruckten Werk heischt, hat er seine Aufgabe in ihrer Tragweite verstanden.

In dem Buch, das ich nun setze, gibt es auch Seiten, die sich weniger um Manieren bemühen. Das typografische Spiel nimmt auf stille Formvollendung gelegentlich keine Rücksicht und wird manchmal laut. Beispielsweise mit der schmalfetten Pracht-Antiqua, die ich hier auf Fotos zeige: schwer lesbar, dunkel, eng. Ich gebe zu, daß ich sie eingesetzt habe nur um der Abwechslung zu dienen (vielleicht auch, um mit ihrem Besitz zu prahlen) – es handelt sich eben um ein ausdrücklich typografisches Spielwerk, das eine gewissen Bandbreite typografischer Ausdrucksmöglichkeiten zeigen soll.

Auf den Fotos ist zu sehen: Die gesamte Druckform der beiden Seiten, die ich gestern druckte. Diesmal habe ich mehr Aufwand betrieben für typografische Blickfänge. Beide Seiten zeigen ein Initial sowie den Einsatz geometrischer Elemente. Drei aufeinanderfolgende Bilder zeigen erstens den Andruck an einer Stelle, wo die dreiviertelfette Futura in eine Garamond-Kolumne gemischt wurde und zu schwach ausdruckt, zweitens den Streifen hauchdünnen Papiers, den ich hinter die Buchstaben geklebt habe, weil die Futura minimal niedriger gefräst wurde, also die Typen etwas niedriger stehen als die der Garamond, drittens die Wirkung dieser drucktechnischen Zurichtung. Die folgenden drei Bilder zeigen ein Initial W aus der mageren Pracht-Antiqua erstens im Bleisatz von oben, zweitens im Druckbild und drittens von unten. Beschaut man einen Satz von unten, wird die Vielzahl der verwendeten Bauteile (Lettern und nichtdruckendes Blindmaterial) deutlich. Dann folgen zwei Fotos, wieder vom Satz und vom Druckbild, die illustrieren, wie man geometrische Räume durch Andeutungen bilden kann. Die drei Zwiebeln liegen in einem Rechteck, das durch Andeutungen gebildet wird. Darauf folgt das Q der kursiven Garamond von Herbert Thannhaeuser als Initial. Es war mir eine Freude, diese mit so feinem Schwung gearbeitete Type einmal in bedeutender Größe einsetzen zu können. Damit die Kolumne insgesamt recht still wirkt, habe ich auf alle anderen Versalien verzichtet. Ich bin kein Anhänger der Kleinschreibung, jeglicher Verzicht auf sprachliche Differenzierungen ist ein Verzicht auf sprachliche Vielfalt und auf Möglichkeiten der Nuancierung von Bedeutungen. Aber sehr ausnahmsweise kann man das mal machen. Zum Schluß noch zwei Fotos der Druckform von unten, das gelbe Seidenpapier ist Teil der Zurichtung, die den Satz an diesen Stellen etwas hebt.

— Martin Z. Schröder

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Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen · 7. Februar 2008

Das zweite Buch von Max Goldt (und das einzige Textbuch, das 2008 von ihm erschien) und Martin Z. Schröder mit dem schönen Titel Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen hat, wie das erste, 32 Seiten, enthält mehr Buchstaben und schimmert von außen nicht silbrig, sondern dunkelgrün-silbrig, und es ist mit Garn, nicht mit Draht gebunden. Die kurzen, aber vielleicht um so luxuriöseren Texte, die darin stehen, sind Erstveröffentlichungen.

Der Atlas erschien am 1. September 2008. Im Blog läßt sich seine Herstellung verfolgen, (und hier auch) die am 19. Oktober 2007 begann.

Am 25. Januar 2009 wurde hier im Blog der Ausverkauf gemeldet. Zurückgehalten sind 50 Exemplare, die zusammen mit dem ersten Buch, dem dritten (Märchenschloß) und einem für 2012 geplanten vierten als vollständige Tetralogie im eigens anzufertigenden Schuber im Jahre 2013 erscheinen sollen.

— Martin Z. Schröder

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Schmalmagere und dreiviertelfette nieuwe Vleermuizen · 7. Februar 2008

Es mangelt mir an Zeit, deshalb kommen die Fortschrittsnachrichten zum neuen Büchlein von Max Goldt dieser Tage spärlicher. Ab und zu ein Eilauftrag ist leicht zu verkraften, aber mehrere auf einmal fesseln den Drucker an das Tagewerk, und das ist ja auch nicht unwillkommen.

Es gibt Neuigkeiten: Das Büchlein hat einen Titel bekommen: Dieser lautet Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen.

Ich freue mich über die Nachfragen hinsichtlich des Erwerbs der Vleermuizen, weil sie so freundliches Interesse an unserer Arbeit bekunden. Aber Bestellungen kann ich noch nicht annehmen. Sobald ich den Vertrieb organisiert habe, gebe ich hier Nachricht. Vor dem Spätsommer werde ich aber mit all dem Setzen, Drucken und Binden kaum fertig sein.

Gestern habe ich eine weitere Doppelseite gedruckt. Die beiden abgebildeten Seiten werden im Büchlein nicht nebeneinander stehen. Das bemerke ich noch einmal, weil die später im gebundenen Büchlein einander gegenüberstehenden Seiten aufeinander abgestimmt werden. Den gestern gedruckten Seiten in einem grünlichen Blau (es sind die Seiten 12 und 21) werden die im vorherigen Beitrag vorgestellten braun gedruckten Seiten beigesellt werden.

Auf der linken Seite des neuen Bogens steht eine Aufforderung an sich auf sämtlichen Gebieten durch große Leistungen auszeichnende Gäste eines Haushaltes, die ins Badezimmer zu hängen ist. Zum Einsatz kamen die Futura Buch (ein Schnitt zwischen mager und halbfett, der längere Texte angenehm lesbar machen soll), die schmalmagere und die dreiviertelfette Futura, letztere ist seltsamerweise nicht digital zu haben, sondern nur im Bleisatz. Sie wird sogar noch gegossen, nämlich in der Bauerschen Gießerei in Barcelona, einst eine von zwei spanischen Filialen des Stammhauses in Frankfurt, die zweite war in Madrid ansässig.

Zum Text aus Futura wurde Schmuck gesellt, das Initial A wurde aus zwei schrägen spitzwinkligen Dreiecken zu einem gleichschenkligen geformt. Durch einen glücklichen Zufall konnte ich ein Paket mit geometrischen Messing-Ornamenten erwerben, die den bereits vorhandenen Bestand ergänzten. Wie immer war das Auspacken aus der Originalverpackung der Gießerei ein Fest. Diesmal stammt das Paket aus der Johannes Wagner GmbH – Schriftgießerei und Messinglinienfabrik in Ingolstadt, die in den 1990er Jahren schloß. Ein Teil der Schriftmatrizen ging aus Ingolstadt nach Barcelona, beispielsweise die der Englischen Schreibschrift Excelsior, deren Bestand ich einst mit Lieferungen aus Ingolstadt aufbaute und jünst mit Lieferungen aus Barcelona erweitern konnte. Die Ingolstädtische Gießerei hat eine bewegte Nachkriegsgeschichte hinter sich, die ich bei Gelegenheit einmal erzählen möchte. In braunes Packpapier waren die Messingteile eingeschlagen, darunter kam rotes Wachspapier zum Vorschein, das innen mit weißem, weichen Papier gepolstert war. Das Messing leuchtet einem dann wie ein Goldschatz entgegen. Es ist schon auch immer etwas merkwürdig, so alte Sachen aus der Originalverpackung zu nehmen, in einen Kasten einzusortieren und auch zu verwenden. Man fragt sich ja unwillkürlich, was mit den Sachen geschehen wird, wenn man selbst aus irgendwelchen Gründen nicht mehr darüber verfügen kann.

In ein Oval, das einen Spitzfederzug imitiert, habe ich die Überschrift des Textes gestellt. Könnte ein Spiegel im Badezimmer sein. Das ist nicht ganz einfach zu bauen, wie man auf dem Foto vielleicht sieht. Die Lettern müssen im Rahmen fest verkeilt werden, damit sie während des Druckens in der Maschine an ihrem Platz bleiben und auch das Blindmaterial (die nichtdruckenden Teile) durch die Erschütterungen der Maschine nicht auf Schrifthöhe steigen und als Spieße mitdrucken. Gewöhnlich muß man Formen nicht so fest bauen, weil sie Halt finden durch das Schließen der Druckform, worin Keilschlösser die Einzelteile zusammendrücken und im Rahmen durch diesen Druck festhalten. Messing ist aber starr, man kann das Oval nicht von außen zusammenpressen, sondern muß die Schrift innen von Hand verkeilen. In nebenstehendem Foto steckt der Vierkant-Schlüssel in einem Schließzeug, wie wir die Keilschlösser nennen. Alle drei Schlösser in diesem Rahmen werden beim sogenannten Formschließen gleichmäßig Zug um Zug angezogen. Die Qualität des Schriftsatzes zeigt sich, wenn der Rahmen gehoben wird. Sind die Zeilen unterschiedlich mit dem nichtdruckenden Material gefüllt, also verschieden lang, dann wird das ein oder andere Teil der Form entgleiten. Im schlimmsten Fall bricht sie einfach durch. Ist mir bislang noch nie passiert. (+++) Angst ist manchmal ganz gut, weil sie vorsichtig macht. Und freilich hebt der vorsichtige Drucker die Form nach dem ersten Schließen erst einmal nur einige Millimeter an und tastet sachte nach lockeren Teilen. Denn zerrisse es die Form gar erst in der Maschine, wäre das Geschrei groß.

Auf der rechten Seite steht einer der Texte von Max Goldt, die sich dem Medium Radio widmen. Goldts Radiotrinkerin ist sicherlich sein bekanntester Radio-Text. In unseren Vleermuizen nun wird ein etwas ausführlicherer Programmhinweis auf eine Diskussion dargeboten. Ich habe den Text aus der Schreibmaschinenschrift gesetzt, er könnte also das Manuskript sein, das ansagend abgelesen wird. In diese Ansage platzt die Hereinreichung zweier Zettel aus aktuellem Anlaß einer Programmänderung. Diese Passagen sind aus der Schrift Block-Signal gesetzt, die, so gibt mein Bleisatzlieferant Georg Kraus Auskunft, Walter Wege für die Berliner Schriftgießerei H. Berthold AG entworfen hat und die 1932 erstmals gegossen wurde. Eine Schreibschrift mit wenigen Rafinessen. Es gibt zwei Versionen der Minuskel s, einmal mit einem Strich zum nächsten Buchstaben, einmal ohne. Am augenfälligsten sind die beiden Versionen des r. Das runde r hat seinen Ursprung in der karolinigischen Minuskel und wurde bis ins 17. Jahrhundert als eigener Buchstabe, später als Teil von Abkürzungen verwendet. In manchen Schreibschriften hat es sich gehalten, in vielen älteren Handschriften ist es zu sehen. In der Excelsior beispielsweise ist das runde r als eine Figur gearbeitet, an die sich der folgende Buchstabe anschließt, das gerade r ist als Schluß-Buchstabe ausgeführt. Anders in der Block-Signal, hier sind beide für die Verwendung im Wort geeignet. Ich habe die verschienenen r in den Zeilen der Block-Signal gemischt, in dem Wort “durch” sieht das runde r für meine Lesegewohnheit derart seltsam aus, daß ich “dusch” zu lesen geneigt bin, an anderen Stellen bleibe ich nicht hängen.

Gedruckt habe ich mit grünlichem Blau, das ich ein wenig mit Schwarz abgetönt habe. Der Vorzug der alten Buchdruckfarben ist, daß sie nur auf dem Papier trocknen, nicht aber in der Maschine. Offsetfarben von heute sind für schnellstes Trocknen eingerichtet, damit die Farbe in den rasend schnell druckenden Maschinen nicht verwischt oder abzieht. Ich bin sehr froh, daß ich noch alte Farben verwenden kann; irgendwann aber muß ich mich wohl neueren Produkten nähern. Ein schönes rötliches Blau geht schon zur Neige.

Das letzte Bild zeigt einen Kontrollblick. In dem Büchlein, das den Vleermuizen vorausging, dem Plastikfisch, habe ich einen Satzspiegel konstruiert in Seitenverhältnissen nach der Gutenbergbibel. Streng daran halten will ich mich diesmal nicht, weil manche Entwürfe aus diesen Maßen ausbrechen. Aber textlastige Seiten (und Text gibt es diesmal mehr als im Vorgänger) sollen den Entwurf beibehalten.

Schließlich möchte ich auf das noch recht neue Blog “Schweizer Degen. Print & Publishing Consulting” von Johannes F. Woll hinweisen, das vor allem für Kollegen interessant werden könnte. Auf der Suche nach bloggenden Druckern fand er erst einmal einen, der zufällig älteste und neueste Medientechnik verbindet – vielen Dank für die freundliche Empfehlung!

— Martin Z. Schröder

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