Umschlag komplett
An diesen drei Aufnahmen läßt sich sehen, wie der Karton mit den Farben umgeht, manchmal verschwinden sie fast, weil der Karton so hell wird unter bestimmtem Lichteinfall, manchmal tritt die hellste Farbe am stärksten hervor. Die letzte Farbe steht nun also auf dem Umschlag, er ist fertig, jedenfalls gedruckt. Es steht ja noch der Beschnitt aus, das Rillen und das 600fache Umlegen, wenn der Inhalt aus der Buchbinderei kommt. Und der muß vorher auch noch beschnitten werden. Auf dem letzten Foto ist die Skizze zu sehen, die ich aus einem schwarzen Abzug geschnitten und zusammengeklebt habe. Ich wollte einen Umschlag entwerfen, der so stark wie möglich vom klassizistischen Haupttitel innen abweicht, weil auch die Buchseiten einander nicht gleichen.
Der Haupttitel Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen bildet vielmehr einen Text für sich und behauptet, es gebe neue niederländische Fledermäuse, deren Zahl groß genug sei, einen Atlas zu füllen. Vor Augen hatte ich einen etwas gewagten naturwissenschaftlich-schulbuchartigen Umschlag der 1970er Jahre mit serifenloser Type, wie sie in dieser Zeit für am ehesten für tauglich gehalten wurden, wissenschaftliche Verlautbarungen typografisch auszuzeichnen. Der Umschlag sollte aber auch zeitgemäß wirken, deshalb das schimmernde Material, das in großer Auswahl erst seit einigen Jahren von den Herstellern angeboten wird. Als ich 1998 das Vorgänger-Büchlein druckte, waren Metallic-Papiere noch neu und nur in wenigen Farben von wenigen Herstellern lieferbar. Zuletzt steht der Umschlag gegen die in meinen Augen falsche Überlegung, bibliophil mit Bleisatz gemachtes sei etwas betont krumm und unsauber auf gelbes Fusselpapier gedrucktes, also die Unvollkommenheit der Handarbeit geradezu demonstrierend; eine nostalgische, also irrig sehnsüchtelnde Vorstellung, die mit der Geschichte des handgemachten Buches nichts zu tun hat. Man bemühte sich immer um Perfektion. Im Bewußtsein, sich immer nur annähern zu können und sie niemals zu erreichen.
Freunde gedruckter Worte, die heute an den Lektüre-Luxus von morgen denken, werden den Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt einfach schon heute bestellen.
tags: atlas van de nieuwe nederlandse vleermuizen, max goldt
Nicole/momo am 14. Juli 2008 # :
Ooooh, ist das schön geworden! Das sind zwar alles Farben, die nicht gerade zu meinen Lieblingen zählen, doch er wirkt einfach, der Umschlag. Einfach so für sich.
MZS am 14. Juli 2008 # :
Dankeschön!
Morgen kommt ein Kurier mit einem großen Auto, lädt fünf Kisten Druckbogen, mein Fahrrad und mich auf und fährt in die abgelegene Buchbinderei in Berlin-Buchholz, von wo ich nur dem Velo wieder in die Stadt komme. Ich fahre aber lieber mit, ich kann einem Kurier nicht einfach das Ergebnis von sechs Monaten Drucken ins Auto schieben, ich muß die Lieferung bewachen. Und dem Bubi (Buchbinder) alles erklären.
Martin Emmerich am 21. Juli 2008 # :
Sehr schön!
Der Umschlag – auf den Sie mich ja schon ganz neugierig gemacht haben – ist wirklich sehr gelungen.
Das Vorgänger-Büchlein kann ich übrigens nur wärmstens empfehlen!
MZS am 21. Juli 2008 # :
Das freut mich, recht herzlichen Dank!