Pinke Paste für die Fledermäuse von Max Goldt
Den Umschlag drucke ich auf dieses raffinierte Material von Schneidersöhne namens Majestic in Gardeners green. Die erste Farbe: rosa. Weil dieser Karton so dunkel ist, wenn er nicht gerade glänzt, braucht die Farbe viel Pigment. Meine Farben sind nicht sehr pigmentreich. Also habe ich aus roter Farbe, viel Deckweiß und viel Bologneser Kreide mit etwas Drucköl
eine Druckfarbe geknetet. Mit dem Spachtel. Die rosa Paste hat mich an das gummiartige Zeug erinnert, das einem bei Kieferorthopäden und Zahnärzten in stahlblechernen Abdruckformen bis zum Hals ins Kauorgan gerammt wird, um eine Matritze für ein Gipsmodell abzuformen. Auf dem folgenden Bild sind zwei Zeilen zu sehen, wie sie enger
nicht aufeinander stehen können. Der Entwurf für den Umschlag hat mich viel Überlegung und Zeit gekostet, denn der Titel “Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen” ist in seinem Zeilenfall alles andere als geschmeidig. Erst vier kurze Wörter, dann zwei lange, das letzte das längste. Einen schönen Zeilenfall auf Mittelachse zu bringen, war schon für den Haupttitel eine harte Nuß. Wir wollen also abwarten, wo nun das Wort nieuwe plaziert werden wird.
Auf dem Foto mit dem Bleisatz (Schrift: Kristall halbfett) kann man auch noch sehen, daß die Buchstaben ausgeglichen wurden. Bei kleinen Schriften ist die Laufweite durch die Schriftgießerei nach den Vorgaben des Schriftentwerfers und Schriftschneiders zugerichtet, also die Laufweite ist festgelegt und soll nicht verändert werden. Bei großen Schriftgraden müssen auch die Minuskeln ausgeglichen werden, hier entstand Korrekturbedarf durch das v in van.
Ich habe den Umschlag erst skizziert, dann alle Elemente in schwarz gedruckt und davon mit Schere und Klebstoff eine Klebeskizze angefertigt, also so montiert, wie ich ihn in mehreren, wahrscheinlich vier, eventuell fünf Farben drucken werde. Damit meine verehrten Leser dem Ergebnis noch stärker entgegenzittern können als ich, zeige ich die Skizze erst, wenn der Umschlag fertig ist. Das grün-silbrige Material ist wirklich raffiniert, es zeigt die Farben je nach Lichteinfall mehr oder weniger deutlich, an den zwei Bildern, die ich heute bei Tageslicht auf dem Hof machen konnte, läßt sich das gut erkennen. Die Farbe braucht mehrere Tage
zum Trocknen, es wird sich also hinziehen, bis ich den nächsten Gang drucken kann, weil ich mit der zweiten Farbe die erste zum Teil überdrucke. Wenn ich damit zu sehr eile, gibt es Matsch, die Konturen würden an den Doppeldruckstellen unscharf. Außerdem kann es zum Verwischen kommen, wenn ich den Bogen in die Hand nehme, denn für jeden Farbgang geht jeder Bogen einzeln durch meine Hände. Also wird man das Entstehen des Gesamtwerkes hier langsam verfolgen können.
Freunde gedruckter Worte, die heute an den Luxus von morgen denken, werden den Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt einfach schon heute bestellen.
tags: atlas van de nieuwe nederlandse vleermuizen, bologneser kreide, kristall, max goldt