In der Buchbinderei
Am Montagvormittag bin ich in die Buchbinderei Ines Neumann gefahren und habe dem Buchbinder beim Heften zugeschaut. Herr Bausen (auf der verlinkten Website werden alle vier Mitarbeiter vorgestellt) nahm die Nadel in eine kleine Zange und stach von innen die Löcher vor, genau in die gedruckten Knopflöcher. Dickere Lagen werden mit einer Ahle vorgestochen, aber das Papier und der Karton sind nicht übermäßig dick.
Dann wird der Faden ins Nadelöhr eingefädelt, geht in der Mitte ins Büchlein hinein, wird durch die beiden anderen Löcher geführt und kommt in der Mitte auch wieder an, damit er dort mit dem Anfang verknotet werden kann. Herr Hartmann hat mir erklärt, daß die Anzahl der Löcher immer eine ungerade sein muß, also bei größeren Formaten müssen es fünf Einstiche sein.
Wenn so eine Broschur einen Umschlag erhält, also zur Englischen Broschur wird, knotet man den Faden gewöhnlich außen zu, so daß der Knoten außen vom Umschlag verdeckt wird und innen nur der unauffälige weiße Faden auf weißem Papier zu sehen ist. Die ersten Exemplare hat Herr Bausen auch so geheftet. Dann hab ich mir aber überlegt, daß es ganz hübsch wäre, wenn aus dem mittleren Knopf zwei kleine Fädchen gucken. In diesem Fall soll der Faden ja sichtbar sein und nicht versteckt werden. Die Bindeweise wurde also nach einigen Exemplaren geändert. Ein paar fertige Büchlein durfte ich schon mitnehmen. Nun kann ich sie schon an drei Seiten beschneiden, den Umschlag auf Maß schneiden und mit dem Rillen beginnen. Die Lieferung aus der Buchbinderei kommt nächste Woche.
Wir haben übrigens die Zeit gestoppt: Herr Bausen brauchte für ein Büchlein 1 Minute und 45 Sekunden. Mit der Zeit wird er vermutlich schneller werden, ich kenne das auch aus meinem Handwerk. Selbst wenn man eine bekannte Arbeit durchführt, dauert es anfangs immer etwas länger, dann wird man routinierter. So eine Arbeit, wie sie Herr Bausen jetzt tut, kann man auch nicht stundenlang ohne Pause und Bewegung machen. Man muß sich ja sehr konzentrieren und genau sein und die ganze Zeit nach unten gucken. Ich bin froh, daß ich von meinem ursprünglichen Plan abgekommen bin, das Binden selbst zu machen. Ich hätte es nicht in der Qualität hinbekommen, und es hätte viel länger gedauert. Wie gut, daß es Buchbinder gibt!
Freunde gedruckter Worte, die heute an den Lektüre-Luxus von morgen denken, werden den Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt einfach schon heute bestellen.
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