Karte zur Genesung · 29. Juli 2012
Eine solche Karte habe ich kürzlich benötigt und fand vorwiegend Angebote, die mir meiner eigenen Genesung wenig förderlich erschienen wären, falls ich zu genesen hätte, und die ich deshalb auch nicht versenden wollte. Als habe man es mit Analphabeten oder Halbgebildeten zu tun und könne ich keinen Gruß formulieren. Mehr als das sollte es ja gar nicht sein, und auf Redewendungen in Schriftform kann man doch gut verzichten. Wenn man lange Botschaften übermitteln möchte, wird ein Brief geschrieben oder telefoniert.
Also ein hübsches Kärtchen, das sich einem Blumenbund oder einer Süßwarensendung beifügen läßt, das aber ebenso allein hübsch aussieht und ausgesucht wirkt. Schrift: Compliment von Helmut Matheis, Erstguß 1965 in der Schriftgießerei Ludwig & Mayer in Frankfurt am Main. Schmuck: Meister-Ornamente von Herbert Thannhaeuser.
Der Farbschnitt hat an der einzelnen Karte eine schöne Wirkung, nur läßt er sich schwer fotografieren. Die Karte ist wie alle anderen im Online-Shop der Werkstatt im Angebot: LetterpressBerlin.com Natürlich wird sie mit einem gefütterten Kuvert geliefert.
— Martin Z. Schröder
Und nun das Wort · 30. September 2011
Nun steht auch der Vierzeiler von Kurt Schwitters, nach dem dritten Druckgang, dieser lief in Schwarz. Ich meinte, Schwarz sei doch der dadaistischen Form näher als Grau.
Vernünftige Fotos von Drucksachen sind gar nicht so einfach zu machen. Am Wochenende fahre ich vielleicht auf eine Wiese und stelle die beiden ins Grüne.
Das Verschrägen der Zeilen ist recht simpel. Am Ende muß ja immer eine rechtwinklige Kolumne in den Schließrahmen, und bei Frau und vor allem bei Mann war das langwierig.
Der Setzer liest den Bleisatz von links nach rechts. Und weil der Bleisatz in Spiegelschrift steht, dreht der Setzer den Text immer auf den Kopf.
Die Taschenlampe gibt mir seit Jahren ein Rätsel auf. Wofür wurde sie gegossen? Sie steckt in den Zeichen für den Fahrplansatz.
Gab es unbeleuchtete Bahnhöfe oder Züge, als es Taschenlampen gab? Im Krieg?
Die Karte ist dann im Shop zu haben, wenn die vorherige Auflage ausverkauft ist.
— Martin Z. Schröder
Gold für Barbara Wrede · 5. September 2011
Nee, das ist kein vergoldeter Haufen Streichkäse, das ist Farbe.
Und die kommt zwar auch aus der Dose, aber in der Dose ist sie für den Buchdruck nicht reich genug pigmentiert.
Also gibt man Goldpaste hinzu.
Bleichgold oder Reichbleichgold. Aber wenn man zuviel nimmt, haften die Pigmente nicht auf dem Papier, die frischen Drucke ziehen auf der Rückseite ab, und wenn die Karte trocken ist, löst sich das Goldpigment. Ein bißchen schwierig.
Zwar steht Offset auf der Dose, die Paste wirkt aber auch im Buchdruck.
Die Farbe dann ins Farbwerk der Druckmaschine zu nehmen, ist immer wieder ein erfreulicher Anblick. Gold ist wirklich faszinierend.
Allerdings ist das Waschen des Farbwerks, also mit Waschbenzin und Lappen, weniger erfreulich, denn die Pigmente sind zäh.
Die Druckform aus den Ornamenten wurde für eine Karte mit einer Zeichnung von Barbara Wrede gebaut.
Und das Foto der fertigen Karte reiche ich natürlich bald nach. Die Drucke müssen erst einmal trocken werden.
— Martin Z. Schröder
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Geliftet · 27. August 2011
Weil es mit dem nächsten Büchlein von Max Goldt noch etwas dauert, übe ich mich mit Text-Inszenierungen auf kleinerem Format. Am Anfang dieses kurzen Textes über eine Beobachtung im Lift von M.G. stand eine Ideenskizze. Zettel, Bleistift.
Der Skizze folgte der Bleisatz und der Bau der Form. Auf diesem Bild steht das Grundgerüst des Fahrstuhls, die Schaltung fehlt noch.
Hier sind die Knöpfe außerhalb des Lifts montiert, die Steuerung innen steht noch außerhalb der Form.
Hier sieht man die montierte Steuerung, die später auf die andere Seite verlegt wurde.
Die Druckform wurde ausgefüllt.
Und im Schließrahmen für den Heidelberger Tiegel geschlossen.
Der Satz ist aus der Schrift Volta.
Aber noch nie zuvor habe ich Spiegelschrift gesetzt. Digital ist es ja einfach, eine Schrift zu drehen, aber Spiegelschrift in Blei wird fast nie benötigt und wurde deshalb auch kaum gegossen. Ich hatte Glück und konnte eine Spiegelschrift in zwei Graden erwerben. Auf dem Bild ist es eine Serifenlose in 2 Cicero, also 24p.
Meine Finger sind nicht so dick, sondern die Ziffern wirklich so klein, nur 6p stark sind diese Gevierte, also knapp 2,3 mm hoch und breit.
Und ich habe im Waschraum der Druckerey ein Foto vor dem Spiegel gemacht, damit man die Schrift einmal richtig sieht. Wahrlich keine Schönheit.
So sieht der Betrachter die Karte ungespiegelt.
Mit dem Bleistift auf die Ziffern gedeutet. So klein sie sind, so scharf drucken sie doch aus.
Als schwarze Farbe im Tiegel lief, druckte ich zuerst das Impressum auf die Rückseite.
Wenn eine Farbe eingerichtet ist, versucht man so viele Druckaufträge wie möglich damit zu erledigen, bevor man die Farbe wieder abwäscht.
Die schwarze Druckform der Vorderseite. Die Kulisse wird animiert.
Der erste schwarze Abzug. Nein, das befriedigt den Spieltrieb noch nicht.
Da kann man noch etwas dazubasteln.
Nun wäre nur noch die Frage der Frisur zu beantworten.
Drei Möglichkeiten standen zur Auswahl.
Und von dieser Form wurde schließlich gedruckt. Jetzt trocknet die Karte ein paar Tage, bis ich dessen sicher sein kann, daß beim hohen Druck in der Schneidemaschine die Farbe des Liftbenutzers nicht auf die Rückseite abzieht, und wenn die Karte auf das Endformat geschnitten ist, zeige ich sie freilich hier.
— Martin Z. Schröder
Erste Neujahrskarte für 2011 · 6. Oktober 2010
Weil dieses Druckbild auf beifälliges Interesse gestoßen war, dachte ich mir, könne ich wohl eine Neujahrskarte ähnlicher Gestalt herstellen. Ich wollte eigentlich erst in zwei Wochen darüber reden, aber weil mich nun die ersten Anfragen erreichen, ob und wann Karten der Druckerey zu Weihnachten und zu Neujahr in Aussicht stünden, und weil in vielen Geschäften wohl schon seit September die Schokoladenfiguren Aufmerksamkeit heischend aus den Regalen starren, beantworte ich die Anfrage schon hier und heute.
Es gibt diese Karte ab sofort hier im Online-Shop für feine Karten (und gelegentlich Bücher) zu kaufen. Ich habe die Form komplett neu gebaut, denn die oben verlinkte für das Buch hatte ich ja nach dem Druck vorschnell wieder abgelegt.
Hier auf dem Foto ist nicht ganz die gedruckte Form zu sehen, die gedruckte Null habe ich später zusammengebaut.
Es wird aber weitere Karten zu Weihnachten und zu Neujahr geben. Zwei Weihnachtskarten sind schon fertig, und eine Neujahrskarte mit einem schönen Text soll in der kommenden Woche gedruckt werden. Ich würde vorschlagen, mit dem Einkauf noch zu warten, bis die Auswahl etwas größer ist. Sollten die Neujahrskarten Ende November ausverkauft sein, würde ich nachdrucken, also es besteht heute noch kein Grund zur Eile.
— Martin Z. Schröder
Silbriges Frontispiz · 21. September 2010
Ich wage nicht, Arbeitsbilder vom Haupttitel mit Frontispiz als Doppelseite zu zeigen. Ob meine Vorstellung Wirklichkeit wird, ob meine Idee aufgeht, soll das fertige Buch zeigen. Auf diesem Bild ist wieder einmal der Farbkasten des Heidelberger Tiegels zu sehen, in den ich eine mit Violett getönte Silberpaste gestrichen habe.
Im Farbwerk der Walzen und Zylinder wird die Masse glatt, und es sieht hier so aus, als würde mit Stahl- statt Gummiwalzen gedruckt. Komische Phantasie: Stahlwalzen auf Bleilettern. Das wäre arg.
Aber auf diese kostbaren Ornamente lasse ich kein Metall, das ist klar. Das Frontispiz soll ein Kachelfragment darstellen. (Frontispiz nennt man die dem Haupttitel gegenüberliegende Illustration.) Eine Ruine schöner Fläche, die der Baustelle des Titelblattes entgegensteht.
So sieht der Satz gedruckt aus. Der Glanz wird noch etwas schwinden, wenn die Farbe ganz trocken ist. Das macht aber nichts, eine zarte Andeutung genügt vollkommen.
Und weil es sich ja um ein Märchenschloß handelt, liegt auf dem Frontispiz auch noch ein Krönchen herum. Golden wollt ich es nicht färben. Erstens ist es sehr schwierig, zu dem Namen des Autors, Goldt, goldene Farbe zu stellen, ohne sich der Plumpheit verdächtig zu machen, und zweitens soll die Seite eine zarte Ferne andeuten. Wie immer, hat der Titel des Buches nichts mit seinem Inhalt zu tun, sondern ist als eigenständiger Text anzusehen und wird typografisch so behandelt. Der Umschlag soll dann wieder ganz anders aussehen. Romantik schwebt mir vor. Das hat aber noch etwas Zeit.
— Martin Z. Schröder
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Bleisatz ist Trumpf ? Grün · 19. August 2010
Am Mittwoch kam im fünften Druckgang die letzte Farbe auf die zuerst hier und gestern hier gezeigte Seite aus dem Buch von Max Goldt “Nackt in einem Märchenschloß voll wirklich schlechter Menschen”: ein gelbliches helles Grün. Sie steht schräg auf der Seite und wird am Ende leicht angeschnitten werden, weil es sich um das ironische Zitat einer aufwendig im Bleisatz hergestellten Gastronomie-Kritik handelt.
Ich war von der Prachtentfaltung überrascht, und ich bin von dieser Seite sehr angetan, ich konnte den Blick kaum davon lösen. Es ist schön, wenn die Pläne, die hier so grob skizziert waren, so schön aufgehen.Die letzte Farbe hatte ich erst dünn mit dem Spachtel um den gedruckten Rahmen herumgestrichen, um die Farbzusammenstellung zu prüfen.
Die Drucker, die in alter Zeit solche Prachtbände druckten, nein, die Buchmaler, die solche Bände erst erfanden, ob sie diesen Anblick des ausgesucht Bunten auch genossen haben? Sicherlich anders als ein Drucker heute, der letztlich doch seine Unvollkommenheit spürt, weil er eben kein Buchmaler ist, sondern Überlieferung imitiert.
Das Zitat ist übrigens eine sehr üble Gastronomie-Kritik, in welche der Autor alle dummen Redewendungen gestopft hat, die man in einschlägigen Rubriken entsprechender Medien lesen kann. So aufwendig und prachtvoll im Bleisatz ist schlechter Sprachstil und dummes Geschwätz wohl noch nie ausgeführt worden. Diese Seite ist ein Exempel für typografische Komik. Im sechsten Druckgang wird die gegenüberliegende Seite des Textes gedruckt, mir schwebt eine schmutzige Farbe vor, ein grünblaubraunes Grau. Oder so.
— Martin Z. Schröder
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Bleisatz ist Trumpf ? Gelb, Gold und Rot · 18. August 2010
Am Montag wollte ich Gold drucken auf den gestern gezeigten Druckbogen, da fiel mir ein, wie wenig Goldfarbe deckt und daß man entweder zweimal Gold druckt, eher aber eine andere Farbe vordruckt, um die Papieroberfläche zu schließen und dem Gold einen Untergrund zu geben, auf dem der Glanz etwas besser hält. Also habe ich erst einmal mit Gelb vorgedruckt und über Nacht trocknen lassen.
Am Dienstag folgten dann Gold und als vierter Druckgang Rot. Die Bilder ganzer Seiten sind, wie schon erklärt, wegen der Urheberrechte am Text hier unscharf gemacht worden. Insgesamt sind es also für diese Seite des Bogens sechs Farben, die Rückseite wird zwei bekommen, so daß allein dieser Druckbogen achtmal den Heidelberger Tiegel passieren wird.
Aber Detailaufnahmen kann ich zeigen, hier die linke obere Ecke mit dem Initial aus der fetten Zentenar-Fraktur. Heute nun werde ich Grün drucken, danach folgt zuerst die Rückseite (der Widerdruck) und am Freitag die rechte Seite des Druckbogens auf der sogenannten Schöndruckseite. Schöndruck nennt man den Druck auf der ersten Seite des Bogens, Widerdruck den Druck der Rückseite.
In diesem Text sind auch die englischen Wörter in Fraktur gesetzt. Dazu mußte ich mir die für das Englische geltenden Regeln zum langen ? (s) anschauen. “Crossover” — wie schreibt man das? Cro??over, also nicht mit ß. Im Englischen wird Doppel-s auch nicht wie in der deutschen Fraktur als ?s geschrieben, sondern eben ??. Die Regeln dafür habe ich nicht in meinem Handbuch für fremdsprachigen Satz gefunden, das in Antiqua gesetzt ist, sondern im Internet. Vergessen, wo. Aber ich fand auch Fotos, vielleicht bei Wikipedia, von gravierten Inschriften in Fraktur mit ??. Nach den neueren Fraktursatz-Regeln hätte ich alle Fremdwörter in Antiqua setzen müssen, aber das hätte die Seite unschön gemacht, weil etliche vorkommen, trendy etwa oder als Eindeutschung und somit Zweifelsfall: tra?hig. Und die Garamond läuft sehr viel breiter als die Zentenar-Fraktur, die Wörter hätten wie hervorgehoben gewirkt. So habe ich mich entschieden, auch das Englische in diesem Text in Fraktur zu setzen, schließlich war diese Type einst in Europa verbreitet.
— Martin Z. Schröder
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Bleisatz ist Trumpf ? Blau · 16. August 2010
Am Wochenende habe ich die sogenannten echten Doppelseiten des neuen Buches von Max Goldt, “Nackt in einem Märchenschloß voll wirklich schlechter Menschen”, zu drucken begonnen. Echte Doppelseiten werden jene genannt, die nebeneinander auf einen Druckbogen gedruckt und nicht erst durch die Bindung zu Doppelseiten werden. Die rechte Seite bleibt allerdings noch ein paar Tage frei, denn diese Seite wird fünffarbig gedruckt. Links eine Prachtseite in vier Farben, rechts dann die fünfte. Auf dem ersten Bild ist der aus der Zentenar-Fraktur von Ernst Schneidler gesetzte Text zu sehen. Zur Schrift habe ich schon im März 2008 hier etwas ausgeführt.
Anschließend kam Schmuck um den Text.
Auf diesem Bild ist er genauer zu sehen. Die großen Elemente stammen aus Matritzen der Bauerschen Gießerei, die schmalen Linienstücke sind dem Meister-Schmuck von Herbert Thannhaeuser entnommen.
Dann brachte mich eine Freundin, der ich von der Arbeit erzählte und die sich erkundigte, ob ich ein Schmuckinitial einsetzte, auf den Gedanken, eben dies zu tun. Mir fiel ein, daß ich die 5 Cicero große fette Zentenar-Fraktur von Georg Kraus gekauft, aber noch nicht in den Kasten gesteckt hatte. Ich änderte die ersten Zeilen des Satzes, um Platz für das Initial zu schaffen.
Es ist ein schmerzlicher Moment geworden, wenn ich auf den Platten, auf denen die ausgebundenen Schriften versandt wurden, den Stempel meines verstorbenen Lieferanten sehe. Ich kann ihm die Arbeiten, die aus seinen Lieferungen entstanden, nicht mehr zeigen. Er hat sich immer gefreut, wenn die von ihm gelieferten Schriften gedruckt wurden.
Als bleischweres Denkmal steht diese schöne Schrift nun bei den anderen Zentenar-Schnitten.
In diese Lücke wird das Initial eingefügt werden.
Um mir über die Farben klar zu werden, habe ich die umrandete Kolumne schnell mit Bunstiften skizziert. Schrift blau, Initial rot, Schmuckrahmen von innen nach außen Gold, Rot, Grün.
Der nächste Schritt: der erste Abzug. Noch mit ein paar Druckfehlern, aber im Druckbild schon sehr gut. Die Zentenar-Fraktur im Schriftgrad Mittel (14 Punkt) ist in einem sehr guten Zustand und druckt ohne schweren Druck scharf aus. Eine Zurichtung war nicht nötig.
Auf diesem Foto sind zwei Spieße zu sehen. So nennt man Blindmaterial, das mitdruckt, statt blind zu sein.
Hier sind die Spieße, man drückt sie nur leicht mit der Ahle nach unten.
Dann kam die Stichsäge zum Einsatz, denn die Seite wird schräg gedruckt, wozu die Form im Schließrahmen durch Keile verschoben wird. Die Größe der Keile wird abgemessen, dann werden die Keile zurechtgesägt und -gefeilt. Oder gibt es dafür Spezialwerkzeuge?
Vor dem Druck der Auflage werden alle Teile entfernt, die in anderen Farben gedruckt werden sollen.
Um deren Form zu erhalten, werden sie neu als Rahmen aufgebaut. Fortsetzung Gold folgt. Zur typografischen Idee werde ich später etwas sagen. Dieser Text besteht aus drei Teilen, und im ersten Satz steht der Satz: “Bleisatz ist Trumpf.” Diese Seite illustriert also traditionellen Bleisatz als Buchkunst.
— Martin Z. Schröder
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Die Druckerey empfiehlt sich · 12. September 2009
Wie zuletzt berichtet ist einiger neuer Schmuck in der Druckerey angekommen. Meine Partner R.S.V.P. — Papier in Mitte hatten darum gebeten, einige meiner Visitenkarten in ihrem hübschen Geschäft in der Berliner Mulackstraße zu deponieren, um Anfragen ihrer Kunden angemessen beantworten zu können — nicht mit handgeschriebenen Zetteln.
Mir erschien es naheliegend, meinem Lieblingspapierladen eigene Karten zu drucken, wozu einige der neuen Schnörkel zur Anwendung kommen sollten.
Gekrönt wird der Textsatz mit einem Einzelstück.
Der die Kolumne schließende Schmuck ist aus vier Teilen zusammengesetzt.
Ich hatte anfangs etwas mehr eingebaut, gewissermaßen eine Aufhängung für diesen Kronleuchter. Links die gedruckte Form, rechts eine der Testformen. Links wurden der Durchschuß (Zeilenzwischenraum) verringert und der Schmuck reduziert.
Denn nach einigem Ausprobieren — ich kenne den neuen Schmuck ja noch nicht und muß die Figuren erst einmal drucken — schien mir doch Maßhalten geboten. Zumal die Form des Satzes selbst schon eine ornamentale ist.
Das Klappkärtchen (Hochformat im Goldenen Schnitt) wurde mit einem roten Farbschnitt ausgestattet. Der Druck ist dunkelblau.
— Martin Z. Schröder
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Neuer Zierrat · 9. September 2009
Am 23. Juni hat Georg Kraus in seinem Blog über die Übernahme von Setzmaterial aus der Düsseldorfer Eremitenpresse berichtet. Vor ein paar Tagen kam die erste Lieferung, denn ich habe mich mit Erfolg um die Übernahme einiger Stücke beworben.
Diese erste Lieferung enthält Buchschmuck und Initiale (Singular die Initiale, Plural die Initialen — Singular das Initial, Plural die Initiale).
In diesen Kuverts fand ich gußfrische kleine Aldusblätter.
Sicherlich wird für die nächste Buchproduktion einer dieser prachtvollen Buchstaben gedruckt werden.
Und das A nach der Reinigung mit Waschbenzin und einer weichen Bürste.
Hübsches Rahmenmaterial habe ich bekommen.
Endlich habe ich auch Schmuck für klassizistische Schriften.
Dieser Schmuck hat meistens sehr zarte Linien, und er wurde im 20. Jahrhundert wenig eingesetzt, deshalb ist wenig erhalten.
Wenn man Hintergrundflächen und Rahmen setzen möchte, braucht man Schmakazien, wie wir Setzer unseren Zierrat scherzhaft nennen, in größeren Mengen.
Ich bin mit der Lieferung sehr froh, und eine Drucksache ist schon in Arbeit, ich zeige sie demnächst.
— Martin Z. Schröder
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Schmucke Einladungskarten · 14. August 2009
Auf eine gelegentliche Frage nach einem schönen und schlichten Einladungsvordruck konnte ich bislang nur leere Hände zeigen. Nun habe ich Karten gedruckt, die sich sowohl für ein gepflegtes Rendezvous hinter der Scheune als auch für einen Tarock-Abend eignen, geschweige von Einladungen zu Abendessen oder kleinen Festen.
Dieser freundliche, Beeren pflückende Naschvogel stammt ebenso wie …
… dieser gespreizte Genosse, dessen Name mir gerade nicht von der Zunge springen will, …
… aus dem Bestand von Matrizen der Bauerschen Gießerei, die im Leipziger Museum für Druckkunst neu gegossen wurden.
Bei der Schrift handelt es sich um die Erler-Versalien, welche ich hier schon einmal vorgestellt habe.
Die Druckfarben: Schwarz für die Schrift, bläuliches Rot für den Schmuck. Und der umlaufende Farbschnitt zeigt kräftiges Orange. Papier: Crown Mill Pure Cotton von Pelletier (Belgien), dazu gibt es aus dem dazu passenden Papier von Pelletier ein dunkelgrün oder bordeaux gefüttertes Kuvert. Format: 105 × 148 mm (DIN A6). Das Papier läßt sich gut mit Tinte aus der Feder beschreiben, es ist, wie der Name sagt, aus reiner Baumwolle und handschmeichelnd weich.
Im Shop der Druckerey LetterpressBerlin erhältlich.
— Martin Z. Schröder
Rhombus aus Nadeln · 11. Dezember 2008
Die Druckerey befindet sich wieder einmal im Ausnahmezustand: Es wird kein Satz mehr abgelegt, d.h. die Druckformen werden nicht mehr auseinandergenommen und die Lettern nicht mehr in die Setzkästen zurückgelegt, es wird nicht aufgeräumt, weder entstaubt noch entrümpelt, es wird nur noch skizziert, beraten, gesetzt, gedruckt — also produziert, denn: Weihnachten und der Jahreswechsel stehen an. Man sollte eines der Ereignisse in den Sommer schubsen.
Die alten Ornamente für Weihnachtsdrucksachen finden viele Typografen ein wenig gruselig. Der Setzer hat sie immer wieder vor Augen, wenn er auf der Suche nach einem Ornament die Schubladen mit den Schmakazien durchsucht — und sieht dann reihenweise dieses Tannengrün, das erstens nur einmal im Jahr gebraucht wird und zweitens keinen großen Reiz ausstrahlt. Hier gibt es keinen kalligrafischen Zug, keinen schönen Schwung, keine hübsche Zierleiste, nichts von dem, was den Setzer sonst an seinen Ornamenten erfreut. Nur Nadeln in stilisierter Zweigform. Gestrichel. Ameisenhaufen. In der Beratung für den Kunden nahm ich bislang gern einen Bogen um Tannengrün.
Nun hat mich das Schicksal in Form von sehr freundlichen Kunden mit dem hartnäckigen Wunsch nach Tannengrün mit Sternen für Grußkarten ereilt. Ich habe erst überlegt, wie ich das Tannengrün umgehen kann, wie ich es imitieren kann, aber mir fehlte die Zeit für komplizierte Umwege. Und man muß als Setzer aus allem etwas machen, das zur Verfügung steht, auch aus stilisierten Nadeln, die man nicht mag. Oft werden sie als einfache Gruppe oder, was mir sehr fad erscheint, als Rahmen zusammengebaut. Ich möchte auch keine grünen Kränze drucken. Aber warum nicht die Form ändern, warum nicht das stilisierte Grünzeug in eine noch stilisiertere weil strenge Form bringen? Das erste Foto zeigt den Bleisatz mit mehreren Größen des Tannengrüns. Das zweite Bild meine Skizzen. Auf dem Abzug rechts unten stehen die Zweige noch als etwas ungeschickte waagerechte Linien, daraufhin habe ich dann Eckstücke verbaut, wie sie für die öden Rahmen benutzt werden. Dann war mir die Sache aber wieder zu streng — hier mußte eine Achsenverschiebung her, ein zweites Parallelogramm. Dafür habe ich die Sterne eingesetzt und in dem grünen Karo auch noch ein bißchen was verwirbelt, genau zu sehen im ersten Foto, das die grüne Druckform zeigt. Die vier Teile des Karos sind nicht identisch.
Das dritte Bild zeigt die Umarbeitung der Druckform von grün zu rot: Alle grünen Elemente wurden entfernt und durch nichtdruckendes sog. Blindmaterial ersetzt, die Sterne wurden dafür eingefügt. Zum Schluß habe ich die Karte gerillt und damit eine Klappkarte daraus gemacht. Innen gab es noch einen Text, den ich hier leider nicht zeigen kann, der Diskretion wegen: Aus Garamond in dunkelgrün, auf die Mittelachse gestellt. Ich hab mich durch diesen Druckauftrag mit dem Tannengrün versöhnt. Und hätte es nicht ungern in rötlichem Blau gedruckt, aber das war nicht gewünscht. Also ist es nun zwar noch traditionell, aber als innen nicht ganz exakte Raute mit einer Achsenverschiebung doch eine das Auge nicht ermüdende Form. Oder?
Die Romana-Analyse ist nicht vergessen, aber erst einmal muß ich noch Weihnachtsgeschenke fertigen …
— Martin Z. Schröder
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Wellenelemente auf dem Spielplatz · 27. Oktober 2008
Letzten Donnerstag hatte ich Verwandtschaftsbesuch, zwei Kinder haben die Werkstatt kennengelernt und sich überlegt, was sie sich drucken könnten.
Wann habe ich mich zuletzt gefragt: Was drucke ich denn heute schönes? Und am Freitag dann entdeckte ich beim Aufräumen ein Ornament in meinen Schmuckkästen, das danach rief, so gedruckt zu werden, wie es da stand. Neun Elemente im Quadrat. Außerdem hatte mir mein Lieferant Georg Kraus einen neuen Schrank samt Schrift geliefert, die Volta, eine Egyptienne (oder Serifenbetonte), die ebenfalls rief: druck mich, schau mich an, probier mich aus, lerne mich kennen, mag mich, arbeite mit mir! Die zu druckenden Auftragsarbeiten schob ich kurzentschlossen aufs Wochenende und legte einen Spieltag ein.
Julian, der Lego-Experte, der sich tags zuvor eine Visitenkarte als solcher druckte (zeige ich demnächst), hatte meine Werkstatt mit einem überdimensionierten Lego-Kasten verglichen. In meiner Kinderzeit waren das noch nur Steinchen und eine ostdeutsche Variante in gelb und grün, die ich jedoch sehr mochte. Lego bietet heute aber weit mehr als Bausteine. Ich vergleiche meine Werkstatt lieber mit einem (alten) Stabilbaukasten — ist immerhin alles Metall. Andererseits stimmt Lego, weil man nie schraubt, sondern nur fügt. Egal. Ich ließ meiner Laune zum Spiel freien Lauf.
Nach dem ersten Abzug von Ornament und Schrift wollte ich mir auch mal wieder eine Visitenkarte drucken, zweckfrei. Vielleicht die Karte eines Kunstsammlers, fiel mir dann ein. Ich habe gerade ein Foto gekauft für die Werkstatt. Wenn es gerahmt ist, zeige ich es. Und demnächst besuche ich Barbara Wrede im Atelier, weil ich etwas bestimmtes kaufen möchte. Es gibt da so eine grüne Serie …
Ich machte keine Entwürfe, keine Zeichnungen, sondern probierte drauflos.
Satz, Formschließen, Abzug, Ändern und wieder von vorn.
Die ersten drei Bilder zeigen die gedruckten Skizzen, das vierte den Entwurf, den ich für druckreif befunden. Es ging ziemlich fix, bald hatte sich ein Wunschbild vor dem inneren Auge geformt, das dann leicht zu verwirklichen war.
Und auf dem fünften Bild sind die gedruckten Karten zu sehen, wie sie aus der Maschine in einen Karton geworfen werden, wo sie leicht verkantet sich häufen und so keine Gelegenheit haben, ihre Farbe auf eine darüberliegende Karte abzuziehen.
Die Bilder vom Satz zeigen zuerst die geschlossene Druckform, dann im Detail die Ornamente. Das mittlere der drei, das dunkle, die Vierecke mit den weißen Halbkreisen, stand genau so, wie es gedruckt ist, im Kasten. Die Blatt-Ornamente hatte ich auch nie zuvor gedruckt; sie wirken ein wenig asiatisch, scheint mir.
Warum ich nun in die anderen Ornamente jeweils ein Teil des mittleren gesetzt habe? Gefühlssache, hab mir keine Theorie dafür gebildet. Ich wollte, daß die Karte an eine Galerie erinnert, in der Bilder mit Schildchen an der Wand hängen. Mein Name sollte möglichst verschwinden, weshalb er an den unteren Rand gerutscht ist und Teil einer Bodenlinie geworden mit diesen kleinen Wellen-Elementen. Wellenelement ist ein schönes Wort, um das uns andere Sprachen beneiden müssen, und wenn es Wellenelementehersteller oder gar -experten geben sollte, würde ich gerne für sie drucken, denn das e ist im Setzkasten für die deutsche Sprache der Buchstabe, von dem die meisten Exemplare vorhanden sind. Wahrscheinlich sind Wellenelementehersteller aber eher Fachleute für Bolzen. Oder Spindeln.
Die anderen beiden Quadrate sind zwar bewußt zusammengestellt, aber viel Energie habe ich auf die Anordnung nicht verwendet.
Hier sind die drei, aus jeweils neun Teilen bestehenden Ornamente
Aus einer Ausstellung habe ich noch nie ein Bild gekauft, aber vielleicht kommt der Tag, an dem ich meine Visitenkarte mit meiner Telefonnummer in einer Galerie hinterlassen kann. Bis dahin ist sie ein zweckfreies Ding, das mir aber gut gefällt. Auf der Wrede-Website ist übrigens etwas von den grünen Arbeiten zu sehen. Die sind allerdings riesig, die kann ich nirgends aufhängen. Erstens hab ich keinen Platz, zweitens ist das Grün derart intensiv, daß man dafür einen Saal braucht. Es soll da aber noch kleine geben …
— Martin Z. Schröder
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Ein I soll nicht auf dem Seil tanzen · 4. März 2008
Die neulich erwähnte Schreibschrift von Ernst Schneidler zeige ich heute noch nicht, weil dem Druckbogen noch eine zweite Farbe fehlt und er ohne diese nicht gut genug aussieht, ihn hier zu zeigen. Aber eine andere Schrift von Schneidler. Heute habe ich die Seiten 8 und 25 vom „Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen“ von Max Goldt gedruckt, also so, wie sie auf den Druckbogen stehen, stehen sie später nicht im fertigen Buch. Der linken Seite mit dem Rahmen wird eine ebenfalls gerahmte rechte Seite gegenübergestellt, und die rechte Seite in der gebrochenen Schrift ist Teil eines Entwurfs, der auf den Satzspiegel, also die Stellung der Kolumne auf der Seite, keine Rücksicht nimmt. Auf dem Druckbogen sieht diese Kombination merkwürdig und falsch aus.
Auf der Seite 8 steht ein Text, in dem Wörter vorkommen, die unappetitliche Dinge benennen: Bronchialschleim, Popel – und dazu kommt dann noch ein krasser Kommentar. Wie setzt man das typografisch um? Ich habe mich entschieden, den Inhalt kühl zu übersehen und eben nicht typografisch zu interpretieren, sondern klassisch zu schönen: Satz aus Garamond, wörtliche Rede aus kursiver Garamond, angeordnet als Rosenstock. Ich meine, dies einmal als Begriff für diese figürliche Satzweise gelesen zu haben, weiß aber nicht mehr, wo. In den Rahmen habe ich statt der passenden Renaissance-Ornamente modernere Zeichen gestellt. Das Telefon mit Hörer auf der Gabel ist schon etwas älter, das @-Zeichen noch jung, beide als Ornament ungebräuchlich. So läßt sich eine klassische Form dem Zeitgeist annähern.
Einen Linienrahmen zu bauen, braucht es ein wenig mehr Kenntnis der stofflichen Materie, als nur des Setzkastens. Namentlich, wenn es sich um halbfette Linien handelt: deren Bild ist schmaler als ihr Korpus, und an den Ecken würden diese Linien folglich nicht schließen. Deshalb gibt es im gutsortierten Linienkasten Gehrungen, mit denen sich Lücken vermeiden lassen. Die gesamte Form wird in sich etwas unsystematisch in dem Sinne, daß ihr mit dem Duodezimalsystem allein nicht beizukommen ist. Es geht nicht jede Stück Blindmaterial in halben oder ganzen Cicero auf. Bei dieser Art des Satzes werden Größen immer wieder umgerechnet. Will man beispielsweise einen Raum füllen, der 27 Cicero und 2 Punkt lang und 2 Punkt stark ist, wird man das erstgenannte Maß umrechnen müssen, weil es kein Blindmaterial gibt, das 2 mal 2 Punkt im Grundriß mißt. Also werden aus 27 Cicero + 2p: 26 Cicero + 14p. Wenn die Setzerei kein 14p-Blindmaterial hat, wird weiter zerkleinert: 26 Cicero + 8p + 6p. Am Ende ist die Druckform gefüllt, und zwar so genau, daß keine Linie übersteht, nichts wackelt, nichts sperrt. Die Schrift innerhalb eines solchen Rahmens wird etwas enger ausgeschlossen als üblich, damit sie nicht aufträgt und die Form verbreitert. Und so gibt es noch eine Reihe von Spezialitäten des Schriftsetzens, die dem Setzer, der es knifflig mag, ein wenig Unterhaltung bieten. Ich hatte meinen Spaß daran, satztechnisch mal wieder etwas stärker als üblich gefordert zu werden.
Rechts, auf der Seite 25, ist eine Schrift zu sehen, die der namhafte Typograph Albert Kapr, Schüler von Ernst Schneidler, in seinem Buch „Fraktur. Form und Geschichte der gebrochenen Schriften“ (Verlag Hermann Schmidt, Mainz 1993) die „wahrscheinlich schönste aller Frakturschriften“ nennt. Er schreibt dazu (auf Seite 192): „Es ist kaum verständlich, daß diese Schätze [die Schrift wurde in gewöhnlich, halbfett sowie mit zwei Zierversal-Sätzen geschnitten] der Schriftkunst von Verlegern und Buchgestaltern nicht wieder entdeckt und für die Typografie nutzbar gemacht werden.“ Die Zentenar-Fraktur ist gesetzt aus 3 Cicero (Initial) und Tertia (36 Punkt und 16p).
F.H. Ernst Schneidler (1882 bis 1956), der bei Peter Behrens und Fritz Helmut Ehmke an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf studierte, schrieb in einem Brief an Imre Reiner: „Seit 25 bis 30 Jahren sind Schriftschreiben und –zeichnen, Setzen und Schneiden für mich Quelle gräßlicher Anstrengungen, wilder Abenteuer, tiefster Entzückungen gewesen. Und heute? Immer noch, Gott sei Dank, im Anfang: welche Möglichkeiten, von Tag zu Tag immer mehr! … Seit 25 Jahren bin ich der Schrift wie einer magischen Kraft ausgeliefert.“ (zitiert nach Axel Bertram: Das wohltemperierte Alphabet, Faber & Faber, Leipzig 2004, Seite 161)
Diese Leidenschaft spricht aus der Genauigkeit und Schärfe der Eleganz dieser Schrift, die Schneidler als Zentenar-Fraktur zum 100jährigen Bestehen der Bauerschen Gießerei in Frankfurt am Main 1937 schuf (daher der Name). Ein aufmerksamer Beobachter und Kenner der Zentenar-Fraktur wird feststellen, daß es sich bei dem Initial nicht um das I der Schrift handelt, sondern um das J mit Unterlänge. Warum? Ich glaube, daß das I in dem Schriftsatz nur ein Zugeständnis war an die Sitte, ein zusätzliches I ohne Unterlänge anzubieten. Wann diese Type eingeführt wurde, kann ich nicht sagen. In den Zentenar-Alphabeten, die Kapr im oben genannten Buch zeigt, ist sie nur einmal vorhanden, nämlich im gewöhnlichen. In der halbfetten Schrift wird nur eine Type für I und J gezeigt, und auch in den beiden Zierversal-Alphabeten gibt es kein I ohne Unterlänge.
In seinem „Meisterbuch der Schrift“ schreibt Jan Tschichold: „In den älteren Fraktur- und Texturschriften sind I und J nicht unterschieden. Das I sieht sozusagen wie ein J aus. Überempfindliche Leute haben das zu verbessern gesucht, und neuere gebrochene Schriften zeigen nicht nur ein J [im Original Fraktur], sondern auch ein sonderbares I [im Original Fraktur], das auf der Schriftlinie seiltanzt. Der charakteristische untere Bogen vom J [im Original Fraktur] der Fraktur kann sich aber nur wie der des F [im Original Fraktur] unterhalb der Schriftlinie bewegen. Das von Schriftkundigen ausgeheckte neue I [im Original Fraktur] der Fraktur ist eine Mißgeburt, die wieder verschwinden muß.“ Schaut man sich das I von Schneidler in der mageren Zentenar-Fraktur genauer an, wird man allerdings finden, daß sein Schöpfer es nicht seiltanzen läßt. Der untere Bogen geht leicht unter die Schriftlinie hinaus, so daß der Buchstabe in diesem Alphabet eine (trotz seiner Eleganz) etwas merkwürdige Sonderstellung einnimmt.
Die rechte Seite des Druckbogen also ist nur Teil einer Doppelseite und auch nur Teil eines Textes, der vor allem aus einem Zitat besteht. Ihr gegenüber wird in einer anderen Farbe, wahrscheinlich dunkelgrün, ein bißchen Heckmeck getrieben werden. Demnächst in diesem Theater.
— Martin Z. Schröder
Eine klassische Geburtsanzeige · 1. März 2008
Die schönste Familienanzeige ist die einer Geburt: freuderfüllte Eltern geben offiziell den Namen und das Datum eines neuen Menschen bekannt. Das verheißt Freude und Hoffnung.
Die stärkste Kraft entfaltet die bloße Mitteilung dieses Ereignisses, und so ist der dem Geschmack verpflichtete Typograf und Drucker gehalten, diese frohen Botschaft in eine Form zu geben, die sich nicht vor die Mitteilung selbst drängt. Die Anzeige sollte kein Füllhorn bilden, das mit Dank, Freude und Hoffnung zum Überlaufen gebracht wird. Allein der Name des Kindes, ein nur kurze Zeit zurückliegendes Datum bilden schon ein Versprechen. Und gibt ein zurückhaltender Entwurf dem Empfänger des Sendschreibens nicht erst den nötigen Raum, eigene Hoffnungen und Phantasien zu entwickeln?
Früher, als es noch keine Copy-Shops gab, geschweige Computer zu Hause, bot jede Akzidenzdruckerei einen Standardentwurf an. Der Setzer änderte nur noch Namen und die Maßangaben des Babys. Der Kunde war dem Geschmack des Druckers ausgeliefert, wenn er nicht nach einem eigenen Entwurf arbeiten lassen wollte.
Diese Tradition lassen wir wieder aufleben. Unsere Kunden können sich unseren Vorstellungen von einer klassischen Geburtsanzeige ausliefern. Ich würde allerdings für einen so klassisch geratenen Entwurf jederzeit ein Geschmackssicherheitszertifikat ausstellen.
Der Entwurf: Die erste Zeile mit den Namen der anzeigenden Personen, welche in der Regel die Eltern sind, wurde aus Versalien der Schrift Walbaum gesetzt, die 1803 erstmals gegossen wurde. Schriftgrad: Korpus (10p). Justus Erich Walbaum hat sie entworfen, sie zählt zu den schönsten klassizistischen Schriften und erfreut sich bis heute auch in digitaler Form großer Beliebtheit.
Das figürliche Ornament hat mein Kollege, der Grafikdesigner Frank Ortmann gezeichnet. Wir haben überlegt, was ein klassisches Symbol für ein mitteleuropäisches Kind sein könnte. Klappern, Rasseln, Teddybären wurden wegen zu starker Verniedlichung verworfen, denn kleine Kinder sind zwar sehr niedlich, aber die Anzeige soll nicht mit dem Baby in quietschende Konkurrenz treten. (Ratsam ist es, der Sendung zwecks originaler Niedlichkeit eine Fotografie des Kindes beizufügen, dafür sollte allerdings ein paar Tage gewartet werden, sofern das Kind zu der großen Zahl Menschen gehört, die etwas zerknittert auf die Welt kommen, sich aber schnell glätten bis zum Mattglanz.) Das Schaukelpferd wird von Mädchen wie Jungen gern in Dienst genommen, und es erfreut sich seit langem großer Beliebtheit. Wie kunstvoll gedrechselt sind Schaukelpferde gelegentlich in Museen zu bestaunen! So fiel unsere Entscheidung. Nur auf die Stupsnase unseres gezäunten jungen Pferdchens als Zugeständnis an die Niedlichkeit bestand Herr Ortmann gegen meine Einwände. Recht hat er! Von der Reinzeichnung wurde eine Magnesiumätzung angefertigt, die sich zusammen mit der Schrift drucken läßt.
Der Name wurde aus der Walbaum im Schriftgrad Mittel (14p) gesetzt, die Angaben darunter aus der Walbaum kursiv Borgis (9p). Wer es für indiskret hält, die Daten zur Berechnung des Body-Mass-Index’ des Kindes zu vervielfältigen, kann an diese Stelle ebenso einen Spruch, einen Psalm, ein freundliches Wort setzen. Unten links in einer Zeile wurde eine Adresse für Glückwünsche aus der Walbaum Petit (8p) hinzugefügt.
Wenn Sie eine Klappkarte oder einen eigenen Entwurf bevorzugen oder gedruckte Kuverts (von denen Sie für weiteren Gebrauch kostengünstig eine größere Anzahl drucken lassen könnten), unterbreiten wir Ihnen gern ein Angebot.
Das Pferdchen läßt sich in einem gesonderten Druckgang auch farbig zum Text stellen. Und dann kann man damit sogar ein wenig prägen, weil Magnesium ein widerstandsfähiges Metall ist.
— Martin Z. Schröder
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Ornamentales Gewitter mit Sinfonie · 28. Januar 2008
Freitag war ein Zwölfstundenwerkstattag. Morgens kam eine Künstlerin. Ich hatte am Donnerstagabend die gußeiserne Nudel (eine Zylinder-Abziehpresse) hervorgeholt, aufgebaut, geölt und justiert. Am Donnerstag hatte ich schon sechs Stunden lang an einem Werkzeug aus Eisen herumgefeilt, bis es in die Nutmaschine paßte, Donnerstag hatte nur Maschinenpflege auf der Menükarte des Druckers gestanden. Wenn man ein altes Handwerk betreibt, muß man eben basteln, statt ein fabrikneues Teil zu ordern. Die Künstlerin und ich haben dann am Freitag drei Stunden lang Holzlettern abgezogen, verschoben und abgezogen für eine knappe Sekunde in einem Trickfilm. Ich war froh, daß Druckerschwärze nicht an den Armen emporkriecht. Ein Drucker wird selten richtig dreckig, wenn er zuzufassen versteht, schon gar nicht bekommt er viel Druckerschwärze ab. Aber wenn ich nicht nach jedem einzelnen Abzug die Holzlettern reinigen wollte, um sie für den Trickfilm um Winzigkeiten zu verschieben, mußte ich schwarze, klebrige Hände hinnehmen. Nach einer kurzen Mittagspause habe ich eine Kundin beraten und den Auftrag für ein Exlibris entgegengenommen, gegen vier begann ich, den Nußknacker (das ist der Spitzname des großen Pedaltiegels, auf dem ich das Goldt-Buch drucke) einzurichten und eine Seite zu entwerfen und zu setzen, gegen acht konnte ich mit dem Drucken beginnen, und gegen halb zehn war ein neuer Bogen mit zwei Seiten gedruckt: der zweite Teil des Kurzdramas sowie ein zweistrophiges Gedicht. Und abends standen im Kontor noch die digitalen Entwürfe für das Exlibris auf dem Programm.
Aber nun zum Goldt-Buch: Beim Satz des Kurzdramas hatte sich die Frage gestellt, wie der Name Lanchester zu trennen sei: Lanches-ter oder Lanche-ster. Letzteres wäre nach deutschen Regeln richtig, aber ich habe nachgeschaut, wie man im Englischen trennt. In guten Wörterbüchern liest man sich ja gern mal fest, weil sie so interessant sind. Die englische Sprache hat freilich andere Trennregeln als die deutsche, die uns Deutschen recht eigentümlich erscheinen. Der Schriftsetzer schaut dazu in sein am Arbeitsplatz neben dem Rechtschreibwörterbuch stehendes Hilfsbuch: „Der Satz und die Behandlung fremder Sprachen. Ein Hilfsbuch für Schriftsetzer und Korrektoren. Unter Mitwirkung tüchtiger Fachgenossen bearbeitet von Wilhelm Hellwig“, 4. Auflage, Verlag von Klimsch & Co., Frankfurt a.M. 1920. Ich zeige nebenstehend Fotos mit Auszügen. Man kann sich festlesen –. Also Lanche-ster.
Im gebundenen Büchlein (für das ich aus Max Goldt bald mal einen Titel quetschen sollte) werden die beiden Teile des Kurzdramas nebeneinander stehen und eine Doppelseite bilden, die sich durch elegante Feinheit auszeichnet; das Gedicht aber wird neben dem Monolog stehen, den ich aus der ornamentalen Schwabacher-ähnlichen Grandezza gesetzt habe. Im Entwurf ist also die Doppelseite zu berücksichtigen. Denn ich darf ja nicht jede Seite einzeln ohne Rücksicht auf die Seite daneben entwerfen. In einem aufgeschlagenen Buch sehen wir immer zwei Seiten. War also die Frage, was ich neben der Grandezza veranstalte, denn da beide Seiten in einer Farbe (schwarz) gedruckt sind, ist ein völliger Verzicht auf Bezugnahme kaum möglich. Ich habe mich entschieden, der Grandezza ein ornamentales Gewitter neuerer Art entgegenzustellen: Schriften: Futura und Sinfonie, dazu geometrische Elemente. Also nicht die Typographie verschwinden zu lassen hinter dem Sinn des Textes, wie in dem Kurzdrama, dessen gehaltvolle Typographie mit Details wie dem Randausgleich (im Bleisatz der letzten Jahrhunderte nicht mehr üblich) und der Binnendifferenzierung durch Schriftschnitte, -größen und -alphabete nur Kenner werden wahrnehmen können, sondern den Inhalt in eine Form zu geben, die statt zu schweigen laut mitspricht und noch ein Tänzchen dazu aufführt.
Worum geht es in dem Gedicht? Es trägt den Titel „Drinlassen und Rausholen“ und ist mindestens zweideutig lesbar. Mir kam eine Eingebung, die ich ausprobiert und für gut befunden habe, nämlich diese Interpretation von Mehrdeutigkeit (die meine eigene ist) zu verstärken, indem ich eine dritte Strophe hinzudichtete: aus typographischen Mitteln und ohne Einsatz von Schrift. In der Überschrift ersetzte ich das „und“ durch das Zeichen &, weil dieses in der Schrift Sinfonie ein völlig verrückter Kringel ist, der mir in seiner Frechheit ausnehmend gut gelungen scheint. Diesem gegenüber an den Fuß der Seite habe ich als Gegengewicht einen anderen Kringel gesetzt: eine auf dem Kopf stehende 5 aus derselben Schrift. Den Fett-Fein-Kontrast der Sinfonie habe ich mit zwei Schnitten der Futura aufgegriffen, nämlich mit der schmalhalbfetten, die in ihrer Schmalheit wiederum mit dem schmalen Schnitt der Sinfonie-Minuskeln (Kleinbuchstaben) korrespondiert, sowie der schmalmageren, die als herausgezogene Spitzmarke in Versalien jede der beiden Strophen einleitet. Es ist also ein Gestrüpp von Beziehungen entstanden und eine stark ornamentale linke Buchseite, die mir als Antwort auf die verschnörkelte Grandezza auf der rechten Seite passend erscheint. Ich frage mich, ob Max Goldt mir den Kopf nur waschen oder ihn mir abreißen oder ihn verständnisvoll und begütigend anschauen wird, wenn er zur Kenntnis nimmt, daß ich sein und in ein & verwandelt habe. Korrekt zitierfähig ist ein typographisches Bilderbuch so freilich nicht. Aber die Literaturwissenschaftler sollen ja auch künftig was zu tun haben.
Es zeigte sich mir an dieser Seite noch einmal die Aufgabe, die zu erfüllen ist: eine Sammlung von Texten typographisch erklingen zu lassen und dabei mehreres zu entfalten: die Texte von Max Goldt sind für sich gut lesbar zu machen; Typographie ist einerseits in ihrer dienenden Funktion darzustellen, andererseits als eigene und eigentümliche Mixtur aus Wissenschaft, Kunst und Geschmacksbildung; zuletzt ist auch der Bleischriftenbestand einer kleinen Buchdruckerei weitgehend zu erfassen, um die typographische Vielfalt zu illustrieren, die auch mit geringen Möglichkeiten entstehen kann, geringer zumindest als jene heutiger „Fachgenossen“ mit digitalen Arbeitsmitteln und einem unvergleichbar größeren Schriftenangebot.
Ich wurde nach der Fortsetzung der Geschichte mit den Buben aus der Nachbarschaft gefragt. Am Freitag kamen sie mal gucken, als ich an der großen Maschine, dem Nußknacker druckte. Der Drucker, der daran arbeitet, hat übrigens auch einen Spitznamen: Rumpelkutscher. Der Nußknacker rumpelt allerdings recht ordentlich. Daß die Buben zwei Verabredungen platzen ließen, haben sie mir plausibel entschuldigend erklärt, aber ich möchte dieses Blog von Indiskretionen frei halten – auch Kinder sind Privatleute. Wenn wir demnächst wieder etwas drucken, zeige ich gern die Arbeit.
— Martin Z. Schröder
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Entstehung einer Visitenkarte · 26. Oktober 2007
Wie entsteht Herrn Theofels Visitenkarte? Am Anfang jeder Drucksache steht der Entwurf. Manchmal bekomme ich sehr genaue Angaben („Bitte keine Schnörkelschrift!“), manchmal auch sehr vage Informationen („Ich bin eher ein Sommertyp.“). Hin und wieder kommt jemand mit fertigen Vorlagen, zu denen entweder der Bleisatz nicht paßt, weil mir eine Schrift nicht zur Verfügung steht oder die typografisch nicht den in meiner Offizin geübten Regeln der Schwarzen Kunst entsprechen. Meine Kunden können sicher sein, daß ihre Visitenkarten typografische Qualität zeigen. Es kommt selten tatsächlich vor, daß ich zu einem Auftrag „Njet“
sagen muß, weil ich mit dem mitgebrachten Entwurf nicht in Verbindung gebracht werden möchte. Nicht etwa, weil er vielleicht nicht konservativ ist oder mir nicht gefiele, sondern weil er nicht gut genug ist. Es gibt viele Druckereien, die jede gelieferte Vorlage umsetzen, da sollte ein Akzidenzer alten Schlages zu jenen Felsen in der Brandung gehören, die es auch in der digitalen Typo-Welt gibt. Wo König Kunde Schmeichler um sich schart, regiert der Unverstand.
Aber von Ausnahmen soll heute nicht die Rede sein. Herr Theofel und ich tasteten uns in mehreren E-Mails und Telefonaten an den Entwurf heran, unterwegs wurden alle Fragen beantwortet und Entscheidungen gefällt. Beispielsweise: Soll die Karte zweiseitig bedruckt werden? Bei Geschäftskarten rate ich davon immer ab, denn man kann sie nicht vernünftig benutzen, wenn man sie in ein Album steckt oder unter eine Glasplatte schiebt oder an eine Pinnwand heftet: eine Seite bleibt versteckt, und der Benutzer ist eher verärgert, wenn er nicht alle Informationen in den Blick bekommen kann. Die Privatkarte oder ein verspieltes Modell darf alles. Sie darf zu groß sein, sie darf auch quadratisch sein, sogar unhandlich. Und manchmal wird eine Absicht mit dem zweiseitigen Druck verfolgt. Herr Theofel begehrte eine private Karte, deren eine Seite rein repräsentativem Zwecke dient und deren Kehrseite alle Daten auf einen Blick zeigt.
Sind die Entwürfe hinsichtlich Schrift, Druckfarbe, Papier geklärt und wurde das Imprimatur erteilt (Es werde gedruckt!), stelle ich den Satz her. Jede Letter wird einzeln in den Winkelhaken (Metallschiene zum Sammeln der Typen) gesetzt (deshalb: Schriftsetzer) und mit Blindmaterial (das nicht mitdruckt) zur Zeile ausgeschlossen (aufgefüllt).
Wenn der Satz fertig ist, wird er in den Schließrahmen gestellt und die Druckform eingerichtet. Nun der Andruck, also der erste Abzug. Dann die erste Korrektur. Die Maschine wird eingestellt, Druck und Farbe werden reguliert. In das Schwarz kommt ein bißchen Rotbraun, damit es auf dem leicht getönten Papier satter wirkt. Der zweite Druck. Neuerliche Korrektur und so fort, bis die Akzidenz aussieht wie sie soll.
(Ja, bei der Korrektur soll die Ahle nicht in die Form und der Schlüssel nicht steckenbleiben. Bevor Kollegen protestieren: Hier praktiziert jemand, der vor 26 Jahren zum ersten Mal eine Type zwischen die Finger genommen und eine Form geschlossen hat. Weder zerkratze ich Buchstaben noch fällt mir der Schlüssel auf den Satz. Ich hab mein Lehrgeld an dieser Stelle schon bezahlt; wenn der Schlüssel steckenbleibt, dann sitzt das Schloß so, daß es nicht kippen kann. Wenn ich mit Anfängern arbeite, bekommen diese eine Ahle erst einmal gar nicht in die Hand.)
Herr Theofel wünschte sich, daß man der Drucksache ihre handwerkliche Herkunft ansieht. Schwierig. Es soll ja über mich als Drucker nicht heißen, ich arbeite unsauber. Das war auch für meinen Kunden einzusehen, auch er wollte sich ja nicht vielleicht einmal anhören: Wo ham Sie denn drucken lassen, das is ja nachlässje Arbeit! Aber weil wir eine zeigende Hand als Ornament in den Entwurf gebracht haben und hier eine gewisse Auswahl besteht, habe ich eine ganz leicht schadhafte eingesetzt und diese nicht bis zur Perfektion zugerichtet. (Zurichten nennt man im Druck die Ausarbeitung des Aufzuges und der Druckform für ein perfektes Druckbild.)
Nun ist der sog. Schöndruck (die erste Seite) fertig. Danach wurde die Druckform gereinigt und wieder auseinandergenommen. Der Satz bleibt stehen, bis mein Kunde seine Karten empfangen hat. Danach lege ich die einzelnen Lettern wieder in die Setzkästen ab. Die Karten trocknen jetzt drei Tage, denn der Widerdruck (die Rückseite) trifft auf bereits von vorn bedruckte Stellen, d.h. dort muß die Farbe trocken sein, damit sie nicht erst auf den Aufzug abfärbt und von dort auf die nächste Karte. Heute werden oxydativ schnell trocknende Farben eingesetzt, bei mir heißt es noch: Die Farbe trocknet auf dem Papier, nicht auf den Walzen, d.h. ich verwende meistens „wegschlagende“ (ins Papier einziehende und dort trocknende) Farben. Nur bei Eilaufträgen wird Spezialfarbe eingesetzt.
Und so könnte ich noch lange weiterplaudern, aber jetzt reicht es erst mal. Der Drucker prüft mal die Buchhaltung … Solange werden die Karten erst einmal trocknen.
— Martin Z. Schröder
Karte zum Jahreswechsel von 2007 zu 2008 (vergriffen) · 11. Oktober 2007
Ausverkauft. Ein neues Angebot folgt im Herbst 2008.
Hier die komplette Neujahrskarte, eine Klappkarte in Echt Bütten. Auf der ersten Seite dreifarbiger Druck: Goldenes Ornament, Schrift in eigens angemischten Grün- und Blautönen. Innen ist die Karte unbedruckt, auf der Rückseite steht ein Impressum mit dem Hinweis auf Goethe als Autor. Die Karte wurde in einer Auflage von 250 Stück auf der Handpresse gedruckt.
Wir verkaufen sie zum Stückpreis von 2,70 Euro inklusive gefüttertes Kuvert aus Echt Bütten und inklusive Mehrwertsteuer, nur das Porto käme hinzu, wenn Sie unsere Werkstatt nicht selbst aufsuchen können. Wir liefern, solange der Vorrat reicht. Ein Nachdruck ist nicht vorgesehen, weil ich mich nicht gern typografisch zitiere, die Auflage ist also limitiert. Unter Kontakt (links, letzter Knopf) finden Sie die Adresse des Hauses.
Auf Wunsch können wir in die Karten etwas eindrucken, aber womöglich wäre dann eine eigene Komplettanfertigung in Erwägung zu ziehen. Diese bitte ich Sie übrigens rechtzeitig zu avisieren, denn ab November beginnt wieder das schöne Drucken feiner Weihnachtsgeschenke und verlängert sich die Produktionszeit.
Und weil die Sonne so schön schien, hat der Fotograf noch eine Karte mit einem Text von Adolf Glaßbrenner, unserm bekanntesten Berliner Volksdichter, abgelichtet. Schriften: Excelsior (Englische Schreibschrift) und Futura mager. Ebenfalls auf Echt Bütten im schmalen Damenformat und als Klappkarte. Hier war die Auflage deutlich kleiner, diese Karte (mit gefüttertem Echt-Bütten-Kuvert) kostet deshalb mehr: 4,20 Euro inkl. MWSt. zuzügl. Versand.
— Martin Z. Schröder
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Gold aus dem Setzkasten · 8. Oktober 2007
Für eine Karte zum Jahreswechsel habe ich heute wieder einmal mit goldener Farbe gedruckt. Das kommt sehr selten vor, zurückhaltende Typographie ist mir lieber. Goldfarbe hat ihre Tücken. Es gibt viele Papiere, welche die Metall-Partikel einfach verschlucken. Entweder kommt man mit wenig Glanz aus oder man druckt erst eine gelbe Farbe vor, die das Papier versigelt und das Gold am Eindringen ins Papier hindert.
— Martin Z. Schröder