Ein Praktikant (2) · 2. Juli 2015

In der zweiten Woche des Schülerpraktikums hat mein 15jähriger Gast einen längeren Text entworfen und gesetzt. Meistens gibt man Praktikanten irgend etwas zu tun, was nicht so wichtig ist, aber gemacht werden muß, und sie sollen sich den Betriebsablauf ansehen. Für einige mag das ein gutes Verfahren sein, aber das kann auch etwas fad werden. Hat man, wie ich nun gerade, einen Praktikanten, der sich interessiert, umsichtig und geschickt zeigt, lohnt sich ein höherer Aufwand. Lohnt sich? Damit ist nicht das Finanzielle gemeint. Mir macht es Spaß, wenn sich jemand so in die von mir geliebte Arbeit vertieft und sich so geschickt anstellt. Da schaut man doch einfach gern zu.

Nach der Visitenkarte sollte eine größere Arbeit entstehen. Aus der Facebook-Gemeinde kam der Vorschlag, einen Text von Irmgard Keun aus dem »Kunstseidenen Mädchen« für ein kleines Plakat zu verwenden. Der Praktikant lernte, was Ideenskizzen sind und fertigte einige an.

Nach dieser ersten Entscheidung für eine figürliche Darstellung wurde eine Klebeskizze angefertigt. Zuerst werden alle Wörter ausgeschnitten.

Dann werden sie arrangier und aufgeklebt.

Statt die Wörter einzeln aufzukleben, haben wir durchsichtiges Klebeband verwendet.

Wenn man die Schnipsel mit der Sprühflasche anfeuchtet, springen sie nicht ganz so wild elektrostatisch an das Klebeband, sondern kräuseln sich erst mal hübsch.

Danach geht es an den Setzkasten.

Wir haben die Schrift Koralle aus dem Jahr 1915 (Erstguß) für die Überschrift verwendet, weil sie ein großes Eszett hat.

Das ist der erste Teil der Kolumne.

Hier sieht man das versale Eszett in der Vergrößerung.

Dann werden alle Teile zusammengestellt. Gewöhnlich bekommen Anfänger keine Ahle in die Hand, weil deren stählerne Spitze bei falschen Bewegungen die weichen Bleilettern beschädigen kann. Aber wenn sich ein Praktikant so geschickt anstellt wie dieser, bekommt er auch die anspruchsvollen Werkzeuge in die Hand.

So sieht die geschlossene Druckform aus, die im Heidelberger Tiegel gedruckt werden soll. Das darf der Praktikant nicht, das Drucken an einer großen Maschine läßt sich nicht in ein paar Tagen lernen. Und die Maschine ist mangels Lichtschranken und anderer Schutzvorrichtungen auch zu gefährlich.

Der erste Abzug. Fast fehlerfrei, nur ein kopfstehendes »F« ist zu korrigieren. Der Kopf dieser Figur ist aus der Koralle gesetzt und läuft zu breit. Der Rumpf aus Schreibmaschinenschrift, die Beine aus schmalmagerer Futura, die Knöchel aus schmalhalbfetter Futura, und die Schuhe schließlich aus der Schreibschrift Legende. Nebenher gibt es zu all diesen Schriften Informationen für den Praktikanten. Wir haben Schriften verwendet, die zur Zeit der Erstveröffentlichung des Romans passen.

Der Kopf wird neu arrangiert, aber er wird auch dann noch etwas klobig sein. Vielleicht setzen wir ihm ein Hütchen auf. Das werden wir in der nächsten Woche sehen, wenn diese Arbeit fertiggestellt wird.

— Martin Z. Schröder

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Champagner in Sinfonie · 24. Dezember 2014

Kürzlich buchte eine Grafikdesign-Agentur einen Workshop anstelle einer üblichen Weihnachtsfeier. Neben Visitenkarten entstand unter den Händen einer im Handsatz etwas vorgebildeten Dame auch diese schöne Arbeit. Die Überschrift gesetzt aus der Sinfonie von Imre Reiner, der Text aus der Futura von Paul Renner. Den Durchschuß (Zeilenzwischenraum) hätten wir noch vergrößern sollen. Der Absatz im Text erscheint mir auch nicht ganz gelungen. Aber so ein paar Stunden Workshop bieten nicht die Zeit für eine ausführliche Korrektur.

Madame Bollinger antwortete 1961 in London bei der Präsentation des 1955er Jahrganges auf die Frage eines Reporters, zu welchen Anlässen sie Champagner trinke, mit den hier zitierten Worten.

Für das Foto hab ich leider den Korrekturabzug erwischt. Die mangelhaft ausdruckenden Lettern wurden in der Kleinstauflage durch Zurichtung korrigiert.

— Martin Z. Schröder

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Supertanker im identifizierten Bleisatz und allzu schöne Maschinen · 14. Oktober 2013

Die Zierschriften würde ein Bleisatz-Kenner bald ermitteln, aber an einem serifenlosen Versal E ist zu wenig Typisches zu erkennen. Futura und Kristall kamen hier zum Einsatz, alle Schriften nun also auf diesem Foto.

Im übrigen hatte ich Elektriker zu Besuch. Das Drucken wurde jeden Abend eine Augenplage, wenn das Tageslicht verdämmerte. Nun haben die Herren so fein gearbeitet, daß die beiden Tiegel sich beleuchten lassen wie in einer Verkaufsausstellung der Heidelberger Druckmaschinen. Es macht das Leben angenehmer, daß man Leuchten bekommt, die selbst bei einer so tiefen Hängung nicht blenden und trotzdem die ganze Maschine sehr gut ausleuchten.

Damit es ein bißchen nach Arbeit aussieht, denn die Maschinen sind noch lange keine Museumsstücke, habe ich mich mal dazugestellt. Auf die Gefahr hin, daß ich nun wie ein Museumsstück aussehe, bei der guten Beleuchtung.

— Martin Z. Schröder

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Ermäßigt durch alle Lebenslagen · 2. August 2013

Nun ist der schöne Ermäßigungsausweis fertig. Für das Dienstsiegel habe ich in meinem Fundus diesen Stempel aus Bleisatz und Messingkreisen gefunden. Ich habe ihn schon so lange, daß ich mich seiner Herkunft nicht entsinnen kann. Nur, daß er aus einem Berliner Betrieb kommt, weiß ich noch. Mit einer ganzen Sammlung solcher Sätze, deutsch und russisch.

Gereinigt sieht er so aus.

Und hier ein Abdruck in ganzer Schönheit, denn auf dem Ausweis ist nur ein Ausschnitt sichtbar. Von einer des Russischen Kundigen erfuhr ich die Übersetzung: Veterinarnii Braz heißt Veterinärarzt. (Korrektur nach Kommentar: Weterinarnij Wratsch) Es ist der Stempel eines Tierarztes namens Nikolai Jakowlewitsch Melnik.

Und dies ist nun das gute Stück. Handgesetzt, dreifarbig gedruckt auf dem Heidelberger Tiegel, zugeschnitten und geöst. Die Ausweise sind numeriert. Eine genaue Beschreibung dieses begehrenswerten Dokumentes habe ich im Online-Shop notiert, wo man den Ermäßigungsausweis kaufen kann.

— Martin Z. Schröder

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Eine Ermäßigungserschleichungsdrucksache · 31. Juli 2013

Auf Wunsch des Zeichners und Comicduomitglieds Elias Hauck von Hauck & Bauer fabriziere ich dieser Tage einen Ausweis, der überall eingesetzt werden kann, wo es etwas zu erschleichen gibt. Das Dokument von der Deutschen Ermäßigungsanstalt wird im Handsatz hergestellt, die vielsprachige Kurzübersetzung links unten ist gesetzt aus schmalmagerer Futura in Nonpareille (6 Punkt), das Dienstsiegelfeld aus magerer Futura in Nonpareille, der Haupttext aus Schreibmaschinenschrift in Petit (8p) und die Überschrift aus dreiviertelfetter Futura in Korpus (10p), die dem Desktop-Schriftsetzer übrigens immer noch nicht zur Verfügung steht.

Ein kleines Zählwerk aus serifenloser breiter Schrift, damit jeder Ausweis ein Unikat ist.

Mit roter Farbe wurden beide Druckformen eingerichtet.

Dann wurde zuerst der rote Querstrich gedruckt.

Und darüber in schwarz der Textsatz. Nun folgt noch der Eindruck des Dienstsiegels, denn die Ermäßigungsanstalt kann nicht jeden Ausweis von Hand stempeln, weil sie ihr Personal gegen Null ermäßigt hat. Danach wird der Ausweis zugeschnitten und bekommt dann noch eine Öse links oben. Einfach beim nächsten Kinobesuch ausprobieren. Demnächst im Shop zum mäßigen Preis zu haben. In meinem Unternehmen wird der Ermäßigungsausweis nur willkürlich anerkannt, also fast nie.

— Martin Z. Schröder

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Zwei barsche Gestalten und der Haupttitel · 31. August 2012

Für einen Text im neuen Buch von Max Goldt wurden diese beiden Titelsätze gedruckt. Der Godzilla aus der Ganz Groben Gotisch von F.H. Ernst Schneidler, in drei Graden auf Mittelachse.

Und ebenfalls auf Mittelachse aus drei Graden die Witwe Bolte, Schrift: Sinkwitz-Gotisch von Paul Sinkwitz.

Unter höchster Aufmerksamkeit der dreifarbige Haupttitel des Buches, gesetzt aus Futura und Sinfonie. Hier im Bild der unbeschnittene gefalzte Druckbogen, der an drei Seiten noch beschnitten wird und dem ein Frontispiz gegenübergestellt wird. Erst die Doppelseite gibt das ganze Bild. Da fehlt aber noch eine Frabe. Ein paar Seiten fehlen nun auch noch, aber die Arbeit am Innenteil nähert sich dem guten Ende. Was ich bedaure. Das ist das schönste Stadium, der Berg von Arbeit ist abgebaut, ich bin wieder auf Du und Du mit dem Format der Buchseite, und es ist, als würde ich nur noch polieren, letzte Hand anlegen. Noch habe ich kein Exemplar zusammengestellt. Das werde ich tun, bevor die Arbeit zum Buchbinder kutschiert wird. Aber die Vorfreude auf die fertigen Doppelseiten ist groß.

— Martin Z. Schröder

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Randausgleich im Haupttitel · 20. August 2012

Dieses Bild hatte ich vor ein paar Tagen schon gezeigt, ein Foto vom Satz des Haupttitels. Am Sonnabend habe ich nun begonnen, ihn zu drucken.

Der Titel wird nicht einfarbig rot, aber mit der ersten Farbe wird die Druckform eingerichtet. Es wäre ja fatal, wenn man bei einem späteren Druckgang bemerkt, daß der erste nicht stimmt. Also beim ersten wird der Stand aller Elemente festgelegt, dann werden sie nach und nach hinzugedruckt.

Schön, dieses lasierende Rot auf den Lettern zu sehen.

Die ersten Korrekturen betreffen den Durchschuß, also Zeilenzwischenraum.

Zwischendurch mal ein roter Name.

Hier stimmt der Durchschuß. Aber der Typograf und Schriftsetzer sieht einen Mangel in der Senkrechten. Die drei kurzen Zeilen
Sind
wir
denn
wirken gegenüber den beiden darunterstehenden leicht nach rechts eingerückt, weil sie nicht mit einer geraden Linie beginnen.

Hier sieht man es genauer.

Zwischendurch noch eine weitere Korrektur am Durchschuß.

Und dann die Korrektur, die dem Randausgleich dient. Computerprogramme wie InDesign haben eine Randausgleichsfunktion, aber die muß bei Titelsatz von Hand nachgestellt werden. Wie im Handsatz. Die ersten drei und die letzten beiden Zeilen sollen gegenüber den Zeilen vier und fünf einen Punkt nach links gerückt werden. (1 Typografischer Punkt entspricht 0,3759 Millimeter.)

Hier sieht man den korrigierten Satz.

Auf diesem Bild der Vergleich: Links die korrigierte Form, rechts der “angefressene” Rand. “Angefressen” nennt es in seinem Buch “Erfreuliche Drucksachen durch gute Typografie” Jan Tschichold, wenn der Rand nicht ausgeglichen ist.

Legt man ein Lineal an, sieht man den optischen Mangel deutlich.

Hier der ausgeglichene Rand, so stehen die Zeilen richtig untereinander.

Die Druckform mit korrigiertem Durchschuß.

Das kleine b ist etwas kaputt. Ich werde es aber so drucken, denn solche kleinen Fehler scheinen mir charmant zu sein.

Das schöne C der Schrift “Sinfonie” von Imre Reiner.

In der Auflage gedruckt mit roter Farbe wurde von der ganzen Form nur diese Linie. Aber für die anderen Farben ist die Satzarbeit fertig. Und die dauert länger als das Drucken von 2200 Bogen.

Lesern, die zusätzlich über die Arbeit in der Werkstatt informiert werden und größere Nähe zum Drucker suchen, empfehle ich:
1. Der Drucker selbst auf Facebook – der Drucker teilt dies und jenes mit, das ihm mitteilenswert erscheint
2. LetterpressBerlin auf Facebook – Nachrichten aus dem Handel
3. Die Werkstatt auf Facebook – Nachrichten über die Möglichkeiten individueller Anfertigungen
4. Der Rundbrief der Druckerey, der höchstens viermal jährlich per E-Mail versandt wird.

— Martin Z. Schröder

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Weitere Seiten für die Goldtsche Cordbettwäsche · 29. Juni 2012

Mein Kollege Thomas Kersting, der den Linotype-Maschinensatz für das neue Buch von Max Goldt übernommen hat, sandte mir ein paar Bilder seiner Maschine. Die alte Dame sieht auch mit 88 Jahren noch so aus, als sei sie in ihren besten Jahren.

Der Platz des Setzers. Jeder Buchstabe hat seine eigene Taste, sowohl kleine als auch große und all die Satzzeichen. Und rechts neben der Tastatur in die Fächer legt der Setzer die Matrizen von Sonderzeichen, die er per Hand einfügt.

Auf dem linken Bild ist der Greifarm für die abzulegenden Matrizen oben am Magazineingang, beim rechten unten, um sich die ausgegossenen Matrizen zur Wiederverwendung zu holen.

Das Typenschild der 1924 erbauten Maschine. Damals hat man nicht ge-, sondern erbaut.

Zur Druckerey kam mittlerweile der Karton für die beiden Umschläge der Englischen Broschur. Für den 4. Teil der Reihe kommt erstmals kein Metallic-Karton zum Einsatz, sondern zwei geprägte Kartone.

Dieses Bild zeigt den größten Teil des Papiers für die gesamte Ausgabe. Die erste Hälfte des obenauf liegenden Inhaltspapiers ist schon zugeschnitten.

Fedrigoni ist ein italienischer Feinpapierhersteller, der in Deutschland ein Lager und einige Handelsvertretungen betreibt. In einigen Städten unterhält das Haus auch sogenannte Showrooms, in denen man sich Papiere und Anwendungen ansehen kann.

125,9 unhandliche Kilogramm, die einmal umgelagert wurden. Drucker brauchen starke Arme.

Was sich unter der Verpackung verbirgt, zeige ich nach dem Auspacken, im Spätsommer vielleicht, wenn ich mit dem Inhalt weiter gut vorankomme.

Dieses Bild zeigt, wie der Monotype-Satz aus dem Hamburger Museum der Arbeit für die Druckform bearbeitet wird. Die Zeilen werden mit seitlichen Anschlägen auf die Breite der Kolumne gebracht und durchschossen. Durchschuß nennen wir den Zeilenzwischenraum.

Aus dem Handsatz kommt die Überschrift dazu. Gesetzt aus der schmalen halbfetten Zeitungsgrotesk aus der Bauerschen Gießerei, erstmals anno 1912 gegossen.

Dazu aus der Steilen Futura von Paul Renner eine Zwischenüberschrift.

So sieht die fertig eingerichtete Doppelseite aus. Auf der rechten Seite Handsatz aus Futura.

Ein erster Abzug mit Zeitungsgrotesk, Steiler Futura und Baskerville aus Monotype.

Die Zeitungsgrotesk sieht man heute sonst gar nicht mehr.

Die kursive Baskerville im Monotype-Bleisatz.

Auf diesem Bild ist der nächste Druckbogen zu sehen. Links das Smartphone mit Text, der aber farbig eingedruckt wird und deshalb vor dem Drucken wieder entfernt wird aus der schwarzen Druckform.

Hier die später im fertigen Buch nebeneinanderstehenden Seiten. Die Texte mache ich auf den Fotos unleserlich, sie werden nur in gedruckter Form veröffentlicht.

Schreibmaschinenschrift aus Linotype-Satz.

Hier die Maschinensatzzeilen dazu.

Das Smartphone bekommt natürlich auch einen Schalter.

Smartphones zeigen bunte Bildschirme. Im Buchdruck auf dem Heidelberger Tiegel wird jede Farbe in einem eigenen Druckgang hinzugefügt. Nach Schwarz kam ein bläuliches Rot hinzu.

Insgesamt werden es vier Knöpfe. Dazu der Text in eigener Farbe. Fünf Druckgänge für eine Seite. Die Maschine läuft mit gemächlichen 1200 Druck pro Stunde. Auflage: 2000. Allein für diese Seite wird die Maschine also etwa sieben Stunden drucken. Deshalb dauert die Produktion so lange, denn es wird noch mehr mehrfarbige Seiten geben.

Hier ist der 1952 gebaute Original Heidelberger im vollen Schwung zu sehen.

Richtig alleinlassen kann ich die Maschine nicht. Man hört ihr beständig zu, um die Warnung durch auffällige Geräusche zu bemerken. Immer mal wieder wird der Farbauftrag geprüft, und der Stapel darf nicht zu hoch werden, damit die zuunterst liegenden Rückseiten nicht die Farbe vom frischen Druck auf ihre Rückseite abziehen.

Baskerville mager und kursiv, darunter die dreiviertelfette Futura.

Das ist das Interview mit der sonderbaren Mutter, rechts unten wird in Farbe ein weiterer Text eingefügt.

Das wird die Anzeige, noch unbearbeiteter Monotype-Satz aus Hamburg.

Dies war die Arbeit von zwei Tagen. Mehr als zwei Druckgänge am Tag schaffe ich nicht, und etwa 60 bis 70 sind geplant. Es ist furchtbar viel Arbeit, und ein enorm großes Vergnügen. Zwischendurch gibt es immer wieder Gelächter, denn die Texte von Max Goldt sind wieder sehr komisch.

— Martin Z. Schröder

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Ablassen von der Augenhöhe · 25. November 2011

Derzeit ist viel zu tun, Weihnachtskarten werden angefertigt, Geschenke auch, zum Mitteilen von Nachrichten bleibt wenig Zeit. Hier sind neue: Vierfarbig sollte diese Karte werden, denn einen schönen montaignehaften Text von Max Goldt aus seinem “Buch namens Zimbo“wollte ich mit bunten Holzstichen bebildern (bunte Farben, ähnlich gemacht in Reinheit und Helligkeit). Wie sich Gans und Hund durch den Text hindurch auf Augenhöhe anvisieren — ich mußte beim Drucken immerzu lachen, wenn ich mal absehen konnte von den Dingen, auf die der Drucker zu achten hat.

Die kleinen Druckstöcke sind nicht ganz gerade, im Laufe ihres Daseins schon etwas verzogen, manche haben gar keine Schrifthöhe, sie stammen noch aus den Zeiten, als sich die Drucker noch nicht an Normen hielten und eigene Schrifthöhen führten. Das Bienchen mußte um dreieinhalb Punkt erhöht werden, dazu war es schief. Außerdem sind die Dinger recht klein. Der Hund ist nur 21,5 mm breit. Um die Schiefheiten auszutreiben, klebt man winzige Seidenpapierfusseln an die Seiten und unter den Stock, und nach jedem Kleben muß die Druckform wieder geschlossen und ein neuer Abzug gemacht werden.

Und man muß sie ganz vorsichtig drucken, die kleinen hölzernen Werke, also ohne den kräftigen Preßdruck, der heute so oft verlangt wird, aber eben von Blei und Holz nicht ohne Schaden zu machen ist, sondern nur von geätzten oder gravierten Klischees.

Hier ist die ganze Karte zu sehen.

Und zur Lektüre hier der Text von Max Goldt. Gesetzt aus der mageren Futura in Petit (8 Punkt).

Und das sind also die Bilder, zuerst das Bienchen, oder ist es eine Drohne?

Diesen gefiederten Freund würde ich für eine Gans halten.

Und das muß doch wohl ein Hund sein. Die Karte muß noch gerillt werden, weil es eine Klappkarte ist, und dann wird sie auf der Seite LetterpressBerlin.com erhältlich sein.

— Martin Z. Schröder

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In Blei entwerfen · 12. Oktober 2011

Am meisten Vergnügen macht das Entwerfen mit Bleistift, Papier und Bleilettern. Ob die Kreideschrift Gong digital verfügbar ist, und auch mit den Ligaturen der Bleischrift, weiß ich gar nicht. Und die verwendeten Schmucklinien, kleine quadratische Ornamente, hätte ich genau vermessen und am Computer erst zeichnen müssen. Die Arbeit ohne Bildschirm erzwingt genauere Überlegung, weil man nicht so rasch verwerfen und erneuern kann. Es dauert ein Weilchen, bis eine Druckform gebaut ist, und man ist gut beraten, beispielsweise die Maße möglichst vorher festzulegen, denn eine Änderung der Satzbreite kann dauern.

Dieser Entwurf wurde direkt in den Schließrahmen gebaut. Zuerst der ornamentale Rahmen in der Satzart eines Linienrahmens mit inneren Anschlägen und systematisierter Satzbreite und -höhe. (Das zu erklären, würde eine Lehrbuchseite abgeben, ich lasse die Fachbegriffe für die mitlesenden Schwarzkünstler stehen.)

Text wird immer im Winkelhaken gesetzt. Hier steht die schmalmagere Futura in Petit (8p) im Winkelhaken.

Und so sieht die Druckform aus.

Dieser Korrekturabzug wurde mit der Schere ausgeschnitten, denn es ist mit keiner selbstgreifenden Buchdruckpresse möglich, so dicht an den Papierrand zu drucken. Fertig ist die Karte noch nicht. Ob ein weißer Druckgang für die Farbdeckung genügt oder die Lasurwirkung ganz hübsch ist, wird sich zeigen, wenn die Farbe trocken ist. Und am Ende wird dieses Modell noch mit einem Farbschnitt veredelt werden.

Und das sind die beiden Schriften.

Die “Kreideschrift” Gong aus der Schriftgießerei Wagner in Ingolstadt, von Carl Winkow (nach Kandler Winckow, nach global-type.org Norddeutsche Schriftgießerei) gezeichnet und 1945 erstmals gegossen.

Die schmalmagere Futura wurde von Paul Renner gezeichnet und in den 1930er Jahren veröffentlicht, sie erfreut sich bis heute auch als digitale Schrift ihrer Beliebtheit.

Im Online-Shop habe ich heute die Weihnachtskarten ins Angebot genommen. Ob ich mir noch eine neue einfallen lasse, muß ich abwarten. Vielleicht kommt eine Eingebung geflogen. Und der diesjährige Goethe oder Hölderlin oder so muß auch noch gefunden werden. Bei Götz Aly (derzeitige Lektüre des Druckers) findet man keine Kalendertexte.

— Martin Z. Schröder

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Und nun das Wort · 30. September 2011

Nun steht auch der Vierzeiler von Kurt Schwitters, nach dem dritten Druckgang, dieser lief in Schwarz. Ich meinte, Schwarz sei doch der dadaistischen Form näher als Grau.

Vernünftige Fotos von Drucksachen sind gar nicht so einfach zu machen. Am Wochenende fahre ich vielleicht auf eine Wiese und stelle die beiden ins Grüne.

Das Verschrägen der Zeilen ist recht simpel. Am Ende muß ja immer eine rechtwinklige Kolumne in den Schließrahmen, und bei Frau und vor allem bei Mann war das langwierig.

Der Setzer liest den Bleisatz von links nach rechts. Und weil der Bleisatz in Spiegelschrift steht, dreht der Setzer den Text immer auf den Kopf.

Die Taschenlampe gibt mir seit Jahren ein Rätsel auf. Wofür wurde sie gegossen? Sie steckt in den Zeichen für den Fahrplansatz.

Gab es unbeleuchtete Bahnhöfe oder Züge, als es Taschenlampen gab? Im Krieg?
Die Karte ist dann im Shop zu haben, wenn die vorherige Auflage ausverkauft ist.

— Martin Z. Schröder

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Boy And Green · 9. Februar 2011

Neulich hatte ich einen jungen Menschen (elfjährig) aus dem Freundeskreis zu Besuch, der zwar seinem Vater eine Freude bereitete, indem wir gemeinsam einen Brief an diesen aus der Garamond setzten und druckten, aber solche privaten Nachrichten kann ich schlecht im Blog veröffentlichen.

Nun war der jüngere Bruder in der Werkstatt, neunjährig, und dieser ging auf meinen Vorschlag, einen Geheimdienstausweis herzustellen, mit Enthusiasmus ein. Am Ende des Tages stand seine berufliche Perspektive fest: Profikiller. Ich hoffe, nicht eines Tages dafür verantwortlich gemacht zu werden. Man kann an dem Namen des Geheimdienstes und der zusätzlichen Lizenz erkennen, wo die Verantwortung liegt.

Ich habe allerdings erst an den Fotoapparat gedacht, als Youli, mein halbgriechischer Besucher, meine Gummihandschuhe und die Farbskulptur entdeckt hatte.

Welche dann durch Farbreste, die schon viel zu lange herumstanden, eine weitere Schicht aufs Dach bekam.

Ich hatte dieses Werk schon mal gezeigt vor ein paar Jahren. Es ist meine Alterssicherung. Wenn ich in vielen Jahren (Klopf auf Holz) die Werkstatt verlasse, wird diese dann sehr hohe Skulptur an ein großes Auktionshaus geliefert und als Gegenwartskunst mit Geschichte zu einem Rekordpreis für einen Farbhaufen versteigert werden.

Youli hat mitgeholfen, vielleicht gebe ich ihm später was ab vom Gewinn. Wenn er einst als Profikiller hinter schwedischen Gardinen schmoren wird, kann ich ihm ja ein paar Vitamintabletten zukommen lassen.

Gedruckt haben wir aber auch, nämlich den oben erwähnten Ausweis. Leider habe ich den Bleisatz nicht fotografiert. Das Auge in der Mitte hatte Youli nämlich in meiner Dingbats-Sammlung in einem Kasten entdeckt.

Ich war der Meinung, das Auge sieht nicht gefährlich genug aus. Und habe dann auch noch den geschmolzenen Käse auf der 1909 erstmals gegossenen Bleischrift Schneekönigin der Gießerei Heinrich Hoffmeister in Leipzig ausgemalt. Die Titelschrift ist die Lichte Futura, und die Lizenz unten links wurde von Youli aus der Futura dreiviertelfett gesetzt.

Je länger der Tag voranschritt, desto besser kamen wir auf schlimme Ideen. Dieser Ausweis soll ja so aussehen, daß derjenige, der ihn ins Gesicht gehalten bekommt, nachdrücklich schockiert wird. Geheimdienstausweise, die wie Reisepässe aussehen, sind doch lächerlich. Das Auge wurde also noch blutunterlaufener, und die Schrift wurde mit grünem Schleim ausgestattet (woher der Gedanke kam, sieht man sicherlich an den ersten Fotos dieses Eintrages), auf welchen wir noch rote leuchtende Pickel setzten.

Zum Schluß entdeckte Youli als weitere berufliche Perspektive noch das Dasein als Drucker und übte schon mal einen seriösen Gesichtsausdruck bei der Arbeit am Pedaltiegel. Ich meine, das kann was werden. Ob die Perspektiven lohnender sind als die des Profikillers, kann ich allerdings nicht beurteilen, unter meinen Kunden hat sich noch keiner enttarnt.

— Martin Z. Schröder

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Typografisch niesen · 16. September 2010

In diesem Text wird das Bild eines Niesens mit entsetzlichen Folgen heraufbeschworen. Und es schien mir angebracht, dieses Niesen bildlich umzusetzen.

Auf diesem Bild ist das Loch in der Kolumne zu sehen, in welches das Niesen eingebaut werden soll.

Zuerst wurden die drei Zeilen gesetzt und in das Loch gehoben.

Dann wurden sie gespreizt. So etwas macht Drucker sehr nervös, denn der Schrägsatz muß fest im Schließrahmen sitzten, damit er nicht spießt, also Teile des Blindmaterials durch die Erschütterungen der Druckmaschine nach oben auf die Höhe der Schrift wandern und mitdrucken. Noch schlimmer wäre, wenn der Satz sich so lockert, daß er in die Maschine fällt. Aber das ist mir (natürlich, würde ich dreist behaupten wollen) nicht passiert. Die Form war fest, ich habe aber trotzdem etwas öfter das Druckbild geprüft.

Die Buchseite sieht so aus.

Und dieses Foto zeigt die Explosion des Niesens während einer Mahlzeit. Daß die Unger-Fraktur zur Futura gestellt wurde, kann man politisch deuten, wenn man es auf den Text bezieht. Ich habe keine politische Deutung intendiert, mir erschienen die Ligaturen in dem unregelmäßig spationierten Satz gut geeignet zur Illustration von der beschriebenen Bröckchen. Die Fraktur hat viele Ligaturen, und man darf sie auch im gesperrten Satz nicht auflösen. Das kam mir entgegen, auch wenn die Satzregeln für diese bildliche Darstellung zu vernachlässigen sind.

— Martin Z. Schröder

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Bleisatz ist Trumpf ? Grau · 20. August 2010

Die schräg und in den Beschnitt gestellte Prachtseite bildet den Mittelteil eines dreiteiligen Textes. Rechts der Prachtseite, durch die am Ende übrigens auch der Faden der Fadenknotenheftung laufen wird, endet ein Gespräch zwischen einem Wicht, einem Troll, einem Gnom und einem Schlumpf. Die Einleitung und den Schluß habe ich aus einem mit Braun versetzten hellen Grau gedruckt. Gesetzt ist der Text aus der Futura mit der Wiener Grotesk für die Hervorhebung der Gesprächsteilnehmer.

Dieses Foto könnte zur Kritik anregen: Das W und das T von Wicht und Troll stehen recht allein da, aber diese Lettern sind so empfindlich, und die Schrift ist so selten, daß ich sie nicht anfeilen und unterschneiden möchte. Diese Eigenheiten der Bleilettern kann ich nur hinnehmen — und ihren Reiz in diesem ohnehin schrägen Schriftbild mit diesen gewaltig langen Hälsen suchen.

Die visuelle Unterscheidung zwischen der Pracht- und der Normalseite könnte jedenfalls kaum größer sein, und darauf kam es an. Der graue Text wirkt etwas schäbig und bringt das buchkünstlerische Bleisatzzitat zum leuchten.

— Martin Z. Schröder

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Der gotische Barsch · 19. Mai 2010

Die am sattesten leuchtende Farbe für unsere Augen. Fische und Kakteen mögen es anders sehen. Als ich die 2000 Druckbogen in Rot durch den Heidelberger laufen ließ, dazu 3000 Buchseiten einzeln für einen werbenden Handzettel, arbeitete der liebe Gehilfe so ruhig und gleichmäßig vor sich hin, daß ich auf dem Handtiegel Visitenkarten drucken konnte. Dazu schallten Bässe aus den Boxen — es war so ein herrlich betriebsamer Krach in zwei Rhythmen (der Handtiegel war mal im Takt des Heidelbergers, mal in dem der Musik), daß ich vor Glück fröstelte.

Das erste Ries Papier von achten ist aufgebraucht. By the way bekomme ich heute einen Brief von der Papier-Union, in dem die Firma, der ich für die köstliche Lieferung von dem Papier Pop’Set in perlgrau für das Büchlein sehr dankbar bin, schon wieder eine Preiserhöhung mitteilt. Ein beigefügtes Blatt stellt die Preisentwicklung für Zellstoff dar. Die Papier-Union schreibt: “Ende März war Zellstoff erstmals in der Geschichte der Papierindustrie teurer als das daraus gefertigte Papier.” Bis Herbst soll sich das Papier erneut (dann zum dritten Mal in diesem Jahr) verteuern. An der Zellstoffbörse, schreibt die Papierunion, werde spekuliert, was zu einer Verteuerung führe. (Und ich dachte bis heute, Spekulation sei eines der Kerngeschäfte von Börsen.) Der Preis für Zellstoff habe sich zwischen Mitte 2009 und Anfang 2010 deshalb fast verdoppelt, auch wegen der Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar. In Chile habe ein Erdbeben Zellstoffwerke mit einer Kapazität von 4 Millionen Tonnen zerstört oder beschädigt, womit 8% der Weltversorgung entfielen. In Finnland streikten im März wochenlang 3000 Hafenarbeiter, weshalb der Papierhandel darniederlag, mehrere Papierfabriken stellten die Produktion ein. Im April streikten 3000 (magische 3000) Arbeiter der Papier- und Zellstoffindustrie in Schweden. Die Nachfrage in Osteuropa und Übersee habe sich während der Verknappung erhöht. So kam eines zu andern.

Der Papierhändler Römerturm hat seine Preise dieses Jahr noch gar nicht erhöht. Letztes Jahr auch nicht. Vielleicht haben sie rechtzeitig angezogen. Ich vergleiche nicht, ich verarbeite zu geringe Mengen, die Papierpreise spielen für feine Kleindrucksachen eine untergeordnete Rolle. Ich kaufe auch künftig gern bei der Papier-Union, weil sie gutes Papier bietet.

So sieht der fertige Druckbogen aus, jedenfalls auf der Schöndruckseite. Die Rückseite kommt natürlich auch irgendwann noch dran. Und scharf lesbar sind die Texte nur im Buch.

Wenn das Buch fertig ist, werde ich wieder eine typografische Zusammenfassung geben. Hier ist eine Christbaumkugel zu sehen, und daß die dritte der drei Kugeln keine Ziffer enthält, hat mit dem Text zu tun. Entworfen ist die Seite für ein liebes Weihnachtsgedicht, aber der so getarnte Text entpuppt sich als Horror.

Diese Seite zeige ich vollständig. Abtippen des Textes vom Foto ist verboten, Urheberrechte liegen beim Autor. Sage ich nur der Vollständigkeit halber. Diese Seite bildet nicht nur die erste des Buches nach dem noch nicht bestimmten Haupttitel, sie wird auch als Handzettel verwendet. Wenn der Buchtitel feststeht, drucke ich diesen und warme Worte auf die Rückseite. Und dann verteile ich die Zettel. Aber wo? In der U-Bahn? Den zahlreichen Verkäufern der Obdachlosenzeitungen hinterher? Oder vor dem Hotel Adlon? Unter den Linden, vor der Humboldt-Uni? Im Porno-Kino? Oder in der Shopping-Mall auf der Schönhauser Allee? Muß ich noch grübeln.

Hier aber schon ein Wort zum Entwurf.

Wie schon bei den beiden Vorgänger-Büchlein (Plastikthermometer und Atlas) habe ich von Max Goldt die Manuskripte ohne Vorgaben zum Entwurf bekommen. Jeder Text bekommt seine Gestalt von mir, und ich darf die Texte typografisch deuten. Also auch der Text mit der Überschrift “Insgesamt so sieben Leute” war ursprünglich ein Manuskript, ohne weitere Hervorhebung. Für den Entwurf lerne ich so einen Text beinahe auswendig, weil ich ihn so oft lese, bis ich meine, seine Winkel und Geheimnisse entdeckt zu haben. Zumindest einige. Die Texte von Max Goldt sind komplexe Kunstwerke, gerade die kurzen.

Vor diesem hier stand ich anfangs etwas ratlos. Er gefiel mir sehr, er gehörte auf Anhieb zur engsten Auswahl (ich bekomme immer ein paar mehr, als dann gedruckt werden), aber ich wußte nicht, warum. Was ist das eigentlich? Ein Gedicht? Ich hatte für den Entwurf sehr schnell eine Liste der Mitwirkenden eines Programmzettels vor Augen. Es kann sich aber auch um einen Dialogteil handeln. Wie, sieben Leute? fragt einer. Ja, insgesamt so sieben Leute, dann werden die Barsche aufgezählt, anschließend die Kakteen Nimmersatt, eine Sonderrolle nimmt aber ein vierter Barsch ein, weil er von den drei andern abgesondert am Schluß genannt wird und die fragliche Sieben komplettiert. Spielt der vierte Barsch eine Sonderrolle? Wodurch zeichnet er sich aus? Alle Barsche haben es nur zu unbestimmten Artikeln gebracht, während die drei Kakteen zwar nicht durch ihre Namen, aber eine Größenbestimmung (vielleicht doch als Namenszusatz) unterschieden und individualisiert sind. Der vierte Barsch, der nur ein vierter Barsch ist, bekommt die Hauptrolle in meinem Programmzettel. Ob das die Intention des Autors trifft, weiß ich nicht. Bislang waren ihm meine Deutungen recht, er hat sie mit Interesse und Erheiterung aufgenommen, und darauf verlasse ich mich auch bei diesem Buch.

Die Schriften: Programmzettel werden schon lange nicht mehr in Fraktur gedruckt. Dieser hier könnte einer aus den 30er Jahren sein. Die Futura gab es schon, die Sinkwitz-Gotisch erschien zwar erst 1942, aber gotische Schriften gab es freilich auch vorher. Die Sinkwitz-Gotisch von Paul Sinkwitz zeigt etwas von den harten Zügen der nationalistisch verkargten und der Zierde enthobenen Brachialtypen, aber ihr ist auch die Breitfeder noch deutlich anzusehen und sie ist nicht aller Zierlichkeit durch brutale Eckigkeit beraubt.

Die Futura wird hier in zwei Schnitten angewendet: Buch und dreiviertelfett.

In der Futura habe ich in Barsch das ch aus Einzellettern gesetzt, die ch-Ligatur ergibt in sch kein gutes Bild. Im Wort noch ist das ch ligiert, hier hat die Ligatur als Laut eine Funktion. Im Gotisch-Barsch wurde ebenfalls die ch-Ligatur gesetzt, weil ein unligiertes ch hier zu fremdartig wirken würde. Einige oder viele, ich weiß es nicht, gebrochene Schriften hatten auch eine sch-Ligatur, die Sinkwitz-Gotisch leider nicht.

Die Gotisch für den Barsch unterstreicht seine enorme Wichtigkeit, das Tragende und vielleicht Tragische seiner Rolle. Der Schriftwechsel von der Serifenlosen in die Gebrochene gibt dem Text zusätzlich eine historische Dimension, beispielsweise: ein vierter Barsch als mittelalterlicher Bischof. Der Entwurf selbst darf als originäre Stilmischung gelten. In der Dada-Typografie hat man viel mit gebrochenen Schriften gespielt, aber die Mittelachse war in dieser Strenge nicht zu sehen, grüner Druck ebensowenig. Die Farbgebung paßt eher wieder zur Gotik, zu farbenfrohen Innenräumen der Kathedralen und zur Buchmalerei, auch die Betonung der Vertikalen in der Proportion der Seite (Goldener Schnitt). Es sind Assoziationen, die sich durch die Schriftwahl und die Stimmung in Text und Schriftbild einstellen können, typografisch zitiert wurde nicht.

Dies einmal exemplarisch zur Erläuterung der Entwurfsarbeit. Zur ein oder anderen Buchseite werde ich nach Erscheinen des Werkes etwas ausführen, wenn interessierte Leser das Buch als Ergebnis der Praxis mit der Theorie abgleichen können. Mir ist schon klar, daß meine Intentionen nicht in jedem Fall sogleich erkannt werden. Daß der Barsch in der riesigen gotischen Schrift aber eine eigene Komik für den Betrachter entwickelt, auch wenn dieser meine Absicht nicht kennt, möchte ich annehmen. Es ist in der Typografie wie in anderen Kulturtechniken auch: je mehr man über die Form weiß, desto mehr kann man die Form lesen. Es besteht ein Unterschied darin, ob ich eine Fraktur oder eine “industrialisierte” Gotische einsetze. Aber den muß man nicht erkennen, um Freude an dem Text zu finden.

Und jetzt: Zähneputzen. (via PUBLIC SCHOOL)

— Martin Z. Schröder

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Es weihnachtet am Schwimmbecken | Über Kreativgetöse · 13. Mai 2010

Endlich beginnt die Satzarbeit am neuen Buch von Max Goldt. Ich kam einfach nicht eher dazu, und eigentlich wollte ich auch noch mehr Satz ablegen, bevor ich mit der großen Arbeit beginne. Sei’s drum, der Ablegesatz kann warten, es muß losgehen, sonst läuft mir die Zeit davon und nimmt die Lust womöglich mit. Hier zu sehen ist ein Bild vom Bau des ersten Druckbogens im Schließrahmen des Heidelberger Tiegel, bestehend aus Seite 5 und Seite 28, was sich aus der Heftung eines Buches von 32 Seiten erklärt, deren Druckbogen ineinandergesteckt werden und so der äußerste Bogen die erste und die letzte Seite trägt, was sich nach innen hinein fortsetzt, bis auf der einzigen echten Doppelseite (ein Fachbegriff) die inneren Seiten, also 16 und 17 nebeneinander gedruckt werden. Ob der Drucker die richtigen Seiten in die Druckform zueinandergestellt hat, ergibt sich aus dem Addieren der Seitenzahlen. Deren Summe muß immer eines mehr als die Seitenmenge des gesamten Buches ergeben. Also 5 und 28 sind ebenso 33 wie 16 und 17.

Links in der Druckform die Seite 28, die den Titel “Drei Weihnachtsbilder” trägt, gesetzt aus der Solemnis von Günter Gerhard Lange. Drum herum gibt es Tannenzweige, Sterne und Kerzen — und es ist merkwürdig, im Monat Mai mit Ornamenten zu arbeiten, die gewöhnlich nicht vor Oktober und nicht nach Dezember in Dienst genommen werden.

Rechts ein Text mit der Überschrift “Insgesamt so sieben Leute”. Hier werden zwei Futura-Schnitte mit der Sinkwitz-Gotisch vereint. Diese Buchseite wird übrigens nach dem Auflagendruck zusätzlich als werbender Handzettel gedruckt, was der erste Grund ist, diesen Bogen als ersten zu drucken. Er wird zweifarbig in grün und rot gemacht, es dauert also noch ein paar Tage, bis er fertig zu sehen sein wird.

Als ich am Mittwoch die Arbeit abends beendete und fotografierte, stellte sich mir dieses Bild dar, das mich an ein Schwimmbecken erinnert. Es ist eine Freude für den Schriftsetzer und Drucker, die Typografie, den späteren Druck, hinter den Kulissen als eine tiefe, dreidimensionale und mit den Händen nach Augenmaß zu formende Welt in wirklicher Größe wahrzunehmen, nicht als reine Oberfläche, in einen verfremdenden Maßstab gesetzt, wie es am Bildschirm meistens notwendig wird. Ich frage mich eben, inwiefern dieses Bild die Arbeit der mittelalterlichen Typografen beeinflußt hat. Vielleicht gar nicht, waren sie doch nicht der Kreativität, sondern der Schönheit des Überkommenen verpflichtet. Gebrauchsgrafische und typografische Kreativität, die nicht dient, sondern nur die grafische Idee an sich herausstellt, wird überschätzt, weil sie in den allermeisten Fällen nur modisch ist in einem Bemühen um Andersartigkeit. Es bedarf vielmehr der unsichtbaren Kreativität, der Lösung kleiner Probleme für ein schönes Gesamtbild, das keine Mühe im Schöpfertum zeigen soll.

Ich lese im Internet oft über die Mühen, die von Anfängern, also Studenten etwa, beispielsweise an Plakate gesetzt werden. Die wenigsten Gebrauchsgrafiker werden später Plakate machen, und man sollte diese Arbeit überhaupt wenigen Spezialisten überlassen, denen eine grafische und kalligrafische Ausbildung mehr dienen würde als eine typografische, von der man für große Flächenwirkung nur einige Grundlagen benötigt. Plakate sind wie Handzettel kurzlebig und verdienen so viel Aufmerksamkeit nicht. Die wenigsten können als Kunstwerke gelten, die meisten sollen bloß etwas verkaufen und biedern sich dem Betrachter an und schwatzen ihm etwas mit Laustärke und ohne Geschmack auf.

Bedeutsamere Arbeiten scheinen mir erstens das Buch zu sein, und zwar nicht das heute oben beschriebene, von mir begonnene typografische Liebhaberbuch, sondern das Lesebuch, weil wir es für unsere eigene Bildung benötigen, viel mehr als alle anderen Drucksachen. Und zweitens Akzidenzen wie Speisekarten und Einladungen, die schönen Erlebnissen einen gefälligen Rahmen geben sollen. Eine Speisekarte verspricht weniger Anerkennung als eine Reklame für ein Produkt, sie bringt keine Preise ein, sie ist aber in Wirklichkeit wichtiger als der ganze Ramsch von Design, der, umtanzt von Meinungsblasen, auf bunten Veranstaltungen von Designclubs gefeiert wird, deren gleichförmige Aufgeregtheit daraufhin deutet, daß sie selbst Produkte sind, die Hersteller und Verbraucher definieren — mit zweifelhaftem Gewinn.

Ein Beispiel für dieses Getöse findet gerade in Frankfurt statt, mit Internet-Stars und Box-Weltmeister und Top-Kreativen und Future-Congress und Kreativer Elite und einer 350köpfigen Jury — und die Sprache entlarvt die Absicht: “Vom 12. bis 16. Mai 2010 wird sich die Stadt Frankfurt in ein Kreativ-Mekka verwandeln: Der Art Directors Club für Deutschland e.V. veranstaltet in der Main-Metropole den ADC Gipfel 2010. Das Festival ist das größte Branchentreffen dieser Art im deutschsprachigen Raum. Den Auftakt des diesjährigen Gipfeltreffens bildet …”

Mekka ist ein islamischer Wallfahrtsort, zu dem man pilgert. “Gipfeltreffen in der Metropole” — Ein Kindergeburtstag ohnegleichen. Aber genagelt wird auch: “Die Gewinner des ADC Wettbewerbs werden am Abend des 15. Mai 2010 geehrt und mit einem bronzenen, silbernen oder goldenen Nagel ausgezeichnet. Auf der Gala trifft sich alljährlich die kreative Elite, um mit den Wettbewerbsgewinnern zu feiern.” Gibt es Galas nicht auch auf Kreuzschiffahrten? Was mir dazu einfällt, behalte ich für mich.

— Martin Z. Schröder

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Die Ur-Futura · 8. April 2010

Heute ein Nachtrag zur digitalen Futura, über die kürzlich hier gesprochen wurde. Meinem Hamburger Kollegen Helmut Bohlmann danke ich für die Übersendung einer Schriftprobe zweier Futura-Schnitte mit Mediävalziffern und den Sonderfiguren, die ich als Lettern noch nie sah und in Druckwerken selten. Hier die Abbildung komplett als PDF. Das Foto rechts läßt sich, wie immer, durch Klick vergrößern.

Die Schrift unserer Zeit — wie stolz das klingt.

Erster Nachtrag am 8.4.
Thomas Gravemaker schickt mir aus Paris neben anderen diese Ansicht (PDF)

Zweiter Nachtrag am 8.4.
Ich füge noch zwei Bilder an. Beide Drucke sind von Bleilettern 1925 entstanden. Von Probegüssen.

Die Futura-Geschichte ist nicht ganz unkompliziert, Christopher Burke hat sie in seinem Buch über Paul Renner, dem die Fotos entstammen, zusammengefaßt. Mir als Drucker scheint der Verlust der Minuskelziffern ein Zeichen für die Gleichgültigkeit der Druckereibesitzer und Schriftgießer nach dem Krieg zu sein. Die ornamentalen Schnörkel sind berechtigt untergegangen (jetzt allerdings digital teilweise wieder zu haben, was auch berechtigt ist), aber eine Schrift ohne zweiten Ziffernsatz ist immer unvollständig.

Die Neufville version ist zwar recht gut, aber von Berthold gibt es auch noch eine version, die auf jeden fall besser ist als die von Linotype.

Nachtrag am 12. 4. von Erik Spiekermann
Als wir bei MetaDesign 1996 eine eigene Futura entwarfen (digitalisiert von Lucas de Groot), hielten wir uns sehr eng an die Bauerschen proben. Leider war der auftraggeber nicht zu bewegen, mediävalziffern einzusetzen. Also haben wir nur für uns wenigstens einen mageren schnitt gemacht, der nicht nur diese ziffern enthält, sondern auch die spitzen bei M,W usw, die bei den fetteren schnitten der praktikabilität zum opfer fielen. In der originalen Futura gab es diese merkmale noch bis zur Halbfetten, die allerdings nicht besonders fett war. Ich lege mal ein pdf bei mit den schnitten, die wir damals gemacht hatten. Es gibt immerhin für jeden davon wahlweise tabellen- oder unterschnittene ziffern.

— Martin Z. Schröder

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Gemeißelt · 3. April 2010

Einen Namen auf die Visitenkarte blindprägen — davon würde ich abraten. Es bekommt so leicht etwas von Grabplatte. Und welchen Eindruck soll man von einem Zeitgenossen gewinnen, der den eigenen Namen wie gemeißelt verewigt unter die Leute bringt? Diese Art der Prägung eignet sich für Schmuckelemente, Initiale, Signete oder Firmennamen. Und dann kann sie sehr schön wirken. Hier wurde der Name aus der Delphin gesetzt und die Adresse aus der digitalen Futura, die ich hier erst kürzlich besprach. Gedruckt wurde auf Feinstkarton Gohrsmühle grau 250g/m².

Blindprägungen in Karton müssen recht fett angelegt werden, damit der Strich an Tiefe gewinnen kann. Feine Prägungen stehen nur auf Papier gut. Und wenn es eine filigrane Prägung sein soll, vielleicht auch in mehreren Ebenen, dann übernehmen die Kollegen Stahlstecher, die von Messingstöcken prägen, oder gar von Stahl, und deren Maschinen einen enormen Pressdruck ausüben. Kleine einfache Formen wie die hier gezeigten sind mit der Technik der Druckerey gut zu bewältigen.

Bei “Stein” fällt mir das frische Angebot von Georg Kraus ein: Alte Lithosteine. Das sind großartige Dekorationsstücke, ich besitze selbst zwei, einer steht dekorativ in der Küche, der andere ist irgendwo in der Werkstatt vergraben. Und bei Kraus las ich, Innenarchitekten würden diese Steine (die aus Kalkschiefer bestehen) dekorativ in Lehmwände einsetzen. Als eingemauertes Bild. Kaufen Sie sich einen! Einen ausführlichen Text mit Bildern bietet die Wikipedia.

— Martin Z. Schröder

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Futura mit Mediävalziffern · 31. März 2010

Für diese Karte wurde keine Bleiletter eingesetzt. Der Bleisatz-Futura mit Mediävalziffern bin ich nie habhaft geworden. Sie wurde aber wohl einst damit ausgestattet. Um dieses Bild zu erlangen, habe ich von einer Magnesium-Ätzung gedruckt. Diese hier ist also die digitale Futura von Neufville Digital, die von allen digitalen die größte Ähnlichkeit mit der Futura Paul Renners hat. Digital gesetzt, die Laufweite des kleinen Grades erhöht um 5 Prozent, um sie an die Bleisatzschrift anzupassen, die in so geringen Größen (hier 7 Pica-Points, entspricht etwa dem Bild von 6 Didot-Punkt) weiter läuft, damit die Lettern im Druck, der sie etwas ausquetscht, nicht aneinanderstoßen. In diesem PDF vom Klingspor-Museum wird über die Bauersche Gießerei berichtet, deren Matrizen von der Fundición Tipográfica Neufville in Barcelona übernommen wurden, die vor einiger Zeit das Gußprogramm einstellte.

Die Karte wurde mit einem vierseitig umlaufenden roten Farbschnitt ausgestattet.

Der digitale Satz nimmt kaum weniger Zeit in Anspruch als der Bleisatz, weil etliche Details nachgearbeitet werden müssen. Schriftsatz läßt sich nur begrenzt automatisieren.

— Martin Z. Schröder

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Visitenkarte für einen DJ · 9. April 2008

Es kommt vor, daß ein originelles Design für eine Visitenkarte verlangt wird. Was kann ein Bleisetzer und Buchdrucker einem DJ bieten, der in Berliner Clubs auflegt? Eine Karte mit der Anmutung eines Tickets. Ich hätte die Karte freilich noch ein wenig altertümlicher entwerfen können, zur Futura die Walbaum setzen oder sogar eine Fraktur. Aber für einen DJ wollte ich es nicht zu “original” aussehen lassen, also habe ich für den Namen die Steile Futura verwendet, für den kleineren Titel darüber die dreiviertelfette Futura (soviel ich weiß, liegt dieser Schnitt nicht digital vor, wie kann das denn sein?), die Stilrichtungen der Musik in der mageren Futura gesetzt und die Telefonnummer aus der schmalmageren. Die Telefonnummer wurde für das Foto freilich geändert; die Karte mit allen anderen Angaben hier auszustellen, hat mir mein Kunde ausdrücklich gestattet – es handelt sich ja um eine Geschäftskarte mit werbendem Charakter. Die Perforation wurde auf einer alten Perforiermaschine mit Pedalbetrieb eingesetzt.

— Martin Z. Schröder

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Schmalhalbfette durchrütteln · 28. März 2008

Wieder zwei Seiten Max Goldt gedruckt: Die Überschrift des Textes, dessen Gestalt zu entwerfen war, forderte heraus: „Das Unverrüttelbare“. Ich habe den Text aus der schmalhalbfetten Futura gesetzt, als Block mit drei verschiedenen Satzbreiten, dann die Zeilenzwischenräume entfernt, ihn also kompreß gesetzt (im Gegensatz zu splendid). Der Block steht auf einer Linie, diese balanciert auf einem Kreis, siehe Foto. Daneben eine zeigende Hand, die es im Bleisatz in verschiedenen Größen gibt und in verschiedenen Ausführungen der zahlreichen Gießereien, welche dieses Symbol für den Fingerzeig im regelmäßigen Angebot führten. Die beiden comic-artigen gerundeten Strichlein neben dem Kreis sind Klammern von zwei Graden der dreiviertelfetten Futura. Schließlich habe ich den Text ordentlich durchgerüttelt, denn was ist schon unverrüttelbar? Hoffentlich ist der Autor nicht gekränkt! Zwecks Durchrütteln habe ich innerhalb des Textes Blindmaterial zwischen die Zeilen gestopft, einige Quadraten in der Stärke von ein und zwei Punkt und etwas Ausschluß aus dem Setzkasten, nur die erste und letzte Zeile habe ich nicht angerührt, um die Blockform in den Umrissen nicht zu beeinträchtigen. Am besten erkennt man die Technik des Durchrüttelns, wenn man sich die Druckform von unten anschaut, also die Füße der Lettern.

Einst als Lehrlinge haben uns die Bezeichnungen der Schriftschnitte amüsiert, wir haben sie auf Menschen angewendet: gewöhnlich, mager, zart, schmalmager, halbfett, schmalhalbfett, dreiviertelfett, schmalfett, fett, extrafett, breit, breitfett usw. Kennt jemand ungewöhnliche deutsche Bezeichnungen von Schriftschnitten?

Die zweite Seite ist Teil eines doppelseitigen Textes, der erst im Ganzen funktioniert, ich zeige auf dem Foto nur einen kleinen Ausschnitt des Satzes aus der Walbaum, ein besseres Foto gibt es sicherlich später von der wirklichen Doppelseite im fertigen Buch. In den Ostertagen konnte ich endlich eine Menge Satz ablegen, also Druckformen auseinandernehmen und die Lettern zurück in ihre Setzkästen sortieren. Und nach Ostern prasselten wie nach Verabredung lauter eilige Druckaufträge herein. Deswegen bleibe ich dieser Tage etwas wort- und bildkarg.

— Martin Z. Schröder

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Och, Kugeln · 17. März 2008

Wieder ein neuer Druckbogen vom Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt. Übrigens wird das Fleerrrmoisen ausgesprochen, mit rollendem rrr. Und wenn das so rollt, dann hört man fast ein deutsches „Fleder“ darin. Hört sich sowieso sehr gut an; wer einen Niederländer oder Belgier oder eine Niederländerin oder eine Belgierin oder einen Arubaner oder eine Arubanerin oder einen Surinamer oder eine Surinamerin oder jemanden von den Niederländischen Antillen oder sonstwoher kennt, der diese Sprache spricht, sollte sich von diesem oder dieser oder jenem mal Nederlandse vleermuizen aufsagen lassen.

Der Druckbogen wirkt wie fast immer unspektakulär und seltsam zugleich, denn es sind ja keine echten Doppelseiten, die gedruckt werden. Doppelseiten werden es erst beim Binden. Das erste Foto also zeigt den Druckbogen von gestern, ein dunkles Grün habe ich dafür gemischt. Auf dem zweiten Foto ist die Druckform zu sehen mit den beiden schräg laufenden Zeilen. Das ist ja immer etwas fummelig, man muß den Schließrahmen genau verkantet füllen, so daß die Form hält, aber nur das schräg bleibt, was schräg gedruckt werden soll. Früher haben Setzer und Drucker in solchen Fällen die Form gemeinsam geschlossen. Schließform heißt dieser Rahmen mit Inhalt, weil die Form mit Keilschlössern befestigt wird, auf dem Foto hier abgeschnitten. Ein andermal mehr dazu. Das dritte Foto zeigt eine wirkliche Doppelseite, wie sie später im Buche steht. Hier läßt sich der Satzspiegel ahnen. Er gleicht haargenau dem des ersten Buches, die Konstruktion wurde via Tschichold aus der Gutenberg-Bibel geklaut. Also: der Typograf Jan Tschichold hat, wie viele vor ihm, gemerkt, wie sich die Proportionen in den mittelalterlichen Büchern, die Seitenverhältnisse, die Verhältnisse der Buchseite, die der Kolumne und die zwischen Seite und Kolumne, also bedruckter Fläche, ähneln und hat ein Konstruktionsprinzip dahinter vermutet. Er hat etliche Handschriften nachgemessen, an denen sich die Inkunabeldrucker orientiert haben. (Inkunabel – Wiege, Windel; aus der Wiege des Buchdruckes; alle Drucke von 1440 bis 1500 werden Inkunabeln genannt.) 1953 gelang es Tschichold, den „Goldenen Kanon der spätgotischen Buchseiteneinteilung“ zu rekonstruieren. Er hat das in seinem berühmten Aufsatz „Willkürfreie Maßverhältnisse der Buchseite und des Satzspiegels“, dem die schöne Formulierung entnommen ist, ausführlich dargestellt (J. Tschichold: Schriften 1925 – 1974, Brinkmann & Bose, Berlin 1992). Seither fehlt diese Unterrichtung in keiner vernünftigen Schrift über Buchtypographie. Die Neunteilung der Buchseite in Höhe und Breite hat Tschichold in der nach dem französischen Baumeister Villard de Honnecourt genannten „Villardschen Figur“ wiederentdeckt: „Die letzte und schönste Bestätigung für die Richtigkeit meines (…) Ergebnisses gewährt mir (…) die (…) Villardsche Figur. Dieser noch wenig bekannte, wahrhaft erregende gotische Kanon bewirkt harmonikale Teilungen und kann in jedem beliebigen Rechteck errichtet werden.“ (ebd.) Ich hab das vor zehn Jahren in meinem ersten (und dafür recht meinungsstarken) Zeitungsartikel über Typografie etwas genauer dargestellt und begnüge mich daher hier nur noch mit einem Hinweis auf den Text in der Manuskriptfassung: Anmut – Berliner Zeitung 1989.pdf

Der zweiten Doppelseite sieht man den Satzspiegel nicht an, die rechte Seite geht oben sogar darüber hinaus. Ich nehme mir in diesem Buch etwas mehr Freiheit für die typografisch spielerischen Abteilungen. Das folgende Bild zeigt die drei Schriften, die auf dieser Doppelseite zusammenfinden. Links eine 1980er-Jahre-Parole aus den Schriften Neon (Erstguß 1935) und Forum (1948) mit der Futura, rechts ein längeres Gedicht dazu aus der Zentenar-Fraktur. Das Foto darauf zeigt ein Detail der Satzform der linken Seite. Die Neon ist schon etwas abgenudelt, wurde offenbar gern eingesetzt, vermutlich für Reklame. Da die Schrift wegen der fetten Form ohnehin etwas mehr Druck braucht und nicht besonders empfindlich ist, kann ich damit aber noch ausreichend gut drucken. Sogar das kleine Loch im Schaft des B verschwand im Druckbild.

Nächstes Bild: Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, fünfmal ein OCH untereinander zu setzen: Kugeln, Halbkugeln und eine Leiter. Die Schrift heißt Largo und wurde 1950 erstmals gegossen. Durch die Umrisse verdoppeln sich die Kugeln. Weil durch diese Abweichung von der Mittelachse die traditionelle Form ohnehin gestört war, habe ich den Schmuckrahmen aus den Meister-Ornamenten geöffnet.

Die Schriftsetzer werden hier sehen, daß mich eine Handwerksregel wenig interessiert: das kleinste Blindmaterial innerhalb einer Zeile wird immer nach innen gesetzt, an die Schrift. Durch dieses System ist es immer einfach auszurechnen, wieviel Blindmaterial in einer Zeile liegt. Außen muß immer großes Material liegen, damit es nicht umfällt, wenn die Zeile einmal seitlich frei steht und nicht durch Steg oder Kolumnenschnur gehalten wird und damit es nicht verrutscht in der Schließform. Meistens halte ich mich an diese Regel, aber diese Zeilen habe ich nachträglich korrigiert und dabei das Blindmaterial nicht an die Schrift gesteckt, um die späteren Korrekturen zu erleichtern. Wenn man die dünnen Spatien mit der spitzen Ahle greift und dabei abrutscht, kann der weiter entfernt stehenden kostbaren Letter kein Unglück geschehen. Das Loch in der Form hätte ich ausfüllen können, genau ein Geviert von Nonpareille (6 Punkt) paßt hinein, aber es hätte hier keine Funktion zu erfüllen, auch ohne dieses Geviert kann kein Teil verrutschen.

Über der Largo steht der Text in der hier schon ausführlich besprochenen Schrift Delphin, die ich hier noch einmal im Bleisatz zeige; drumherum der Rahmen aus Meister-Ornamenten, so ist alles im Duktus der Breitfederzüge gehalten, eine Seite in Renaissance-Charakter also.

— Martin Z. Schröder

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Schmalmagere und dreiviertelfette nieuwe Vleermuizen · 7. Februar 2008

Es mangelt mir an Zeit, deshalb kommen die Fortschrittsnachrichten zum neuen Büchlein von Max Goldt dieser Tage spärlicher. Ab und zu ein Eilauftrag ist leicht zu verkraften, aber mehrere auf einmal fesseln den Drucker an das Tagewerk, und das ist ja auch nicht unwillkommen.

Es gibt Neuigkeiten: Das Büchlein hat einen Titel bekommen: Dieser lautet Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen.

Ich freue mich über die Nachfragen hinsichtlich des Erwerbs der Vleermuizen, weil sie so freundliches Interesse an unserer Arbeit bekunden. Aber Bestellungen kann ich noch nicht annehmen. Sobald ich den Vertrieb organisiert habe, gebe ich hier Nachricht. Vor dem Spätsommer werde ich aber mit all dem Setzen, Drucken und Binden kaum fertig sein.

Gestern habe ich eine weitere Doppelseite gedruckt. Die beiden abgebildeten Seiten werden im Büchlein nicht nebeneinander stehen. Das bemerke ich noch einmal, weil die später im gebundenen Büchlein einander gegenüberstehenden Seiten aufeinander abgestimmt werden. Den gestern gedruckten Seiten in einem grünlichen Blau (es sind die Seiten 12 und 21) werden die im vorherigen Beitrag vorgestellten braun gedruckten Seiten beigesellt werden.

Auf der linken Seite des neuen Bogens steht eine Aufforderung an sich auf sämtlichen Gebieten durch große Leistungen auszeichnende Gäste eines Haushaltes, die ins Badezimmer zu hängen ist. Zum Einsatz kamen die Futura Buch (ein Schnitt zwischen mager und halbfett, der längere Texte angenehm lesbar machen soll), die schmalmagere und die dreiviertelfette Futura, letztere ist seltsamerweise nicht digital zu haben, sondern nur im Bleisatz. Sie wird sogar noch gegossen, nämlich in der Bauerschen Gießerei in Barcelona, einst eine von zwei spanischen Filialen des Stammhauses in Frankfurt, die zweite war in Madrid ansässig.

Zum Text aus Futura wurde Schmuck gesellt, das Initial A wurde aus zwei schrägen spitzwinkligen Dreiecken zu einem gleichschenkligen geformt. Durch einen glücklichen Zufall konnte ich ein Paket mit geometrischen Messing-Ornamenten erwerben, die den bereits vorhandenen Bestand ergänzten. Wie immer war das Auspacken aus der Originalverpackung der Gießerei ein Fest. Diesmal stammt das Paket aus der Johannes Wagner GmbH – Schriftgießerei und Messinglinienfabrik in Ingolstadt, die in den 1990er Jahren schloß. Ein Teil der Schriftmatrizen ging aus Ingolstadt nach Barcelona, beispielsweise die der Englischen Schreibschrift Excelsior, deren Bestand ich einst mit Lieferungen aus Ingolstadt aufbaute und jünst mit Lieferungen aus Barcelona erweitern konnte. Die Ingolstädtische Gießerei hat eine bewegte Nachkriegsgeschichte hinter sich, die ich bei Gelegenheit einmal erzählen möchte. In braunes Packpapier waren die Messingteile eingeschlagen, darunter kam rotes Wachspapier zum Vorschein, das innen mit weißem, weichen Papier gepolstert war. Das Messing leuchtet einem dann wie ein Goldschatz entgegen. Es ist schon auch immer etwas merkwürdig, so alte Sachen aus der Originalverpackung zu nehmen, in einen Kasten einzusortieren und auch zu verwenden. Man fragt sich ja unwillkürlich, was mit den Sachen geschehen wird, wenn man selbst aus irgendwelchen Gründen nicht mehr darüber verfügen kann.

In ein Oval, das einen Spitzfederzug imitiert, habe ich die Überschrift des Textes gestellt. Könnte ein Spiegel im Badezimmer sein. Das ist nicht ganz einfach zu bauen, wie man auf dem Foto vielleicht sieht. Die Lettern müssen im Rahmen fest verkeilt werden, damit sie während des Druckens in der Maschine an ihrem Platz bleiben und auch das Blindmaterial (die nichtdruckenden Teile) durch die Erschütterungen der Maschine nicht auf Schrifthöhe steigen und als Spieße mitdrucken. Gewöhnlich muß man Formen nicht so fest bauen, weil sie Halt finden durch das Schließen der Druckform, worin Keilschlösser die Einzelteile zusammendrücken und im Rahmen durch diesen Druck festhalten. Messing ist aber starr, man kann das Oval nicht von außen zusammenpressen, sondern muß die Schrift innen von Hand verkeilen. In nebenstehendem Foto steckt der Vierkant-Schlüssel in einem Schließzeug, wie wir die Keilschlösser nennen. Alle drei Schlösser in diesem Rahmen werden beim sogenannten Formschließen gleichmäßig Zug um Zug angezogen. Die Qualität des Schriftsatzes zeigt sich, wenn der Rahmen gehoben wird. Sind die Zeilen unterschiedlich mit dem nichtdruckenden Material gefüllt, also verschieden lang, dann wird das ein oder andere Teil der Form entgleiten. Im schlimmsten Fall bricht sie einfach durch. Ist mir bislang noch nie passiert. (+++) Angst ist manchmal ganz gut, weil sie vorsichtig macht. Und freilich hebt der vorsichtige Drucker die Form nach dem ersten Schließen erst einmal nur einige Millimeter an und tastet sachte nach lockeren Teilen. Denn zerrisse es die Form gar erst in der Maschine, wäre das Geschrei groß.

Auf der rechten Seite steht einer der Texte von Max Goldt, die sich dem Medium Radio widmen. Goldts Radiotrinkerin ist sicherlich sein bekanntester Radio-Text. In unseren Vleermuizen nun wird ein etwas ausführlicherer Programmhinweis auf eine Diskussion dargeboten. Ich habe den Text aus der Schreibmaschinenschrift gesetzt, er könnte also das Manuskript sein, das ansagend abgelesen wird. In diese Ansage platzt die Hereinreichung zweier Zettel aus aktuellem Anlaß einer Programmänderung. Diese Passagen sind aus der Schrift Block-Signal gesetzt, die, so gibt mein Bleisatzlieferant Georg Kraus Auskunft, Walter Wege für die Berliner Schriftgießerei H. Berthold AG entworfen hat und die 1932 erstmals gegossen wurde. Eine Schreibschrift mit wenigen Rafinessen. Es gibt zwei Versionen der Minuskel s, einmal mit einem Strich zum nächsten Buchstaben, einmal ohne. Am augenfälligsten sind die beiden Versionen des r. Das runde r hat seinen Ursprung in der karolinigischen Minuskel und wurde bis ins 17. Jahrhundert als eigener Buchstabe, später als Teil von Abkürzungen verwendet. In manchen Schreibschriften hat es sich gehalten, in vielen älteren Handschriften ist es zu sehen. In der Excelsior beispielsweise ist das runde r als eine Figur gearbeitet, an die sich der folgende Buchstabe anschließt, das gerade r ist als Schluß-Buchstabe ausgeführt. Anders in der Block-Signal, hier sind beide für die Verwendung im Wort geeignet. Ich habe die verschienenen r in den Zeilen der Block-Signal gemischt, in dem Wort “durch” sieht das runde r für meine Lesegewohnheit derart seltsam aus, daß ich “dusch” zu lesen geneigt bin, an anderen Stellen bleibe ich nicht hängen.

Gedruckt habe ich mit grünlichem Blau, das ich ein wenig mit Schwarz abgetönt habe. Der Vorzug der alten Buchdruckfarben ist, daß sie nur auf dem Papier trocknen, nicht aber in der Maschine. Offsetfarben von heute sind für schnellstes Trocknen eingerichtet, damit die Farbe in den rasend schnell druckenden Maschinen nicht verwischt oder abzieht. Ich bin sehr froh, daß ich noch alte Farben verwenden kann; irgendwann aber muß ich mich wohl neueren Produkten nähern. Ein schönes rötliches Blau geht schon zur Neige.

Das letzte Bild zeigt einen Kontrollblick. In dem Büchlein, das den Vleermuizen vorausging, dem Plastikfisch, habe ich einen Satzspiegel konstruiert in Seitenverhältnissen nach der Gutenbergbibel. Streng daran halten will ich mich diesmal nicht, weil manche Entwürfe aus diesen Maßen ausbrechen. Aber textlastige Seiten (und Text gibt es diesmal mehr als im Vorgänger) sollen den Entwurf beibehalten.

Schließlich möchte ich auf das noch recht neue Blog “Schweizer Degen. Print & Publishing Consulting” von Johannes F. Woll hinweisen, das vor allem für Kollegen interessant werden könnte. Auf der Suche nach bloggenden Druckern fand er erst einmal einen, der zufällig älteste und neueste Medientechnik verbindet – vielen Dank für die freundliche Empfehlung!

— Martin Z. Schröder

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Ornamentales Gewitter mit Sinfonie · 28. Januar 2008

Freitag war ein Zwölfstundenwerkstattag. Morgens kam eine Künstlerin. Ich hatte am Donnerstagabend die gußeiserne Nudel (eine Zylinder-Abziehpresse) hervorgeholt, aufgebaut, geölt und justiert. Am Donnerstag hatte ich schon sechs Stunden lang an einem Werkzeug aus Eisen herumgefeilt, bis es in die Nutmaschine paßte, Donnerstag hatte nur Maschinenpflege auf der Menükarte des Druckers gestanden. Wenn man ein altes Handwerk betreibt, muß man eben basteln, statt ein fabrikneues Teil zu ordern. Die Künstlerin und ich haben dann am Freitag drei Stunden lang Holzlettern abgezogen, verschoben und abgezogen für eine knappe Sekunde in einem Trickfilm. Ich war froh, daß Druckerschwärze nicht an den Armen emporkriecht. Ein Drucker wird selten richtig dreckig, wenn er zuzufassen versteht, schon gar nicht bekommt er viel Druckerschwärze ab. Aber wenn ich nicht nach jedem einzelnen Abzug die Holzlettern reinigen wollte, um sie für den Trickfilm um Winzigkeiten zu verschieben, mußte ich schwarze, klebrige Hände hinnehmen. Nach einer kurzen Mittagspause habe ich eine Kundin beraten und den Auftrag für ein Exlibris entgegengenommen, gegen vier begann ich, den Nußknacker (das ist der Spitzname des großen Pedaltiegels, auf dem ich das Goldt-Buch drucke) einzurichten und eine Seite zu entwerfen und zu setzen, gegen acht konnte ich mit dem Drucken beginnen, und gegen halb zehn war ein neuer Bogen mit zwei Seiten gedruckt: der zweite Teil des Kurzdramas sowie ein zweistrophiges Gedicht. Und abends standen im Kontor noch die digitalen Entwürfe für das Exlibris auf dem Programm.

Aber nun zum Goldt-Buch: Beim Satz des Kurzdramas hatte sich die Frage gestellt, wie der Name Lanchester zu trennen sei: Lanches-ter oder Lanche-ster. Letzteres wäre nach deutschen Regeln richtig, aber ich habe nachgeschaut, wie man im Englischen trennt. In guten Wörterbüchern liest man sich ja gern mal fest, weil sie so interessant sind. Die englische Sprache hat freilich andere Trennregeln als die deutsche, die uns Deutschen recht eigentümlich erscheinen. Der Schriftsetzer schaut dazu in sein am Arbeitsplatz neben dem Rechtschreibwörterbuch stehendes Hilfsbuch: „Der Satz und die Behandlung fremder Sprachen. Ein Hilfsbuch für Schriftsetzer und Korrektoren. Unter Mitwirkung tüchtiger Fachgenossen bearbeitet von Wilhelm Hellwig“, 4. Auflage, Verlag von Klimsch & Co., Frankfurt a.M. 1920. Ich zeige nebenstehend Fotos mit Auszügen. Man kann sich festlesen –. Also Lanche-ster.

Im gebundenen Büchlein (für das ich aus Max Goldt bald mal einen Titel quetschen sollte) werden die beiden Teile des Kurzdramas nebeneinander stehen und eine Doppelseite bilden, die sich durch elegante Feinheit auszeichnet; das Gedicht aber wird neben dem Monolog stehen, den ich aus der ornamentalen Schwabacher-ähnlichen Grandezza gesetzt habe. Im Entwurf ist also die Doppelseite zu berücksichtigen. Denn ich darf ja nicht jede Seite einzeln ohne Rücksicht auf die Seite daneben entwerfen. In einem aufgeschlagenen Buch sehen wir immer zwei Seiten. War also die Frage, was ich neben der Grandezza veranstalte, denn da beide Seiten in einer Farbe (schwarz) gedruckt sind, ist ein völliger Verzicht auf Bezugnahme kaum möglich. Ich habe mich entschieden, der Grandezza ein ornamentales Gewitter neuerer Art entgegenzustellen: Schriften: Futura und Sinfonie, dazu geometrische Elemente. Also nicht die Typographie verschwinden zu lassen hinter dem Sinn des Textes, wie in dem Kurzdrama, dessen gehaltvolle Typographie mit Details wie dem Randausgleich (im Bleisatz der letzten Jahrhunderte nicht mehr üblich) und der Binnendifferenzierung durch Schriftschnitte, -größen und -alphabete nur Kenner werden wahrnehmen können, sondern den Inhalt in eine Form zu geben, die statt zu schweigen laut mitspricht und noch ein Tänzchen dazu aufführt.

Worum geht es in dem Gedicht? Es trägt den Titel „Drinlassen und Rausholen“ und ist mindestens zweideutig lesbar. Mir kam eine Eingebung, die ich ausprobiert und für gut befunden habe, nämlich diese Interpretation von Mehrdeutigkeit (die meine eigene ist) zu verstärken, indem ich eine dritte Strophe hinzudichtete: aus typographischen Mitteln und ohne Einsatz von Schrift. In der Überschrift ersetzte ich das „und“ durch das Zeichen &, weil dieses in der Schrift Sinfonie ein völlig verrückter Kringel ist, der mir in seiner Frechheit ausnehmend gut gelungen scheint. Diesem gegenüber an den Fuß der Seite habe ich als Gegengewicht einen anderen Kringel gesetzt: eine auf dem Kopf stehende 5 aus derselben Schrift. Den Fett-Fein-Kontrast der Sinfonie habe ich mit zwei Schnitten der Futura aufgegriffen, nämlich mit der schmalhalbfetten, die in ihrer Schmalheit wiederum mit dem schmalen Schnitt der Sinfonie-Minuskeln (Kleinbuchstaben) korrespondiert, sowie der schmalmageren, die als herausgezogene Spitzmarke in Versalien jede der beiden Strophen einleitet. Es ist also ein Gestrüpp von Beziehungen entstanden und eine stark ornamentale linke Buchseite, die mir als Antwort auf die verschnörkelte Grandezza auf der rechten Seite passend erscheint. Ich frage mich, ob Max Goldt mir den Kopf nur waschen oder ihn mir abreißen oder ihn verständnisvoll und begütigend anschauen wird, wenn er zur Kenntnis nimmt, daß ich sein und in ein & verwandelt habe. Korrekt zitierfähig ist ein typographisches Bilderbuch so freilich nicht. Aber die Literaturwissenschaftler sollen ja auch künftig was zu tun haben.

Es zeigte sich mir an dieser Seite noch einmal die Aufgabe, die zu erfüllen ist: eine Sammlung von Texten typographisch erklingen zu lassen und dabei mehreres zu entfalten: die Texte von Max Goldt sind für sich gut lesbar zu machen; Typographie ist einerseits in ihrer dienenden Funktion darzustellen, andererseits als eigene und eigentümliche Mixtur aus Wissenschaft, Kunst und Geschmacksbildung; zuletzt ist auch der Bleischriftenbestand einer kleinen Buchdruckerei weitgehend zu erfassen, um die typographische Vielfalt zu illustrieren, die auch mit geringen Möglichkeiten entstehen kann, geringer zumindest als jene heutiger „Fachgenossen“ mit digitalen Arbeitsmitteln und einem unvergleichbar größeren Schriftenangebot.

Ich wurde nach der Fortsetzung der Geschichte mit den Buben aus der Nachbarschaft gefragt. Am Freitag kamen sie mal gucken, als ich an der großen Maschine, dem Nußknacker druckte. Der Drucker, der daran arbeitet, hat übrigens auch einen Spitznamen: Rumpelkutscher. Der Nußknacker rumpelt allerdings recht ordentlich. Daß die Buben zwei Verabredungen platzen ließen, haben sie mir plausibel entschuldigend erklärt, aber ich möchte dieses Blog von Indiskretionen frei halten – auch Kinder sind Privatleute. Wenn wir demnächst wieder etwas drucken, zeige ich gern die Arbeit.

— Martin Z. Schröder

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Führerscheine drucken · 3. Januar 2008

Heute waren die beiden Jungen aus der Nachbarschaft in der Werkstatt. Kaum hatten sie mich gestern, am ersten Arbeitstag nach den Ferientagen entdeckt, kamen sie herein: „Können wir jetzt?“ Aber ich war gerade dabei, die Gletscherlandschaft auf meinem Schreibtisch abzuschmelzen. Heute nahm ich mir zwei Stunden Zeit. Kinder auf die Zukunft zu vertrösten – das schmeckt immer etwas schal.

Ursprünglich wollten sie Visitenkarten drucken, weil das eine meiner Hauptbeschäftigungen ist. Aber eine Druckerei kann ja mehr. Ich schlug ihnen Geheimdienstausweise vor, was sie erheiterte, und Führerscheine, was ihnen höchst geeignet erschien.

Die beiden sind zehn und elf Jahre alt (und nicht acht, wie ich irrig geschätzt hatte) und gehen in die Grundschule eine Straße weiter. Einer der beiden wurde dorthin strafversetzt. Das Strafrechtssystem der Pädagogik wirkt auf mich befremdlich: Der Knabe wurde beschuldigt, eine Sache verunstaltet zu haben; soviel ich verstanden habe, war ein gewisser Sachschaden entstanden und eine gewisse Peinlichkeit. Er sei es nicht gewesen, berichtete er mir, er habe aber zugeschaut. Da er früher manchmal die Unwahrheit gesagt habe, habe man ihm nun nicht geglaubt und ihn für schuldig erklärt. An der neuen Schule gefalle es ihm nun besser. Ist es das, was man ausgleichende Gerechtigkeit nennt? Das Schicksal waltete gütig. Ist aber die Vorstellung, man könne Probleme lösen, indem man vermeintliche oder wirkliche Verursacher aus einer Gemeinschaft entfernt, mit unserer Kultur, unseren Wertvorstellungen vereinbar? Hier handelten Pädagogen wie Strafrichter, allerdings ohne die Grundsätze unserer Rechtsordnung einzuhalten: bewiesener Sachverhalt, definierter Tatbestand, Würdigung der Umstände, Mitspracherecht, gesetzliche Rechtsfolge. Ich wünsche jedem Kind, das in der Schule dermaßen dumm und gemein behandelt wird, daß es genug Leute kennt, die sein Gerechtigkeitsgefühl im Lot halten. Schule zeigt sich nicht selten als Parallelgesellschaft, fern unserer Rechtsordnung.

Den Führerschein haben wir aus lichter Futura (das Versal D), Futura Buch (Titel), Schreibmaschinenschrift (Ort, Datum) und magerer Futura (Gültigkeitshinweis) gesetzt. Einer der beiden zeigt mir in einer schnellen Skizze die Serifen an einem E und erklärte, daß eine solche Schrift auf meinem Führerschein, den ich gezückt hatte, keine Verwendung gefunden habe und daher auch für ihren nicht eingesetzt werden solle. Die Namen haben wir in Schreibmaschinenschrift-Versalien gesetzt, auf den Fotos sind Druck und Bleisatz der Blanko-Ausweise zu sehen, die wir noch zusätzlich gedruckt haben. So gründet man eine Führerscheinbehörde. Für eine andere Drucksache hatte ich ein Olivgrün gemischt aus lasierendem Oliv, Drucköl, Gelb, Hellbraun und gelblichem Grün. Das mußte dann auch für die Karten genügen; der Karton dazu kommt aus dem Restebestand: Pop’Set Five Cyber Grey 250g/m² von Arjowiggins.

In den zwei Stunden haben wir gesetzt, Papier geschnitten und gedruckt, wurden die Führerscheine von ihren Eigentümern unterschrieben und waren meine Besucher einmal auf dem Hof und einmal auf der Straße, weil sie Bewegung brauchten. Hinterher boten sie mir, weil ihnen die Arbeit soviel Spaß gemacht hatte, einen Ausbildungsvertrag an, fanden die von mir grob veranschlagten Kosten für zwei Jahre aber deutlich zu hoch, um sie ihren Eltern zumuten zu können. Worauf ich vorschlug, erst einmal die Schullaufbahn weiter zu verfolgen und die Verhandlungen in einigen Jahren erneut aufzunehmen. Sie sagten mir, daß sie es nett von mir fänden, daß ich mir die Zeit genommen hatte, ich überließ ihnen noch zwei aufwendige Papiermusterhefte, sie dankten für alles, verabschiedeten sich und gingen, und ich nehme an, sie werden künftig wieder mal hereinschauen. Daß wir eigentlich zwei Unterrichtsstunden abgehalten haben, daß sie ein bißchen rechneten, etwas über Schrift erfuhren, Einblick in die Preiskalkulation nahmen, also einen Beruf in groben Zügen kennenlernten, haben sie vermutlich nicht als „Beschulung“ erfahren. Ich auch nicht, denn ich habe mich nicht vorbereiten müssen und keinen Plan verfolgt. Und ich habe ein wenig über das heutige Kinderleben in meinem Kiez gelernt. Es waren zwei vergnügliche Stunden.

— Martin Z. Schröder

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Lettern auf der Leine · 27. Dezember 2007

Wie nennt man eigentlich das Genre von so köstlichen Aufträgen wie diesem: „Mir gefällt die Visitenkarte von Christian Morgenstern in Ihrem Schaufenster. Bitte drucken Sie mir ein Absender-Etikett für meine Geschäftspost. Ich nehme den Entwurf, den Sie für gut befinden. Vielleicht nicht ganz so spielerisch belebt wie die Visitenkarte und gerne in einem schmalen Querformat. Eine Bitte: ein G möge darin als herausgehobener Buchstabe vorkommen.“ Ist das Auftragskunst à la Vision By Call, wie sie die Künstlerin Barbara Wrede anbietet? Solche Entwürfe entstehen nicht am Bildschirm, dazu brauche ich mein gewohntes Handwerkszeug in der Werkstatt: Schreibfedern, Bleistift, Lineal, Papier, Schere, Klebstoff und jederzeit die Möglichkeit, eine Letter aus einem Kasten zu nehmen und einen Andruck herzustellen. Ich habe eine ganze Reihe von Schriften, die als digitale Fonts nicht zur Verfügung stehen. Die Skizzen, die dabei herauskommen, sind oft so flüchtig, daß es mehr Vorstellungskraft bedarf, als ein Laie, der heutzutage an die Klarheit der eigenen Computer-Ausdrucke gewöhnt ist, aufbringen kann.

Wenn ich beinahe machen kann, was mir gefällt, stehe ich erst einmal etwas wenig dumm da: mit so wenigen Anhaltspunkten und so viel Freiheit. Üblicherweise befrage ich meine Kunden zumindest ein wenig, um eine Richtung bestimmen zu können. Die meisten Menschen haben zumindest vage Vorstellungen davon, welche Art von Entwurf zu ihnen passen könnte. Manchmal sieht das Ergebnis eines Entwurfs-Prozesses zwar gänzlich anders aus als anfänglich gedacht, aber dazu kommt es durch gezielte Arbeit. Angesichts von Entwürfen klärt sich vieles. Aber so ganz frei?

Gewöhnlich verlangt meine Arbeit keine Originalität, weil ich mich an älteren Stilrichtungen orientiere. Ideen muß ich entwickeln, wenn es gilt, innerhalb dieser Entwurfsgrenzen Texte unterzubringen und einen Zeilenfall gut anzuordnen. Der freie Entwurf, der sich an der klassischen Moderne orientiert, an den mehr oder minder wilden Typo-Grafiken der Zeit nach dem Jugendstil, bedarf einer anderen Herangehensweise. Text kann als Element für sich genommen werden und auf die Form wirken, anstatt sich ihr unterzuordnen. Nach einigen Wochen, in denen ich immer mal wieder grübelte, wie so ein Etikett aussehen könnte und mir klar wurde, daß die Freiheit durch die Nennung eines Vorbildes nicht so grenzenlos ist wie zuerst angenommen, nachdem meine Vorstellungen sich also ordneten und ich einiges verrückte Zeug noch vor der Skizze verwarf, verfiel ich auf den Gedanken, ein Versal-G als räumliche Figur einzusetzen. Wie verhält sich ein optisch kreisrundes G (etwa aus der Futura), wenn es auf eine Leine gehängt wird? Mit der Redis-Feder (auch Schnurzugfeder genannt, sie gibt einen immer gleich breiten Strich) habe ich flüchtig ein lichtes Futura-G gezogen, dazu ein zweites mit kleinerem Umfang zur Kontrolle, habe die beiden ausgeschnitten und nachgeschaut, wie sie sich neigen, wenn man sie auf eine Leine hängt. Durch den abgewinkelten Haken des G kann man die Leine nicht ziehen, ohne daß das G einem gestürzten e ähnelt. Und wenn man das G vorne an der offenen Spitze einhakt, dann schwingt der Haken leicht nach oben. Das war’s, was ich genau sehen wollte.

Nun galt es, den roten Faden in den vorgegebenen Text laufen zu lassen. Ich hatte mit den echten Daten einige Varianten probiert, die ich hier nicht zeigen kann. Denn für die Fotos wurden Buchstaben so oft umgesteckt, bis mein Auftraggeber nicht mehr erkannt werden kann, der Diskretion wegen. Das ging ganz einfach, weil die Lettern der Schreibmaschinenschrift allesamt gleich breit sind.

Auf einem Foto wird der spitzwinklig verkeilte Bleisatz gezeigt. Auch das wäre für die Skizze schwierig. Ich drucke meistens zuerst den Satz an, schneide ihn aus und mache eine Klebeskizze. Lieber ziehe ich die Entwurfsarbeit aber gleich bis in die Druckmaschine und setze die Skizze manchmal schon um, wenn ich sie nur im Kopf habe. Der Satz wird für den Druck genau eingerichtet in der Schließform der Druckmaschine. Wenn eine zweite Farbe dazu kommt, müssen beide Formen und die Anlage für das Papier in der Maschine sehr exakt gebaut werden, damit die Farben paßgenau drucken. Die Handanlagen, die ich konstruiere, arbeiten präziser als in einfarbig druckenden Offsetdruckmaschinen, die das Papier für mehrere Farben mehrmals durchläuft.

Möglicherweise ist es sinnvoll, das Etikett schräg aufzukleben, so daß die rote Linie parallel zur langen Papierkante läuft. Das abgebildete Kuvert hat die Maße des Formates DIN C5, also etwas größer als eine halbe A4-Seite. Das Etikett ist 80 mm breit und 26 mm hoch.

— Martin Z. Schröder

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Junge Setzer und Drucker, Teil 2 · 7. Dezember 2007

Im Dezember vergangenen Jahres bot ich Freunden an, einen ihrer Söhne für ein paar Tage in meine Werkstatt zu entsenden zu einem Bildungsurlaub. Die Freunde kamen auf den Gedanken, daß es mit zwei Buben für alle Beteiligten angenehmer sein könnte; aus Erfahrung befürwortete ich diesen Vorschlag, und im August wurden mir für eine Woche zwei 8jährige Praktikanten ins Haus gebracht: Malte (links im Bild) und Luca (in der Mitte). Die Vorbereitung dieser Aktion war recht ungefähr, weil ich einen der beiden nicht sehr gut, den anderen gar nicht kannte. Aber ich wollte schon wie einst mein erster Meister (siehe Teil 1) ein Werk fabrizieren, das wir alle drei auch noch Jahre später gern in den Händen halten würden.

Mein letztes Schulprojekt mit einer Arbeitsgemeinschaft einer Freien Schule hatte ich mit 12jährigen absolviert, in diesem Alter war man im Mittelalter fast erwachsen. Davor hatte ich mehrere Semester Studenten unterrichtet, die zum Arbeiten keiner Überredung und Lockung bedurften. Daß ich familiär mit einem Kind Umgang pflegte, liegt lange zurück, das Kind studiert heute Jura. Also viel Übung hatte ich nicht mehr. Wichtig war mir, daß meine Gäste sich in der Werkstatt wohlfühlten. Je jünger ein Mensch ist und je geringer das, was wir Einsichtsvermögen nennen, desto ernster muß die individuelle Freiheit genommen werden. Außerdem sind uns gerade bei Erinnerung an die eigene Kindheit heutige Kinder und ihre Lebenswelt doch so fern, daß wir Kindern zutrauen sollten selbst zu wissen, was für sie gut ist. Zumal man gerade das am besten lernt, wenn man es übt. Soweit die Theorie. Als einer der Gäste nach der ersten Zeile im Winkelhaken keine Lust mehr hatte und auf den Hof verschwand, war ich im ersten Moment doch enttäuscht. Aber man kann einem Erwachsenen wohl sagen, daß manche Arbeit am Anfang schwer ist und er durchhalten möge und ein Lohn sich einstellen werde. Spricht man so zu einem Kind und baut womöglich Druck auf, riskiert man, manifeste Ablehnung zu provozieren. Also hielt ich die Klappe und übte mich nach Kräften in Langmut. Dieses Vorgehen wird an unseren staatlichen Schulen leider nicht in Erwägung gezogen, da eine Lehre im Lehrplan steht, die sehr eingeschränkte Begriffe von Bildung und Ordnung hat und keinen von Freiheit, Persönlichkeit und Eigensinn. Sicherlich ist schon herausgeklungen (und habe ich im letzten Beitrag ausgeführt), wie wenig mir die Pädagogik als Wissenschaft oder Methode einleuchtet. (Meine Diplom-Arbeit als Sozialpädagoge habe ich über die Mißlichkeit des Erziehungsgedankens im Vollzug der Untersuchungshaft von Jugendlichen geschrieben.) Und nun ergab sich meine durch antipädagogische Theorie leicht zu gewinnende Einsicht, daß wir zwischendurch immer mal wieder eine Eichelschlacht auf dem Hof und dergleichen einlegen mußten, weil meine Gäste ein stärkeres Bedürfnis nach Bewegung hatten als etwa Design-Studenten.

Wir haben mit meiner Langmut-Übung und ohne Streß immerhin binnen fünf halben Tagen ein Büchlein in Broschurform angefertigt. Grundlage ist ein Gedicht von Christian Morgenstern: „Neue Bildungen, der Natur vorgeschlagen“ (siehe Fotos). Diesen Text haben wir durch eigene Schöpfungen ergänzt, was den Titel des Werkes, genauer: die Autorenzeile erklärt. Er ist gesetzt aus Futura schmalhalbfett, Futura Buch und Steiler Futura. Die Morgenstern-Zeilen innen sind in braun gedruckt, unsere Erfindungen blau. Das nächste Bild zeigt links drei Morgenstern-Zeilen in Garamond und rechts drei Schöpfungen von uns in Schreibmaschinenschrift und Futura schmalmager. Meine Seitenplanung geriet schnell durcheinander, nicht nur wegen der amüsanten Ablenkungen, sondern weil ich in der Werkstatt auch immerzu auf alle möglichen Gefahrenquellen achten mußte und Sicherheitsbelehrungen wiederholen. (Es ist auch kein Unfall passiert.) Aber als Handwerker ist man an Improvisation gewöhnt, so daß das Büchlein zwar nicht wie geplant, aber ausreichend adrett entstehen konnte.

Das nächste Foto zeigt magere und dreiviertelfette Futura. Danach links die „Gier(!)affenschlange“ in magerer Pracht-Antiqua und rechts Morgensternzeilen in schmalfetter Pracht-Antiqua mit einem Linolschnitt. Geplant hatte ich, daß die Praktikanten den Linolschnitt anfertigen, aber das Material ist so hart, daß ich für den Walfischvogel selbst zu den Messern griff. Inzwischen hatten sich die beiden die Arbeit klassisch geteilt: Malte war als Schriftsetzer tätig. Er fand sich im Setzkasten erstaunlich schnell zurecht. Die Lettern liegen darin in etwa 125 Fächer verteilt. Freilich mußte Malte nicht wissen, wo die Buchstaben mit Akzenten liegen, aber er merkte sich sehr fix, wo er die häufigsten Typen finden würde. Luca arbeitete an der Presse als Buchdrucker. Es gibt an meiner Maschine eine Schwachstelle: Der Walzenlauf ist etwas ungünstig konstruiert, die Walzen springen an einer Stelle, wenn man den Hebel ohne Feingefühl führt. Luca hatte das bald intuitiv im Griff. Das etwas schwierigere Einrichten der Druckform oblag mir. An der Papierschneidemaschine arbeiteten wir zu dritt. Es handelt sich dabei um die einzige moderne Maschine meiner Werkstatt, eine große Wohlenberg mit Lichtschranke, so daß Unfälle mit dem Messer ausgeschlossen sind. Freilich stand ich beim Schneiden immer dabei. Und das Einbinden mit Nadel und Garn erledigte ich am Ende allein, eine Woche ist für ein solches Projekt nicht viel.

Auf dem nächsten Bild ist die Gänseschmalzblume aus Excelsior (Englische Schreibschrift/Anglaise) gesetzt, darunter eine halbfette kursive Fundamental. Rechts die Unger-Fraktur, über die ich früher schon geschrieben habe. Sie ist so gut lesbar wegen ihrer Nähe zu unserer Antiqua. Der Linolschnitt drückt erstens durch, weil das Papier sehr lichtdurchlässig ist (geringe Opazität), und ein bißchen Farbe hat auch abgezogen, wir hatten einfach nicht genügend Trockenzeit in der einen Woche. Auf der letzten Seite das Impressum in kursiver und gewöhnlicher Garamond.

Zu Hause haben wir einmal versucht zu pokern, weil die Jungs pokern wollten. Die Regeln dafür fanden wir im Internet, aber sie erschienen uns zu kompliziert. Außerdem fehlte es uns an Geld. Doch wozu waren wir täglich in einer Offizin? Geld an sich ist bekanntlich schnöde, aber es ist eine Art Urkunde für einen Tauschwert und wird deshalb oft fein entworfen. Wie die fette Schrift auf unserem Foto heißt, weiß ich leider nicht. Werde mal im Forum des Bleisetzers fragen. Solche häßlichen Schriften nannten wir in der Druckerei Rapputan, wo ich früher Schriftsetzer war, Klamottenschriften. Das erscheint mir heute noch mir passend.

Aktualisierung: Das Bleisetzer-Forum wird von einem Kenner der Bleisatzschriften gelesen, der mir nun schrieb: “Die gesuchte “50 Euro”-Schrift heißt Belvedere, von der Bauerschen Gießerei. Entwerfer war Heinrich Wieynck 1906.”

Als ich mich bei Luca und Malte erkundigte, wie die Bank denn heißen solle, die unsere Note herausgibt, sagte Luca sofort: „Bescheuerte Bank“. Dies deuchte uns nach kurzer Beratung überaus geeignet.

Mit dem Pokern hat es dann nicht recht geklappt, weil wir keine vernünftigen Regeln erfinden konnten. Luca hat öfter versucht, Einkäufe und Museums-Billetts mit unserem Geld zu bezahlen, aber die Note der Bescheuerten Bank fand keine Akzeptanz. Obwohl der Name dieser Bank aus der Chevalier gesetzt ist. Formen einer solchen Schrift finden sich auch auf der Dollar-Note.

Gearbeitet habe ich in dieser einen Woche freilich nicht. Nur ein paarmal kam Kundschaft, um Ware abzuholen, die ich in der Vorwoche gedruckt hatte, wobei auch das Foto von uns dreien entstand, für das wir Susanne Fleck herzlich danken. In der Werkstatt habe ich vor Trubel das Fotografieren schlicht vergessen.

Ich war etwas in Sorge, daß meine beiden unbefangenen Gäste zuviel mit meinen Kunden reden würden, interne Betriebsangelegenheiten ausplaudern, aber meine Kunden waren von meinen Gästen sehr angetan. Ich hatte bald das Gefühl, es wäre förderlich fürs Geschäft, zwei freundliche Buben Konversation treiben zu lassen. Meine Kunden schauten sich an, wie weit es die Papierflieger auf der Straße brachten und ließen sich auch Mitbringsel aus dem Naturkundemuseum vorführen.

Mir war nach einer Woche wieder einmal deutlich geworden, welches Vergnügen den Erwachsenen in ihrer abgeschlossenen Arbeitswelt entgeht, wenn sie Kinder in einer abgeschlossenen Schulwelt aufbewahren und sich nur abends treffen. Und für Kinder wäre es freilich auch interessant, mehr von der Arbeitswelt mitzubekommen. Zwar spielt sich Arbeit viel im Büro ab, aber ich fand es als Kind absolut großartig, wenn mich meine Eltern in ihre Büros mitnahmen: meine Mutter, die ein Bilderbuchlektorat leitete, in den Kinderbuchverlag Berlin, mein Vater, Mitglied der Chefredaktion, in die Redaktion der NBI (Neue Berliner Illustrierte). Ich konnte mich dort frei bewegen und lernte viele Leute und ihre Arbeitsplätze kennen. Am aufregendsten war, als mich ein Fotograf der Illustrierten mit in ein Museum nahm, wo ich schwarzen Stoff hinter Vitrinen hielt, damit er blendfrei fotografieren konnte. Mit eitel Freude betrachtete ich die Bilder später in der Illustrierten – und fand vor allem den schwarzen Hintergrund überaus gelungen. Und ich hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was meine Eltern tagsüber anstellten.

— Martin Z. Schröder

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Beinahe unterwürfig · 19. November 2007

Auch heute eingangs ein Hinweis: Dem Text Eine Klingelleiste ins Mittelalter vom 4. November hat mein Bleisatz-Lieferant einen lesenswerten Kommentar angefügt. Ich empfehle den Blog-Abonnenten, auch die Kommentare zu abonnieren.

Manchmal kommen Besucher in meine Offizin und fragen gezielt:

Haben Sie die Times? Haben Sie die Arial? Haben Sie eine venezianische Antiqua mit einer deutlich geschwänzten Majuskel R?

Könnt ich sagen: Nein, nein, nein! Aber ein Dienstleister quält sich, wenn er dieses Wort sagen soll. Also erkläre ich, vielleicht etwas umständlich, wie so eine Bleisetzerei funktioniert:

Schauen Sie, diese Regale dort tragen die Setzkästen. Kommen Sie ruhig näher, nur bitte nichts anfassen ohne zu fragen, man kann hier viel unbeabsichtigt einreißen. Also in so einem Setzkasten liegt eine Schrift. Wenn ich eine Schrift sage, meine ich hier: Eine bestimmte Schrift in einem bestimmten Schnitt in einem bestimmten Grad. Also hier beispielsweise Garamond (in der Klassifikation von Schriften nennt man sie nach ihrer Herkunft französische Renaissance-Antiqua) mager (im Unterschied zu fett) in Korpus (das ist der Name für den Schriftgrad von 10 Punkt). Und in diesem Regal sind ungefähr 15 Setzkästen. Darin liegt dieselbe Schrift in anderen Größen: Garamond mager Petit (8p), Garamond mager Cicero (12p) usw. Und in einem weiteren Schnitt, dem kursiven.

Garamond in halbfett und fett habe ich nicht, weil es in der Renaissance keine fetten Schriften gab und ich die später in fett geschnittenen Typen dieser Klasse nicht für gelungen halte.

Hier stehen zwei Regale, darin liegt nur Walbaum. In mager, kursiv und halbfett in diversen Größen. Es gibt Schriften, die haben deutlich mehr Schnitte. Beispielsweise die Futura. Ich habe nur einige Schnitte in ausgewählten Größen: schmalmager, mager, Buch, schmalhalbfett, dreiviertelfett. Halbfett und Fett und die breiten Schnitte fehlen bislang. Dafür sind zwei Raritäten vorhanden: die Steile Futura und die lichten Versalien.

Sie sehen also, wieviel Platz ich für eine Schrift benötige. Dazu hindert auch der Preis an uneingeschränkter Beschaffung. Bleischriften kauft man nach Gewicht. Ein Kilo Neuschrift kostet knapp 100 Euro. In einem Setzkasten können bis zu 15 Kilo Schrift liegen. In einem Regal können bis zu 15 Setzkästen stecken mit liegender Schrift und 15 weitere sogenannte Steckschriftkästen (für größere Grade), die schwerer sind, deren Inhalt aber einen geringeren Kilopreis hat.

Während ich so spreche, rechnen meine wirtschaftskundigen Besucher im Kopf mit und erkundigen sich, wie lange eine solche Schrift denn hält. Darauf kann ich wenig erwidern, denn es kommt auf den Gebrauch an und wie man mit der Schrift umgeht. Man kann sie sicherlich einige Jahrzehnte gut einsetzen.

Jetzt geht den Besuchern auf, wie wenig großen Reichtum an Schriften sie hier vorfinden. Aber bedeutet das auch Armut in den Entwürfen?

Im Frühjahr 2006 schwärmte das Fachmagazin „Publishing Praxis“ nach Besichtigung meiner Arbeiten: „Und wenn man die Entwurfsvielfalt sieht, mag man wirklich kaum glauben, dass hier niemand mit der »Gold-Edition« von Linotype zugange war.“

Einschub 1: Die Gold-Edition der Foundry (engl. Gießerei) Linotype enthält knapp 4000 Schriften und kostet etwas mehr als 7000 Euro.

Einschub 2: Der 1854 in Hachtel (Württemberg) geborene Uhrmacher Ottmar Mergenthaler erfand in Amerika die erste Setzmaschine, die 1886 fertig war. 1890 wurde die „Mergenthaler Linotype Company“ in New York gegründet. Heute vertreibt die Firma digitale Schriften.

Weiter im Text: Ich erkläre meinen an der Schriftenvielfalt berechtigt zweifelnden Besuchern, daß ich aus jeder von mir für wichtig gehaltenen Stilepoche eine der schönsten Schriften im Bestand habe und darüber hinaus einige Zierschriften, beispielsweise Federzug- und Pinselschreibschriften. Der Eindruck der typografischen Vielfalt wird durch im wesentlichen fünf Schriften hergestellt, gelegentlich ergänzt durch zwei bis drei weitere und selten ergänzt durch einen Bestand von über 20 Ausnahmeschriften, dazu durch Druckfarben und Papiere. Entscheidend wirkt die Typographie, der Entwurf, also das Format einer Drucksache und die Stellung und der Satz des Textes darauf. Nicht mehr als das tägliche Brot des Schriftsetzers.

Und dann könnte ich noch darauf hinweisen, daß jede Schrift aus zwei Alphabeten besteht, den großen und den kleinen Buchstaben (Versalien & Gemeine oder Majuskeln & Minuskeln). Und daß die Schriftgröße als wichtiges Merkmal der Unterscheidung von Inhalten dient. Die Entscheidung für die Schrift Garamond mager enthält also noch Differenzierungen in die beiden Alphabete sowie die Größe. So entwickeln sich, schaut man genau hin, aus gering scheinenden Mitteln umfangreiche Möglichkeiten für den Entwurf einer Drucksache. Und gerade die Beschränkung auf wenige Schriften übt die sparsame, effiziente Differenzierung.

Zugleich entsteht ein enges Verhältnis des Typografen zu seinen Schriften. Nach meiner Erfahrung benötige ich etwa zwei Jahre, um mich mit einer neuen Schrift vertraut zu machen. Nicht jeder Auftrag bringt alle Eigenheiten einer Schrift ans Licht. Wenn man beispielsweise erst nach drei Jahren einmal den Ortsamen Wegfurt in kursiver Schrift setzt, wird man auch erst dann sehen, wie sich die Unterlängen des g und des f zueinander verhalten. Da kann nämlich eine unschöne Lücke entstehen durch Kollision der Unterlängen, die in entgegengesetzte Richtungen aufeinander treffen. Kommt dann mal ein Herr in die Werkstatt, der seinen Namen Siegfried aus kursiver Garamond wünscht, kann man ihn gleich richtig beraten, ihm eine andere Schrift empfehlen oder zeigen, wie der Name in Versalien aussieht.

Während sich ein enges Verhältnis zwischen Schriftsetzer und Schrift bildet, werden nicht nur die Schwächen einer Schrift deutlich, auch ihre Schönheit vermittelt sich oft erst allmählich. Schrift ist zwar auch an sich schön, ein einzelner Buchstabe kann für sich allein dem Kundigen das Wasser der Rührung in die Augen treiben. Seit ich bei Axel Bertram gelesen habe, daß die geraden Linien in der Didot leicht durchgebogen sind, nur um noch gerader zu erscheinen, schaue ich auch einzelne Buchstaben genauer an.

Aber wirklich erhebend ist für mich eine Drucksache wie das Zertifikat, das ich einmal für einen Berliner Geigenbaumeister gedruckt habe. Der Mann baut Geigen nach traditionellen italienischen Vorbildern und wollte diesen Instrumenten, an denen er sehr lange arbeitet, auch Urkunden beifügen, in denen ihre Eigenheiten genau beschrieben werden. Ich hatte also ein Formular zu entwerfen und zu drucken, das den Charakter der Instrumente unterstreicht. Ich habe diesen Vordruck aus der Walbaum gesetzt, die zwar eine deutsche Type ist, aber als solche doch die Antwort auf die italienische Bodoni, und zwar eine der schönsten und zudem leichter lesbar. Dazu sparsam zeitgenössischer Zierrat im Federzug-Duktus aus der Zeit um 1800. Gute Typographie hat hier absolut dienende Funktion. Der Typograf muß fast unterwürfig denken: Wie kommt der Inhalt zum Tragen, der Zweck des Unternehmens, und wie bringe ich die Schriftkunst am angenehmsten zur Geltung, so daß der Unkundige sie nicht als aufdringlich bemerkt und der Kenner ihrem visuellen Piano mit Vergnügen folgen kann. Seit dieser Drucksache zähle ich die Walbaum, die eine mitunter störrische Schrift ist, zu meinen Lieblingen. Ich werde in den nächsten Tagen eine Arbeit zeigen, in der ich sie eingesetzt habe.

Und dann war es ja (jetzt muß ich noch einen Absatz verplaudern) ein Vergnügen, die Herren Geigenbaumeister und Bogenbaumeister in der Werkstatt zu haben. Als wir drei da so standen, alle noch nicht alt und in den besten Jahren des Handwerkens und Wirkens, jeder an seiner Stelle in seinem Fach, da beschlich mich eine Ahnung davon, was das Handwerk einmal für eine herrliche Macht gewesen sein muß, und zwar nicht in Hinsicht auf Zünfte und Kammern, ich habe für solche Verwaltungseinheiten nichts übrig, sondern durch das Gefühl von Könnerschaft, das man teilt, jeder als ein Berufener in seinem Beruf: Es ist die Macht über sich selbst, die freiwillige Unterordnung unter ein Handwerk, das man so lange ausübt, dessen Gesetzen man sich unterwirft bis man beginnt es zu beherrschen und seine Kraft und Herrlichkeit als Diener einer Tradition zu verwalten und zu entwickeln. Bevor mich jetzt ein Herzkasper beherrscht, verwickelt und entwaltet und ich pathetisch dahinscheide, scheide ich für heute von den Tasten.

— Martin Z. Schröder

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