Supertanker im identifizierten Bleisatz und allzu schöne Maschinen
Die Zierschriften würde ein Bleisatz-Kenner bald ermitteln, aber an einem serifenlosen Versal E ist zu wenig Typisches zu erkennen. Futura und Kristall kamen hier zum Einsatz, alle Schriften nun also auf diesem Foto.
Im übrigen hatte ich Elektriker zu Besuch. Das Drucken wurde jeden Abend eine Augenplage, wenn das Tageslicht verdämmerte. Nun haben die Herren so fein gearbeitet, daß die beiden Tiegel sich beleuchten lassen wie in einer Verkaufsausstellung der Heidelberger Druckmaschinen. Es macht das Leben angenehmer, daß man Leuchten bekommt, die selbst bei einer so tiefen Hängung nicht blenden und trotzdem die ganze Maschine sehr gut ausleuchten.
Damit es ein bißchen nach Arbeit aussieht, denn die Maschinen sind noch lange keine Museumsstücke, habe ich mich mal dazugestellt. Auf die Gefahr hin, daß ich nun wie ein Museumsstück aussehe, bei der guten Beleuchtung.
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Supertanker
Im Auftrag von und gemeinsam mit Anders Hofgaard vom Grafikdesignstudio NODE Berlin Oslo habe ich den Schriftzug für eine Visitenkarte in der Werkstatt entwickelt. Aus sehr verschiedenen Bleisatz-Typen sollte das Wort SUPERTANKER gesetzt werden. Zuerst habe ich alle Schriften aufgestellt, die in den Schriftgraden 3 Cicero und Konkordanz (4 Cicero) vorhanden sind. Dann haben wir eine erste Auswahl zusammengestellt.
Diese erste Auswahl wurde im Winkelhaken ausgeschlossen und im Heidelberger Tiegel angedruckt.
Die Lücke zwischen A und N ist hier durch das kursive Garamond-N größer als nötig. Das E aus der Schrift Legende erinnerte uns zu sehr an das Euro-Zeichen. Und das R am Ende aus der Zeitungsgrotesk ist zu brachial.
Nach den Änderungen gefiel uns der Rhythmus nicht. Auf der rechten Seite ist der Schriftzug zu leicht, das N in der Mitte aus der Zeitungsgrotesk fällt zu sehr aus dem Rahmen.
P aus der Walbaum, N aus der Trump. Die Abstände wurden etwas ausgeglichen und der Zeilenabstand so stark wie möglich verringert.
Diese Variante wurde in der Auflage gedruckt.
Und so sieht die Druckform aus. Eine schöne Arbeit war das, ich danke herzlich für diese Stunden.
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Der Umzug: Sechster und letzter Tag
Der letzte Tag hatte nur noch sechs Stunden, um 14 Uhr standen die Schneidemaschine, die Rillmaschine, der Pedaltiegel und die beiden Heidelberger an ihren Plätzen. Davor waren es fünf Tage mit vierzehn bis sechzehn Stunden, und als ich heute nach sieben Tagen wieder Lebensmittel einkaufte, fiel mir im Laden zweimal der Einkaufskorb aus der Hand. Wie oft wir die 2,40 Meter langen Bodenplatten aus Schichtholz für Kopfsteinpflaster und Rasen herumgetragen haben, vergaßen wir zu zählen. Gegen den Maschinenumzug war jener der Setzerei eine Kleinigkeit. Meine freundlichen Maschinenexperten aus Bremen, die das alles größtenteils bewältigt haben (ich war nur Handlanger), sind Helden der Arbeit.
Nachdem ich eine Stunde zu Hause auf der Couch zu mir gekommen war, bin ich wieder in die Werkstatt und habe den Drucksaal auf Vordermann gebracht. Die ebenfalls großen Preßspanplatten, auf denen der Kran gefahren war, damit er das Linoleum nicht zerstört, habe ich aufgehoben, gefegt, Flecken entfernt und gewischt. Die Maschinen stehen jetzt da wie im Museum.
Ich kann mich gar nicht sattsehen an der neuen Einrichtung. Nicht im Bild ist das Papierlager, das noch sortiert werden muß.
Mitten in den Umzug kamen zwei neue Bücher aus dem Verlag zu Klampen mit meinem Reihenentwurf. Freut mich immer wieder, diese hübschen Büchlein zu bekommen. Sie sind hier noch in der Folie, weil ich dieser Tage fast immer dreckige Hände habe.
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