Blau für Knaben · 17. Februar 2013
Für eine Geburtsanzeige habe ich die schöne Zeichnung von Frank Ortmann gedruckt.
Für den Knaben sollte das Schaukelpferd in Blau auf die Vorderseite einer Klappkarte.
Welches Blau nur? Ein rötliches?
Nein, weder Violett noch Cyan, es muß ein recht blaues Blau sein, meine ich.
Innen wird die Karte noch mit den Anzeigentext bedruckt, in schwarz. Aber zuvor wird sie noch beschnitten und mit einem hellblauen Farbschnitt versehen.
— Martin Z. Schröder
Täubchen · 1. August 2011
Idee, Entwurf und die Zeichnung stammen von Lars, einem Berliner Designer, der nicht näher in Erscheinung treten möchte. Wir haben diese Karte in zwei Varianten produziert. Einmal ohne Text, und zweitens eine Ausführung mit dem Wort CONGRATULATIONS in kursiven Versalien aus der Garamond im Bleisatz.
Die weißen Tauben kommen auch schon ohne Prägung stark zu Geltung, aber die Blindprägung haucht der Karte beinahe Leben ein. Das Relief ist freilich auch innen auf der linken Seite zu sehen.
Dies ist die blaue Druckform. Wir haben nach einem an Ferientage erinnernden Himmelblau gesucht und mit einer Mischung aus Blau, Grün und Weiß das gedruckte Azurblau gefunden.
Die Textzeile mußte genauso breit sein wie der blaue Rahmen, und natürlich sollten die Großbuchstaben so ausgeglichen wie nur möglich stehen. Also habe ich mit Spatien aus Seidenpapier gearbeitet.
Der Stand der Blindprägung wird mit Farbe eingerichtet, und dabei ist ganz gleichgültig, welche Farbe man verwendet.
Die Karten, die zum Einrichten verwendet wurden, sahen aus, als sei Reineke Fuchs zu stürmischem Besuch gewesen.
Die Karte ist in zwei Ausführungen neben anderen Hochzeitskarten oder als Liebesgruß im Online-Shop der Druckerey erhältlich, den zu besuchen der Drucker empfiehlt.
— Martin Z. Schröder
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Geburtsanzeigen · 21. Juli 2011
Möchten Eltern nur eine kleine Anzahl Geburtsanzeigen versenden, würde ein eigener Druck die einzelne Karte sehr verteuern. Drucken vom Bleisatz ist von Johannes Gutenberg als Vervielfältigungsmethode erfunden worden. Statt Bücher durch Abschreiben zu kopieren, konnte man sie nun viel schneller in größeren Mengen herstellen. Der größte Teil des Aufwandes entsteht aber vor dem Drucken, und demnach auch der Preis. Ob man nun 100 oder 200 Visitenkarten drucken läßt, das macht keinen bedeutenden Unterschied. Aber es sind eben auch die Preise für 12 und für 60 Geburtsanzeigen recht ähnlich.
Deshalb habe ich zwei Vordrucke, nämlich zur Anzeige der Ankunft von Töchtern und Söhnen, entworfen, auf der ersten Seite der Klappkarte mit dem von Frank Ortmann gezeichneten Schaukelpferdchen ausgestattet und innen mit einem roten Initial nebst schwarz gedrucktem Text aus der Garamond. Die Karte ist mit einem roten Farbschnitt ausgestattet und wird mit einem weiß gefütterten Kuvert ausgliefert.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Karte zu beschriften. Der Name des Kindes und das Geburtsdatum sind wichtig, ob er die Maße des Kindes nennt, ist dem Absender vorbehalten.
Der Klappkarte kann ein Foto beigefügt werden. Manchmal ist es sinnvoll, mit dem Foto noch ein paar Tage zu warten. Denn das Geborenwerden ist derart anstrengend, daß viele Leute ziemlich zerknittert das Licht der Welt in Augenschein nehmen und in ihren ersten Lebenstagen nicht so fotogen sind wie in den darauffolgenden Jahren.
Die Karte kann im Online-Shop der Druckerey erworben werden. Hier ist der Link zu letterpressberlin.com, wo die Karte als Einzelstück zu haben ist sowie im Sixpack. Sixpack aber nicht wegen der Erinnerung an Bierflaschen und Bauchmuskeln, sondern weil 6 die Hälfte von 12 ist, ein halbes Dutzend, und mit der 12 und dem Duodezimalsystem zu rechnen ist des Druckers täglich Brot.
— Martin Z. Schröder
Kleukens-Vignetten · 18. Juli 2011
Hans Reichardt war so freundlich, mir eine Übersicht mit Arbeiten von Kleukens zu übersenden, wofür ich danke.
Friedrich Wilhelm Kleukens hat einige Schriften und Vignetten gezeichnet, das Klingspor-Museum informiert genauer in diesem PDF. Mehr Dienstpersonal ist von der Schriftgießerei offenbar nicht angeboten worden.
Leider lassen sich diese Arbeiten für den Buchdruck kaum reproduzieren, d.h. der Retusche-Aufwand wäre erheblich, um von einem Druckbild wie den hier gezeigten eine reproduktionsfähige Vorlage zu erhalten, die dann im Druckbild die Details wiedergibt.
— Martin Z. Schröder
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Der Terrinenknabe · 29. Juni 2011
Gestern erst hat Hans Reichardt aufgeklärt, woher die Vignette des Mundschenks kommt. Am Abend erreichte mich dann Post von meinem Hamburger Kollegen, dem Schriftsetzer Helmut Bohlmann, der mir eine Seite aus der Akzidenzschriftenprobe der Spamerschen Druckerey in Leipzig aus dem Jahre 1914 sendet und auf den oben abgebildeten Suppenträger hinweist.
Ach, wie gern wüßte ich, ob Friedrich Wilhelm Kleukens noch mehr dieser Gestalten gezeichnet hat und wie sie aussehen. Sie sind jedenfalls sehr schön gearbeitet. Man sieht solche Gebrauchsgrafik, die leichthändig gemacht wirkt, aber doch überaus planvoll aufgebaut ist, nur selten. — Helmut, sehr vielen Dank für diese Abbildung!
— Martin Z. Schröder
Mundschenks Herkunft entdeckt · 28. Juni 2011
Vor ungefähr einem Jahr habe ich eine Wodka empfehlende Karte hier im Blog vorgestellt. Auf dem dort abgebildeten Druckstock ist zu erkennen, daß etwas herausgekratzt wurde, eine Signatur womöglich.
Nun erreicht mich eine Zuschrift von Herrn Michael Schulze, der diese Vignette in einem Buch entdeckt hat und mir schreibt: Das gleiche Logo habe ich in einem älteren Rezeptebuch “Die Getränke der Gegenwart” von B. Appelhans, III. Auflage, Verlag von N. Besselich, Trier (außen auch Verlag der Konditor-Zeitung, Trier) gefunden, in dem es als Schlußvignette dient. Eine Jahreszahl ist in dem Buch nicht angegeben. Da der Autor die erhebliche Verzögerung der 3. Auflage durch den Krieg bedauert, wird es wohl Anfang der 20er Jahre erschienen sein. Eine Google-Recherche ergab, daß die erste Auflage 1901, die Zweite 1908 erschien. Das Logo selber ist 4 cm hoch und ca. 2,4 cm breit und enthält noch ein nicht lesbares Zeichen des Künstlers, welches aus Ihrem Galvano herausgekratzt ist.
Dazu schickt mir Herr Schulze Fotos, die ich mit seiner freundlichen Erlaubnis hier veröffentlichen darf. Es ist schon bedauerlich, daß man den Gebrauchsgrafiker, der vor hundert Jahren diesen Mundschenk gezeichnet hat, nicht namentlich nennen kann. Aber man sieht auch, daß gute Gebrauchsgrafik auch über längere Zeit als den Tag bestehen kann.
Ob der Mundschenk eigens für dieses Buch angefertigt wurde, vermag man wohl nicht mit Gewißheit zu sagen. Ich würde es aber annehmen, denn Vignetten ohne bestimmten Zweck, wie sie von den Schriftgießereien angeboten wurden, waren, glaube ich, nicht signiert. Diese Vignette hier kam übrigens häufig vor. Möglicherweise wurde sie zuerst für das Buch gefertigt und dann als Katalogware an Druckereien verkauft. Einstweilen läßt sich nur mutmaßen.
Interessant ist der gezeigte Haupttitel des Werkes: Die erste Zeile wurde gesperrt, um auf die Breite der zweiten zu kommen. Soviel Grobheit und Mangel an Rhythmus-Gefühl, der die ganze Buchseite auszeichnet, hatte es zuvor nicht gegeben. Das Ende des 19. und der Anfang des 20. Jahrhunderts war die Zeit des typografischen Niederganges, und diesem Treiben durch Vernunft ein Ende zu setzen, hat Jan Tschichold mit seinen Ausführungen zur Elementaren Typografie 1925 begonnen, mit denen er sich an jene wandte, die damals das Bild der Drucksachen bestimmten. Grafikdesigner kannte man zu jener Zeit nicht. Und Gebrauchsgrafiker befaßten sich meistens mit Illustration, weniger mit Schriftsatz. Es waren vor allem die Schriftsetzer, denen die Anwendung von Schriften oblag und die damit oft nicht umgehen konnten, weil sie nicht mehr jene gebildeten Zaungäste der Wissenschaft, Verleger und akademische Drucker waren, wie man sie in den Jahrhunderten zuvor gekannt hatte, sondern Akkord-Dienstleister und eben nur noch Stehkragenproletarier, wie man sie damals scherzhaft nannte.
Wunderbar aber ist der Buchtitel! “Getränke der Gegenwart” — wie bedeutungsschwer und ernsthaft — also dem Gegenstand völlig angemessen. Vermutlich mit feinen Limonade-Rezepten, deren Zutaten man beim Wald-, Feld- und Wiesenspaziergang einsammelte …
Die Karte ist übrigens immer noch im Programm des Druckerey-Shops, wenn auch nicht mehr in der ersten Auflage.
— Martin Z. Schröder
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Empfehlung des Mundschenks · 9. Mai 2010
Die kürzlich schon vorgestellte Karte für R.S.V.P. ist gedruckt und gerillt und also fertig. Die Wodka-Empfehlung ist aus der Wiener Grotesk von 1912 gesetzt.
Die Abbildung wurde von einem alten Galvano (mit Kupfer galvanisierte Bleiform) aus dem Fundus gedruckt.
Das Impressum auf der Rückseite ist aus der halbfetten Fundamental kursiv aus der Schriftgießerei Ludwig Wagner in Leipzig von Arno Drescher gesetzt, erstmals gegossen 1939.
Die Lieferung erfolgt vom Online-Shop der Druckerey, hier geht es direkt zur Bestellung bei Letterpress Berlin.
Ein ergänzender Beitrag wurde am 28. Juni 2011 hinzugefügt
— Martin Z. Schröder