Der Holzstecher Hans-Joachim Behrendt besuchte die Druckerey
Am Montag besuchte mich der Holzstecher Hans-Joachim Behrendt (der auch den Druckerey-Bären entwickelt und in Holz gestochen hat), um gemeinsam mit mir einen Stich zu drucken, ein Exlibris als Hommage an Werner Klemke mit vielen kleinen Klemke-Figuren als grafische Zitate. Ob ich das Bild hier zeigen darf, werde ich den Künstler und den Auftraggeber noch fragen.
Die ersten Abzüge zeigten nur Andeutungen des Motivs, weil das Holz recht verzogen war. Zuerst habe ich diverse Papierlagen hinter den Stock geklebt, um ihn parallel zum Drucktiegel auszurichten.
Danach fing die Zurichtung auf dem Aufzug an, mit diversen Schichten von Seidenpapier. Stunde um Stunde wurden kleine Schnipsel ausgerissen und hinter den Aufzugsbogen geklebt, auf dem das zu bedruckende Papier aufliegt.
Dann standen wir vor dem Problem, daß ein geringer Auftrag von Druckerschwärze geschlossene Flächen aufreißen ließ und ein zu hoher Detailzeichnung zulaufen ließ. Behrendt gehört zu den Großmeistern seines Faches, er hatte sein Mikrospkop und Stichel dabei und stach einige zu flache Punkte und Linien tiefer. Nach neun Stunden Arbeit am Bild mit einer halben Stunde Mittagspause konnte ich eine kleine Auflage drucken.
Es war einer der anstrengenden, vor allem aber einer der schönsten Tage als Drucker. Zum ersten Mal konnte ich einem Holzstecher bei der Arbeit zusehen. Der Anblick des Stiches durchs Mikroskop zeigte eine unglaublich lebendige Relieflandschaft, und die Zeichnung eine ebenso kaum faßbare Präzision der schönen Linie an sich. Und zum ersten Mal habe ich im Beisein eines Holzstechers gedruckt und konnte ihn fortwährend die Verbesserungen prüfen lassen.
tags: hans-joachim behrendt, holzstichKorrektur eines Fotos
Am Montag wurde der fehlende Buchstabe in den Bleisatz eingefügt.
Danach der ganze Fotospaß wieder aufgebaut. Ich bin kein Fotograf und hab nur wenig Werkzeug, also habe ich das Licht mit Luftpolsterfolie gestreut. Außerdem kam vor der Aufnahme noch eine große Pappe auf die linke Seite, um das Tageslicht abzuhalten.
Und daraus werde ich nun einen Innentitel bauen, der Autor und Verlag hoffentlich zusagt.
Making of Haupttitelfoto
Dieses wird natürlich nicht das Titelfoto des neuen Buches. Mit Setzfehlern muß man ja nicht auf Seite eins anfangen.
Die Installation für dieses Bild habe ich zum Glück nach den Aufnahmen nicht abgebaut, weil ich erst sehen wollte, ob die Fotos gelingen. Der Handspiegel befindet sich seit bestimmt dreißig Jahren in meinem Besitz. »Wer weiß, wozu man den noch mal braucht» ist keine ganz üble Devise, er ist zum ersten Mal in all der Zeit nützlich. Da das Foto lange belichtet wurde, mußte der Spiegel angebunden werden, wozu er ja auch ein Loch im Griff hat.
Nun werde ich also heute noch ein »n« einfügen und das Bild erneuern.
