Für meinen Kollegen
Mein Kollege Georg Kraus in Ratingen, Händler für Bleisatz und Setzereieinrichtungen, schrieb kürzlich im privateren seiner Blogs, daß ihn sein Arzt mit einer üblen Diagnose überraschte.
Ich habe heute einen Altar als Gruß an Georg Kraus gebaut. Da ich jetzt die Bilder sehe, kommt mir der Gedanke, daß ein Außenstehender diese Installation für Kitsch halten könnte. Für einen Schriftsetzer besteht sie aber aus Werkzeugen, zu denen er eine tiefe Zuneigung hegt. Werkzeuge, die unseren Beruf seit Jahrhunderten symbolisieren. Der Winkelhaken in der Hand eines Setzers ist mehr als eine Metallschiene.
Winkelhaken, Ahle, Kolumnenschnur und Schrift, dazu Ornamente und Blindmaterial — daraus machen wir Bücher, Zeitungen und Akzidenzen.
Die Schriftsprache ist für uns Setzer und Drucker eine dreidimensionale Welt. Wir erbauen Texte, wir halten die Sprache in den Händen, wir bewegen Wörter, Sätze und Kolumnen aus Blei. Und wir lesen sie spiegelverkehrt auf dem Kopf stehend.
In diesem Altar sind unsere Werkzeuge versammelt. (Das Typometer habe ich vergessen, aber zum Setzen braucht man es auch nicht.)
Auf dem GEORG aus der Lichten Futura wacht der Druckergreif, unser Wappentier. Diese Installation ist ein Zeichen für meine Gedanken, die bei meinem Kollegen sind, für meine guten Wünsche. Und wenn es Kitsch ist, so kommt er von Herzen und wird dadurch hoffentlich verzeihlich.
tags: bleisatzaltar, georg kraus
Helmut Bohlmann am 6. Mai 2010 # :
Ist KEIN Kitsch! Und an Georg Kraus, einen unserer engagiertesten Kollegen, die besten Wünsche!
Jeeves am 6. Mai 2010 # :
Nix gegen Kitsch.
Aber: einen “Altar”! Dann muss es wirklich arg sein.
preusss am 6. Mai 2010 # :
Dem schließe mich mir gerne an.
Martine Paulauskas am 6. Mai 2010 # :
Sehr geehrter Herr Schröder,
von Ihnen kennen wir nur schöne Dinge – schöne Arbeiten aus Ihrer Offizin, schöne Texte in Ihrem Blog, und nun eine nicht nur künstlerisch schöne, sondern auch in ihrer Aufrichtigkeit anrührende Installation. Nur ein seelisch sehr armer Mensch könnte Ihnen Kitsch unterstellen.
Ihre treue Leserin
MZS am 6. Mai 2010 # :
Blogredaktion dankt und gibt gute Wünsche weiter.
Kommentar 3 bezieht sich auf Kommentar 1, bei moderierten Kommentaren kann die Reihenfolge manchmal verwirrend wirken.
Georg Kraus am 8. Mai 2010 # :
Ich bin völlig verunsichert, wirklich.
Ihr Beitrag und die Kommentare dazu haben mich sehr berührt. Und sie helfen meiner angeknacksten Psyche sehr. Dafür möchte ich mich von Herzen bedanken. Mir fehlen die richtigen Worte, um zum Ausdruck bringen zu können, wie gut mir das Lesen getan hat.
Dafür: Danke.
Hannah Kraus am 24. Juli 2010 # :
Danke für alles, was Sie für meinen Vater getan haben.
Annette Kern am 4. Januar 2013 # :
Hallo zusammen, reden wir von dem gemeinsamen Georg Kraus, der bei atex in Frankfurt für den Aussendienst tätig war? Ja, schon lang her. Ich erinnere mich dann sehr angenehm und liebevoll an ihn. Falls Sie weitere Infos über den Werdegang in Frankfurt haben wollen, lassen Sie es mich wissen. Hab da noch sehr gute Kontakte.
Liebe Grüße
Annette Kern
Hubs ich schreib zum ersten mal in einem block. Kenn mich da gar nicht so richtig aus.
Martin Z. Schröder am 4. Januar 2013 # :
Nachruf