DÜL gestartet
Neulich habe ich von DÜL berichtet. Der Unternehmensgründung von Gustav aus der Schülergruppe. In mehreren Druckgängen sind die Papiere der Firma nun fertiggestellt worden.
Gustav hatte die Idee, Fahrkarten zu drucken. Ich meinte, das Transportunternehmen, das diese Billetts ausgebe, sollte einen Namen haben.
“Dül”, schlug Gustav vor.
“Was soll das heißen?” fragte ich.
“Dül. Dül heißt Dül, ganz einfach, ist doch klar, was soll es sonst heißen, Dül eben”, erwiderte Gustav.
Ich wandte ein, daß dies als Wortschöpfung keinen Inhalt habe bzw. einen beliebigen. Ob es nicht eine Abkürzung sein könnte, und wenn, wofür?
Gustav mußte nicht lange grübeln. “Deutsche Übersichtslenkung”, schlug er vor.
Und ich spürte sofort, daß wir alle genau diese brauchen. Eine Übersichtslenkung bringt uns dorthin, wohin wir wollen. Eine Deutsche Übersichtslenkung wäre gar in der Lage, die Regierung überflüssig zu machen. Es ist vielleicht nicht ganz demokratisch. Oder alles andere als das. Aber wenn man die Übersicht hat und lenken kann, wozu braucht man das dann noch. DÜL erfüllt unsere Sehnsüchte nach Sicherheit, Gewißheit, heiler Zukunft.
“Könnten wir auf das Ticket auch einen Slogan drucken?”
“Einen was?”
“Einen werbenden Spruch. Haben alle Unternehmen. So was wie: Die Bahn — wir bringen Sie hin. Oder: Mercedes — Ihr guter Stern auf allen Wegen. In der Art.”
“DÜL — Wir bringen Sie auf jeden Stern”, sagte Gustav.
Einstweilen gibt es DÜL nur von Berlin Hauptbahnhof nach Köln Hauptbahnhof, und zwar in Wagen 6. Oder in sechs Wagen. Oder in einem über einer 6 schwebenden Waggon. DÜL legt sich da nicht fest. DÜL rechnet mit der Selbstdeutungskraft der Menschen. Aber man kommt mit DÜL gewiß übersichtlicher und gelenkter nach Köln als ohne.
Und für dieses sichere Gefühl, von DÜL gelenkt zu werden, das sich nur einstellt, wenn man das Ticket besitzt, muß man nur 2 Euro berappen. Das DÜL-Ticket kann man mitbestellen, wenn man etwas anderes ordert und natürlich direkt in der Werkstatt erwerben. DÜL ist einzigartig, DÜL gibt es nur hier. Und die Auflage ist limitiert, 30 Stück oder so. Wer zur deutschen Elite gehören will, kommt ohne das DÜL-Ticket nicht aus. Greifen Sie jetzt zu, schon morgen könnte es zu spät sein, und man muß sich die Beförderung durchs unübersichtliche Leben ungelenkt erschleichen bzw. die von Berlin Hbf. nach Köln Hbf. Und wenn man das Ticket als Postkarte benutzt, denn die Rückseite läßt sich sehr gut beschreiben, kann man einem anderen Menschen Übersicht und Lenkung verschaffen, ist das nicht herrlich?
tags: kinder, saphir
Bernd am 2. Juli 2009 # :
lach – Das ist wirklich UBIK.
MZS am 2. Juli 2009 # :
Was’n UBIK? Ulkig bis ich krache?
Bernd am 3. Juli 2009 # :
Siehe Philip K. Dicks Buch gleichen Titels.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ubik
Im Text kommen immer mal wieder weitgehend kontextunabhängige Werbetexte für “UBIK” vor, die jedes Mal ein völlig anderes – und reichlich abwegiges – Produkt beschreiben. Ist obigem “Werbetext” sehr ähnlich