Die Agitatorligaturen
Neulich wurde hier über Ligaturen und deren Übernahme in Digitalisierungen von Handsatzschriften im Bleisatz für den Einsatz im Computersatz gesprochen. Da hatte ich angekündigt, die Schriftmusterkarteikarte der Schrift Agitator (Erstguß 1960 von Typoart) herauszusuchen. Nämlich als Beispiel für eine Schrift, die so wenig schön ist, daß sich die Mühe der Digitalisierung nicht lohnt.
Ich weiß gar nicht, wie aufwendig so eine Digitalisierung eigentlich ist. Ich stelle mir aber vor, daß man die Buchstaben doch wohl wird nachzeichnen müssen, weil man eine vektorbasierte Form benötigt, um sie in verschiedenen Größen darstellen zu können. Eine Meinung, ob die Agitator eine häßliche Schrift ist, überlasse ich dem Betrachter. Sie wurde von Patrick Griffin als Merc digitalisiert. Mir steht nicht der Sinn danach, Drucksachen herzustellen, in welchen diese Schrift eine ernsthafte Botschaft überbringen soll. Für einen ironischen Zweck ist sie durchaus brauchbar.
Auf dem ersten Foto stehen in der zweiten Zeile des Schriftmusters ausschließlich Ligaturen, hier hat Wolfgang Eickhoff, der Schriftkünstler, wohl für alle Fälle vorgesorgt. Selten für eine Versalschrift. Eine komplette Darstellung aller Zeichen der digitalisierten Schrift habe ich nicht gefunden. Auf dem oben verlinkten Muster der Merc sehe ich nur das TH als Ligatur. Diese gab es im Bleisatz laut Karteikarte nicht.
tags: agitator, ligaturen, merc, patrick griffin, wolfgang eickhoff
Nina Stössinger am 4. November 2008 # :
Die komplette «Character Map» der Merc gibt es bei myfonts: http://www.myfonts.com/fonts/canadatype/merc/regular/charmap.html – diese wirkt einigermaßen eigentümlich, so steht zum Beispiel anstelle des «@»-Zeichens eine TI-Ligatur. Auch eine TT-Ligatur scheint es zu geben, allerdings sieht diese aus wie ein «Pi». Ansonsten sehe ich da an Ligaturen nur FI, FL, TH sowie OE und AE.
Wofür ich die Schrift verwenden wollte, weiß ich allerdings auch nicht.
MZS am 4. November 2008 # :
Danke für den Link! Deutlich weniger Ligaturen als das Vorbild. F-Ligaturen sehe ich allerdings keine. Dafür ein SS. Das TT ist sicherlich in Ordnung, es bekommt ja innerhalb eines Wortes eine eindeutige Funktion und wäre dann störungsfrei lesbar. Im Bleisatz scheint es mir noch etwas enger zu stehen als in der Merc.
Ich kann mir den Einsatz bei Filmplakaten vorstellen. Aber so etwas hat bislang noch niemand bei mir im Bleisatz bestellt.
Florian am 4. November 2008 # :
Der Blindtext auf dem zweiten Photo ist ja unbezahlbar … Toll ist die Schrift ja nicht, aber ich finde, sie hat durchaus Charme – so ein Rauhbein ist doch ein angenehmer Kontrast zu den ganzen heutigen geglätteten und überpolierten Schriften.
MZS am 4. November 2008 # :
Der Blindtext — stimmt, beinahe ein Erinnerungsgedicht für die olle DDR.