Sondermeldung: Schatz in Leipzig gefunden!
Im Januar hatte ich beklagt, daß die Garamond-Matrizen der Schriftgießerei Typoart verschwunden seien, so war es mir aus verschiedenen Quellen über Jahre als Gerücht zugesprudelt.
Als ich im April auch dem Schriftentwerfer Andreas Seidel mein Klagelied sang, meinte er, ich solle doch direkt im Museum für Druckkunst Leipzig nachfragen, er könne sich nicht vorstellen, daß das Material sich in Luft aufgelöst habe. Als ich im Mai die Ausstellung mit den Werken Giovanni Mardersteigs im Museum besuchte, nahm sich die freundliche Direktorin, Dr. Susanne Richter, Zeit für mich und die Anhörung meines Begehrs und sagte zu, nach den Matrizen in einem bislang nicht katalogisierten Fundus suchen zu lassen. Ich hatte wenig Hoffnung. Warum sollte ausgerechnet ein Berliner Drucker den Anstoß geben, wo sich doch schon Studenten ausführlich mit der Firmengeschichte von Typoart befaßt hatten. Und je weniger ich wußte, desto länger konnte ich mich der Hoffnung hingeben, daß mein Schriftenbestand eines Tages doch aufgefrischt werden könnte. Denn Recherche ist mir kein Fremdwort. Nun war die Frage an die richtige Frau adressiert, ich wartete.
Wenige Wochen darauf bekam ich Nachricht: Die Matrizen sind da! Welch eine großartige Überraschung!
Der Gießer wird sich ihrer annehmen und ihre Tauglichkeit für den Neuguß prüfen. Es sehe gut aus, schrieb mir Frau Richter. Ich solle schon mal zwei Lettern meines Bestandes schicken, damit man die Schriftlinie prüfen könne.
Das Museum hat außer Schriften auch einen großen Bestand Matrizen für typografischen Schmuck, der bislang sporadisch gegossen wird, die Lettern werden als Souvenir im Museumsladen verkauft (Foto). Natürlich bin ich auch daran interessiert. Eine Katalogisierung wird anzustreben sein, um das Angebot verfügbar zu machen. Druckerkollegen, die meine Nachrichten hier verfolgen und ebenfalls am Erwerb von Typoart-Lettern interessiert sind, bitte ich um Kontaktaufnahme.
Das Museum hat Nachwuchsprobleme, am dringlichsten im Bereich Druck. Aber auch die Schriftgießerei wird schon seit langem nicht mehr gelehrt, es gibt nicht mehr viele Leute der Zunft. Ich habe dem Museum nun Ideen unterbreitet, wie das Wissen erhalten werden könnte. Wer noch keinen Kontakt zum Museum hat, aber ebenfalls an der Materie interessiert ist, den bitte ich, mir zu schreiben. Ich werde auch hier zu gegebener Zeit über Entwicklungen berichten.
tags: garamond, typoart