Geliftet · 27. August 2011
Weil es mit dem nächsten Büchlein von Max Goldt noch etwas dauert, übe ich mich mit Text-Inszenierungen auf kleinerem Format. Am Anfang dieses kurzen Textes über eine Beobachtung im Lift von M.G. stand eine Ideenskizze. Zettel, Bleistift.
Der Skizze folgte der Bleisatz und der Bau der Form. Auf diesem Bild steht das Grundgerüst des Fahrstuhls, die Schaltung fehlt noch.
Hier sind die Knöpfe außerhalb des Lifts montiert, die Steuerung innen steht noch außerhalb der Form.
Hier sieht man die montierte Steuerung, die später auf die andere Seite verlegt wurde.
Die Druckform wurde ausgefüllt.
Und im Schließrahmen für den Heidelberger Tiegel geschlossen.
Der Satz ist aus der Schrift Volta.
Aber noch nie zuvor habe ich Spiegelschrift gesetzt. Digital ist es ja einfach, eine Schrift zu drehen, aber Spiegelschrift in Blei wird fast nie benötigt und wurde deshalb auch kaum gegossen. Ich hatte Glück und konnte eine Spiegelschrift in zwei Graden erwerben. Auf dem Bild ist es eine Serifenlose in 2 Cicero, also 24p.
Meine Finger sind nicht so dick, sondern die Ziffern wirklich so klein, nur 6p stark sind diese Gevierte, also knapp 2,3 mm hoch und breit.
Und ich habe im Waschraum der Druckerey ein Foto vor dem Spiegel gemacht, damit man die Schrift einmal richtig sieht. Wahrlich keine Schönheit.
So sieht der Betrachter die Karte ungespiegelt.
Mit dem Bleistift auf die Ziffern gedeutet. So klein sie sind, so scharf drucken sie doch aus.
Als schwarze Farbe im Tiegel lief, druckte ich zuerst das Impressum auf die Rückseite.
Wenn eine Farbe eingerichtet ist, versucht man so viele Druckaufträge wie möglich damit zu erledigen, bevor man die Farbe wieder abwäscht.
Die schwarze Druckform der Vorderseite. Die Kulisse wird animiert.
Der erste schwarze Abzug. Nein, das befriedigt den Spieltrieb noch nicht.
Da kann man noch etwas dazubasteln.
Nun wäre nur noch die Frage der Frisur zu beantworten.
Drei Möglichkeiten standen zur Auswahl.
Und von dieser Form wurde schließlich gedruckt. Jetzt trocknet die Karte ein paar Tage, bis ich dessen sicher sein kann, daß beim hohen Druck in der Schneidemaschine die Farbe des Liftbenutzers nicht auf die Rückseite abzieht, und wenn die Karte auf das Endformat geschnitten ist, zeige ich sie freilich hier.
— Martin Z. Schröder
Druck einer Einladung · 15. März 2010
Für einen Berliner Stammtisch von Kulturschaffenden drucke ich seit einem knappen Jahr die Einladungen. Jede sieht anders aus, mir wird freie Hand gelassen in Text und Entwurf.
Dieses Mal habe ich die Schrift Volta eingesetzt, die man übrigens hier noch kaufen kann. Sie wurde von der Bauerschen Gießerei in Frankfurt hergestellt, zuerst gegossen 1956, als Schriftentwerfer werden K.F. Bauer und W. Baum genannt. Die Vornamen wüßt’ ich gern: Katrin Friederike oder Karl Friedrich Bauer? (Siehe Kommentare)
Dieses Mädchen lachte mich aus dem Fundus an. Die Zöpfe nennt man Affenschaukeln, oder? Der Verlauf der Frisur scheint nicht recht zu stimmen, das Kind muß mindestens einen Knick im Zopf haben. (siehe Kommentare)
Weil es schon zwei Jahre her ist, daß ich ein Galvano erklärt habe, wiederhole ich die Erklärung: Für ein Galvano wird auf eine geprägte Matrize ein galvanischer Niederschlag aus Kupfer gebracht (näheres im Lexikon unter Galvanotechnik). Die harte Kupferhaut wird mit Blei hintergossen und die dabei entstandene Platte durch Aufnageln auf einen Holzklotz auf Schrifthöhe gebracht. Diese Technik für den Buchdruck wird heute nicht mehr eingesetzt. Kupfer-Galvanos konnten bis zu Auflagen von 150 000 Exemplaren verwendet werden, für noch höhere Auflagen wurden Nickel-Galvanos verwendet oder wurde das Kupfer-Galvano im Nickel-, Chrom- oder Stahlelektrolyten gehärtet.
Das Zopfmädchen-Galvano ist leider schon recht abgenudelt, die feine Zeichnung würde man nur noch mit einer präzisen Zurichtung und wenig Farbe auf glatterem Papier drucken können, als ich es hier erledigt habe. Aber diese Einladung kann ruhig nach einer schnell gemachten Sache aus alter Zeit aussehen, das Metzer Eck sieht auch aus wie in alter Zeit. Ein bißchen jedenfalls noch.
Daß die Beiträge im Druckerey-Blog zuletzt rarer wurden, liegt an der vielen Arbeit. Neben den zu druckenden Visitenkarten, dem Briefpapier, den Hochzeitseinladungen und anderen Akzidenzen stecke ich in der Arbeit am neuen Buch von Max Goldt. Die Kalkulation war umfangreich und ist nun fertig. Es handelt sich um eine wirklich umfangreiche Arbeit, und diese muß präzise geplant werden, damit an alle Beteiligten (Autor, Typograf, Papierhändler, Setzer, Drucker, Verlag, Vertrieb, Buchhandel) gedacht wird. Die Bindung wird eine Berliner Buchbinderei übernehmen, in der nach meiner Kenntnis die einzige funktionierende Fadenknotenheftmaschine der Stadt steht, Baujahr 1955: die Lüderitz & Bauer Buchgewerbe GmbH. Und nun muß ich in der Werkstatt einen Platz schaffen, wo ich das Papier für knapp 2000 Bücher lagern kann. Es ist also so viel zu tun, daß ich im Moment etwas seltener davon berichten kann.
— Martin Z. Schröder
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