Druck einer Einladung
Für einen Berliner Stammtisch von Kulturschaffenden drucke ich seit einem knappen Jahr die Einladungen. Jede sieht anders aus, mir wird freie Hand gelassen in Text und Entwurf.
Dieses Mal habe ich die Schrift Volta eingesetzt, die man übrigens hier noch kaufen kann. Sie wurde von der Bauerschen Gießerei in Frankfurt hergestellt, zuerst gegossen 1956, als Schriftentwerfer werden K.F. Bauer und W. Baum genannt. Die Vornamen wüßt’ ich gern: Katrin Friederike oder Karl Friedrich Bauer? (Siehe Kommentare)
Dieses Mädchen lachte mich aus dem Fundus an. Die Zöpfe nennt man Affenschaukeln, oder? Der Verlauf der Frisur scheint nicht recht zu stimmen, das Kind muß mindestens einen Knick im Zopf haben. (siehe Kommentare)
Weil es schon zwei Jahre her ist, daß ich ein Galvano erklärt habe, wiederhole ich die Erklärung: Für ein Galvano wird auf eine geprägte Matrize ein galvanischer Niederschlag aus Kupfer gebracht (näheres im Lexikon unter Galvanotechnik). Die harte Kupferhaut wird mit Blei hintergossen und die dabei entstandene Platte durch Aufnageln auf einen Holzklotz auf Schrifthöhe gebracht. Diese Technik für den Buchdruck wird heute nicht mehr eingesetzt. Kupfer-Galvanos konnten bis zu Auflagen von 150 000 Exemplaren verwendet werden, für noch höhere Auflagen wurden Nickel-Galvanos verwendet oder wurde das Kupfer-Galvano im Nickel-, Chrom- oder Stahlelektrolyten gehärtet.
Das Zopfmädchen-Galvano ist leider schon recht abgenudelt, die feine Zeichnung würde man nur noch mit einer präzisen Zurichtung und wenig Farbe auf glatterem Papier drucken können, als ich es hier erledigt habe. Aber diese Einladung kann ruhig nach einer schnell gemachten Sache aus alter Zeit aussehen, das Metzer Eck sieht auch aus wie in alter Zeit. Ein bißchen jedenfalls noch.
Daß die Beiträge im Druckerey-Blog zuletzt rarer wurden, liegt an der vielen Arbeit. Neben den zu druckenden Visitenkarten, dem Briefpapier, den Hochzeitseinladungen und anderen Akzidenzen stecke ich in der Arbeit am neuen Buch von Max Goldt. Die Kalkulation war umfangreich und ist nun fertig. Es handelt sich um eine wirklich umfangreiche Arbeit, und diese muß präzise geplant werden, damit an alle Beteiligten (Autor, Typograf, Papierhändler, Setzer, Drucker, Verlag, Vertrieb, Buchhandel) gedacht wird. Die Bindung wird eine Berliner Buchbinderei übernehmen, in der nach meiner Kenntnis die einzige funktionierende Fadenknotenheftmaschine der Stadt steht, Baujahr 1955: die Lüderitz & Bauer Buchgewerbe GmbH. Und nun muß ich in der Werkstatt einen Platz schaffen, wo ich das Papier für knapp 2000 Bücher lagern kann. Es ist also so viel zu tun, daß ich im Moment etwas seltener davon berichten kann.
tags: einladung, galvano, volta
Georg Kraus am 15. März 2010 # :
Ach, ich liebe diese spitzzüngigen Belehrungen am frühen Montagmorgen. Es handelt sich um Konrad Friedrich Bauer und Walter Baum.
Die Vitae findet man hier:
www.klingspor-museum.de/KlingsporKuenstler/…BaumW/BauerBaum.pdf
Am Mittwoch kommt der Frühling. Ihnen und Ihren Lesern aus diesem Grunde: Haltet durch!
MZS am 15. März 2010 # :
Allerbesten Dank! Hier der Link
mü am 15. März 2010 # :
Diese Zöpfe wären Affenschaukeln, wenn man sie hochbinden würde, sodaß sie je eine Schlaufe ergeben ;)
Jeeves am 15. März 2010 # :
“Daß die Beiträge im Druckerey-Blog zuletzt rarer wurden, liegt an der vielen Arbeit.”
Genau das dachte ich mir beim Besuch der Seite gestern… und auch: ich gönne es ihm von Herzen.
Tjark am 15. März 2010 # :
Affenschaukeln sind noch was anderes, da verschwindet das Zopfende wieder irgendwo am Hinterkopf und es ensteht ein Schlaufe.
// t.
MZS am 15. März 2010 # :
Wie unlogisch Namen manchmal sind. Wenn Zöpfe eine Schlaufe bilden, kann auch eine Oma drin schaukeln, da brauchte man keine äffische Behendigkeit.