Mark Twain grüßt aus Heidelberg · 2. November 2009
In der Mustermappe der Druckerey lag bisher ein Kartenmodell Truman Capote, das dem neuen typografisch gleicht. Nur das Kuvert hat einen zusätzlichen Schnörkel bekommen. Und das neue Modell ist auf einem anderen Karton gedruckt. Nämlich “Crown Mill Pure Cotton” (also ganz von Baumwolle gemacht) aus der belgischen Papiermühle Pelletier.
Gesetzt wurde aus der halbfetten Walbaum, links in Versalien der Name, rechts in gewöhnlicher Schreibung der Ort mit einem Komma. Klassische Briefkarte. Wenn man sie einmal hat, mag man sie nicht mehr entbehren für die stilvollen Kurznachrichten.
Mark Twain, gelernter Schriftsetzer, äußert sich in seinen Reisebeschreibungen begeistert über Heidelberg. Er war zwar auch einige Monate in Berlin, aber in Berlin bin ich ja schon, das muß ich nicht immerzu drucken. Heidelberg klingt außerdem sehr gemütlich.
Heidelberg in Walbaum-Antiqua halbfett, Petit (8 Punkt).
Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren, / in einer lauen Sommernacht, / ich war verliebt bis über beide Ohren / und wie ein Röslein hat ihr Mund gelacht. / Und als wir Abschied nahmen vor den Toren / beim letzten Kuß, da hab ich’s klar erkannt: / daß ich mein Herz in Heidelberg verloren. / Mein Herz, es schlägt am Neckarstrand.
Der Baumwollkarton ist mit der Feder sehr gut beschreibbar.
Und der Schnörkel unter den Initialen auf der Klappe des Kuverts gehörte zum Bestand der Eremiten-Presse (ich berichtete.)
Das Muster-Kuvert ist mit rotem Seidenpapier gefüttert, lieferbar sind die Kuverts auch mit dunkelgrünem und dunkelblauem Futter; für größere Mengen (ich glaube, schon ab 1000 Stück) gibt es eine große Auswahl von Futterfarben. Ob es sich hierbei um eine Geschenkidee handeln könnte? Weil Weihnachten naht? Wohl!
Allerdings kann man eine solche Anfertigung nicht selber behalten, weil ja der Name des zu Beschenkenden drauf gedruckt wird. Gleich zwei Aufträge zu platzieren, kommt billiger, weil ich weniger Aufwand habe mit der Maschineneinrichtung.
— Martin Z. Schröder
Karte zum Jahreswechsel von 2009 zu 2010, Neudruck zu 2011 · 3. Oktober 2009
Zum in knapp drei Monaten bevorstehenden Jahreswechsel habe ich wie in den vergangenen zwei Jahren eine Karte mit einem Zitat der deutschen Klassik gedruckt. Im Entwurf dieser Karte steht noch eine Worttrennung. Aber mit kleinen Eingriffen läßt sie sich vermeiden. Ich habe gestern den Bleisatz gezeigt.
Hier nun der vom Bleisatz aus der Garamond gedruckte Text in seiner ganzen Pracht. Ich verdanke ihn einem Goethe-Kenner ersten Ranges, der aus seinen Quellen den hier nun gedruckten Wortlaut abschöpfte und mich dazu wissen ließ, woher er ihn genommen habe, nämlich “nach einer guten Ausgabe (historisch-kritisch gibt es von diesem Text noch nicht). Der Änderungen gegenüber der ersten Version sind dreie: “werthen” mit th; nach “gewährt” ein Semikolon statt des Kommas; nach “an sein Ziel gelangt” das Komma weg. Die Interpunktion sollte man übernehmen, da war Goethe sehr sorgfältig. Das “h” bei “werthen” stelle ich anheim, das hat für unser Auge leicht etwas Verzopftes, was Goethe bestimmt nicht beabsichtigte, er folgte da nur einer Konvention.”
Und mein Gewährsmann Gustav Seibt ließ mich auch mit der Rückseite nicht allein: “Für den Quellenvermerk an der Rückseite ist zu beachten, dass Goethe “Winckelmann” ohne ck schrieb. Im Titelblatt seiner Schrift heißt es: “Winkelmann und sein Jahrhundert”. Viele neuere Ausgaben schreiben allerdings W. wie herkömmlich.” Ich habe für diese Karte die Schreibweise von Goethe übernommen.
Gedruckt wurde der Text wie ein barockes Figurengedicht: die Schrift schwarz und rot, dazu ein nachtblauer achtzackiger Stern. Gedruckt wurde auf einen weichen, auch mit der Feder gut beschreibbaren Karton aus reiner Baumwolle aus der belgischen Papiermühle Pelletier.
Das Papier ist so weich und zugleich so wenig glatt, daß man ein wenig mehr Prägedruck geben muß, damit die Farbfläche nicht aufreißt.
Es ist dieses Jahr eine einfache Karte, auf der Rückseite stehen am Fuß …
Ausgeliefert wird die Karte nach Wunsch einzeln oder mit einem dunkelblau gefütterten Kuvert. Preise: Die einzelne Karte kostet 2,70 pro Stück. Ab 10 Stück: 2,50 per Stück. Auf Wunsch mit gefüttertem Kuvert, dann 3,00 Euro per Set (eine Karte mit einem Kuvert). Ab 10 Karten mit 10 Kuverts: 2,70 Euro per Set. Alle Preise inklusive 19% Mehrwertsteuer zuzüglich Versand. Hier bekannte Kunden der Druckerey erhalten die Ware mit beigefügter Rechnung, neue Kunden bitte ich um Vorauszahlung. Und freilich kann man die Karten auch direkt in der Werkstatt kaufen. Übrigens sind auch noch Hölderlin-Karten, die vom vergangenen Jahr, in kleiner Menge lieferbar. Aktualisierung Herbst 2010: Die Karten sind mit anderen Farben auf ein größeres Format und als Klappkarte neu gedruckt worden und jetzt hier erhältlich.
— Martin Z. Schröder
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