Und nun das Wort · 30. September 2011
Nun steht auch der Vierzeiler von Kurt Schwitters, nach dem dritten Druckgang, dieser lief in Schwarz. Ich meinte, Schwarz sei doch der dadaistischen Form näher als Grau.
Vernünftige Fotos von Drucksachen sind gar nicht so einfach zu machen. Am Wochenende fahre ich vielleicht auf eine Wiese und stelle die beiden ins Grüne.
Das Verschrägen der Zeilen ist recht simpel. Am Ende muß ja immer eine rechtwinklige Kolumne in den Schließrahmen, und bei Frau und vor allem bei Mann war das langwierig.
Der Setzer liest den Bleisatz von links nach rechts. Und weil der Bleisatz in Spiegelschrift steht, dreht der Setzer den Text immer auf den Kopf.
Die Taschenlampe gibt mir seit Jahren ein Rätsel auf. Wofür wurde sie gegossen? Sie steckt in den Zeichen für den Fahrplansatz.
Gab es unbeleuchtete Bahnhöfe oder Züge, als es Taschenlampen gab? Im Krieg?
Die Karte ist dann im Shop zu haben, wenn die vorherige Auflage ausverkauft ist.
— Martin Z. Schröder

So macht man einen Mann · 29. September 2011
Gestern habe ich hier gezeigt, wie man sich oder anderen eine Frau druckt. Heute zeige ich, wie der Mann gemacht wird, und zwar einer, der zur Frau paßt. Man nimmt eben nicht eine Rippe aus dem Mann, um daraus die Frau zu formen, man muß allerdings den Kopf der Frau verwenden, damit der Mann nicht kopflos durch die Gegend läuft.
Der Frauenkopf wird seines blumengeschmückten Hütchens entledigt und mit dem Zylinder eines Mannes von Welt ausgestattet.
Männer sind blau, und zwar hellblau, pastellblau. Aus Deckweiß und Blau gemischt.
Solche Bilder sind dem Drucker eine kleine Augenweide.
Hier kommt die Rohmasse für den Mann in den Farbkasten.
Es wirkt schon ein wenig gefährlich strahlend. Manneskraft eben.
Die Farbe läßt man dann ins Farbwerk einlaufen.
Und steckt den in den Schließrahmen geschlossenen Mann hinein.
Und das ist der Mann von hinten.
Und hier legt die Maschine die fertigen Männer ab, die den Frauen beigesellt wurden.
Aus der Druckform entsteht das Bild.
Und im nächsten Druckgang mit schwarzer Farbe wird noch der Vierzeiler von Kurt Schwitters eingedruckt. Denn erst war die Frau, dann der Mann, und damit sich die beiden verstehen, gibt man ihnen noch das Wort. Aber erst, wenn sie trocken sind.
— Martin Z. Schröder

Zuerst wurde die Frau gemacht, der Mann folgt später · 27. September 2011
Ob man sich eine Frau backen kann? Ich bin Drucker! Also wenn man sich eine drucken will, benötigt man Deckweiß, Knallrot und Blau. Deckweiß und Rot zu Rosa, und damit es keine Barbiepuppe wird, kommt eine Winzigkeit Blau hinein.
Es sieht dann erst einmal aus wie die Masse, mit der Abgüsse vom Kauorgan gemacht werden, aber das sind nun mal die Zutaten für eine Frau.
Die fertige Paste kommt in die Presse.
Das ist der Heidelberger Tiegel ohne Farbe.
Und hier läuft langsam das kalte Rosa ein. Schwer zu fotografieren, wenn es noch so dünn im Farbwerk steht.
Dieser weibliche Kopf ist relativ einfach. Man kann ihn auch gleich mit einem Hütchen ausstatten, damit die Frau geputzt ist, wenn sie uns vor die Augen tritt.
Während der Kopf inklusive Hut nur aus drei Teilen besteht (unter uns: Neuroanatomie wird etwas überbewertet), wird es darunter aufwendiger. Aber einen Homunculus macht selbst ein alter Drucker nicht en passant, auch wenn es sich dabei doch um eine Akzidenz handelt.
Hier ist der Operationstisch zu sehen. Haupt noch vom Rumpf getrennt, kurz vor der Montage.
Auf diesem Bild sieht man die Rückseite der fertig zusammengefügten Frau.
Und wenn sich dann alles zusammengefunden hat, die Mechanik und die Chemie in glückliche Verbindung getreten sind, dann ist da die Frau. Also: Backen weiß ich nicht, Drucken: ja.
Als nächstes kommt aus der dadaistischen Abteilung meiner Offizin der Mann. Der Mann wirkt hier noch etwas durcheinander. Der Männerkopf hat mit Hut auch doppelt soviel Teile wie das weibliche Haupt. Möglicherweise werde ich die beiden hier abgebildeten Kopfhälften gegen den besser zu konstruierenden Frauenkopf auswechseln. Das überlege ich mir, wenn Blau gedruckt wird.
Ja ja, dieses Paar ist nicht neu. Nur ist die erste farbige Auflage bald alle, ein paar gibt es noch im Online-Shop. In der nächsten Auflage wird der Text auch etwas anders gestellt werden, und das Paar wird geringfügig anders arrangiert.
— Martin Z. Schröder
