Holzstich-Exlibris von Hans-Joachim Behrendt · 17. August 2015

Im Februar hatte ich den ersten Probedruck des Exlibris von Hans-Joachmim Behrendt gezeigt, das er für mich entworfen und gestochen hat. Im Juli war der Künstler nun mit dem fertigen Stock in meiner Werkstatt, und wir haben gemeinsam eine Auflage von etwas über 300 Exemplaren gedruckt.

Die ersten beiden Fotos zeigen noch einmal die Studien, die der Künstler zur Planung des Bildes gezeichnet hatte.

Hier sieht man den Holzstock, auf den mit weißer und schwarzer Tusche das Motiv aufgetragen wurde.

Und dieses ist nun die fertige Arbeit. Insgesamt versammeln sich hier siebzehn Fabelwesen und Tiere um das Wappentier meiner Werkstatt. Der Bär hat den Degen abgelegt, die Brille aufgesetzt und sein Pfeifchen angezündet und liest aus einem seiner (oder meiner) wichtigsten und schönsten Bücher vor, den Essays von Montaigne.

Wir haben sieben Stunden mit der Zurichtung der Druckform zugebracht, bis das, was schwarz sein sollte, schwarz war und die winzigsten weißen Punkte nicht mit Farbe zuliefen. Nach den ersten fünf Stunden hat der Künstler noch einmal das Mikroskop ausgepackt und einige zu flache Stellen vertieft. Das Drucken selbst, die 300 Exemplare, war nach einer guten Viertelstunde erledigt.

Die Bleistiftspitze zeigt auf den Tampen, den Vorläufer der Druckwalze, wie er von den Frühdruckern verwendet wurde und bis heute im Druckerwappen zu sehen ist.

Dieses ist der hölzerne Druckstock, in den Hans-Joachmim Behrendt das Motiv gestochen hat. Er paßt auf eine Handfläche.

Hier eine Vergrößerung desselben.

Und der Abdruck dieses Ausschnittes.

Ich bin überglücklich, ein solches Kunstwerk in Auftrag gegeben zu haben. Der Künstler meinte, er habe noch nie so viele Wesen auf einem Bild untergebracht. Ist es nicht erstaunlich lebendig geworden? Ich halte es für eine bedeutende Meisterschaft, daß all diese Tiere so lebendig geworden sind und ihren eigenen Persönlichkeiten aus ihrer Darstellung sprechen. Die gelassene, müde Souveränität des König Löwen, das Unwohlsein des Hasen in der füchslichen Umarmung. Die ernsthafte Fürsorglichkeit von Pan, dem Gott des Waldes, und die Klugheit im schönen Gesicht des Einhorns. Im Foto läßt sich die Schönheit dieser Arbeit, auch ihr Reichtum, nicht vollendet übertragen. Der Originaldruck ist freilich viel schärfer und kontrastreicher.

— Martin Z. Schröder

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Der Bär mit seinen Freunden · 18. Februar 2015

Es ist eine Zeit her, daß ich mir von Hans-Joachim Behrendt ein Exlibris wünschte. Im Mai vergangenen Jahres zeigte er mir anläßlich seines Besuches erste Studien der einzelnen Tiere und Pflanzen. Ich hatte mir einige Tiere gewünscht, auch ein Einhorn.

Es gab auch einen Entwurf für die gesamte Anlage. Oben zwischen Einhorn und Pan sieht man den Turm, in dem Montaigne seine Essays schrieb. Derselbe Bär, der auch in meiner Druckermarke von Behrendt steht, sollte aus einem Buch von Montaigne vorlesen und, wie auch ich gelegentlich, eine Lesebrille tragen.

Im November bekam ich ein Foto von der Tuschezeichnung auf dem grundierten Holzstock. Der Künstler zeichnet und sticht seitenverkehrt, damit das Bild seitenrichtig gedruckt wird.

Gestern nun kam einer der zahlreichen Probeabzüge, die zwischen den Arbeitsschritten gemacht werden. Ich kann meiner Bewunderung und meiner Freude, meiner Faszination und einem Gefühl des geschenkten Reichtums kaum Worte geben.
Statt dessen möchte ich auf die Details aufmerksam machen, soweit ich sie erkenne. Links oben ein Einhorn mit den schönsten Augen und dem weisesten Audruck, die ich mir nur denken kann. Rechts spielt Pan, der Gott des Waldes auf seiner Flöte. Oberhalb des König Löwen, dem seine eigene Lektüre beim Zuhören entglitten ist, der Hahn als französisches Wappentier und ein Pfau. Im hohlen Baum sitzt ein Kauz, links und rechts neben ihm die Ohren des Waldes nach Hieronymus Bosch (die Vorlage liegt im Berliner Kupferstichkabinett). Welcher Vogel sich auf dem Hirschgeweih niedergelassen hat, werde ich noch erfragen. Der Luchs scheint gerade angekommen zu sein und betrachtet die ganze Gesellschaft. Links unten fühlt sich ein Hase etwas unwohl in der Umarmung eines seine Zuneigung überdeutlich zeigenden Fuches. Ein Rabe sortiert die mein Mittelinitial formenden Kastanien, beobachtet von einer sich zum S ringelnden Schlange. Rechts beäugt ein Storch den Frosch, der aus einem Tümpel lugt. Eine Schnecke sitzt auf einer der Bleilettern im Vordergrund und richtet ihre Stielaugen zum Vorleser. Zwischen S und I am linken Rand hängt ein Aldus-Blatt, das nach Aldus Manutius benannte Schmuckzeichen der Buchdrucker. Die Bleilettern stehen derart, daß der in der Mitte auf einen Baumstumpf gelehnte und aus Montaignes Essays vorlesende Bär sie so sehen kann, wie ein Schriftsetzer seine Lettern, kopfstehend in Spiegelschrift.

Seinen Schweizerdegen hat der eine Pfeife rauchende Bär abgegürtet und auf dem Schoß abgelegt. Das Streichholz deutet auf des Bären Druckertampen, jenen Vorläufer der Druckwalze, den die mittelalterlichen Drucker zum Einfärben des Druckstockes benutzten und der im Druckerwappen von einem Greifen gehalten wird. Das Streichholz auf dem Foto läßt die Größe des gesamten Bildes erkennen, es paßt in eine Handfläche. Hans-Joachim Behrendt sticht seine phantastisch reichen Miniaturen unter dem Mikroskop.

Was mich an dieser Kunst so fasziniert, ist nicht allein die handwerkliche Kunstfertigkeit, das Mienenspiel in der Miniatur, sondern die mit dieser Geschicklichkeit erzeugte Atmosphäre. Hier ist ein Moment wie auf einer Fotografie festgehalten. Es treffen sich lauter eigene Charaktere, starke Individuen, die in ihrem Alltag Begegnungen vermeiden, Freßfeinde. Die Machtverhältnisse sind durchaus sichtbar, die Souveränität eines im Moment satten, etwas müden und gern zuhörenden Königs, der, wenn ihn hungert, als Raubtier durch die Gegend schleicht. Jetzt faßt auch der Hirsch den Mut, näherzutreten. Der Fuchs wagt es im Moment nicht, sich den Hasen einzuverleiben (in Wirklichkeit essen Füchse natürlich keine Hasen, sondern springen nach Weintrauben), auch der Storch weiß sich zu beherrschen und läßt den schmackhaften Frosch in Ruhe. Es ist windstill und warm, nur der Pan bläst einen leichten Luftzug. Die großen starken Tiere lassen allen für einen Moment ihren Frieden und lauschen auf die Worte eines berühmten Stoikers.

Ob dieses Exlibris seine Funktion als Bucheignerzeichen erfüllen kann? Oder ob ich ausgeliehene Bücher wegen dieses eingeklebten Kunstwerkes erst recht nicht wiederbekomme?

Wenn die Arbeit fertig und gedruckt ist, werde ich sie natürlich hier zeigen. Für seine Erlaubnis zur Veröffentlichung dieser Bilder danke ich dem Künstler.

— Martin Z. Schröder

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Hans-Joachim Behrendt: Hommage à Werner Klemke · 3. Juni 2014

Matthias Haberzettl, Auftraggeber des Exlibris von Hans-Joachim Behrendt und befaßt mit Leben und Werk des Buchkünstlers Werner Klemke, hat mir eine Liste der in dem nebenstehenden Holzstich verarbeiteten Zitate zukommen lassen:

Oben in der Mitte: der Kopf des Pinocchio. Quelle: Collodi, Carlo: Pinocchios Abenteuer. Holzstiche von Werner Klemke. – Berlin: Aufbau-Verlag, 1954

Links unten: Krippe und Trommel entstammen auch dem »Pinocchio« (S. 185); die Grille wohl nach einem Motiv des Titelblatts

Rechts: Giovanni Boccaccio, vom Titelblatt des »Dekameron«, Quelle: Das Dekameron des Giovanni Boccaccio. Bd. 1.2. – Berlin: Aufbau-Verlag, 1958. Illustrationen und Gesamtausstattung: Werner Klemke

Zum Dekameron gehört auch das Paar links (Bd.2, S.289), und zum »Motivkreis« des Dekameron der Mönch

In der Mitte der Eulenspiegel, eine Lieblingsfigur Klemkes

Unten Mitte: der gestiefelte Kater aus den »Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm« (Kinderbuchverlag Berlin, 1962); wohl auch der Esel links unten

Rechts unten der Titelheld aus: Reuter, Christian: Schelmuffsky. Holzstiche Werner Klemke. – Berlin: Aufbau-Verlag, 1954 (in dieser knieenden Haltung gibt’s kein direktes Vorbild im Buch)

Alle genannten Jahreszahlen beziehen sich auf die Erstauflagen.

— Martin Z. Schröder

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Zurichtung und Druck eines Holzstiches · 2. Juni 2014

Vor ein paar Tagen habe ich den Holzstock selbst schon gezeigt, ein Exlibris, gestochen in Holz von Hans-Joachim Behrendt. Heute zeige ich den Druck, mit freundlicher Genehmigung des Auftraggebers, dem Klemke-Forscher Matthias Haberzettl. Auf nebenstehendem Foto ist das ganze Blatt zu sehen, 165 zu 125 mm groß. Also etwas größer als eine gewöhnliche Postkarte.

Auf dem zweiten Foto mit den sortierten Bogen sind die Anfänge der Arbeit zu sehen, die am 26. Mai von etwa 10 bis 18 Uhr währte. Das erste Blatt links oben zeigt den allerersten Abzug. Gedruckt wurde auf einem Heidelberger Tiegel, also einer Klapptiegelmaschine. Der Tiegel bewegt sich um eine Achse und klappt an das senkrecht stehende Fundament heran. Den Winkel beeinflußt man durch die Dicke des Aufzuges, an dem der zu bedruckende Bogen liegt. Treffen Tiegel und Fundament nicht parallel aufeinander, bekommt entweder die innen an der Achse liegende oder die außen liegende Seite mehr Druck als die jeweils andere. Auf dem ersten Abzug sieht man aber, daß der Druck oben links zu stark ist. Da schlägt der Drucker innerlich die Hände überm Kopf zusammen, denn das bedeutet: der Holzstock ist nicht plan. Auf dem siebten Bogen (Reihe 2, Bild 3) ist eine parallele Position erreicht. Dies wurde bewerkstelligt, indem hinter das Holz auf der zu schwach druckenden Seite Papierschichten geklebt werden, die den Stock auf der zu flachen Seite anheben. Für jede Verbesserung mußte die Form aus der Maschine genommen und hinterklebt werden.

Das war aber nur der erste Schritt. Trifft eine harte Fläche auf einen weichen Untergrund, drücken sich die Außenkanten tiefer in die weiche Unterlage als die Gesamtfläche. Der Druck muß aber gleichmäßig erfolgen, also wird im zweiten Schritt unter dem Bogen eine Zurichtung aus Seidenpapier hergestellt. Von außen nach innen unter Berücksichtigung der besonders schwarzen Stellen wird nun Seidenpapier zurechtgerissen (Schnittkanten könnten sich im Druckbild zeigen), um den Druck gleichmäßig auf das ganze Bild zu verteilen. In der letzten Reihe dieses Fotos sieht man, wie der Zeichnung im Inneren des Kreises Deutlichkeit und Kontur zuwachsen.

Zugleich muß an der Farbe gearbeitet werden. Das Motiv benötigt eine Farbe, die der Drucker als streng oder kurz bezeichnet, weil sie beim Abheben mit dem Spachtel aus der Menge nur einen kurzen Faden zieht. Sie ist also zäh und wird nicht in die Vertiefungen der Form laufen, sondern auf der Oberfläche bleiben. Ist sie zu zäh, kann das aber dazu führen, daß sie Druckform und Papier verklebt, dann kommt es zum sogenannten Rupfen: beim Ablösen der Form vom Papier nach dem Druck reißt die Form kleine Papierpartikel aus dem Papier. Zu zähe Farbe ist auch ungünstig für vollständig geschlossene Flächen im Druckstock. Und es muß beim Drucken die Farbmenge genau eingestellt werden. Kommt zuviel Farbe auf die Form, wird sie beim Drucken nach außen gedrückt und macht ein unsauberes Bild, und sie verstopft die feinen Linien, die nicht so tief ins Holz reichen wie weiße Flächen. Außerdem sind die Walzen in den Lagern gut zu ölen, damit sie sauber abrollen, während die Führungsschienen ganz trocken sein müssen, damit die Walzen rollen und nicht rutschen und das Druckbild zuschmieren oder Farbe von den Flächen an die Rände schieben.

Auf diesem Bild wird durch die Münze verdeutlicht, wie detailliert und winzig das Motiv gearbeitet ist. Im letzten Blog-Eintrag sieht man den Holzstecher am Mikroskop arbeiten. Er hat eine ganz ruhige Hand und weiß den kleinsten Punkt genau zu setzen. Man muß bedenken, daß ein zu viel herausgehobener Span nicht zu ersetzen ist.

Auch mit der fotografischen Vergrößerung wird das Motiv in den Details nicht so deutlich wie das Original unter der Lupe. Nach acht Stunden waren meine Kraft und meine Zeit am Ende. Ich hätte bei diesem Stand nun auch noch mit dem Skalpell kleine Stücken auf das Bild zuschneiden wollen, um beispielsweise in Pinocchios Mütze die schwarzen Quadrate tiefschwarz zu machen. Die Kleidung des Narren hingegen sollte nach Anweisung des Künstlers die Holzstruktur so zeigen, wie sie hier zu sehen ist. Einige Details hat meine an sich gute Kamera nicht erfassen können, etwa kleine weiße Punkte im Aldusblatt rechts unten, die im Original durchaus sichtbar sind. Die Komprimierung des Fotos fürs Internet tut dann ein übriges. Schwierig am Stock war allerdings auch eine leicht konkave Form. Das kann man zwar im Preßdruck mit Seidenpapier ausgleichen, aber der Andruck der Walzen wird durch die konkave Form ungleichmäßig, und dagegen gibt es kein Mittel, weil der Stock starr ist und die Form der Walzen gleichmäßig. Stärkerer Walzenandruck würde die Außenpartien der konkaven Form zuschmieren. Der Holzstichmeister würde für eine Nachauflage den ganzen Stock mit einem Tausender Schleifleinen glätten und die äußeren Partien nachstechen, wie er es schon während des Druckes in den Vorhangzeichnungen gemacht hatte, aber dieser enorme Aufwand ist einstweilen nicht vorgesehen, zumal sich Handabzüge mit einer kurzen Walze besser bewerkstelligen lassen.

In einem nächsten Eintrag werde ich die Zeichnung erläutern. Freunde und Kenner des Werkes von Werner Klemke werden einige Vertraute sogleich entdeckt haben. Sie erkennen und bewundern sicherlich auch, wie genau bis ins Mienenspiel hinein der Meisterstecher Hans-Joachim Behrendt seinen Lehrer zitiert hat.

— Martin Z. Schröder

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Typografie und Bild · 14. Juni 2009

Aufträge, Exlibris zu drucken, nehme ich sehr gern an. Exlibris sind Schmuckstücke für die Bibliothek. Man wird an ihnen gewissermaßen zum Juwelier der materiellen Geisteswelt. Für diesen Auftrag kam meine Auftraggeberin in die Werkstatt und suchte sich aus dem Fundus alter Druckstöcke eine Abbildung aus. Ich skizziere meistens digital. Weil es schneller geht, als wenn ich den Bleistift ansetze oder gar Klebeskizzen vom Bleisatzzeilen mache, und weil es genauer ist, als meine Bleistiftzeichnung. Die Abbildung lag freilich nicht digital vor. Ich hatte nur einen Abdruck von Hand gestempelt, damit wir das Motiv besser sehen konnten. Wie der scharfe Ausdruck aussah, wußte ich bis zum Andruck auch nicht. Für die digitale Skizze hatte ich deshalb nur einen Platzhalter eingesetzt, um die äußere Form der ganzen typografischen Gestalt skizzieren zu können.

Das gedruckte Bild hat aber durch seine Abweichung von der Skizze, welche die inneren Linien des Bildes nicht berücksichtigt hatte, den ganzen Entwurf beeinflußt. Ich habe die Schritte von der Umsetzung des digitalen bis zum Andruck des geänderten Entwurfs im Bild festgehalten.

Die feinen Linien fallen durch. Sie sind dem viel schwerer erscheinenden Bild nicht gewachsen. Man erkennt die rote Farbe kaum.

Nimmt man die Linien nur fetter, gewinnt der Entwurf zwar an Ausgewogenheit, die Rhythmisierung wirkt nicht mehr so falsch, aber der Duktus der Linie sehr wohl.

Die einfache halbfette Linie würde zu einer Buchfutura passen, einer kräftigen serifenlosen Schrift. Die hier gesetzte Walbaum als klassizistische Antiqua mit dem starken Kontrast zwischen fetten und Haarlinien verlangt ein anderes Linienbild. Auch in der gezeichneten Abbildung finden sich Doppellinien in zwei Stärken.

Allerdings war die feine Linie zu fein, eine stumpffeine wird dafür eingesetzt. Auf den verkleinerten und komprimierten Bildern schwer zu erkennen.

Im die Abbildung umlaufenden Linienrahmen steht die starke Linie außen, die feine innen. Dies wiederholt sich hier in den roten Doppellinien. Aber das funktioniert nicht, denn die roten Linien rahmen nicht das Bild, sondern unterteilen den gesamten Satz, dessen Leserichtung nach unten führt. Die roten Linien müssen sich einfügen.

Auch ihr Durchschuß, also der Zwischenraum zwischen den beiden Linien, wird verringert. Er muß entweder genau gleich dem im Rahmen der Abbildung sein oder deutlich anders. Richtig ist hier der deutliche Kontrast.

Was man hier nun wirklich nicht erkennt: In diesem Abzug wurde die obere fett-feine Linie einen halben Punkt nach oben gerückt.

Zwischen den Linien liegt ein halber Punkt Durchschuß. Das Setzmaterial dafür ist aus Messing, denn so feine Spatien kann man nicht aus Blei machen. Sie sind 0,188 mm stark.

Das fertige Exlibris im richtigen Rhythmus von Text, Bild und Linienornament. Einwenden ließe sich, daß das Bild recht schwer ist für das kleine Format, also zu dunkel und zu groß. Es würde sich als Vignette auf einer Buchseite gut machen, zwischen Zeilen, die breiter sind als das Bild. Typografie besteht oft aus Kompromissen, gerade im Bleisatz. Es gilt, aus den zur Verfügung stehenden Mitteln den besten Entwurf zu machen. Wenn historische Originale aus dem Werkstatt-Fundus zum Einsatz kommen, läßt sich deren Größe ja nicht ändern.

— Martin Z. Schröder

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Abgucken · 2. Juni 2009

Der unbeschnittene Abzug der ersten von zwei Druckfarben wirkt auf mich immer verheißungsvoll. Ich freue mich auf den Eindruck der zweiten Farbe, wenn ein Entwurf sich dann in Gänze zeigt. Dann darf beim ersten Druckgang nichts falsch gewesen sein. Ich bin dann auch immer etwas unruhig und gespannt. Hier entsteht ein Exlibris, ein Bucheignerzeichen. Ex libris — aus den Büchern, also aus der Bibliothek von …

Der ursprüngliche Entwurf war von Valter Falk, einem schwedischen Gebrauchsgrafiker. Jan Tschichold hat sich den Entwurf abgeschaut. In einem Buch über Tschichold zeigt Albert Kapr einen korrigierten Abzug.

Als mir der Gebrauchsgrafiker Dieter Keller davon erzählte, was sicherlich zehn Jahre her ist, bat ich ihn um einen Entwurf für mich und setzte und druckte danach diese Marke. Ich mag den Entwurf heute noch. Er zeigt, woraus Bücher gemacht sind auf dekorative Art, und er bringt dieses schmucke Alphabet zusammen mit dem Namen in eine rechteckige Form. Rechteckig sind auch die Kolumne und das Buch. Durch die Farben sind Schrift und Dekorbuchstaben deutlich unterschieden. Schwarz für die Schrift und Rot für die Auszeichnung bilden das klassische Paar der Farben im Buch.

In seinem Alphabetbuch zeigt Axel Bertram den fertigen Druck des Tschichold-Exlibris. Übrigens ohne Valter Falk zu erwähnen. Vielleicht, weil das Abschauen zur guten Typografie gehört, weil man nur daraus lernt und die zeitlos gültigen Arbeiten erschaffen kann? Jedenfalls sucht man sich so aus mehreren Büchern die Bilder zusammen, um wiederum selbst abschauen zu können.

Freilich muß man keine Fraktur dafür einsetzen. Hier sind links die Unger-Fraktur und rechts die Walbaum-Antiqua zu sehen. Die Antiqua erlaubt auch den Einsatz von Versalien, also Großbuchstaben, die den hübschesten Gegensatz darstellen zur Kursiven.

In Garamond oder Serifenloser hat dieses Modell leider noch niemand in Auftrag gegeben.

Exlibris drucke ich recht gern. Es sind hübsche Luxus-Drucksachen. Sie sind für Bücher gemacht, und wenn meine Kunden gute Bücher besitzen, die alt werden, weil sie wertvoll sind, und wenn sie dorthinein mit säurefreiem Kleister die Exlibris aus meiner Werkstatt kleben, dann ist das ein hübsches Archiv für meine Arbeiten. Und in einiger Zeit wird niemand mehr einfach sehen, ob solche klassischen Drucke vom Bleisatz mit diesen Schriften und in dieser Typografie nun anno 1809 oder 2009 gedruckt wurden. Und die Schriften-Kenner, die werden vielleicht sagen, wann und wo diese Walbaum und diese Unger-Fraktur gegossen wurden, aber ob das nun im 20sten oder im 21sten Jahrhundert gedruckt wurde — das werden sie auch nicht feststellen können. Das ist hübsch.

— Martin Z. Schröder

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