Dreiseitenschneider 1947 · 9. August 2008

Neulich schrieb ich vom Beschneiden des Goldt-Büchleins. Via Sehsucht bin ich auf diesen interessanten alten Film gestoßen, der einen Schriftsteller (so sahen die also damals aus!), die industrielle Buchherstellung anno 1947 mit Maschinensatz, galvanisierten Druckplatten und Buchbindung zeigt. Um die Minute 9 herum sieht man einen Dreiseitenschneider in Aktion, wie er mit drei Messern in zwei Arbeitsgängen gefalzte Druckbogen in Form bringt.

Ob diese in kleine Schritte zerfetzte Arbeit den Beteiligten Vergnügen bereitet hat? Romantisch sieht anders aus.

— Martin Z. Schröder

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Kalkulation für Max Goldt · 3. November 2007

Druckereien erhalten das Papier vom Großhändler in großen Formaten (die großen Pakete werde ich hier zeigen, wenn sie angekommen sind). Daraus wird das Format geschnitten, das durch die Druckmaschine geht; später gibt es weitere Schnitte auf das Endformat. Der Buchblock einer Broschüre wird in Buchbindereien im sogenannten Dreiseitenschneider auf das Endformat gebracht. Beschnitten werden also der Kopf, die Vorderseite und der Fuß, so daß die Kanten glatt sind. In der Broschur ergibt sich, daß die innen liegenden Bögen schmaler sind als die äußeren. Wenn man so ein ineinandergestecktes Büchlein aufschlägt, sieht man das (Foto). Maßgeblich ist der äußerste und also größte Bogen.

Das gewünschte Format wird nicht beliebig aus dem sogenannten Rohbogen geschnitten. Auch nicht danach, wie die meisten Nutzen aus dem Bogen zu bekommen sind. Zu beachten ist die Laufrichtung des Papiers. In der Papiermaschine neigen die Fasern der wäßrigen Papiermasse dazu, sich parallel zur Laufrichtung der Papiermasse über die Siebpartie zu legen. Optimal wäre, wenn die Fasern das nicht täten, aber Papiermacher und Ingenieure, die durch Rütteln des Siebes die Fasern aus dem Fluß bringen wollen, sind schon froh, wenn die Hälfte der Fasern nicht längs zur Laufrichtung liegt.

Papier reagiert sehr empfindlich auf das Klima. Die Papierfasern dehnen sich und ziehen sich wieder zusammen. Papier paßt sich rasch seiner Umgebung an, und wenn die Umwelt die Heizung abdreht und die Luftfeuchtigkeit steigt, versucht das Papier, den eigenen Feuchtigkeitsgehalt anzupassen und tauscht Luft aus. Wird die Umgebungsluft wieder trockener, gibt das Papier auch wieder Feuchtigkeit ab, allerdings kann es dann Spuren dieser Bemühungen zeigen. Für alle gebundenen Drucksachen, also Bücher und Broschüren, muß das Papier in der Laufrichtung parallel zum Bund und Falz verarbeitet werden, damit es keine Wellen schlägt.

In der Preisliste gibt der Papierhändler die Laufrichtung zum Format an. Er schreibt zum Beispiel „Schmalbahn“ (im Gegensatz zu Breitbahn) daneben, was bedeutet, daß die Fasern zur langen Seite des Bogens parallel liegen: „70 × 100 SB“ steht in der Liste. Oder die 70 wird unterstrichen, was bedeutet, daß die Faserlaufrichtung von einer 70er Seite zur anderen 70er Seite verläuft, also parallel zur 100er. Gemeint sind Zentimeter, in dieser Größe kommen viele Rohbogen von Feinstpapier, wie ich es meist verarbeite.

Das gewünschte Format für mein Büchlein beträgt 200 × 240 BB (ich rechne in Millimetern), also die Fasern laufen parallel zum Bund, zur kurzen Seite des Druckbogens. Damit die Kanten am Ende gerade beschnitten werden können, brauche ich einen Rand und drucke auf das Format 206 × 248. Drucker mit elektrischen Maschinen brauchen einen Rand für die Greifer der Druckmaschine, aber ich nicht, denn ich lege die Bogen ja mit der Hand in die Presse.

Der Rohbogen hat das Format 700 × 1000 SB. Aus der langen Seite bekomme ich also vier Nutzen, aus der kurzen zwei.

Das Foto zeigt meine Berechnung. Daraus ergibt sich, daß ich aus einem Rohbogen acht Druckbogen bekomme. Ich muß berechnen, wieviel Papier eines meiner Büchlein braucht (32 Seiten sind 8 Bogen) und wieviel Zuschuß ich benötige, denn die Maschine muß ja für jeden Druckgang mit dem Originalpapier eingerichtet werden. Nun werde ich die Preisstaffel prüfen, manchmal lohnt es sich, etwas mehr Papier zu kaufen. Diese Berechnung wird für den Inhalt, das Papier des Umschlages und das des Schutzumschlages vorgenommen.

Am Ende sitze ich vor einer Summe, einem Preis. Dieser geht in die große Kalkulation ein, wo auch die Kosten für Entwürfe, Satz, Einrichten der Maschine, den Druck und alle einzelnen Arbeitsschritte des Bindens und Schneidens eingerechnet werden.

Arbeitszeit des Menschen wird umgerechnet in Geld. Denn in diesem Stundensatz müssen sich alle Kosten des Betriebes wiederfinden: Miete, Heizung, Maschinenabnutzung, Reparaturen, Telefon und zuletzt mein Pausenbrot, meine vier Wände, das Honorar für meinen Zahnarzt und der Lohn für meinen Schuster, auch der Krückstock im Alter, also all das, was ich selbst als Teil des Betriebes koste: der menschliche Faktor. Und am Ende dieser Kalkulation wird eine Summe stehen, die durch die Anzahl der gedruckten Bücher dividiert wird. Daraus ergibt sich dann der Einzelkaufpreis. Vergesse ich in der Kalkulation einen Posten, schmälert das die Menge der Butter auf meinem Brot, denn Material und Maschinen kosten von anderen bestimmte Festpreise, an denen nicht zu schrauben ist. Das Büchlein soll aber auch günstig zu haben sein und zufriedene Käufer finden; der Drucker soll ein gutes Gewissen damit haben, denn die Moral trägt zu Stolz und Glück des Handwerkers bei. Also muß genau gerechnet werden.

— Martin Z. Schröder

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