Probleme! · 25. Mai 2017
Die Englische Schreibschrift zu setzen, ist wegen der empfindlichen Überhänge der Typen nicht ganz einfach.
Auch muß mit Augenmaß der Wortzwischenraum eingesetzt werden, weil er wegen der langen Schwünge mancher Versalien einerseits, zu dicht stehenden Minuskeln andererseits unterschiedlich weit gemacht werden muß.
Die Karte ist im Raritätenkabinett online erhältlich und wird mit einem gefütterten Kuvert ausgeliefert.
— Martin Z. Schröder
Englische Schreibschrift im Bleisatz · 4. März 2013
Sie ist schön, sie ist auch schwierig zu setzen. Die Überhänge sind oft so groß, daß Blindmaterial beschnitten werden muß, um unter die überhängenden Schultern der Lettern zu passen Sie hat etliche Buchstaben in zwei Ausführungen, ein z mit Unterlänge, eines ohne, ein e mit auslaufendem Schwung, eines ohne, ein t mit breitem Querstrich, eines mit schmalem, ein englisches r für Innenräume von Worten, und ein deutsches mit auslaufendem Schwung für einen Abschluß, das aber nicht vor ein Komma gesetzt werden darf, weil sonst eine Lücke entsteht.
Der Drucker darf sie nicht grob abwischen, damit der Putzlappen nichts von den zarten Linien und Schwüngen abreißt, falls er hängenbleibt. Die wird nur ganz vorsichtig auf Höhe geklopft, und eine Unebenheit muß man beim Überstreichen des Satzes mit dem Klopfholz gleich überprüfen. Vor dem Schließen der Druckform wird jeder Wortzwischenraum nach einem Überhang nachgesehen, denn was beim Schließen der Form nicht passend gesetzt ist, bräche ab, und groß wäre der Jammer des Setzers, denn diese Schrift ist unersetzlich.
Hier steckt eine große Hochzeitseinladung in der Maschine. Offenes Format DIN A4. Auf Baumwollkarton gedruckt und für den Versand im gefütterten, wunderschön knisternden Kuvert aus Echt Bütten mit gerissenen Büttenrändern zu rillen. Eine Blindprägung wird allerdings auch noch auf die erste Seite gebracht.
Das Foto war nicht für eine so starke Vergrößerung vorgesehen, deshalb nicht ganz scharf. Aber man sieht das falsche e mit dem Schlußschwung.
Nach der Korrektur. Es ist sehr viel Arbeit, es ist kompliziert; die Excelsior zu setzen kostet auch deutlich mehr Geld als jede andere Satzarbeit, aber ich mache es gelegentlich furchtbar gern. Es ist die komplizierteste Textarbeit. Man muß beispielsweise auch die Wortzwischenräume an die Buchstaben anpassen. Folgt einem Kleinbuchstaben ohne Schwung ein Großbuchstabe mit einem weit anlaufenden Anstrich wie das A, so wird der Wortzwischenraum reduziert. Folgt auf ein n ein W, wird kein Zwischenraum gesetzt, weil jener genügt, der sich aus der Zusammenstellung dieser Lettern natürlich ergibt.
Noch ein Hinweis: Das Bleisatzmagazin Rheinland hat mit einem Räumungsverkauf begonnen.
— Martin Z. Schröder
Altes Päckchen · 2. März 2013
Als ich eine englischsprachige Hochzeitseinladung aus der Englischen Schreibschrift Excelsior setzte, fehlten mir plötzlich einige “h”. All dieses the und there und thing und thang und thung – dafür ist der deutsche Gießzettel nicht gemacht.
Bevor ich verzweifelte, denn die Text war fast fertig, und es fehlten nur noch drei “h”, fiel mir dieses Päckchen ein. Vor ein paar Jahren erworben, ich weiß nicht mal mehr, woher. Über Umwege sicherlich, denn die Excelsior bezog man von der Bauerschen Gießerei in Frankfurt und später Barcelona, wenn ich mich recht erinnere. Und diese hier kommt aus einem holländischen Betrieb.
Unter dem Pappdeckel Butterbrotpapier.
Und auch in einer Sprache für mich.
Aber interessant ist das nicht, denn solche Ware kann man nirgends mehr reklamieren. Gußfrische Englische Schreibschrift. Ein Schatz.
Wieder so ein Paket, das Jahrzehnte, nachdem es eingepackt wurde, ausgepackt wird. Eine Schrift, die Jahrzehnte darauf harrte, in Gebrauch genommen zu werden.
Ich habe allerdings erst einmal nur die benötigten Buchstaben aus dem ausgebundenen Satz geholt.
Ist es nicht ein herrlicher Anblick?
In den nächsten Tagen wird die Schrift in den Setzkasten zum vorhandenen Bestand gesteckt, sofern die Schriftlinien der alten und der “neuen” übereinstimmen. Das werde ich noch genau prüfen.
Ich bin erst einmal froh, daß ich die Hochzeitseinladungen drucken kann.
— Martin Z. Schröder
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Calligraphiques Noires · 12. Februar 2010
Zum Beitrag von heute über die Rautendelein erreicht mich eine Ergänzung, die ich wegen der Bilder als eigenen Beitrag bringe. Herzlichen Dank an Thomas Gravemaker nach Paris! Mein Kollege schickt mir diese Aufnahmen einer anderen Anglaise mit Falzkegel und schreibt mir dazu: “Die Calligraphiques Noires gab es in 14, 20 und 28 Punkt (Groß- und Kleinbild).”
Auch bei dieser Schrift rasten die Lettern ein und benötigen an ihren Enden eigene Schlußstücke.
Thomas Gravemaker: “Die Schriftgießerei France Fonderie Typographiques in Limoges hat die Schrift gegossen, ich habe sie, wie Sie sehen können, bei Haas in Paris gekauft, damals in der Rue Elzévir.”
(Kommentare zu Rautendelein und Calligraphiques Noires bitte im Rautendelein-Beitrag)
— Martin Z. Schröder
Rautendelein · 12. Februar 2010
Diese Schreibschrift heißt Rautendelein und wurde zuletzt von der Schriftgießerei Typoart gegossen. Irgendwann hat man damit aufgehört, und dann gab es in der DDR keine Anglaise (Englische Schreibschrift) mehr. Ich weiß leider nichts weiteres über diese Vorgänge und wäre dankbar, wenn mir dieses Wissen zuteil würde, vielleicht kann ein Leser die Schatten über der Vergangenheit der Rautendelein aufhellen?
Mein Bestand dieser Schrift ist winzig. Ich habe sie neulich wieder mal eingesetzt, weil das ß in der Excelsior (der Anglaise der Bauerschen Schriftgießerei) eine weniger leicht lesbare Form hat, welche für eine Visitenkarte im Bleisatz meiner Kundin nicht angenehm war. Das nebenstehende Bild zeigt die Excelsior mit deren scharfem s.
Diese Bleischrift ist auch technisch außergewöhnlich gemacht. Im Bleisatz bilden Überhänge eine Gefahr. Sie können leicht abbrechen, zumal wenn der Schriftsetzer sich nicht die nötige Zeit für die empfindliche Schrift nimmt oder wenn sie unsachgemäß stark beansprucht wird.
Die Rautendelein ist auf einen Kegel im Grundriß eines Parallelogramms gegossen worden, einen sogenannten Falzkegel, um ihre Überhänge zu verringern. Damit die Lettern in einer Zeile bleiben, sind sie mit Nut und Feder versehen worden. Das Setzen ist etwas langwierig, weil die Letter nicht einfach mit dem Daumen der linken Hand an den vorhergehenden Buchstaben geschoben werden kann, sondern die rechte Hand jede Letter einrasten muß.
An beiden Enden jeder Zeile (Wortzwischenraum gibt es auch in der schrägen Form) wird ein Schlußstück gesetzt, weil die Kolumne ein geschlossenes Rechteck bilden muß. Auf dem Foto ist ein M der Excelsior zu sehen. Der starke Überhang ist gut zu erkennen. Wie schade, daß die Rautendelein nicht mehr zu bekommen ist.
— Martin Z. Schröder
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Zugestecktes · 17. März 2009
Wenn man einen Kalligrafen kennt, der immerzu üben muß wie ein Virtuose, dann kommt man mitunter in den Genuß, außerordentlich hübsche Dinge zugesteckt zu bekommen.
Geschrieben ist das mit der Spitzfeder. Einige Arbeiten von Frank Ortmann sind auch in unserem Schaufenster unter Kalligraphie zu sehen. Wer eine Festtafel mit schönen Tischkarten verzieren und seine Gäste entzücken möchte, dem sei unsere Offerte ans Herz gelegt.
— Martin Z. Schröder
Farben für Max Goldt · 2. November 2007
Heute kamen die Muster für die grüne Haut des Max-Goldt-Büchleins II. Ich habe erst einmal die Einladung zur Trauung fertiggedruckt, also heute die Seite 1. Die Excelsior ist eine so schöne Type! Wie natürlich dieser kalligraphische Zug wirkt, obwohl er natürlich kein Federzug ist, sondern sozusagen mit den Mitteln des 20. Jahrhunderts vektorisiert wurde, also geglättet für den Bleisatz-Guß. In einem Sepia-Ton auf Echt Bütten.
Auf den nächsten Fotos ist zu sehen, wie die Druckform gebaut wurde und wie spezieller Ausschluß, so nennt man die nichtdruckenden Teile innerhalb einer Schriftzeile, gearbeitet ist, um unter diese gewaltig ausladenden Überhänge zu passen. Ich drucke die großen Grade dieser Type selten – und ich kann mich noch immer nicht daran satt sehen, an dieser geschmeidigen Feinheit, die dem Blei hier verliehen wurde und die ich dann auf das Papier transportieren darf. Ich verneige mich innerlich mehrmals am Tag vor den Menschen, die mir meinen Beruf ermöglicht haben durch ihre großartige Arbeit.
Wieder hochgekommen aus der Verneigerei habe ich ganz gierig das grüne Glitzerzeug ausprobiert, gleich mit dem Satz, wie er in der Maschine hing. Wollte doch sehen, wie eine Druckfarbe auf so einem Material steht. Hm, der Sepia-Ton deckt ganz gut, aber er ist recht dunkel. Ich gab weiß dazu und probierte, dann wusch ich die Farbe (mit Waschbenzin) ganz von der Maschine und ließ reines Weiß einlaufen. Da hab ich dann etwas rote Farbe reingetupft, und dann habe ich, weil auch das nicht deckte, Bologneser Kreide und Drucköl zugesetzt. Fetter Farbauftrag kann ganz hübsche Effekte geben, also das sonst unerwünschte Schmitzen, wo die Farbe an den Rand des Striches gedrückt wird. Den Metallicfarbenkatalog hab ich mir angesehen, diese Farben decken sehr gut. Aber silber auf metallicgrün? Dann hab ich Überdrucken ausprobiert. Ich könnte ja eine Farbfläche vordrucken und dann darüber Schrift. Morgen werde ich sehen, ob die Farben noch glänzen, wenn sie trocken sind. Mir wäre lieber, sie wären stumpf auf dem glänzenden Material. Das mir aber als Fläche gut gefällt. Ob ich den Autor frage, was er dazu meint? Aber vielleicht sollte ich bei Arbeitsteilung bleiben: der Autor den Inhalt, ich den Anzug.
Das alles ist nur Vorbereitung für den Entwurf. Bevor ich die technischen Möglichkeiten nicht kenne, kann ich schlecht entwerfen. Die Bilder geben ein paar Einblicke in einige Zeit meines heutigen Werkstatt-Tages. Es war ein Vergnügen! Später habe ich noch dunkelgrün angesetzt für Visitenkarten, aber dann war das Tageslicht zu dunkelgrau, um den gewünschten Ton noch genau treffen zu können. Hoffentlich gibt’s morgen ordentlich Licht auf der Straße. Heute hatte ich Zeit, das Papier fürs Goldt-Büchlein zu kalkulieren. Darüber berichte ich später.
Jetzt gibt es noch ein paar Bilder aus der Lightbox, die aufgeht und eine Vergrößerung zeigt, wenn man das Bild klickt. Und vorwärts und rückwärts geht es auch, bitte mit der Maus übers Bild fahren und auf die Hinweise achten.
— Martin Z. Schröder