Altes Päckchen
Als ich eine englischsprachige Hochzeitseinladung aus der Englischen Schreibschrift Excelsior setzte, fehlten mir plötzlich einige “h”. All dieses the und there und thing und thang und thung – dafür ist der deutsche Gießzettel nicht gemacht.
Bevor ich verzweifelte, denn die Text war fast fertig, und es fehlten nur noch drei “h”, fiel mir dieses Päckchen ein. Vor ein paar Jahren erworben, ich weiß nicht mal mehr, woher. Über Umwege sicherlich, denn die Excelsior bezog man von der Bauerschen Gießerei in Frankfurt und später Barcelona, wenn ich mich recht erinnere. Und diese hier kommt aus einem holländischen Betrieb.
Unter dem Pappdeckel Butterbrotpapier.
Und auch in einer Sprache für mich.
Aber interessant ist das nicht, denn solche Ware kann man nirgends mehr reklamieren. Gußfrische Englische Schreibschrift. Ein Schatz.
Wieder so ein Paket, das Jahrzehnte, nachdem es eingepackt wurde, ausgepackt wird. Eine Schrift, die Jahrzehnte darauf harrte, in Gebrauch genommen zu werden.
Ich habe allerdings erst einmal nur die benötigten Buchstaben aus dem ausgebundenen Satz geholt.
Ist es nicht ein herrlicher Anblick?
In den nächsten Tagen wird die Schrift in den Setzkasten zum vorhandenen Bestand gesteckt, sofern die Schriftlinien der alten und der “neuen” übereinstimmen. Das werde ich noch genau prüfen.
Ich bin erst einmal froh, daß ich die Hochzeitseinladungen drucken kann.
tags: anglaise, englische schreibschrift, excelsior
Helmut Bohlmann am 2. März 2013 # :
Hallo Martin,
hat der Satz deutsche Schrifthöhe?!? Unsere niederländischen Freunde benutzen normalerweise eine etwas höhere SH. Sicherheitshalber kontrollieren.
Viele Grüße aus Hamburg
Martin Z. Schröder am 2. März 2013 # :
Tausend Dank für den guten Hinweis. Die haben also auch was Eigenes. Albern, daß man sich nicht weltweit einigen konnte auf eine Höhe. Die Schrift scheint nach Deutschland geliefert worden zu sein, denn die Schrifthöhe paßt. Hab gestern noch angedruckt, das sah gut aus.
Thomas Kersting am 4. März 2013 # :
Das erinnert mich an die letzte Bleisatzschrift, die wir bestellt haben: Die Lithographia aus der Bauerschen Gießerei. So eine neugelieferte Schrift wurde damals ehrfürchtig und vorsichtig wie ein Goldbarren ausgepackt… – schade, dass ich die Rechnung nicht mehr habe.
Erstaunt bin ich über die Excelsior-Schreibschrift! Die Excelsior kannte ich bisher nur als “Schrift für Millionen”. Sie wurde geschaffen von Chauncey H. Griffith und 1931 von Linotype als Zeitungsschrift vorgestellt, und war auch in Europa für diesen Zweck weit verbreitet.
Viele Grüße aus dem Rheinland
Jeeves am 5. März 2013 # :
In der Tat: Ein herrlicher Anblick.