12 vor 10
Dank Jahr der Mathematik habe ich in der F.A.S. vom letzten Wochenende gelesen, daß das Duodezimalsystem dem Dezimalsystem früher vorgezogen wurde, weil die 12 öfter in ganze Zahlen teilbar ist als die 10. Ja, natürlich! Mit dem Dezimalsystem würde ich ja in der Werkstatt verzweifeln.
Eine Cicero ist 12 Punkte stark, und 12 ist teilbar durch 1, 2, 3, 4 und 6. Wäre die Cicero nur 10 Punkte stark, könnte ich sie nur durch 1, 2 und 5 teilen.
Beispielsweise Regletten (nichtdruckendes Blindmaterial: Zeilenabstände) gibt es in der Stärke 1, 2, 3, 4, 6 und 12 Punkt.
Da rechne ich nun schon seit 24 Jahren im Duodezimalsystem und hab mir nie Gedanken gemacht, warum die 12 das System bestimmt. Dachte immer, das sei eben wegen des Alters und weil die Uhr ja auch 12 Stundenpositionen hat und 12 Monate das Jahr und 12 Jäger und 12 faule Knechte und 12 Brüder durch die Märchenwelt zwölfen.
Danke, Mathematiker!
Mir wurde Mathe ziemlich sympathisch, nachdem ich vor 7 Jahren hinter 7 Bergen ein Interview mit dem Leibniz-Preisträger Günther M. Ziegler, der inzwischen Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung ist, fürs Magazin der Berliner Zeitung geführt hatte, das mir heute noch ausnehmend gut gefällt. Es ist im Archiv der Zeitung hier zu finden. Mathematik als Angelegenheit der Schule kommt bei Mathematikern nie gut weg, in unserm Gespräch damals kritisierte Ziegler etwa:
Was zu wenig vermittelt wird, sind Fertigkeiten, die der intelligente Zeitungsleser können sollte.
Zum Beispiel?
Eine Statistik interpretieren, ein paar Dinge über die Börse wissen, etwas über Lotto. Ich habe den Eindruck, man hätte in der Schule ein bisschen mehr Wahrscheinlichkeitstheorie machen sollen und Dinge behandeln, die einen direkteren Bezug zum Leben haben. Mathematik ist so vielfältig, warum also machen wir immer noch wie vor hundert Jahren Geometrie, Algebra, Analysis und sonst fast nix?
tags: duodezimalsystem
Harki am 8. Februar 2008 # :
Das mit der guten Teilbarkeit der 12 – daß man z.B. eine runde Summe auch glatt durch drei teilen kann – war, glaube ich, in England eines der Argumente, mit denen sich konservative Leute damals (1960er) gegen die Einführung des dezimalen Währungssystems gewehrt haben. (Das alte englische System war ja duodezimal, ein Pfund = 12 Schillinge usw.)
MZS am 8. Februar 2008 # :
Konservative Leute? Oder konnten die nur besser rechnen? Wie ist das denn, wenn es um größere Summen geht? Oder hatten die Gegner des Dezimalsystems im Geld weniger Problemen mit Nullen als mit der Teilung von Mengen unter 100? Rechnen sich Finanzen oder auch Waren mit mehrstelligen Zahlen leichter im Dezimal- oder besser im Duodezimalsystem? Und dann hängt das doch sicherlich mit der Prozentrechnung zusammen, die mit dem Duodezimalsystem schwierig wird, oder? Fragen über Fragen.
MZS am 8. Februar 2008 # :
Und da fällt mir jetzt noch ein, daß meine Berliner Großmutter die 5-Pfennig-Münze als “Sechser” bezeichnete. Dafür gab’s in meiner Kindheit eine Schrippe (berlinisch für Brötchen). Und die 10-Pfennig-Münze wurde Groschen genannt, sicherlich nicht nur in Berlin. Mittelalterliche Bezeichnungen, die heute aus der Umgangssprache wohl fast verschwunden sind, oder?
Florian am 9. Februar 2008 # :
›Groschen‹ habe ich seit Einführung des Euro nicht mehr gehört – aber ›Zwickel‹ (für 2 DM bzw. nun 2 €) ist durchaus noch üblich. Manche ignorieren auch den Cent (oder ›Tzzent‹) und sprechen von ›zwei Euro und fuchzig Pfennig‹.
MZS am 9. Februar 2008 # :
Wo sagt man denn Zwickel? Und Fuchzig? Am Rhein? In Berlin sind es zwee fuffzich oder auch ßwee fuffzisch. Ich werde mal wieder öfter Sechser und Groschen sagen, man muß doch was tun gegen diesen ungeheuerlichen Sprachverfall!
Harki am 9. Februar 2008 # :
Groschen war in meiner alten Heimat (plattes Nordwestdeutschland) völlig üblich.
Sechser höre ich zum erstenmal.
Ja, gute Idee den Groschen sollte man wiederbeleben.
(Zwickel klingt in meinen Ohren allerdings ehrlich gesagt ziemlich scheußlich, irgendwie nach Ganovensprache…)
Florian am 11. Februar 2008 # :
Wo sagt man denn Zwickel? Und Fuchzig? Am Rhein?
Nein, eher südlich der Donau.
Ganovensprache?
Keineswegs, das ist ganz liebenswürdig:
›Da host an Zwickl, Bua, kafsta a Kracherl!‹
Harki am 11. Februar 2008 # :
›Da host an Zwickl, Bua, kafsta a Kracherl!‹
Ah! Ja, so geht das an, natürlich! :-)
Mein Eindruck lag wohl einfach daran, daß die Leute, die ich das hier (in Norddeutschland) habe verwenden hören, Ganoven waren.