Ein gelbes Plastikthermometer in Form eines roten Plastikfisches
Das Büchlein „Ein gelbes Plastikthermometer in Form eines roten Plastikfisches“ von Max Goldt wurde 1998 von der Druckerey hergestellt. Der Schriftsteller schrieb die Texte eigens für diese bibliophile Produktion. Martin Z. Schröder entwickelte einen Entwurf für die Ausstattung und die Typografie. Gesetzt wurde ein Teil der Seiten in der damals noch sehr kleinen Setzerei von Martin Z. Schröder, der größere in der Berliner Buchdruckerei Günter Rapputan. Im Betrieb von Buchdruckmeister Rapputan hatte Martin Z. Schröder jahrelang als Gehilfe, wie in der Schwarzen Kunst der Geselle genannt wird, gearbeitet und war als Erster Akzidenzer für den Handsatz zuständig.
Die kleine Familiendruckerei war damals in Berlin-Mitte, in der Friedrichstraße 167/168 zu Hause. Heute besitzt der Beamtenbund das Haus, der Rapputansche Druckbetrieb stellte die gewerbliche Arbeit ein und zog unter ein Mäzenendach zum Pariser Platz. Bevor die Druckerei Rapputan durch den Umzug verkleinert wurde und einige Schriften, die jahrzehntelang gute Dienste getan hatten, „gekippt“, das heißt eingeschmolzen wurden, wollte Schröder, der selbst jahrelang mit ihnen gearbeitet hatte, sie noch einmal gesammelt zum Druck bringen. So landeten in dieser bibliophilen Produktion auch Schriften, denen gewöhnlich der Zugang zur Buchkunst verwehrt bleibt.
Der Buchdruckergehilfe Günter Wagener, ein hervorragender Fachmann, hat den Inhalt auf einem Heidelberger und einem Grapho-Tiegel gedruckt. Der Umschlag wurde auf dem Boston-Tiegel in der Druckerey hergestellt. Zweifarbig in einer Auflage von 3.000 Stück, das bedeutet 6.000 Hebelzüge. Zusätzlich wurden pro Umschlag drei Rillen eingedruckt, um ihn falzen zu können, ohne daß die silbrige Beschichtung bricht. Noch einmal 9.000 Druck von Hand also. Eine aufwendigere Arbeit wurde in der Druckerey nie zuvor ausgeführt, allerdings war es auch für den Drucker ein erfreulicher Anblick.
Als das Büchlein fertig war, wurde der Bleisatz abgelegt, eine Nachauflage in dieser Form ist unmöglich. Das Büchlein wurde von einigen Zeitungen überschwenglich gefeiert: Berliner Zeitung, Die Zeit, Die Welt lobten in höchsten Tönen. Und der Autor, ein strenger Ästhet, sagt, ein schöneres Buch sei mit seinen Texten nicht gefertigt worden. Aber wer typographisch arbeitet, lernt nie aus; dieser Beruf ist an unermüdliche Weiterbildung gebunden, weil sich immerzu neue Probleme stellen und das historische Studium unerläßlich für die Lösung derselben ist. Daher ist der Entwerfer heute nicht mehr ganz zufrieden, zumal einige Seiten unter höchstem Zeitdruck entworfen wurden, kurz bevor Rapputan die Maschinen abbauen ließ. Nach zehn Jahren wird nun ein neues Büchlein gedruckt, der Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen.
Derzeit sind noch einige Exemplare vom „Plastikfisch“ zu haben. Eines kostet 28,00 Euro (ggf. zuzüglich Verpackungs- und Versandkosten). Und verkauft wird es im Online-Shop der Druckerey: LetterpressBerlin
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