Vodka unterschneiden
An dieser Karte hatte mich von Anfang an, also schon vor zehn Jahren, die Lücke zwischen V und o gestört. Dem V fehlt der sogenannte Überhang, also ein Überstehen des Buchstabens über dem bleiernen Kegel der Type. Dadurch steht das kleine o zu weit ab vom V.
In späteren Auflagen habe ich die Zeile leicht gesperrt, um den Unterschied dieses Buchstabenabstandes unauffälliger zu machen. Die Schrift läuft so eng, daß sie eine kleine Erweiterung gut verträgt. Aber ganz befriedigend war das nie. Wörter mit ungewollten Löchern sind nur unschön. Manchmal überliest man das, in Texten würde ich mich nicht lange damit befassen. In der kursiven Walbaum reißen V und W auch solche Löcher. Das ist auf manchen Drucksachen wie Visitenkarten dann vielleicht der Grund, eine andere Schrift zu verwenden.
Das Unterschneiden, das hier ein Abfeilen beider Typen mit der Metallfeile war, ist riskant. Eine falsche Bewegung führt zur Zerstörung des Buchstabens dieser im übrigen seltenen Schrift »Wiener Grotesk«, zuerst gegossen anno 1912. Und man muß schon recht dicht ran ans Schriftbild mit der groben Feile.
Aber es ist gelungen, die beiden Lettern sind sich nähergerückt. Hier ein Foto vom Bleisatz. Der auf dem Kopf steht, wie ein Setzer und Drucker ihn sieht, denn wir stellen Spiegelschrift auf den Kopf, um sie von links nach rechts in der gewohnten Richtung lesen zu können. Das können Sie übrigens selbst ausprobieren: Liest sich Schrift in einem Spiegel leichter, wenn man sie kopfstellt?
Und mit diesem Schriftbild bin ich zufrieden. Kaufen kann man die Karte hier im Online-Shop der Werkstatt.