Puzzle »Heads & Hats«
Graupappe ist für den Feinpapierhändler eine so minderwertige Angelegenheit, daß er sie nicht bogenweise abgezählt und in Packpapier gehüllt abgibt, sondern in 25-Kilo-Portionen in Banderolen. Und das an feinstes Material gewöhnte Messer der Schneidemaschine wird in Kürze stumpf, wenn es Graupappe unter die Schneide gelegt bekommt. In den letzten Monaten habe ich mehrere Visitenkarten auf Graupappe drucken dürfen, und nun wollte ich das Material auch einmal anders verwenden. Je glatter und leuchtender die Taschentelefone werden, je mehr sie trällern und strahlen, desto sehnsüchtiger wird der Mensch nach den einfachen Dingen, deren Sinn unmittelbar einleuchtet.
Solch ein Ding zu erfinden, damit ich es aus Graupappe in der Druckpresse herstellen kann, habe ich die Spiele-Erfinderin Anja Wrede gebeten. Sie hatte die schöne Idee, ein Puzzle anzufertigen. Und damit es rechtzeitig zur heute eröffnenden Messe “Bread & Butter Berlin” fertig wird, haben wir uns sehr beeilt. Anja Wrede mit der Zeichnung, während ich schon die Rückseiten (digital) setzte und druckte.
Dies hier ist es also. Es besteht aus vier Teilen, die so groß sind wie klassische Memory-Karten, nämlich 60 × 60 Millimeter.
Und man kann damit einiges anstellen, nämlich es in diversen Varianten zusammensetzen. Also so.
Es sind insgesamt acht Teilköpfe und dazu mehr oder weniger passende acht Kopfoberteile, die aus Ohren, Fellen, Hörnern, Hüten, Mützen und Haaren bestehen. Wem das in der gedruckten Form nicht farbig genug ist, der kann die Karten bunt ausmalen. So wie ich das hier, bestens unterhalten, tat.
Wenn man die Karten koloriert hat, wirken die willkürlichen Zusammensetzungen noch besser.
Ich nehme den ersten Schwung der Spiele auf die Messe mit, und wenn diese wilde Aktion vorbei ist (ich werde berichten, ob meine alten Oberhemden dem Anspruch der weltgrößten Messe für Streetwear standhalten können), biete ich das Spiel auch im Online-Shop der Werkstatt an, was ich dann auch hier mitteilen werde.
tags: anja wrede, letterpress, puzzle, spiel
Thomas_U am 18. Januar 2012 # :
so einfach – so schön …
Ich kenne ein neues schönes Geschenk.
Maschinensetzer am 25. Januar 2012 # :
Hallo Herr Kollege Schröder,
herzlichen Glückwunsch zu der Idee dieses Projektes und der geglückten Realisierung. Ich hoffe, dass es auch finanziell der Sache des Buchdrucks zuträgt!
Bei Ihrer Erwähnung der “digitalen” Herstellung der Rückseiten sträuben sich mir allerdings die Nackenhaare… Ok, für die Vorderseite gibt es inzwischen kaum eine andere Lösung als das Klischee (Nyloprint), doch die Rückseite digital? Will der Drucker seine Schrift vor der Graupappe schützen? LetterPRESS birgt da wirklich inzwischen erhebliche Gefahren für die Schrift, aber digital?
Versuchen Sie es doch einmal mit Maschinensatz!
Viele Grüße
Thomas
MZS am 25. Januar 2012 # :
Wie dumm von mir, natürlich hätte ich auf Maschinensatz kommen sollen! Ich drucke zwar nicht von Nyloprints, die sind mir zu grob, sondern nur von Metall, geätzt oder graviert, aber Maschinensatz wäre natürlich eine sehr gute Möglichkeit gewesen. Den Handsatz drucke ich freilich nicht auf Graupappe, dazu ist mir die Schrift in der Tat zu kostbar. Also beim nächsten Mal denke ich an den Maschinensatz, ganz gewiß. Ich danke sehr für die Erinnerung und Mahnung.
Karl-Heinrich Redecker am 22. November 2013 # :
Hallo Herr Schröder,
nun bin ich nach fast einem Jahr auf diese Seite vom Januar 2012 gestoßen.Sehr edel nur mit Zinko oder Magnesium zu drucken.Was mich stört ist:“Nyloprint ist mir zu grob“Was haben Sie denn für eine Filmherstellung?Seit ca.40 Jahren drucke ich von diesen Platten und habe keinen Unterschied zu geätzten Metall-Platten feststellen können.
Mit freundlichem Gruß
K.-H.Redecker Buchdrucker
Martin Z. Schröder am 22. November 2013 # :
Fast zwei Jahre sind’s schon! Kinder, wie die Zeit vergeht. Ich habe inzwischen auch mal ein hochfeines Nylo in den Fingern gehabt, aber als ich mehr Druck gab, wurden die Buchstaben breit. Also hab ich in Messing gravieren lassen, und mein Kunde war sehr glücklich mit schärfster Kontur in starker Prägung.