Was sich über die Bild-Zeitung in Bleisatz sagen läßt
Aus dem Buch “Der Krapfen auf dem Sims” von Max Goldt überließ mir der Autor einen Text für eine Karte, die in den letzten Tagen gesetzt und gedruckt wurde.
Aus der klassizistischen Walbaum in Petit (8 Punkt) wurde der Text mit Bleilettern gesetzt.
Zuerst werden beide Farbformen in eine Druckform gesetzt, um die Ränder genau berechnen zu können.
Nach dem ersten befriedigenden Korrekturabzug wird die rote Druckform entfernt und die schwarze gedruckt.
In der Vergrößerung zeigen sich Altersspuren der Lettern: abgenutzte Buchstaben, abgebrochene Serifen. Aber das verleiht der Schrift auch Charme.
Dann wird die rote Druckform eingerichtet. Ein Foto von der Maschine spare ich mir heute, die Blog-Leser kennen den Heidelberger Tiegel schon aus Bild und Film.
Die für die Ecken verwendeten Schmuckelemente entstammen der ehrwürdigen Düsseldorfer Eremiten-Presse, aus welcher sie nach deren Auflösung über einen Händler in den Bestand meiner Werkstatt gelangten.
Ein Teil des bordeaux-roten Rahmens.
Die Karte wird noch etwas beschnitten.
Aber der Beschnitt erfolgt erst, wenn die Rückseite mit dem Impressum gedruckt ist. Ich zeige es hier an, wenn die Karte zu den anderen im Online-Shop gesellt wird. Gedruckt wurde auf einen schottischen Feinstkarton mit recht glatter Oberfläche, wie sie für klassizistische Schriften am besten geeignet ist. Glatte Kartone müssen besonders gut trocknen vor dem Beschnitt, damit die Farbe nicht auf die Rückseiten abzieht.
tags: bleisatz, max goldt, walbaum
Jeeves am 23. September 2011 # :
Dieser Passus von Goldt: schon oft hab ich den schon in Kommentaren zu diversen Online-Zeitungen und in diversen Blogs gelesen…
Und das ist gut so!
Auch mir gefiel er, als ich ihn zum ersten Mal im Krapfen-Buch las.
Till am 24. September 2011 # :
Bei aller Bewunderung, die ich für das Handwerk hege, und da hier ja offensichtlich ein Profi am Werk ist, mag man mich für ketzerisch, blöde, arrogant, klugscheißerisch, unwissend, ahnungslos und absolut unbelehrbar halten: Ist das (vermeintlich) fehlende Leerzeichen bei „.J“ (Zeile 3) beabsichtigt und entspricht „gesellschaftlichabsoultinakzeptabel“ dem Originalsatz?
MZS am 24. September 2011 # :
Das J ist ein Buchstabe mit viel Fleisch, wie wir Typografen sagen. Es hat viel freien Raum über dem Bogen, deshalb wird im Handsatz der Raum vor dem J verringert, im digitalen Font sollte das programmiert sein. Die dritte Zeile ist also so richtig gesetzt, Leseprobleme kann man ausschließen. Die andere Zeile steht in der Tat sehr eng. Aber bei einem so kurzen Text und in der Originalgröße gibt es kein Problem beim Lesen. In den fotografischen Vergrößerungen wirkt der Satz immer anders als im Original.
KChristoph am 24. September 2011 # :
Ein Autodidakt fortgeschrittenen Alters sagt:
sandro herbrand am 28. September 2011 # :
Auch wenn man als Drucker nicht davon abbeissen kann, wunderschön!
Danke