Eine feine und eine schlagkräftige Entschuldigung
Gelegentlich geht es zwischen Menschen so verfahren zu, daß einer schriftlich um Verzeihung bitten möchte. Ich schlage eine halbwegs feine englische Art vor mit einem Kärtchen in einem schmalen Format, das man einst Damenformat nannte. Die Maße: 175 mal 90 Millimeter. Der gedruckte Text ist aus der 1910 in der Schriftgießerei Hermann Berthold AG in Berlin erstmal gegossenen Schrift Kavalier von Hermann Zehnpfundt gesetzt. Dazu gibt es ein passendes Kuvert mit grauem Seidenfutter. Erwerben läßt sich das Kärtchen hier.
Die gedruckte Schrift ist aus dem Schriftgrad Petit (8 Punkt) gesetzt, deshalb hier eine Vergrößerung. Eine digitale Variante dieser Versalschrift sah ich bislang nicht, es handelt sich wohl um eine kleine Rarität. Schon im Bleisatz ist sie mir selten untergekommen, durch einen glücklichen Zufall habe ich vor ein paar Jahren mehrere Grade dieser Type erwerben können.
Ganz anders die deutsche Variante. Eines Tages drucke ich vielleicht noch eine feine deutsche Karte mit Verzeihungsersuchen, aber mir war nach gröberer Gangart. Mit dieser Karte bringt man sein Opfer zum Schweigen, sie entspricht der zeitgemäßen Art: Einer sagt was öffentlich, ein anderer nennt es eine ungeheuerliche Entgleisung und fordert Entschuldigung und Rücktritt. Ich habe es nicht fertiggebracht, die Selbstentschuldigung zu setzen, weil sie keinen Sinn ergibt. Man kann sich nicht selbst entschuldigen, man kann nur darum bitten, daß andere einem verzeihen. Und verzeihen kann man, ohne darum gebeten zu werden.
Die Karte wurde erst mit einem Bordeauxrot gedruckt, danach unter Auslassung eines Wortes von derselben Druckform in Schwarz.
Wenn man im zweiten Druckgang die Druckform minimal verschiebt, ergibt sich diese in der Vergrößerung deutlich sichtbare Wirkung. Auch diese Karte ist im Online-Shop der Druckerey zu finden, der direkte Weg führt hier entlang.
Für Besitzer eines Televisors ein Tip: Heute in der ARD, oder heißt es »im Ersten«?, in der Sendung »Druckfrisch« um 23.35 geht es (am Ende der Sendung) um ein den Lesern dieses Blogs vertrautes Büchlein.
tags: damenformat, entschuldigung, kavalier, pardon, schreibmaschinenschrift, verzeihung
Usul am 28. November 2010 # :
Einen Televisor braucht es nicht zwangsläufig, seitdem man auch für PCs GEZ bezahlen muss, kann man auch mal die Vorteile ansprechen: In der Mediathek sollte sich die Sendung hinter diesem Link nach der Ausstrahlung manifestieren (ist ein “Suchlink”):
http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517006?s=druckfrisch
Die Liste der alten Folgen scheint zumindest recht vollständig.
MZS am 28. November 2010 # :
Vielen Dank für den hier clickbaren Link. Da stehen allerdings immer nur Teile aus der halbstündigen Sendung. Ebenso wie auf der Website von Druckfrisch.
Maschinensetzer am 29. November 2010 # :
Habe gerade die Sendung gesehen. Herzlichen Glückwunsch zum “Sprung” ins Öffentliche! Es ist schon beachtlich, dass es dieser Sender – gelenkt von vielfältigen nichtöffentlichen Interessen – zu einem solchen Beitrag gebracht hat. Es gibt dort tatsächlich noch – wenn auch späte – Nischen für intellekuelle Geister.
Ich bitte um Zusendung von fünf Exemplaren!
MZS am 29. November 2010 # :
Lieber Kollege, vielen Dank für den freundlichen Kommentar! Darf ich für Bestellungen um die Nutzung des Online-Shops bitten? Ich kann es nur auf diesem Wege bewältigen, alles ganz schön viel in diesen Wochen.
Usul am 29. November 2010 # :
Das Glück ist uns hold, das entsprechende Fragment der Sendung ist in der Mediathek zu finden. Hier der Direktlink:
Empfehlungen in der Buchhandlung
Katharina am 29. November 2010 # :
Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für die Zusendung des Buches! (Ich habe auch nur kurz geschmult, wo es doch ein Weihnachtsgeschenk für mich wird…)
frakturfreak am 3. Dezember 2010 # :
Ja es heißt im Ersten. Denn die ARD ist ja kein Sender sondern eben eine Arbeitsgemeinschaft, welche das Erste Deutsche Fernsehen produziert.