Beim Setzen zuschauen
5. August 2010
Filmen ist ein hübsches Vergnügen. Allerdings doch sehr zeitaufwendig, ich verstehe jetzt, warum das bei den Profis so lange dauert. Heute zeige ich den Schriftsetzer am Setzkasten bei seiner Arbeit. Der Film dauert etwa neun Minuten. Kurze Hosen und gebundene Fliegen sind keine enthalten. Später mal … Dieser Tage ist nun endlich das neue Buch von Max Goldt in Arbeit, und davon wird demnächst auch berichtet.
In dem Video wird auf Kunstwerke von Barbara Wrede hingewiesen. Seit kurzer Zeit führt die Künstlerin ein Blog.
tags: bleisatz, handsatz, setzkasten, video
Matthias Damm am 5. August 2010 # :
Keine Fliegen — aber eine grüne Plastikgießkanne? Die ist doch nur da, damit jemand in den Kommentaren danach fragt, oder?
Aber ein sehr interessanter Einblick in eine anachronistische Kunstfertigkeit. Vielen Dank!
Ulf Dunkel am 5. August 2010 # :
Witzig, dass der Erzähler immer “die Letter” (Einzahl) sagt. Ich dachte bis eben, es hieße “die Lätta”, aber “der Letter”.
Wie ein guter Schriftsetzer griff ich also rasch zum Wörterbuch und wurde eines Besseren belehrt.
Wieder was gelernt. :-)
GMS am 5. August 2010 # :
Die grüne Gießkanne bekommt den Oscar für die beste Nebenrolle.
Setzerfan am 5. August 2010 # :
Sehr schön, die Videos sind wirklich eine Bereicherung zum ohnehin schon großartigen Blog. Lieblingsstelle (und offenkundig wahr, wie man an den geschickten Griffen sieht): „den Rest erledigen die beiden Hände unbeaufsichtigt“.
Die Videotechnik ist nicht optimal (schwankende Lautstärke bei wechselnden Mikrofonpositionen), aber das macht so gut wie gar nichts.
Ich freue mich immer wieder über derart gelungene Beiträge und hoffe, dass es davon noch viele weitere geben wird.
MZS am 5. August 2010 # :
Man macht und tut, und dann geht es um Gießkannen, also wirklich!
Ja, die Tonqualität — man muß mir doch aber sehr, sehr, sehr hoch anrechnen, daß ich mir kein Keyboard zulege und unbeholfene Unterlegungsgeräusche produziere. Allerdings: Ich habe ja noch ein schönes großes Akkordeon aus der Musikschulzeit …
“Der” Letter höre ich gelegentlich — woher kommt der Irrtum? Vielleicht aus dem Englischen, von “der” Brief.
Helmut Bohlmann am 8. August 2010 # :
Nun will ich mal ein bißchen lästern: Messinglinien gehören nicht in den Winkelhaken! Sie werden aus dem Linienkasten auf dem Schiff plaziert.
MZS am 8. August 2010 # :
Ha! Was ich da bei 5.45 min aus dem Winkelhaken nehme, ist eine Setzlinie, da haste dich verguckt, lieber Helmut.
Tabellenköpfe setzt man doch im Winkelhaken, oder hab ich das falsch in Erinnerung? Und wenn eine Linie eingebaut wird in eine Zeile, dann gehört sie auch in den Winkelhaken, würde ich meinen. Beispielsweise die 6-Punkt Feine Linie als Unterstrich in E-Mail-Adressen.
Apropos Regeln: Im Handbuch für Schriftsetzer steht, daß die Quadraten im Setzkastenfach nie sortiert werden sollen, sondern durcheinander zu liegen haben. In meinen Kästen sortiere ich die Quadraten immer, um mir das Suchen zu sparen. Weiß einer der mitlesenden Setzer, welchen Sinn diese Regel hat, daß man die Quadraten unsortiert als Haufen im Kasten haben soll? Soll das Zeit beim Ablegen sparen?