Ein seltener Fisch
Diesen Fisch (Letter, die im falschen Fach des Setzkastens liegt, beispielsweise nin n im Fach des e) entdeckte ich heute beim Korrekturlesen. Die Ziffer 1 kann kein Schriftsetzer ins Fach vom l gelegt haben. Manchmal merke ich noch, daß ich das Setzregal aus einer Hochschule geholt habe und Anfänger Satz ablegen durften. Beim Ablegen liest der Setzer mindestens ein ganzes Wort, eher die halbe oder ganze Zeile, er schaut nicht jede Letter einzeln an, wie ein Anfänger es tut. Und selbst wenn er sie einzeln anschaut, so kennt er seine Pappenheimer, also Buchstaben, und kann I, l und 1 sofort unterscheiden. Zumal wenn die 1 wie hier eine Halbgeviertziffer ist, die Letter also deutlich dicker als die der Minuskel l. Gewundert hab ich mich, daß mir eben dies beim Setzen nicht aufgefallen war. Aber manchmal vergesse ich eben doch das Korrekturlesen im Winkelhaken oder bin vom Telefon abgelenkt und dergleichen. Auf dem Papier wird ja dann doch jeder Fehler sichtbar. Dieser hier, fiel mir noch ein, kann im digitalen Satz nicht passieren. Durch die Tastatur schwimmen keine Fische.
tags: fisch
Jeeves am 23. März 2010 # :
“…und kann I, l und 1 sofort unterscheiden.”
Ach, waren das noch schöne Zeiten. Heute auf’m PC und Monitor kann man das leider nicht mehr in jedem Fall, was besonders lästig beim Lesen und Tippen von Passwörtern ist. Es sind also keine Fische mehr, aber wie nennt man diese neue Irrtumsfalle?
Simon Wehr am 23. März 2010 # :
Arial?
MZS am 23. März 2010 # :
Hübsche Diagnose! Ich würde auch empfehlen, die Schrift zu wechseln. Es gab schon im Bleisatz schlechte Schriften, in denen I l 1 sich zu stark ähneln. Der Schriftsetzer kennt nur seine Schriften gut und kann schneller identifizieren, welche Type er zwischen den Fingern hat. Allerdings würde ich in einer Futura in Nonpareille (6 Punkt) auch die Lupe und Vergleichslettern nehmen, um l und I zu identifizieren, denn das I ist in dieser Größe nur winzig kleiner als das l. In der Walbaum Cicero (12 Punkt) l und 1 zu verwechseln, kann keinem Setzer passieren.
small caps am 23. März 2010 # :
Mh. Ich muß gestehen, dass ich beim allerersten Einsortieren das b und d im Setzkasten einfach komplett vertauscht hatte. Das fiel auch erst beim drucken auf. Autsch. Naja, passiert mir nun nicht mehr. (Finger hinterm Rücken gekreuzt) :)
Georg Kraus am 24. März 2010 # :
@ small caps
Der gravierendste Fisch meiner Bleisetzer-Zeit passierte Mitte der 70er Jahre. Wir druckten damals die DIN A2-Plakate für die Neusser Galopprennbahn. Den Termin setzten wir aus einer 20 Cicero (90 mm) fetten Grotesk.
— Bürstenabzug gelesen
— Kunde hat selbst gelesen
— Imprimatur vom ersten Andruck
Und das Rennen fand demnach am 51. März statt.
Ich hab’s nie vergessen.
Alles für die Tonne.
MZS am 24. März 2010 # :
Lieber Herr Kraus, Sie meinen wohl eher einen dicken Hund als einen Fisch (im Steckschriftkasten schwimmen doch eher selten welche). Dieses Plakat ließe sich doch heute bestimmt gut verkaufen, Buchdruck vom Holz!
Die Minuskeln b und d und p und q sind eine hübsche Falle fürs erste Mal Schrifteinlegen ;-)
Florian am 25. März 2010 # :
Um die Irrtumsfalle Arial auszumerzen habe ich damals das Einführungsangebot genutzt und mir die Axel zugelegt. Die ist jetzt meine Systemschrift und recht hilfreich beim Lesen am Bildschirm.