Max Goldt bekommt ein Rotes
Am Wochenende habe ich die Auswahl der Umschlagpapiere des neuen Buches von Max Goldt vorangetrieben. Es ist schon interessant zu sehen, wie sich zwei Farben miteinander verändern. Man kann dem roten Umschlag Leuchtkraft geben und nehmen, je nachdem, welchen Gegensatz der innere Umschlag herstellt.
Ich möchte es im Grunde lieber leuchtend haben, aber nicht grell. Also wird der Umschlag ein sanftes Rot bekommen und innen der Karton ein noch sanfteres Grün zeigen. Aber die Entscheidung fällt erst in ein paar Tagen, ich prüfe noch.
Ich war nicht mehr ganz sicher, ob das hellgraue Papier für den Inhalt 90 oder 100g/m² schwer ist, also habe ich eine Papierprobe ausgewogen. Mit dieser Papierwaage, die einen Schnipsel in einer bestimmten Größe umrechnet auf das Gewicht des Bogens im Quadratmeter.
Sehr praktisch. Und sehr genau.
Max Goldt hat mir die Manuskripte übergeben. Wir haben sie uns am Wochenende gegenseitig vorgelesen und gemeinsam hier und noch etwas verbessert. Das Vorlesen der Texte war für mich wichtig, weil die Interpretation des Autors Texten ein anderes Gewicht geben kann, als ich es beim Lesen wahrgenommen habe. Es sind sehr schöne neue Texte. Ich verrate mal eine Überschrift: “Words of a tropical ferryman”. Ein großartiger Text ist auch “Chcocklers Flops”.
Die erste Aufgabe bestand in der Aufteilung der Texte auf die Seiten. 32 Seiten hat das Buch, davon sind einige schon belegt mit der Titelei. Die Texte sind in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen, manche gehen über zwei Seiten und sollen im Buch nebeneinander stehen. Aber diese Planungsarbeit macht auch Spaß. Es steckt soviel Vorfreude darin.
Einen Titel hat das Buch noch nicht. Deswegen bekommen die Texte einstweilen den tag “Goldts rotes Buch”. Gedruckt werden voraussichtlich 1500 Exemplare. Es wird also nicht so schnell vergriffen sein wie der Vorgänger. Die Ausstattung wird erneut reicher werden, eine Seite beispielsweise braucht eine starke Prachtausstattung, mit Schmuck, Farben, vielleicht auch Gold und Silber.
tags: max goldt, märchenschloß, penisg'schichterln aus dem hotel mama
Jeeves am 22. Februar 2010 # :
Tolle Waage. Ich mag solche kleinen, altmodischen, technischen Hilfsmittel. Hätte nicht gedacht, dass es sowas gibt und vor allem: dass tatsächlich jemand nachwiegt.
“Chcocklers Flops” = wirklich kein Tippfehler?
MZS am 22. Februar 2010 # :
Ha! Nein, kein Tippfehler. Und wer Chcockler war, kann man erst im Herbst nachlesen, wenn das Büchlein fertig ist.
MZS am 22. Februar 2010 # :
Diese Waage ist übrigens das einzige (mir bekannte) Werkzeug, um ein Papiergewicht zu bestimmen. Das Volumen eines Papiers kann gut täuschen, jedenfalls mich. Es gibt Leute, die sehr sensibel für so leichte Gewichte sind. Aber daß der Karton Old Mill von Fedrigoni (300g/m²) leichter ist als Conqueror CX 22 von Arjowiggins (320g/m²) glaubt kaum jemand, weil ersterer ein sehr hohes Volumen hat, also deutlich dicker ist als der zweitgenannte, welcher allein durch Kalandrieren (Pressen im Kalander der Papiermaschine) hochglatt gemacht, also sehr stark verdichtet wurde. Volumen und Gewicht werden oft verwechselt. Ohne diese Papierwaage wäre ich manchmal hilflos.
Helmut Bohlmann (Schriftsetzer) am 22. Februar 2010 # :
Während meiner früheren Tätigkeit als Produktioner in einer großen Hamburger Werbeagentur besuchte uns öfter der Außendienst-Mitarbeiter einer Druckerei. Er holte ab und zu eine wunderschöne Taschen-Papierwaage hervor, aus Messing gefertigt, ebenso das 10 cm x 10 cm-Quadrat zum Ausschneiden des zu messenden Papieres. Natürlich war alles in einem schönen Etui untergebracht. Obwohl eine Taschenwaage, war das Messergebnis immer richtig.
Matthias Damm am 23. Februar 2010 # :
Werden schon Bestellungen angenommen?
Georg Kraus am 23. Februar 2010 # :
Frage zu “Chcocklers Flops”
Das ist doch ein englischer Begriff.
Wäre da nicht, der englischen Grammatik folgend, ein Genitiv-Apostroph angebracht?
MZS am 23. Februar 2010 # :
Bestellungen können noch nicht entgegengenommen werden. Da diesmal mehr gedruckt werden, ist das Buch aber sicherlich nicht nach drei Monaten vergriffen, wie das letzte. Wenn man zuverlässig per E-Mail über die Auslieferung informiert werden möchte, kann man den Druckerey-Rundbrief bestellen.
Da es sich bei Chcocklers Flops um einen deutschen Text handelt, gibt es den ohne Apostroph. Ein Apostroph enthält aber die Überschrift des Textes Penisg’schichterln aus dem Hotel Mama, und zwar ein deutsches.
LS am 9. März 2010 # :
In der Beschreibung klingt es wie ein Softcoverumschlag für das neue Buch, ist das richtig? Mir gefällt der Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen sehr gut, ich muss aber zugeben, daß ich etwas enttäuscht war, als ich festgestellt habe, daß das Buch keinen festen Buchdeckel hat.
Wären nicht feste Buchdeckel dem Inhalt und der insgesamt sehr aufwendigen Herstellungsart dieser Bücher eher angemessen, als ein Softcover? Oder würde das die Bücher unerschwinglich teuer machen?
MZS am 9. März 2010 # :
Ja, die drei haben ähnliche Umschläge. Und eine Fadenheftung mit festem Einband wird zu teuer. Das Büchlein soll ja unter die Leser. Außerdem aber bevorzuge ich in diesem Fall ein schmiegsames Büchlein. Es hat schließlich nur 32 Seiten, da erschiene mir ein fester Umschlag übertrieben. Wenn man so ein typografisches Bilderbuch aber dicker machte, würde es wirklich exorbitant teuer, weil die einzelnen Seiten so aufwendig sind. Ich habe jetzt die ersten vier Seiten entworfen, und das kostet doch sehr viel Zeit. Ich würde also für ein dickes Buch im Hardcover wohl zwei Jahre brauchen.