Buchtypo- für Autobiografie
Der LandtVerlag hatte mich mit der Typografie der Autobiografie von Jörg Schönbohm beauftragt und dazu klare Vorstellungen genannt: ein konservativ lesefreundlich gemachtes Buch mit einem zweifarbigen Titel. Es ist schon am 10. Dezember erschienen, nur kam ich wegen der vielen Druckaufträge im Dezember kaum dazu, hier Mitteilungen aus der Werkstatt zu machen. Schönbohm ist jener General, der die Nationale Volksarmee in die Bundeswehr überführte. Später war er Innensenator in Berlin und Innenminister in seinem Heimatland Brandenburg.
Ich hab Schwierigkeiten, von dem Umschlag ein vernünftiges Foto zu machen. Er ist im Siebdruck hergestellt worden nach digitaler Vorlage.
Der Umschlag gehört in ein Reihenkonzept des Verlages. Ich habe nur den Entwurf des Inhalts zu verantworten. Deshalb kann ich den Umschlag sowie die Farbgestaltung mit Kaptalband, Leseband, Vorsatzpapier und Umschlag auch unbefangen loben.
Gesetzt ist das Buch aus der Arno Pro von Robert Slimbach, der wir neue Guillemets verpaßt haben.
Die kurze Linie ist eine dreifache: fein-fett-fein. Ich bin ein Freund des ornamental geschmückten Buches, natürlich in zeitgemäßer Zurückhaltung.
Obwohl wir sehr viel Text auf die Seite bekommen haben, wirkt sie nicht überladen. Die Proportionen der Ränder müssen deutlich bleiben, auch wenn sie schmaler gehalten sind. Ein kleinerer Schriftgrad muß für gute Lesbarkeit angemessen durchschossen werden (Durchschuß ist Zeilenabstand).
Das Buch kann im Buchhandel sowie direkt beim Verlag geordert werden.
tags: buchtypografie, landt verlag
Jeeves am 5. Januar 2010 # :
DER Schönbohm? Tja, als Drucker muss man wohl leider nehmen was kommt. Muss man?
MZS am 5. Januar 2010 # :
Nein, man muß nie. Jedenfalls nehme ich nicht alle Aufträge an und habe eine (sehr kleine!) Sammlung von Empörungen und Beleidigungen wegen Ablehnung, obwohl ich meine Ablehnungen immer mühsam liebevoll und sehr vorsichtig formuliere. Neinsagen zu können, garantiert handwerkliche Qualität.
Ich hab überlegt, ob ich diesen Kommentar durch meine Zensur lasse. Ich lasse, weil er mir Gelegenheit gibt zu erklären: erstens daß ich Herrn Schönbohm für einen integren Mann halte, ebenso wie seinen Verlag, und daß ich zweitens aus einem Land komme, das mich mit seinem Gesinnungsterror kleinkriegen wollte und mir selbiger deshalb eingefleischt zuwider ist, was wiederum dazu führt, daß ich meine Kunden weder einen Sympathie-Test durchlaufen lasse noch einer politischen Untersuchung unterziehe, solange sie nicht von mir Flugblätter gedruckt haben wollen, die meine oder die Freiheit anderer einzuschränken propagieren, beleidigenden Inhaltes oder ähnlicher Beschaffenheit sind, die zur Ablehnung führen.
Ich habe in das Buch von Schönbohm bislang nur kurz reinlesen können. Ich glaube, daß es ein sehr interessantes Buch ist. Immerhin hat der Mann friedlich zwei Armeen zusammengeführt, die sich laut DDR-Propaganda in unversöhnlicher Feindschaft gegenüberstanden. Warum soll das wohl keine lesenswerte Lektüre sein, die typografisch angemessen aufzubereiten man gerne unternimmt?