Obstgenußanregung mit großem Eszett (groß ?)
Die Nachauflage der Danksagungen ist fertig, und dazu habe ich zwei weitere Karten gedruckt. Nämlich diese, die man etwa Schutzbefohlenen übersenden kann, auch Kranken, denen gesundes Obst zu bringen man wünschte, sich stattdessen aber mit einer postalischem Fürsorggruß behelfen muß. Die Freunde der Druckschrift werden sich denken, daß ich diese Karte auch wegen einer bestimmten Letter gedruckt habe.
Im Jahre 1916 ist diese Schrift, es handelt sich um die Lichten Koralle-Versalien, bei der Schriftgießerei Schelter & Giesecke in Leipzig erschienen, und sie war, wie schon andere Schriften aus dieser Gießerei, beispielsweise die 1906 erschienene Schelter-Kursiv, mit einem versalen Eszett ausgestattet worden, welches es vor ein paar Monaten wegen seiner Wiederentdeckung zu einiger Bekanntheit brachte.
Die Karten wurden mit einem roten Farbschnitt versehen, werden mit einem farbig gefütterten Kuvert geliefert, und es gilt für sie ebenso wie für die folgend abgebildete Einladung zu einer Tasse Tee dies: Lieferung und Preis: 3,50 Euro brutto (also inkl. 19% MWSt.) per Stück inklusive farbig gefüttertes Kuvert, 3,20 Euro ohne Kuvert. Keine Mindestabnahme. Verpackung und Versand: 4,00 Euro.
Neulich also wurde ich gefragt, ob ich eine Einladung zum Tee im Kartenangebot hätte. Ich werde später eine anfertigen, vielleicht mit einer Federzeichnung einer Teetasse. Oder -kanne. Einstweilen kann auf dieser Karte zum Tee gebeten werden.
Der Text wurde aus der kursiven Garamond von Typoart in Korpus (das ist der Schriftgrad 10 Punkt) gesetzt. Und stammt somit aus der Hand des Mannes, der auch den Schmuck (namens Meister-Ornamente) gezeichnet hat, und dessen Werke ich schon mehrfach erwähnte: Herbert Thannhaeuser.
Von den Karten zu verschiedenen Anlässen, also “Ätsch” (schwer lesbare, aber sehr hübsche Fraktur-Versalien), “Autsch”, “Pardon!” usw. sind noch (wenige) Exemplare vorhanden.
Auf dem Nebengrundstück, direkt hinter meinen Setzregalen, wird eine Grube gegraben.
Damit das Haus, in welchem ich mich befinde, in diese Grube nicht rutscht, wird an die Ränder Zement gegossen. Ich hoffe, daß das hält.
Unentwegt holen riesige und laute Kipper den märkischen Sand ab. Meine Tür zur Straße ist deshalb meist geschlossen. Vom Hof, von dem aus auch die Bilder entstanden, klingt es etwas gedämpfter. Aber wenn draußen 35° warme Wärme wallt, bleiben alle Türen zu. Denn im Souterrain ist es dann angenehm unheiß.
Jeeves am 21. August 2009 # :
Tut mir leid, aber das “ß” im Imperativ von “essen” geht nun gar nicht. Es sieht doof aus und ist zudem (was Sie wissen aber trotzig ignorieren) falsch.
Martin Z. Schröder am 23. August 2009 # :
Derzeit lese ich die Autobiographie von Emil Nolde, die 2008 in unreformierter Rechtschreibung bei Dumont erschienen ist. Bald kann man auch das neue Buch von Max Goldt (Rowohlt) lesen, der sich um die Reform nicht bekümmert. Ich bitte darum, auch dem Autor dieses Blogs eine Schreibweise zuzugestehen, die aus den Buchhandlungen geschweige Bibliotheken auf absehbare Zeit nicht verschwinden wird.
Sich an diese sprachliche Konvention zu halten, gibt im übrigen der Setzkasten des Schriftsetzers vor, der nur ein mittleres, kein großes Fach für das kleine s enthält.
Auf Wunsch werden Drucksachen auch nach reformierter Rechtschreibung angefertigt, das Manuskript des Kunden fällt die Entscheidung für den Schriftsetzer.
Kommentare zur Rechtschreibreform selbst werden hier nicht veröffentlicht. Diese Internetseite gibt zur Diskussion bessere Möglichkeiten.