Minuskelnull als o-Fisch
24. Juli 2009
Manche Fehler sind so selten, daß ich sie beinahe übersehe. Aber mir kam das o in “Lochner” (siehe Bild) doch seltsam genug vor. Offenbar ist das ein Fisch, eine Null aus den Mediävalziffern, die sich ins Fach des kleinen o verirrt hatte.
Weiß jemand, warum die Null diese Form hat? Warum sie nicht die Verstärkungen des Breitfederzuges zeigt wie alle anderen Buchstaben und Ziffern der Garamond? War mir immer ein Rätsel, und ist es noch.
tags: fisch
Johannes am 26. Juli 2009 # :
Kann nur mutmaßen, aber wurde das vielleicht deswegen gemacht, um die 0 von dem o im Fließtext besser unterscheiden zu können?
Das ist ja nicht nur bei den Garamond Schnitten der Fall – andere Schriften handhaben das ähnlich, und manchmal ist Lösung ja einfacher, als man denkt.
Bei der Sabon ist das auch so, aber aus Neugierde habe ich bei Linotype mal eine Vorschau der Sabon Next anzeigen lassen. Hier liegt die Schattenachse der Null in der Horizontalen. Siehe hier: http://tinyurl.com/ksd6v3
Florian am 27. Juli 2009 # :
Antworten auf die Frage finden sich in dieser englischsprachigen Diskussion auf Typophile.com: Oldstyle zero
Besonders interessant sind die Beiträge von Wolfgang Homola.
Er zitiert Leonardo von Pisa, auch bekannt als Fibonacci, welcher das Konzept der Zahlen und der Null 1202 in seinem Liber abaci vorstellt und dabei die besondere Rolle der Null als Platzhalter ohne eigenen Wert betont – welche offensichtlich auch grafisch von den ›9 indischen Ziffern‹ unterschieden wird.
Homola zufolge war Ratdolt einer der ersten, der arabische Ziffern in gedruckter Form für seine mathematischen und astronomischen Bücher verwandte. Ratdolts Null weist eine perfekte Kreisform auf, ebenso wie die von Aldus und Garamond. Bei Granjon könne man sehen, daß die Null durch Bohrung entstand, also wirklich kreisrund ist.
Weitere Diskussionen zu diesem Thema und der Frage, ob diese Form heute noch zeitgemäß ist:
Why is a zero often very contrast-less
Zero in Garamond Premier Pro
Reminga Bold old style zero