Ein Buch! Ein Buch!
Die Ferien haben schon begonnen, ich komme erst jetzt dazu, einen Bericht über Dales fertige Arbeit nachzureichen. Es war dann am Ende doch so viel an seinem Büchlein zu tun, daß er am Wochenende außerhalb des Schul-Kurses in die Werkstatt kam. Die Druckbogen hatten wir schon gefalzt, jetzt trug Dale sie zusammen und steckte sie ineinander, dann rillte er den gedruckten Umschlag und steckte die Druckbogen ein.
Und dann ging es ans Binden. 49 Exemplare, das ist viel Arbeit, zumal für jemanden, der vor nicht langer Zeit zehn Jahre alt geworden ist. Ich habe erst mit der Ahle Löcher vorgestochen, dann haben wir gemeinsam die Bücher gebunden. Drei Löcher, der Faden geht in der Mitte von außen nach innen, dann aus einem der äußeren Löcher nach außen, durch das dritte Loch wieder nach innen und in der Mitte erneut nach außen.
Und zwischen den beiden außen aus dem mittleren Loch guckenden Fäden wird der am Rücken durchlaufende Faden verknotet. Die Enden werden abgeschnitten.
Zum Schluß wird das Buch in der Schneidemaschine an den drei offenen Seiten beschnitten.
Und dann hält man die Frucht einer Arbeit in der Hand, die sich über ein halbes Jahr hinzog. Der junge Dichter, Setzer, Drucker und Buchbinder in Personalunion hatte nun aber auch die Grenzen seiner Geduld erreicht. Wir sind beide sehr zufrieden mit dem Werk, und stolz auch.
Der Nachname ist auf diesem Bild geschwärzt, weil ich den Datenschutz gerade so junger Menschen wichtiger finde als das Foto der Buchseite. Man muß nicht schon so jung von Suchmaschinen erfaßt werden.
Jetzt zeigt sich, daß die Planung aufgeht und der Linolschnitt “Schneeflocke” neben das Wintergedicht gelangt.
Die meisten sind Naturgedichte, dazwischen finden sich aber auch ein dadaistischer Vers und diese Alliteration. Oder ist es ein Tautogramm? Oder ein Stabreim? Oder all das zugleich?
Der etwas erschöpfte Schöpfer macht sich mit dem Gefühl vertraut, einen Stapel eigener Bücher in der Hand zu halten. 15 Exemplare gelangen in den Verkauf. Das Werk ist für 8 Euro in der Werkstatt zu haben, nur dort, nicht per Versand.
tags: kinder
Georg Kraus am 17. Juli 2009 # :
Was für ein großartiges Erlebnis für den Jungen. Vermutlich wird er noch im biblichen Alter von fast 54 Jahren wie meinem an seine erste Buchproduktion denken.
Herr Schröder, das haben Sie gut gemacht.