Beharrliche Buchausdünstung | Retrodesignbuch II
Habe mich erneut dem Retrodesignbuch nähern wollen, wurde aber von dem daraus aufsteigenden Chemiedunst abgeschreckt. Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein so stark nach scharfer Chemie riechendes Buch in der Hand gehabt zu haben. Habe es für ein paar Stunden in den Hinterausgang gelegt. Ich verstehe es gar nicht. Erst dachte ich: Kunstleder! Aber das riecht gar nicht, es sind die bedruckten Seiten. Phänomenal!
Hinten im Buch einen Hinweis auf klimafreundliche Herstellung gefunden. Weiß jemand, wie das geht: mit der Druckmaschine die Stube heizen? Geht da ein Schlauch durch? Ich frage mich, wie die Luft in der Druckerei sein muß, wenn das Produkt solche Wolken absondert. Lektüre muß warten.
PS Diesen interessanten Artikel über eine Typo-Demo habe ich zufällig gefunden.
PPS Mein Kollege Justin Knopp in Colchester berichtet vom Unterschneiden einer Monotype-Garamond.
tags: buchkritik retrodesign
Simon Wehr am 8. Juli 2009 # :
Noch besser wäre natürlich die FSC-Zertifizierung gewesen.
Aber besser PEFC, als nix.
Jeeves am 8. Juli 2009 # :
Zweimal ist auch mir übler Geruch aus Druckerzeugnissen untergekommen. Erstens bei einem (billigen) Kinderbuch “Tiere dieser Erde” (Hemma Verlag), das musste ich mehrere Tage auf dem Balkon auslüften, bis der Gestank langsam, ganz langsam abnahm. Es hat sehr lange gedauert bis er weg war.
~ Zweitens: irgendwann kurz nach der Wiedervereinigung stank plötzlich unser täglich “Tagesspiegel”. Ich vermutete, man hat den plötzlich woanders gedruckt (billiger? “im Osten”? Reine Vermutung, ich weiß heute noch nicht, woran dieser Gestank lag). Als sich das nicht nur als Ausrutscher erwies, sondern Tag für Tag den Frühstückstisch olfaktorisch verdarb, hat meine Familie auf diese Tageszeitung verzichtet. Diese Erlebnisse sind nun beide etwa 20 Jahre her, haben sich aber komischerweise sehr stark in mein Gedächtnis eingeprägt. Tja, die unscheinbare Nase: ein erstaunliches Organ.
Seitdem kam mir sowas nie wieder unter die Nase, obwohl ich gerne & reichlich Bücher kaufe und in Buchhandlungen stöbere. Nun stören mich nur nur noch handwerklich schlecht gemachte Bücher und Klebebindung.
MZS am 8. Juli 2009 # :
Deshalb sagte Herr Fuchs auch immer “Ach du meine Nase!”, der Fuchs des Sandmanns des Kinderprogramms des Fernsehens der DDR.
Ich habe heute Buchdruckfarbe vor der Nase gehabt. Gegen das heutige Zeug duftet die. Kann man dran schnuppern. Alte Drucker lächeln dabei. Ist eben nicht viel dran, wenn eine Farbe nicht oxydativ trocknet, also kein Trockenstoff ausdünstet.
Retrodesign war heute noch ungenießbar, deshalb gibt es morgen einen Sonderbeitrag über das gleichschenklige Rechtkreuz. Sonder weil ohne ein Wort von mir.