Berliner Visitenkarten | Nr. 4
Zu jeder Druckfarbe gehört ein Untergrund, also das Papier. Das seine eigene Farbe hat. Druck- und Papierfarbe sollen harmonieren oder eben nicht, sie dürfen nur nicht willkürlich eingesetzt werden. Schwarz ist eine gute Farbe, aber sie kann auf verschiedene Weise wirken. Auf Grau wirkt sie düster. Die Schrift kann diese Wirkung aufheben oder unterstützen. Eine schwarze, munter verschlungene Schreibschrift auf grauem Papier kann freundlich aussehen. Buntfarben angemessen einzusetzen, ist auch nicht leicht. Violette Schrift auf Weiß wirkt sehr leicht profan. Die Kälte dieser Farbe kann man verstärken, indem man Flächen und Ornamente bildet. Oder man tönt das Weiß stark ab.
Die verwendete Schrift auf der Karte ist die Garamond. In kursiv, einer Zeile Versalien und gewöhnlichen Typen. Und dazu habe ich ein schmückendes Zweiglein gestellt. Freilich sind die Räume links und rechts der Karte definiert. Solche Entscheidungen zu treffen, hilft manchmal die Mathematik, manchmal das typografische Gefühl.
Das kalte und etwas blasse Violett in einer zierlichen Schrift auf einem warmgrauen Karton bildet einen harten, aber anziehenden Kontrast. Der ebenfalls violette Farbschnitt bildet eine hauchfeine Umrahmung für den Text dieser vierten und einstweilen letzten Karte der kleinen Serie für R.S.V.P. in der Mulackstraße im Berliner Scheunenviertel. Dort werden die Visitenkarten demnächst original zu sehen sein, zusammen mit anderen aus derselben Werkstatt.
Den violetten Farbschnitt zu fotografieren, ist mir am Einzelstück nicht gelungen, er ist zu fein für meine kleine Kamera, die mit dem kalten Rot als so feiner Linie Schwierigkeiten hatte. Im Stapel entsteht ein hübsches Leuchten.
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