Schmuck aus Leipzig
Aus dem Museum für Druckkunst in Leipzig erreichte mich eine Sendung mit Schmuck-Material. Die Matritzen für die schönen, ja sogar sehr schönen Motive stammen aus der Bauerschen Gießerei. Zu gerne wüßte ich, wie sie nach Leipzig gelangt sind. Aber zuerst freut mich, daß dort im Museum gegossen wird und ich die Stücke auch kaufen kann. Ganz so wie einst, als noch mehrere deutsche Schriftgießereien ihre Waren offerierten, wird es nie wieder. Das Schriftgießen ist eine komplizierte Sache, weil die Lettern sehr genau gearbeitet werden müssen. Das Blei muß beispielsweise genau die rechte Temperatur haben, damit in der Form keine Blasen entstehen. Die Höhe muß nach dem Guß auf Zehntelmillimeter genau justiert werden, damit die Lettern gut drucken.
Ich habe von diesen Ornamenten Abzüge gemacht und Ungenauigkeiten gefunden. An den Rändern drucken die Ornamente rechts nicht scharf aus, hier gibt es anscheinend minimale Höhenunterschiede. Für eine zweite Prüfung habe ich die Lettern etwas weiter auseinandergerückt, dabei wurde deutlich, daß sie am Fuß nicht exakt winklig gefräst sind. Man wird also in der Zurichtung immer ein wenig Seidenpapier einsetzen müssen, um ein gleichmäßiges Druckbild zu erhalten. Reklamieren werde ich die Lieferung aber nicht. In erster Linie werden diese Ornamente als Souvenirs für den Museumsladen hergestellt. Und ich bin doch sehr froh, daß die Kunst der Schriftgießerei überhaupt noch so sinnvoll betrieben wird und mir so hübsche Ornamente ins Haus kommen. Ich habe auch schon nachbestellt, um ornamentale Flächen drucken zu können. Muß ich eben die Typen etwas mehr zurichten. Am Fuß mancher Ornamente findet man Blasen im Korpus. Noch vor fünfzehn Jahren hätte ich so etwas retourniert. Aber man darf heute nicht mehr so streng sein, als gäbe es noch Gießereien, die täglich produzieren und ausliefern. Nachsicht und Freude über Wiederaufnahme alter Produktionen gehören zum Arbeitsbild in einem vergehenden Handwerk.
Nun warte ich auf die nächste Gelegenheit, etwas von meinen neuen Ornamenten einzusetzen.
tags: ornamente, schmakazien, schmuck