Visitenkarte mit Farbschnitt
Für die Mustermappe und mein Internet-Schaufenster habe ich eine Visitenkarte entworfen, aus kursiver Garamond und magerer Futura gesetzt und zweifarbig hellbraun und schwarz auf einen schwach bräunlich getönten Karton gedruckt, ausgestattet mit einem braunen Farbschnitt auf allen vier Schnittkanten. Und erst Tage später sehe ich, daß ich dem Vornamen dieses Renaissance-Musikverlegers und -Notendruckers versehentlich ein C geklaut habe. Jacques Moderne hieß der Mann.
Ins Schaufenster stelle ich diese Karte erst später, wenn noch eine zweite gedruckt ist, die nur den Kopfschnitt in rot bekommt. Es ist immer noch so viel Auftragsarbeit da, daß ich kaum zu solchen Dingen komme, vor allem ist furchtbar viel Satz abzulegen. An manchen Tagen schaffe ich es, mehr abzulegen als ich neu setze, aber dann kommt wieder eine Einladung mit mehr Text, und schon sind die Ablege-Setzschiffe wieder voll.
Visitenkarte vom Bleisatz mit Farbschnitt — ich bin recht froh um ein Produkt, das mit keiner neuen Technik herzustellen ist, sondern nur in Handarbeit. Und dann muß man auch noch rausbekommen, welche Farben einzusetzen sind, damit nichts verklebt. Die gefärbten Schnittkanten werden noch mit einer Politur behandelt, die Bienenwachs und Orangenöl enthält. (Die Karte behält aber keine Duftspuren, das verfliegt ganz rasch.)
tags: farbschnitt, visitenkarte
MZS am 8. April 2009 # :
Wie klein die Welt werden kann: Über das interessante Blog printweb.de habe ich ich die Papierbotschafter entdeckt und dort, hoppla, die eigenen Visitenkarten. Und (nicht deshalb, sondern weil es sehr interessant zu werden scheint) auch dieses Blog abonniert.
Daniel Hüpenbecker am 22. April 2009 # :
Sehr schön. Gefällt mir außerordentlich gut.
Es wäre interessant zu wissen, welcher Karton zum Einsatz kam, wenn das kein »Betriebsgeheimnis« ist ;)
beste Grüße,
Daniel Hüpenbecker
MZS am 22. April 2009 # :
Ach ja, die Geheimnisse. Die wichtigen Geheimnisse einer jeden Unternehmung sind zum Glück so geheim, daß man nicht einmal auf die Idee kommt, danach zu fragen bzw. fragte man, würde man so unauffällige Scheinantworten bekommen, daß man dann doch nicht drauf kommt.
Hier handelt es sich um den Karton Conqueror glatt perlmutt 300g/m² von Arjowiggins, den fast alle Großhändler führen.
Daniel Hüpenbecker am 22. April 2009 # :
Danke, den hab ich sogar da, ist auf den Fotos schwer zu erkennen.
Dürfte bei einem voluminöseren Karton wahrscheinlich noch besser rüberkommen. Sowas wie Rives Tradition 400er z.B. Wenn ich sowas mal umsetzen will, weiß ich ja jetzt an wen ich mich wenden kann.
Maria Edlbacher am 25. Oktober 2011 # :
Und welche Farbe kommt zum Einsatz? Ich denke ja gerade bei ungestrichenem Papier ist die Balance schwer zu finden zwische “nicht-so-viel-saugend” und “nicht-verklebend” … Ihre Karten sind wunderschön und ich überlege, bei meinen auch einen Farbschnitt von Ihnen machen zu lassen …
MZS am 25. Oktober 2011 # :
Da geht’s dann doch an die Geheimnisse. Niemand von den Farbschnittproduzenten gibt seine Mischung bekannt, und so tue auch ich es nicht. Es hat einige Zeit und viele Experimente gekostet, bis ich auf die richtige Farbe kam. Inzwischen kommt auch kein Wachs mehr drüber., sondern ein matter Lack. Mehr Auskünfte zu diesem Punkt mag ich nicht geben und bitte um Verständnis.