Im Grünen
Am Freitag eröffnete die Galerie Seitz in der Berliner Friedrichstraße die Ausstellung “Über das Verschwinden” mit Werken von Barbara Wrede. Das Foto zeigt den Blick aus dem Fenster — die Galerie befindet sich in der Beletage des Hauses Friedrichstraße Ecke Kochstraße. Hier gibt es, bis in die Rudi-Dutschke-Straße hinein und dann hinüber zur Lindenstraße, viele großartige Galerien. Manchmal sind sie alle zusammen eine halbe Nacht lang geöffnet, dann schiebt sich sehr viel Volk durch Berlins östliche Mitte.
Aus den Nebenprodukten der großen Serie “Rasenstücke” von Barbara Wrede habe ich erst kürzlich ein Werk gekauft und in die Werkstatt gehängt. Dieses Grün dominiert den ganzen Raum, deshalb hängt das Werk auch nicht vorn, sondern im hinteren Teil der Werkstatt. Vorne dominiere ich lieber selber. Als ich das Bild zuerst gesehen habe, wurde ich sofort von der Gier gepackt, es zu besitzen. Ich hatte schon ein mal darüber berichtet, daß der Kauf von Kunstwerken eine eigentümliche Art von Konsum ist, denn die Freude am Besitz läßt nicht nach. Man gewöhnt sich an jedes Ding, das man sich kauft, auch wenn man sich sehr darauf gefreut hat. Wenn man Kunst gekauft hat, ist das kein toter Gegenstand, sondern ein beseelter. Mit Kunst hat man immer Gäste im Haus, nicht bloß Gegenstände oder Dekoration.
Warum dieses Foto mit der reflektierenden Lampe hier zu sehen ist, erschließt sich, wenn man es zur Vergrößerung anklickt: es steht jemand in den grünen Bändern. Ich dachte sogleich an Hitchcock, als ich das Bild zum ersten Mal sah. Und im nächsten Bild …
… und der Vergrößerung wird etwas deutlicher, was da los ist, auch wenn man nicht sieht, wie Barbara Wrede es gemacht hat.
Nun also die Werke, von denen ich einen Zipfel täglich anschauen kann, in der Galerie Seitz. Für die einführenden Worte am Freitagabend war Katharina Rutschky angekündigt, die leider nicht kommen konnte. Aber für Ersatz gesorgt hatte: Kurt Scheel, Herausgeber des Merkur, hielt eine sehr heitere und lebendige Rede. Ich habe ein paar Schnappschüsse machen können, die den Merkur-Mann …
… und beschwingt dabei zeigen, …
… vorträgt. Er sammelt übrigens auch Wrede.
Dieses Foto zeigt den Drucker, welcher für den Anlaß …
… und passend zu den Bildern seine grünsten Manschettenknöpfe angelegt hat. Die Ausstellung hängt bis zum 15. März 2009, geöffnet ist die Galerie Seitz (Friedrichstraße 210 | Am Checkpoint Charlie | 1.OG | 10969 Berlin) Di—Sa 12—18 Uhr sowie nach Vereinbarung.
tags: barbara wrede, kunst, kurt scheel
Jeeves am 2. Februar 2009 # :
So gerne ich die Aufsätze und Artikel der Frau Rutschky und von Herrn Scheel lese, so sehr geht mir “moderne Malerei” am allerwertesten vorbei. Sie halten keinen Vergleich zu den alten Meistern stand. Sie als sehr guter und liebevoller Handwerker sollten das doch eigentlich…? Robert Gernhardt hatte das in seinem Buch “Der letzte Zeichner” sehr amüsant und entlarvend beschrieben; und ach, hab’ ich mich gefreut: endlich sagt mal ein nicht Unbekannter deutlich, dass der Kaiser nackt ist.
Ihnen gönne ich natürlich den grünen Anblick; wenn’s gefällt, na klar, wieso nicht. Aber “Kunst” ist was ganz anderes. Nicht umsonst haben sich die alten Meister vor allem als Handwerker gesehen.
MZS am 2. Februar 2009 # :
Das letzte Foto von Herrn Scheel, ausdrücklich kein Freund moderner Kunst mit ausdrücklichen Ausnahmen wie Arbeiten von Wrede, zeigt ihn beim Vortrag eines Gedichtes von Robert Gernhardt. Der schließlich selbst ein Gegenwartskünstler war.
Ich für mein Teil bin kein Freund des zeitgenössischen Kunst- und Gegenwartsverachtens. Wenn Kunst nur Handwerk wäre, dann wären die Kopien der alten Meisterwerke nicht billiger als die Originale. Wer es sich so einfach macht, hat beschlossen, auf Dauer etwas zu verpassen.
Hartmut am 3. Februar 2009 # :
Moin Herr Schröder,
vielen Dank für die kleine Doku. Ich konnte leider nicht wie geplant zur Eröffnung kommen und bin auch eher nicht so bald in Berlin. So aber kann ich wenigstens noch ein Stück mehr der Wrede´schen Kunst erhaschen, und das freut mich ;o)
Uli Seitz am 3. Februar 2009 # :
Hallo,
Barbara hatte mir den link zu Ihrem Blog geschickt! Liest sich super – und gibt nachgerade nochmals einen schönen Rückblick mit guten Erinnerungen an einen schönen gemeinsamen Abend – mit, um und für Barbara Wrede.
Liebe Grüße
Uli Seitz
Florian am 6. Februar 2009 # :
Die Begeisterung für die Werke von Barbara Wrede – die ich nur aus diesem Blog kenne – kann ich gut nachvollziehen. Selbst hier am Bildschirm, nur briefmarkengroß und verspiegelt, entfalten die Bilder eine ganz erstaunliche Wirkung. Würde ich sofort in die gute Stube hängen!
MZS am 6. Februar 2009 # :
Möchte nur noch einmal drauf hinweisen, daß die Bilder sich beim Anklicken in einer Lightbox vergrößern lassen.
Florian am 6. Februar 2009 # :
Es gibt ja auch, ähem, sehr große Briefmarken …