Erhöhtes Blindmaterial
Für eine Veranstaltung von Freunden meiner Werkstatt habe ich die Einladungen gestiftet und auf der Rückseite mit einem werbenden Hinweis versehen. Die gedruckten Einladungen, also auch für Folgeveranstaltungen, sind als Reihe angelegt, weil ich einige Muster benötige für die Ausstellung in der Werkstatt. Der Entwurf liegt in meinen Händen, die Veranstalter lassen mir freie Hand.
Auf der Rückseite habe ich Teile des Blindmaterials auf Schrifthöhe angehoben und mitdrucken lassen. Ich kann mich erinnern, daß wir in der Lehre einmal eine Spalte oder einen Absatz in der Zeitschrift der Betriebsberufsschule komplett mit dem Blindmaterial gedruckt haben. Nur leider fällt mir nicht mehr ein, wie wir das Material auf Schrifthöhe so befestigt haben,
daß es auch in der großen Schnellpresse nicht abrutschte, sondern sauber mitdruckte. Ich habe mal improvisiert und das Blindmaterial des kleinen Rahmens vom kleinen Boston-Tiegel auf Schrifthöhe im Rahmen geschlossen, eingefärbt und einen Bürstenabzug gemacht. (Und aus dekorativen Gründen einen Steg umgedreht. Eigentlich kommen die Hohlräume nach unten, damit da kein
Waschbenzin hineinläuft oder auch während des Druckens kein Dreck hinaus auf das Papier geschleudert wird, die Form sollte oben möglichst geschlossen sein.) Ich habe die Form dafür leicht geschlossen, so daß ich sie heben und auf das Gesicht legen konnte, aber die Schlösser noch beweglich sind. Habe dann die Schlösser mit etwas Kraft herausgenommen und umgedreht,
so daß sie für den Schlüssel wieder erreichbar waren. Dann habe ich den Rahmen angehoben, weil der in jedem Fall niedriger liegen muß in der Maschine. Ich merke schon, es ist eigentlich nicht zu erklären, das verstehen nur Drucker. Für die reicht es sicherlich auch. Und wenn einer der lesenden Drucker mir sagen kann, wie man eine Druckform komplett auf Schrifthöhe
schließt, ohne jedes Teil einzeln anzuheben, was ein übles Geduldsspiel wäre, so bitte ich darum, das Geheimnis preiszugeben. Denn dieses Druckbild erscheint mir mit seiner Offenbarung der unsichtbaren, aber sehr körperlichen Stützen für die Buchstaben recht reizvoll.
Helmut Bohlmann am 19. Januar 2009 # :
Hallo Martin,
geniale Idee. Darf man evtl. abkupfern?
Viele Grüße vom Hamburger Schriftsetzer
Georg Kraus am 19. Januar 2009 # :
Also sofern Sie die Lettern innerlich abschreiben… ich würde die Hohlräume mit geschmolzenem Blei ausgießen.
Vielleicht dachte ich daran, weil ich zur Zeit soviel gieße, ich weiß nicht. Blei ist ja sehr dünnflüssig. Es erstarrt aber auch sehr schnell. Und es füllt die kleinsten Ritzen, aber wenn es hart ist, hält es natürlich das Gerüttel der Schnellpresse aus. Ja, ich glaube, ich würde einen Metall-Löffel an einen Holzstab befestigen, der die Hitze nicht leitet, würde saubere Lettern über einem Bunsenbrenner erhitzen und dann hineingießen. Dann bräuchten Sie noch ein Holz mit einem harten Filz, um die Oberfläche zu glätten. Gießen und sofort nachglätten.
MZS am 19. Januar 2009 # :
Nein, ich werfe für so etwas keine Schrift weg. Aber man könnte die Form mit Planatol hintergießen, einem latexartigen Leim, der sich, wenn er trocken ist, leicht und am Stück wieder abnehmen lassen müßte. Dann kann man die Form aufs Gesicht legen, verleimen, trocknen lassen, umdrehen, schließen, den Leim hinter der Form wieder abnehmen und drucken. Damit werde ich mal bei Gelegenheit experimentieren, ich danke für die Guß-Idee!