Ein Telefon aus Blei
Besonders reizvoll am Buchdruckverfahren ist die Lebendigkeit des Druckbildes. Jede Type hat ein Eigenleben. Immer wieder werden die Lettern gesetzt, gedruckt und wieder in den Setzkasten abgelegt. So trägt jede Letter mit den Jahren eigene Spuren davon. Buchstaben werden zu Persönlichkeiten. Bleischriften können, je nach Gebrauch, über 100 Jahre alt werden. Dieses Telefonsymbol (rote Druckform) ist noch jung, etwa seit fünf Jahren in Gebrauch. Die drei w und die Ziffern (hier aus der klassizistischen Walbaum von 1803) aber haben schon einige Jahrzehnte auf dem Korpus, an denSerifen (Füßchen) der “w” kann man es erkennen; die Ziffern haben sich noch gut gehalten. Man könnte nun, wenn sich dieses Bild aus dem Setzkasten verallgemeinern ließe, spekulieren, daß die Schrift kaum für Akzidenzen wie Visitenkarten eingesetzt wurde, also Postleitzahlen und Telefonnummern selten gesetzt wurden. So lernt noch der Setzkasten zu sprechen.
tags: serifen, telefonzeichen, walbaum
Sebastian am 4. November 2007 # :
Wow, echt schön! Ich arbeitete mit Schriftsetzern in einer Bogenoffsetdruckerei und hörte nur die Geschichten von der Schrift … an unserem Tiegel wurde nur noch gelegentlich gestanzt, nie gedruckt. Im Moment lese ich Otl Aichers typografie und bin wirklich froh, dass Bleisatz noch “in echt” betrieben wird ;)
Freut mich sehr, auf so ein interessantes Blog gekommen zu sein!
Martin Z. Schröder am 4. November 2007 # :
Recht schönen Dank! Mir ist ja von Otl Aichers “typografie” schwindlig geworden. All die Kleinschreibung und das flimmrige Schriftbild …
Sebastians www.blogonspeed.de (“für Selbständige, Kleinbetriebe und alle anderen Menschen ins Leben gerufen, die sich für die praktische und erschwingliche Seite von erfolgreichem Onlinemarketing interessieren”) klingt nun wiederum für mich interessant …