Schriften im neuen Buch von Katz & Goldt
In diesem Herbst ist nicht nur der Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen von Max Goldt erschienen. Gemeinsam mit dem Berliner Zeichner Stephan Katz hat der Autor ein neues Comic-Buch veröffentlicht: Wellness rettet den Bindestrich, erschienen bei der Edition Moderne in Zürich. Jetzt im Buchhandel, auch bei Amazon erhältlich.
Zum Buch gibt es auch Filmchen von dem Comic-Duo Katz & Goldt, etwa diesen hier:
Über das Buch gäbe es viel Gutes zu sagen, in diesem Blog möchte ich aber das Augenmerk auf die Schrift-Arbeit des Zeichners lenken. Auf den Fotos sieht man zwar im Hintergrund einen Setzkasten, aber das hat nur zu sagen, daß ich eben in der Druckerey fotografiert habe, sonst nichts. Das nebenstehende Foto zeigt den Titel des Buches, der mir ausnehmend gut gefällt. Frontispiz und Haupttitel fließen ineinander.
Aber zu den Schriften. Zeichner Katz hat offenbar eine Vorliebe für Details. Verfolgt man seine Arbeit über Jahre, fallen einem die Erweiterungen in seinem Schaffen auf. Er probiert immer neue Techniken aus, und in diesem Buch fiel mir daneben auch der Einsatz von Schriften auf. Auf dem Nebenstehenden spricht ein Küchenherd in einer dieser Schriften, die man von allerlei technischen Geräten kennt, deren Anzeige Buchstaben und Ziffern in Balken zerlegt.
Die Schrift auf diesem Bild wird für den Motorsport unserer Tage selten eingesetzt, aber wenn man die Herkunft der Zeichnung kennt, die in dem nachstehenden Film von Herrn Goldt erläutert wird, erklärt sich der scheinbare Zeitsprung (das gezeichnete Auto ist ein weiterer Beweis dafür, um wieviel Katz & Goldt ihrer Zeit voraus waren):
Die Zeitung, die eine Dame auf diesem Bild liest, bräuchte einen neuen Designer, denn das ungleichmäßige Sperren von Zeilen, um einen Blocksatz zu erreichen, gehört zu den typografischen Fehlern, für die man gewiß in der Hölle schmoren wird. Ich würde diesen Fehler nicht dem Comic-Zeichner in die Schuhe schieben wollen.
Hier eine Überschrift in einer etwas seltsamen lichten Type. Daß hier kein Schriftzeichner am Werk war, muß man nicht betonen, aber ein Zeichner doch, für den die Schrift mehr als nur ein Informationsvehikel darstellt. Der Beispiele sind zahlreiche. Dieser Bildausschnitt zeigt auch einen mir neuen Zeichenstil von Katz. Mitunter kommen auch Druckschriften zum Einsatz. Ein letztes Bild noch: In einer Blase steht die Cloister Black, eine klassizistische Gotische. In seinem Fraktur-Buch nennt Kapr das Endes des 19. Jahrhunderts als Entstehungszeit, die Schrift wurde danach von der Linotype-Hell AG in Eschborn bei Frankfurt gegossen. Die Information, daß der berühmte amerikanische Schriftentwerfer Morris Fuller Benton (1872—1948) sie gezeichnet hat, fehlt bei Kapr. Digital liegt sie in mehreren Varianten vor. Auf diesem Bild der Katz-Zeichnung sieht man außerdem übrigens gleich drei handgeschriebene Typen.
Das Buch Wellness rettet den Bindestrich ist jetzt im Handel, ich empfehle seine mehrmalige Lektüre, weil die Komplexität der Arbeiten sich oft erst bei wiederholter Lektüre offenbart. Und um zu erfahren, von wem das Divis (der Bindestrich) denn nun gerettet wird, muß man es auch lesen, ich verrat’s nicht.
tags: albert kapr, katz & goldt, morris fuller benton
Ein Donaldist & Herge-Fan am 29. Oktober 2008 # :
Naja, ich glaube, da wird doch ein Fitzelchen zu viel reingelegt, in diese netten Bildgeschichten. Besser gefällt mir Käpt’n Haddock, oder auch ein dichtender Donald:
“Wer keine weiche Birne hat,
isst harte Äpfel aus Halberstadt.”
MZS am 29. Oktober 2008 # :
Wer sich davon überzeugen möchte, daß es sich um mehr als “nette” Bildgeschichten handelt, nämlich um kluge, kritische, komische, dem sei der regelmäßige Besuch der Internetseite Katz & Goldt empfohlen. Im rechten Menü gibt es häufig aufgefrischte Links auf alte und neue Comis.
Christian am 30. Oktober 2008 # :
Danke für die schöne Analyse. Katz und Gold ist eben hintergründig!