Tod eines Buchkünstlers (Walter Schiller)
Die Nachricht sprach sich nur langsam herum. Der Altenburger Typograf und Buchkünstler Walter Schiller ist am 7. August im Alter von 88 Jahren gestorben. Am Sonnabend vor einer Woche wurde er in Kirch Rosin bestattet. Mit Albert Kapr gemeinsam veröffentlichte er 1977 das Buch “Gestalt und Funktion der Typografie”, das über Jahrzehnte als Standardwerk galt. Es war mein erstes Typografie-Buch, das ich mir als 16jähriger Schriftsetzer-Lehrling kaufte. Schiller war Professor an der Leipziger Hochschule für Buchkunst und Gestaltung und galt als Mitbegründer der Leipziger Schule der Typografie. Er hat mitgeholfen, der Buchkunst der DDR eine Nische in der klassischen Anmutung zu bewahren, sowohl als Lehrer als auch als Buchkünstler.
Morgen, am Sonnabend, erscheint ein kurzer Nachruf im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung.
Foto: Bei der Schrift auf dem roten Etikett handelt es sich um die kursive und die gewöhnliche Garamond von Typoart. Schiller ist für seine vielfältigen Entwürfe immer mit sehr wenigen Schriften ausgekommen. Er bevorzugte Garamond, Walbaum, Bodoni, Baskerville, Super-Grotesk und einige gebrochene Schriften. Damit beherrschte er die Klaviatur sämtlicher typografischen Stile meisterlich.
tags: ddr, garamond, leipziger schule der typografie, walter schiller
MZS am 29. August 2008 # :
Spät, aber etwas präziser meldet auch das Börsenblatt den Tod Walter Schillers.