Kurzbesuch in Kopenhagen
Der Drucker war als Fachjournalist unterwegs (darüber frühestens im Herbst mehr) und hatte einen Nachmittag Zeit ohne Arbeit in Kopenhagen, wofür er sich direkt vom Flughafen in die Ny Carlsberg Glyptotek stürzte. Leider schließen die meisten Kopenhagener Museen um 16 Uhr. Allein die Glyptotek lohnt einen Besuch der an sich sehr hübschen Stadt, die von aus der
Bauhaus-Tradition und der Postmoderne hervorgegangenen Scheußlichkeiten mitunter bizarr verbeult wird. Immer wieder stolpert man über häßliche Schachteln, zum Beispiel einen mit rostigem Eisen verschalten Parkkasten für Autos zwischen Häusern im Stil des 18. Jahrhunderts oder langweilige Glaskästen mit Shopping-Malls, wie sie uns auf der ganzen Welt an unseren Verbrauch der immergleichen Waren erinnern.
Die Glyptotek ist ein Erholungsheim und ein Festival zugleich, ich konnte leider nur eine knappe Stunde hindurchgehen, durch die Skulpturensammlung aus dem antiken Mittelmeerraum und einige mit französischer und dänischer Malerei gefüllten Räume, die in einem unglaublich schönen Prachtbau untergebracht sind, welcher aus einem großen Gebäude
im Stil der venezianischen Renaissance besteht, an welchen sich ein klassizistischer Bau anschließt. Läßt sich aber alles hier nachlesen. Das erste Foto zeigt den Palmengarten, in dem sich auch ein Café versteckt. Die folgenden Bilder habe ich beim Hindurcheilen als Reisenotizen geknipst. Vor manchen Statuen stand ich länger, entweder weil sie so schön waren (der Mensch ist doch ein enorm anziehendes Geschöpf) oder weil sie so seltsam waren (manche Köpfe).
Zufällig kam ich an einer Buchdruckerei vorbei. Chr. Jørgensen arbeitet in zweiter Generation in einem winzigen und vollgestopften Souterrain in der Holbergsgade 16. In Jørgensens Bogtrykkeri wird allerdings vorwiegend von Klischees gedruckt, weniger von Bleisatz. Daß in Dänemark auch Druckmaschinen hergestellt wurden, wußte ich nicht. Neben
dem Heidelberger Tiegel (Herr Jørgensen wies mich darauf hin, daß es sich um eine Maschine aus der Vorkiegszeit handelt) steht eine alte in Kopenhagen gebaute Presse, deren Funktionsweise ich nicht genauer ansehen konnte. Ich hatte nur Minuten Zeit und hab fix das Firmenschild fotografiert. So ein Durcheinander wie in dieser Werkstatt habe ich noch nie
in einer Druckerei gesehen. Sie ist so sehr angefüllt mit Möbeln, Gerätschaften und Bergen von Papier, daß ihr Besitzer nur seitwärts hindurchgehen kann, der Besucher kann sich von den Stufen des Einganges nur einen Meter hineinbewegen. Die Druckerei gilt als sehr billig, mir wurde erzählt, daß manche Cafés schon beim Vater des Druckers, den ich Mitte 50 schätzte, haben Quittungsblöcke drucken
lassen, die zu verbrauchen sie zehn Jahre benötigen. Der Drucker sprach nur wenig englisch, ich konnte mich aber bekanntmachen, wir strahlten uns an (weil es einfach schön ist, wenn sich zwei der letzten praktizierenden Buchdrucker treffen, man fühlt sich ein bißchen zu Hause überall, wo man einen Setzkasten sieht und Druckereiluft schnuppert), tauschten
unsere Visitenkarten (d.h. der Kollege drückte mir ein Etikett in die Hand), und dann mußte ich schon wieder weiter.
Christian am 25. August 2008 # :
Da ich jetzt auch ein paar Tage in Kopenhagen war, habe ich mir die Glyptotek auch angesehen. Großartiger Bau mit einer noch großartigeren Sammlung. Wenn man noch Zeit und Lust hat: Das Thorvaldsen Museum ist auch einen Besuch wert (und auch das ausleihen eines Audioguides).