Kunstmarkt
Die Max Goldt’schen Plastikthermometer (32 Seiten, mehrfarbiger Buchdruck vom handgesetzten Bleisatz, Englische Broschur) werden knapp, was einerseits erfreulich ist, andererseits hänge ich an dem Werk (das antiquarisch derzeit nicht mehr erhältlich zu sein scheint).
Um meinen Abschiedsschmerz zu mildern, habe ich den Preis erhöht. Statt 14,50 Euro kostet das Büchlein nun 25,00 Euro. Um wiederum diese unangekündigte Korrektur nicht in Entsetzen, Wut und Trauer bei Käufern umzuleiten, gebe ich 12 Exemplare zum alten Preis ab. Wer davon noch fix eines zu erwerben wünscht, wende sich bitte mit dem Stichwort Kunstmarkt an die Druckerey. Wir versenden gegen Vorausrechnung und Vorkasse zuzüglich Versandkosten per Briefpost, auf Wunsch auch versichert als DHL-Paket.
tags: ein gelbes plastikthermometer in form eines roten plastikfisches, max goldt
MZS am 29. Mai 2008 # :
Gustav Seibt in der Berliner Zeitung am 17. Mai 1999:
Geist des Dadaismus kehrt zurück
Hocherfreulich ist die jüngste Publikation des Humorschriftstellers Max Goldt im mit Recht so genannten “Institut für erfreuliche Drucksachen”. Der Typograph dieses inhaltlich wie äußerlich ansprechenden Machwerks ist Martin Z. Schröder, dessen Stil ebenso kapriziös ist wie sein Mittelinitial. Goldt und Schröder haben sich in Text und Schrift künstlerisch verbunden wie Leib und Geist. Auf mattgrauem Papier stehen in klassischen Lettern und oft unklassischer Anordnung verträumte Statements: “Nun redet der Hercules/ in seinem Mercedes/ Tacheles/ mit seiner Herculeuse”. Der spielerische Geist des Dadaismus kehrt in diesen Gebilden von zweckfreiem Rätselwitz nach über sieben Jahrzehnten zurück: “Weiche Eier! Verzweifelte Besitzer! Ovale Eltern! Ein warmer Traum von Bäumen!” So geht es in Großbuchstaben treppab wie ein Majakowski-Gedicht. Kurzum, das Buch paßt unter jeden Tannenzweig zu Nikolaus oder Weihnachten.
Florian am 30. Mai 2008 # :
Lieber Herr Schröder,
Ihr erstes Büchlein zu einem solch empörend niedrigen Preis zu verschleudern: Das ist doch schon eine (gelungene!) Provokation – die von Ihnen aber sicherlich gewohnt umsichtig durchdacht wurde. Was mich aber viel mehr interessieren würde: Sind Sie mit der Einschätzung von Gustav Seibt einverstanden, dass mit dem Büchlein der »Geist des Dadaismus« rehabilitiert wird? »Zweckfreier Rätselwitz«, »kapriziöser Stil«, »Dadaismus« – würden Sie das unterschreiben?
MZS am 30. Mai 2008 # :
Der Preis des ersten Büchleins war damals produktionsangemessen. Es ist ja zehn Jahre alt. Es gab halt keinen richtig arbeitenden Verlag mit vernünftigem Vertrieb, weshalb das Büchlein kaum bekannt wurde und sich erst über die Jahre abverkaufen ließ. Das sieht mit den limitierten Vinyl-Produkten von Goldt anders aus, und das nächste Buch wird auch von einem sehr guten Verlag in die Hände genommen werden. Inzwischen wurde das erste Büchlein antiquarisch schon für weit höhere Summen gehandelt und schmilzt eben auch der Bestand bei mir zusammen.
Das zweite Büchlein wird viel aufwendiger produziert, sowohl hand- und fußgedruckt als auch handgebunden, das erste ist ja industriell gebunden und auf einer schnellen Maschine gedruckt worden.
Rehabilitiert hat Seibt nicht geschrieben im Hinblick auf Majakowski-Gedichte, aber diese gehörten zu meinen wichtigen typografischen Anfangserfahrungen. Der Geist des Dadaismus steht mir nicht fern, das war doch eine bedeutende Befreiungsbewegung und auch eine geistvolle. Kunst und Gebrauchskunst fielen in eins, es war in der Tat eine kapriziöse Typografie, die da neben der Strömung der Elementaren Typografie geübt wurde, eine kindliche Wildheit mit erwachsenem Bewußtsein.
Im Plastikthermometer gibt es schon deutliche dadaistische Hinweise, etwa die Frau mit dem Fremdwörterbuch unter dem Arm, die Schönheit der Uhrzeit, das Frontispiz, die Bakterien von Parallelogrammgestalt. Die zitierte Seite mit den weichen Eiern erinnert absolut an Majakowski. Aber es ist eben doch kein originaler Dadaismus, keine Nachahmung, vielmehr eine Erinnerung.
Kapriziös, aber ja, das ganze Werk. Sonst hätte man die Texte ja auch in ein anderes Buch ordnen können. So bekommt jeder Text eine eigene, oft komplizierte Typografie, das ist schon sehr eigenwilliger Luxus.
Florian am 30. Mai 2008 # :
Man dankt befriedigt und grüßt verbindlich.
MZS am 30. Mai 2008 # :
Und der Herbergsvater erfreut sich an der manierlichen Umgangsform, wie sie im Internet nur in den feinen Häusern anzutreffen ist, ich sollte mir zum Schreiben einen Zylinder aufstülpen.