Arbeit: Spiel oder Fron?
In der heutigen Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung schreibt Jörg-Olaf Schäfers in seinem Notizblog sehr nett über die Druckerey und dieses Blog, dessen Berichterstattung von meiner Arbeit ihn an jene Druckerei erinnerte, der er als Schüler die digitale Anfertigung seiner Spickzettel anvertraute und deren Maschinenpark ihn faszinierte.
Am Freitag hat eine Zusammenarbeit mit einer in der Nähe befindlichen Freien Grundschule begonnen. Jeden Freitag bis zu den Sommerferien werden nun vier 11- und 12jährige in meine Werkstatt kommen. “Das ist jetzt mein Lieblingskurs” wurde nach der ersten Stunde ausgerufen. Es ist ein angenehmes Gefühl, wenn einem gesagt wird, daß man einen unterhaltsamen Beruf ausübt. Beinahe bekommt man ein schlechtes Gewissen, weil Arbeit oft einen unangenehmen Beigeschmack hat: wenn man sich nicht aussuchen kann, was man tut, wenn die Arbeit stupide und langweilig ist, wenn sie einen nicht interessiert, wenn man keinen Sinn in ihr sieht, wenn sie zu anstrengend ist. Leider gibt es noch viel zu viele solcher Arbeitsplätze und wird zu wenig Verantwortung an den Arbeiter übertragen. Oft liegt es aber auch an der eigenen Sicht auf die Arbeit: schickt man sich in die Notwendigkeit, den eigenen Unterhalt zu verdienen und versucht mit philosophischer Heiterkeit, mehr daraus zu gewinnen oder erduldet man die Arbeit nur? Da ich zu Ausgeglichenheit und guter Laune neige, habe ich (meistens mit Erfolg) immer versucht, mir auch doofe Arbeit schmackhaft zu machen, bis ich eine Tätigkeit gefunden hatte, die ich wirklich ausüben wollte. Wenn man Arbeit vergibt, sollte man darauf achten, daß Angestellte Freude daran gewinnen, nicht ihre Lebenszeit verschleudern. Außerdem steigert Freude am Tun die Leistung, das lohnt sich für alle.
Am Freitag konnte ich schon schnell Verantwortung übergeben, denn die Kinder stellten sich sehr geschickt an. Stella hat nach einer Stunde ihre erste Druckform geschlossen und in die Maschine gehoben, das Setzen machte ihr aber mehr Spaß, vielleicht, weil es auch noch ein Suchspiel im Setzkasten ist. Robert hätte wohl am liebsten am Pedaltiegel gearbeitet, der ihn wegen des großen Rades und des dumpfen Ratterns an eine Lokomotive erinnerte. Aber der muß für die Kinder leider tabu bleiben, weil er zu viele Gefahren birgt. Ich hätte Angst vor Unfällen. An solchen Maschinen dürfen nur deren Besitzer arbeiten; das ist gesetzlich geregelt, was mir vernünftig erscheint.
Ich werde mit den Kindern und deren Eltern besprechen, ob ich hier Fotos von unserer Arbeit zeigen darf; bis zu den Ferien würde ich natürlich gern nicht weniger herstellen als, natürlich: ein Büchlein.
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