Ausflug zum Tiefdruck · 26. September 2009
Am 30. April 2009 hatte ich alte und neue BMW-Reklame verglichen und war von Lesern darauf aufmerksam gemacht worden, daß es sich bei der Aktion von 2009 um ein Kunstwerk handelt. Der in Berlin lebende südafrikanische Künstler: Robin Rhode. Er ist mir in seinem Werk gestern wiederbegegnet.
Gestern wurde in der Berliner Galerie Nils Borch Jensen eine Ausstellung eröffnet mit Werken (oder wie man heute sagt: Arbeiten) von Takehito Koganezawa und Robin Rhode als Tiefdrucke von Nils Borch Jensen. Ich war im Sommer 2008 für das AD-Magazin bei Jensen in Kopenhagen gewesen und hatte die Arbeit des Meisterdruckers bewundert.
Als ich gestern die tiefgedruckten Fotos von Robin Rhode sah, war ich fasziniert. Und meine kunsthistorisch wie drucktechnisch beschlagene Begleiterin auch. Diese Tiefe, diese Brillanz, diese Leuchtkraft sind aus einem Fotopapier nicht herauszuholen. Der Tiefdruck bringt jede Feinheit im Relief, welches einem zwar nicht entgegenspringt aber das Bild so erhöht, daß man nähertreten muß, weil man sich fragt: Verdammt, wie ist denn das gemacht?
Robin Rhode und Nils Borch Jensen haben es darauf angelegt, in Rhodes Fotoserie Pan’s Opticon Studies im Foto oder Druck bislang nie gesehene metallische Effekte in historischen Vermessungsgeräten abzubilden. Zwei ähnliche Motive finden sich in dieser Serie. Und eines der gedruckten Fotos, das aber im Originaltiefdruck eine gänzlich neue Qualität darstellt, auf artnet.
Der Druck hat einen zweiten Vorteil: Man findet hier sehr preisgünstig druckgrafische Werke von Künstlern, deren Einzelstücke bereits teuer sind. Die Druckgrafik (ein weites Feld, das traditionell von Albrecht Dürer bis Baldwin Zettl reicht und durch Drucker wie Jensen erstaunliche Weiterungen erfährt) ist ein Sammelgebiet, auf dem man sich auch orientieren kann, ohne Millionär zu sein.
— Martin Z. Schröder