Ein Telefon aus Blei · 9. Oktober 2007
Besonders reizvoll am Buchdruckverfahren ist die Lebendigkeit des Druckbildes. Jede Type hat ein Eigenleben. Immer wieder werden die Lettern gesetzt, gedruckt und wieder in den Setzkasten abgelegt. So trägt jede Letter mit den Jahren eigene Spuren davon. Buchstaben werden zu Persönlichkeiten. Bleischriften können, je nach Gebrauch, über 100 Jahre alt werden. Dieses Telefonsymbol (rote Druckform) ist noch jung, etwa seit fünf Jahren in Gebrauch. Die drei w und die Ziffern (hier aus der klassizistischen Walbaum von 1803) aber haben schon einige Jahrzehnte auf dem Korpus, an denSerifen (Füßchen) der “w” kann man es erkennen; die Ziffern haben sich noch gut gehalten. Man könnte nun, wenn sich dieses Bild aus dem Setzkasten verallgemeinern ließe, spekulieren, daß die Schrift kaum für Akzidenzen wie Visitenkarten eingesetzt wurde, also Postleitzahlen und Telefonnummern selten gesetzt wurden. So lernt noch der Setzkasten zu sprechen.
— Martin Z. Schröder
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