Typografisch niesen · 16. September 2010
In diesem Text wird das Bild eines Niesens mit entsetzlichen Folgen heraufbeschworen. Und es schien mir angebracht, dieses Niesen bildlich umzusetzen.
Auf diesem Bild ist das Loch in der Kolumne zu sehen, in welches das Niesen eingebaut werden soll.
Zuerst wurden die drei Zeilen gesetzt und in das Loch gehoben.
Dann wurden sie gespreizt. So etwas macht Drucker sehr nervös, denn der Schrägsatz muß fest im Schließrahmen sitzten, damit er nicht spießt, also Teile des Blindmaterials durch die Erschütterungen der Druckmaschine nach oben auf die Höhe der Schrift wandern und mitdrucken. Noch schlimmer wäre, wenn der Satz sich so lockert, daß er in die Maschine fällt. Aber das ist mir (natürlich, würde ich dreist behaupten wollen) nicht passiert. Die Form war fest, ich habe aber trotzdem etwas öfter das Druckbild geprüft.
Und dieses Foto zeigt die Explosion des Niesens während einer Mahlzeit. Daß die Unger-Fraktur zur Futura gestellt wurde, kann man politisch deuten, wenn man es auf den Text bezieht. Ich habe keine politische Deutung intendiert, mir erschienen die Ligaturen in dem unregelmäßig spationierten Satz gut geeignet zur Illustration von der beschriebenen Bröckchen. Die Fraktur hat viele Ligaturen, und man darf sie auch im gesperrten Satz nicht auflösen. Das kam mir entgegen, auch wenn die Satzregeln für diese bildliche Darstellung zu vernachlässigen sind.
— Martin Z. Schröder
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