Ein Blick in den Fundus · 15. Juli 2009
Gestern suchte ich für einen Kunden einen Druckstock im Fundus. Eine Bäckerbrezel. Hab auch eine gefunden. Eine hölzerne, also als Holzstich. Diese Stiche wurden vor hundert Jahren viel produziert. Sie wurden vorgeätzt und dann nachgestochen.
Das Bild ist nicht mehr ganz klar, aber vielleicht ist es für den Auftrag gerade geeignet.
Bei der Gelegenheit habe ich noch weiter im Fundus gestöbert. Wenn man Bestände eines Betriebes übernimmt, wandert manches unbesehen in den Schrank, damit erst einmal alles verstaut wird. Diese Rundsätze liegen bestimmt seit zehn Jahren bei mir, ich kann mich gar nicht erinnern, woher sie gekommen sind. Da entdecke ich heute einige Rundformen mit kyrillischen Typen wieder. Die habe ich mir noch nie so genau angesehen. Bei diesem mußte ich ja lachen. Wer die Buchstaben zu lesen versteht, wird verstehen, warum: deutsche Sprache in russischer Schrift. “Schtammbetrib” ist doch hübsch, was?
Was Postawtschik heißt, weiß ich nicht. Rechts das heißt wohl “Zentrales Jugendobjekt”. Aber was bedeutet stroiltelnoi utschastok? Und gasoprowod?
Und das FDJ-Zeichen ist ein hölzernes. Ob das noch aus den dreißiger Jahren von den Exilgruppen der FDJ stammt? Oder hat man in der DDR noch Holz gestochen für Gebrauchsgrafik?
In dem Fundus befinden sich neben betrieblichen auch religiöse und politische Sätze.
Und diese Kombination zeigt, was eine Druckerei, erlebt sie einen Systemwechsel, für Aufträge bekommt.
Noch ein Fund: Der englische Schweizerdegen Justin Knopp hat eine ganz wunderbare Website gefunden, nämlich Woodtyper. Die Bilder! Mir zieht’s die Schuhe aus, während mich ein Elch knutscht, den eine Lok streift. Und da geht’s zur: Rob Roy Kelly American Wood Type Collection.
— Martin Z. Schröder
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